Rückgang im Freiwilligenbereich

Heute im ORF:
Rotes Kreuz: Rückgang im Freiwilligenbereich - noe.ORF.at

Mich wunderts nicht, der Arbeitsmarkt wird immer stressiger und junge Kollegen wollen gar nicht mehr 40h hackeln und die haben schon gar keine Lust dann noch jedes zweite WE 12h Rettung zu fahren (dann wirds halt nur noch 1x im Monat wenn die überhaupt noch dabei sind)

Das stimmt. Bei meiner Arbeit kann ichs mir zum Glück richten und relativ viel fahren. Aber bei uns auf der Dienststelle haben wir fast keinen Zuwachs außer 1-2 Zivildiener pro Turnus die als EA eine Zeit (ca. 1 Jahr würde ich schätzen) viel fahren und dann austreten. Das wird denke ich auch nicht besser in der Zukunft.

Und woran mag das liegen?

Da sind sicher mehrere Faktoren zu verorten. Grundlegende Einstellung der jungen Leute, gesellschaftlicher Wandel, wirtschaftliche Krisen, berufliche Paradigmenwechsel, Umgang mit Freiwilligen bei den Organisationen, …

Obwohl ich sagen muss dass sich auch nicht immer wirklich bemüht wird. Ein paar kleine Benefits würden wahrscheinlich schon reichen die Motivation ein bisschen zu heben. Gratis Kaffe und Getränke während der Schicht. Kooperation mit einem Fitnessstudio und freier Eintritt. Kleine Geschenke zu Weihnachten. Gratis Laden von E-Autos während dem Dienst usw. Das wären alles kleine Ausgaben im Vergleich zu weiteren hauptberuflichen Personal.

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Ich denke es kommt vieles zusammen, was die Ehrenamtlichkeit im Rettungsdienst zunehmend aussterben lässt:

  • immer mehr Einsätze während der Nacht
  • immer mehr Druck, den Hauptjob behalten zu wollen, um die hohen Fixkosten zu decken, daher will man auch ausgeschlafen und fit in die Arbeit gehen
  • immer höhere Kompetenzen und Anforderungen und damit auch immer höhere Verantwortung an in der Notfallrettung tätige Sanitäter, die viele Ehrenamtliche nicht mehr leisten können und auf sich nehmen (wollen).
  • mangelhaftes Führungspersonal, das weder die Beruflichen noch die Freiwilligen halten kann.

man darf nciht vergessen, dass wir gerade ~3 Jahre COVID Krise und generell seit 2008 wirtschaftskrisen am laufenden band hatten und immer noch haben. Krieg und Inflation treiben da sicher mehr die Leute weg in Verunsicherung als die übliche GenZ-will-nix-hackeln Vorverurteilung

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Die Benefits meiner Bzst:

-) Fitnessraum im Keller (kein echtes Fitnessstudio aber immerhin)
-) Tiefkühltruhe mit Essen aus dem man sich im Dienst bedienen darf
-) 10 Euro pro Dienst bzw 5 Euro pro AMB Dienst
-) die Hauptamtlichen Mitarbeiter (und Dienstführer) schätzen es wenn man Dienste macht.
-) Es werden alle Ausbildungen wie FÜK, PAS, NFS sofort ermöglich

Und trdm viel zu wenige EAs bei uns

Deinen 4.Punkt muss man wirklich hervorheben. Die Vereinsstatuten verhindern auch einiges an Fortschritt.

Zum 1.Punkt: Ein weiterer Punkt sind sicherlich auch die immer weiter steigenden Bagatelleinsätze, welche in der Nacht vor allem demotivieren.

Mich persönlich kotzt es auch an, dass das RK gefühlt als letzter RD es bis heute nicht geschafft hat eine Uniform nach EN20471 bereit zu stellen. Und man mit dem XXXXL Umhang in neongelb diese Norm als erfüllt ansieht, man mit dem Scheiß angezogen aber absolut nicht arbeiten kann.
Eine gute schicke Uniform trägt halt auch zum Employerbranding bei.

Das mit der Uniform sehe ich auch so, aber befürchte das die Neue nicht besonders gut ausschauen wird was den Schnitt und Farbgestaltung betrifft.

Das mit den höheren Kompetenzen und Anforderungen: Naja also 260 Stunden RS und los gehts, was könnte man denn da noch weiter absenken? Und augenscheinlich ist es im Großteil Österreichs das 2xRS Auto das zu Notfallpatienten kommt. Und schließlich ist eines der Hauptargumente gegen eine Professionalisierung des Rettungsdienstes dass dann keine Freiwilligen mehr mitmachen können.

