SanG Reform

So ich muss hier mit ein paar Ängsten aufrämen:

  1. Übergangsfrist:
    Die war in Deutschland 10 Jahre! Für die umstellung von 2 auf 3 Jahre. Es wär unrealistisch anzunehmen, dass bei uns eine Umstellung von solala 1 Jahr auf 3 (mit oder ohne Studium) jetzt schneller gehen würde.

  2. NFS als Bsc Studium:
    Es gibt genug Möglichkeiten an FH´s Vorerfahrung und Ausbildung anzurechnen. Niemand wird als NFS-NKx „ganz von vorne Anfangen“ müssen. Auch gibt es jetzt schon genug berufsbegleitender Studiengänge. Niemand sagt dass wir alle 3 Jahre lang auf unser Gehalt verzichten müssen um uns an die FH zu setzten. Und zur Finanzierung: das ist ja der Clou an dem Ganzen. Die liegt dann nämlch nicht mehr beim RK, ASB oder dem einzelnen Sani, sondern beim Bildungsministerium :wink:

  3. Strukturelle Anpassungen:
    Ja, unbedingt. Aber solange ich als Sani nicht viel mehr kann als ein Taxler brauch ich mich nicht wundern, wenn ich so eingesetzt und bezahlt werde. Die wichtigste strukturelle Anpassung wäre, uns als Gesundheitsdienstleister anzuerkennen. Und das geht nur mit Ausbildung.

  4. Wegfall von Ressourcen:
    Gegenfrage: brauchen wir wirklich diese Massen an „RTW“/SEW/KTW/zauberwagerl?
    Hier als beispiel die Übersicht der RD Kontakte pro 100.000EW pro Jahr:
    Schweiz: 5700
    Bayern: 14.500
    Österreich: 48.000
    Quelle: https://www.bvrd.at/wp-content/uploads/2024/05/Positionspapier_Zukunft_Rettungsdienst_2024_V2.2.pdf Seite 94
    Also entweder sterben in der Schweiz die Leute in Scharen auf der Straße oder unser RD ist hochgradig ineffektiv…

  5. Einbindung
    jeder ist herzlich eingeladen, sich einzubringen! Unterstützt eine Initiative eurer Wahl, oder zieh mit Schildern los vors Parlament.:wink:
    Ein guter Startpunkt dafür ist Gib Dir eine Stimme - BVRD

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Also der Kronenzeitung glaub ich ja maximal das Datum… :stuck_out_tongue:
Gerade nach den letzten Artikel (Stichwort: NFS-Quote und von NKx noch nie was gehört…) würd ich persönlich ja sehr vorsichtig sein, auf Basis von Krone-Artikeln irgendwelche Aussagen zu treffen. Der Widerstand könnte von mindestens 2 anderen LVs und anderen Standesvertretungen genauso kommen. Also bitte…

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Ad „Finanzierung liegt beim Bildungsministerium“: Glaubt irgendwer ernsthaft, dass das das Problem vereinfacht? Nice try. Die Einsparungsaufträge an die Sektionen des BMB für 2025ff sind jetzt schon deftig und liegen den Bildungseinrichtungen gewaltig im Magen (weiß ich tatsächlich aus erster Hand). Wenn da irgendwer kommt mit „wir brauchen…“ wird vermutlich ziemlich schnell die Tür zufliegen. Schön langsam sollt ma aufhören mit der Träumerei, dass im Budget der nächsten Jahre Platz für irgendwelche Verbesserungen sein wird. Maastricht lässt grüßen.

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Ich denke, dass in dieser Diskussion einige Dinge vermischt werden. Teilweise klingt es ja so, als ob ab übermorgen nur mehr Bsc-NFS Patienten angreifen dürfen.

Nur, weil das SanG eine Möglichkeit einräumt, heißt das noch lange nicht, dass das auch wirklich ausgebildet wird oder in den Landesrettungsgesetzen tatsächlich abgebildet und damit am Rettungsauto gefordert wird. NKI hamma seit 2002 sag ich nur, und ich glaube, dass es in Österreich viele nicht-NKI gibt, die trotzdem noch Rettung fahren dürfen. :wink:

Ich glaube nicht, dass sich irgendwer Sorgen um heute, morgen oder übermorgen startende Ausbildungen machen muss oder (machen werden sagen: leider!) dramatische Änderungen im Rettungswesen bevorstehen.

Aber ja, wenns die Möglichkeit gäbe, „Sanitäter“ auch wo zu studieren, dann schafft das wohl langfristig mehr Unabhängigkeit für den ganzen Beruf und hilft damit allen (auch den nicht-studierten), wurscht ob ehrenamtlich oder beruflich. Ich verweise da jetzt auf die Diskussion im anderen Thread zum Verhalten von Chefärzten. Wenns auch studierte Sanitäter gibt, dann kann sich ein Chefarzt auch nimmer so aufspielen, weil der Gesetzgeber dem Gesundheitsberuf wohl mehr Selbstregelungskompetenz zutraut.

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Auch wenn ich nichts davon halte, den Rettungsdienst beim Reformthema ständig mit der Pflege zu vergleichen, aber bei dieser Aussage muss ich schon herzlich schmunzeln :joy:

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Na gut, ich auch. :rofl:

Ich ziehe meine Prognose zum „Aufspielen“ zurück, nur die Auswirkungen sind andere. Vergleich mas mit dem Krankenhaus: Da kann der ärztliche Direktor sich zwar aufspielen, aber er muss an der Pflegedirektion vorbei. Bei der Rettung hamma ka Sanitätsdir… ähm, Sanitäterdirektion.

Also ich spüre hier leichte Existenzangst, die schon fast ein bisschen pathologisch geworden zu sein scheint. Die Freiwilligkeit wird nicht durch ein neues Berufsgesetz plötzlich aussterben, Übergangsfristen werden eher Richtung zweistellig gehen und im allgemeinen braucht keiner irgendwelche grundlegenden Strukturveränderungen erwarten. Das höchste der Gefühle wird ein erweiterter Rahmen, nirgendwo werden als nächster Schritt neue Mindeststandards eingeführt, größere Finanztöpfe geschaffen oder gar Mitarbeiter besser bezahlt werden. Sorry, aber so funktionieren wir nicht. Vielleicht schafft man eine „wennst meinst“ Bacherlorausbildung, vielleicht gibts nen Lehreruf, oder vielleicht gibts garnix außer „sie geniessen jetzt Berufsschutz, wenn sie bei der MA arbeiten“. Ganz sicher wird welche Lösung auch immer nicht mehr als ein neues Maximum darstellen.

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Würden die Forderungen der Initiative Zukunft Rettungsdienst so wie sie sind umgesetzt, wäre das einzige was sich langfristig ändern würde, das Freiwillige aufgrund der höheren Anforderungen bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr das Teamleading in der Notfallrettung übernehmen. Zumindest wenn man andere Faktoren außen vor lässt.

Die Probleme, die die Freiwilligkeit nämlich realistischer auf lange Frist verschwinden lassen könnten, sind dieselben, die jetzt schon ein Problem sind:

  • zurückgehende Bereitschaft sich freiwillig zu engagieren und mangelnde Wertschätzung freiwilliger Arbeit
  • höheres Fahrtenaufkommen
  • damit sinkende Akzeptanz der Arbeitgeber für freiwillige Arbeit im RD unter der Woche
  • mangelnder Einsatz der HiOrgs um Mitarbeiter zu halten (manuelle Tragen auf nahezu allen Fahrzeugen, Dienstkleidung muss selbst gewaschen werden, zu geringe Aufwandsentschädigung, …)
  • teilw. toxisches Betriebsklima (ungeeignete Führungskräfte, Bevorzugung einzelner Mitarbeiter bei Fortbildungen etc., mobbing, …)
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Jop, also ich sehe es als Freiwilliger sowieso so, dass es besser wäre, wenn ein Vollprofi die primäre Behandlungsverantwortung trägt und ich mehr „zuarbeite“ bzw halt als professioneller Partner dabei bin.
Im aktuellen System übe ich die Rolle des „Pflegers“ aus, würden wir höhere Ansprüche stellen wäre ich „nur“ PFA.
Damit kann ich persönlich problemlos leben, ich habe trotzdem genug wertvolle Aufgaben im Team zu erfüllen und der Patient bekommt halt insgesamt eine bessere Versorgung.
Die tiefe medizinische Fachkompetenz muss in meinen Augen beim (primär) beruflichen Supernotfallsanitäter liegen, für das restliche Team reichen die „handwerklichen“ Skills der Normalorettunssanitäter.
Das erfordert halt vor allem einerseits die Selbstreflektion und Einsicht derer Freiwilligen, die nicht mehr Zeit(…) aufwänden können um sich auf diese Stufe zu heben und andererseits die Finanzierung dieser „gehobenen“ Postion. Ob das dann ein Lehrberuf oder akademisch ist, finde ich persönlich eine sehr „akademische“ Frage :wink:

Solange hier aber kein großer Konsens auf politischer Seite (dazu gehören auch die Provider) besteht, wird so ein massiver Systemwechsel nicht passieren.

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Das gute ist, dass bei den meisten jungen Kollegen in meinem Umfeld das Bewusstsein da ist, dass sich etwas ändern muss.
Ich habe vor ~5 Jahren mit dem Zivildienst an einer größeren RK-Bezirksstelle in NÖ begonnen und nach dem Kurs war eigentlich jedem Klar das wir für Notfallrettung völlig unzureichend vorbereitet sind.
Ähnliches gilt für meinen NFS-Kurs (jetzt in etwa 3 Jahre her).