Mit den immer höheren Kompetenzen und der Verantwortung habe ich gemeint dass zB. in NÖ regelmäßig RTW-C solo zu Einsätzen mit potenziell kritischen Patienten alarmiert werden (was ja absolut zu begrüßen ist, weil man dann als Sani mehr Verantwortung hat und nicht für alles einen Notarzt „blockieren“ muss).
Ich glaube aber doch - auch wenn es viele nicht offen ansprechen - dass viele Ehrenamtliche mit solchen Einsätzen durchaus ein Stück weit überfordert sind, egal welche Qualifikation sie haben. Speziell wenn sie dann am Transport als RS alleine beim Patienten sind während der berufliche NKx fährt.
Neben dem Vollzeit Brotberuf/Studium/Ausbildung auch noch kompetente und routinierten Notfallrettung anzubieten wird in solch einer Konstellation immer unmöglicher. Man bedenke dass man alleine als NKV um die 20 Medikamente zur Verfügung hat und die Anwendung der Kompetenz keine Kann- sonder einer Muss-Bestimmung ist.

Das ist ja alles nichts was nur den RD betrifft, überall wird das Ehrenamt weniger, egal ob Sport, Feuerwehr oder sonst wo.
Die Mentalität der Jugend ist heute eine gänzlich andere.
Und das sage ich als Ü30er… ich fühle mich alt :sweat_smile:

Ich bin noch älter. Egal, mir stoßt auf, es wird gerne auf die jüngere Generation mit dem Finger gezeigt.
Aber:
Im laufe der Jahre hat es sich bei der Bevölkerung eingebürgert, den RD Mitarbeiter etc. als selbstverständlich zu betrachten, Ich höhre seltenst super, danke, aber häufig ich warte schon …! ich begrüße immer, was bekomme ich zur Antwort xxxxx
Früher, wenn wir in der Nacht ausgerückt sind, dan war das klar ein RD Event.
Heute steht einer mit dem Koffer vorm Haus, motzt mich an und will sich nicht ABCDE en lassen. Da denke ich mir schon, warum soll ich mir das freiwillig antun!

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Passender aktueller Artikel dazu.
Leider hinter einer Paywall

Ich glaub nicht, dass die Jugend weniger Leistungsbereit ist als früher. Es gibt halt schlicht weg weniger Jugendliche. Somit schrumpft der Pool der möglichen Freiwilligen.

Ich muss aber schon sagen, dass das freiwillige soziale Jahr schon was bringt. Hat einige Mädels auf unsere Dienststelle gebracht die dann einen Teil ihrer Clique dazu motiviert haben auch RS zu werden. Was mir halt negativ auffällt ist, dass die meisten nur vielleicht maximal ein Jahr bleiben und dann immer seltener kommen.

Ich persönlich versteh ja nicht wieso man sich den RS Kurs antut und dann nach einem Jahr alles schleifen lässt. Rettungsdienst wird erst mit der Zeit und der Erfahrung spannend. Bzw. eigentlich erst ab NKV :wink:

Das hat nichts mit Leistungsbereitschaft zu tun, viele Jugendliche leisten heute mehr als „wir“ damals, dennoch ist der Fokus ein anderer.
Alle müssen in die große Stadt (Wien) und dort studieren und Karriere machen und haben dabei nicht viel außer Streß, Streß und Streß.

Solange jeder Zivi Turnus voll ist (bei uns zumindest) kann es auch nicht am Nachwuchs liegen, FSJ noch zusätzlich, theoretisch müssten es also immer mehr Freiwillige werden, wenn so viele (Prozentual) bleiben würden wie früher…

Ich kann jetzt endlich sagen: nach 20 Jahren hat sich beim RK teilweise nichts geändert (kann in anderen Landesverbänden anders sein!) Das ist denke ich einfach auch nicht ansprechend für die Jugend. Wenn neue Technologien am RK einfach vorbei gehen. Ich tue mir schon schwer, mich auf die Verhältnisse im Dienst einzustellen, aus der modernen Arbeitswelt heraus (kein Tablet wo ich gleich mit dokumentieren kann, keine direkte connection von meinem Handy zu den nächsten Aufträgen, usw.), kein gelebtes CRM, keine Fehler Kultur kein Weiterbildungskonzept, keine Anerkennung, behandelt werden wie billige Arbeitskräfte. Einfach alles so „modrig“ veraltet nicht zeitgemäß. Auch muss man bedenken wenn man Dienst macht, zahlt man finanziell drauf. „Dienst machen“ ist zurzeit ein Hobby das man sich leisten können muss.

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