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Dem ist nicht ganz so. Ein potenzieller RTWC der mit 2 RS besetzt wird, bekommt 1. keinen C Zuschlag und 2. kostet eventuell sogar Strafe, weil die Bezirksstelle ihre Quote nicht erfüllen kann …

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Ich denke auch das lässt sich mittlerweile nicht mehr für jeden LV so pauschal sagen. Einige streben ja doch eine längere Ausbildung und eine klare trennung an (wenn auch durch die vorgaben vom Land) Ich kanns nur aus NÖ sagen aber hier ist der NFS,NKA,NKV um einige Stunden länger als im SanG so vorgesehen. Und da zahlt meines Wissens nach die HiOrg selbst oben drauf. Bei den 70ern das selbe spiel.
Was mir aber immer etwas zu kurz bei diesem Thema kommt ist, dass die Stunden des theoretischen und praktischen Selbststudiums nirgends aufscheinen! Immer nur „so viele Unterrichtsstunden warst du anwesend“ … da lassen sich die Stunden nämlich schnell mal verdoppeln…

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Absolut, aber die Entscheidung die politische Macht zu nutzen sitzt halt „oben“. Dass die großteils frische (weil wir ja nur sehr wenig personal langfristig halten) Mannschaft hier kein Reflektionsproblem hat, weil sie in ihrer „Frische“ diese Probleme spürt hilft leider nicht den Alteingesessenen die gerne weiterhin „vorne mitspielen“ wollen. Ich glaube das ganz viele von diesen ein System wie von mir beschrieben garnicht ablehnen würden, es sich aber nicht vorstellen können, weil sie „immerschon“ mit dem Doktor verwechselt wurden.
Jetzt hast du halt 3 Funktionäre auf oberster Ebene, die haben 2 Freunde noch im aktiven Fahrdienst und beide sagen, dass sie sofort aufhören würden, wenn sie nicht mehr Obernotfaller sind. Was glaubst du, denkt der Funktionär?

Wie diese gesamte Diskussion, liegt der Großteil des Problems auf Landesebene, weshalb ein Bundes(berufs)gesetz diesen Strukturwandel auch nur ermöglichen, aber definitiv nicht forcieren kann. NÖ kann jederzeit sagen „nurmehr NKI als Transportführer“. Dadurch muss in OÖ noch lange kein NFS auch nur am Auto sein. Der Traum, man schreibt einfach ins SanG „nur 3 jahre studierter DiplomNFS darf Notfallpatienten berühren“ ist für mich weitab jeder österreichischen Realität. Vor allem, da der Bund ja auch solche Gesetze nicht im absoluten Widerspruch zu den Interessen der Länder machen wird.

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Ja!
Mit der zukünftigen Regierung vermutlich nein…

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Kann mir auch leider nicht vorstellen, dass in naher Zukunft Geld dafür in die Hand genommen wird, zumal ja „im Prinzip eh alles super ist“, wie eine größere Organisation stets versichert

Man sieht ja in D oder E was eine längere Ausbildung gebracht hat. Im Endefekt nix, der Patient wird trotzdem ins Spital gefahren wo sich alles staut

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Man muss halt ehrlicherweise erkennen, dass eine bessere Ausbildung nur ein Teil der Lösung ist. Die Notarztdienste würden mit besserem Personal im RD sicher entlastet. Wenn ich aber nicht belassen kann, oder die Patientenströme woandershin lenken kann wird sich an der Situation im KH nix ändern. Es bräuchte eine Reform im niedergelassenen Bereich und eine weitere Förderung der PVZ im Sinne einer Urgent Care für nicht zeitkritische NotfallpatientInnen.

Zusätzlich muss die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung drastisch verbessert sein. Es nützt nichts wenn ich in der Notfallrettung meine BSc NFS trotzdem weiterhin mit low code Einsätzen verheiz, weil die Leut weiter mit Kopfweh, Husten und Bauchweh seit 4 Tagen bie 144 anrufen.

Aber das ist halt ein umfassenderes Problem, dass sich allein durch eine Rettungsdienstreform nicht lösen lässt.

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Gut, multfaktorielle Herangehensweise, Gesundheitskompetenz der Bevölkerung steigern und PVZ fördern, Projekte wie ACN, Gemeindenotfallsanitäter etc ausbauen bzw. implementieren usw., da stimme ich Dir zu.
Trotzdem fahren in Teilen des Landes geplanterweise Leute mit 100 Stunden Ausbildung zu Nptfallpatienten und das ist Misstand der abgeschafft gehört. Und je mehr Ausbildung ein Sanitäter hat, desto mehr Handlungskompentenz wird er aufweisen und zb den fieberhaften Infekt (rechtssicher und ethisch vertretbar) an die geeignete Stelle weiterverweisen, siehe dazu: oben angeführtes.
Zu den Situationen in den Krankenhäusern: Da hat sich zb die EInführung von Hausarztpraxen die den NFA vorgelagert sind bewährt.

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Dass die Notfallversorgung verbessert gehört ist eh klar, darauf bin ich ja eingegangen.

Ich mein nur, dass es nicht der große Wurf sein wird, das System zu entlasten. Die vorgelagerten Hausarztpraxen sind in der Theorie super, muss aber ehrlich sagen, dass ich es aus den zwei Maximalversorgern, die ich regelmäßig sehe, auch nicht als die große Lösung empfinde. Im einen gibt es das garnicht und im anderen funktionierts auch nur teilweise. Lasse mich aber hier gern eines anderen belehren