ORF Thema 3.6.2024: Was dürfen Sanitäter in Österreich?

:see_no_evil: oh gott… sorry… habs korrigiert… danke für den Hinweis

Muss dir da absolut recht geben.

Ich weiß aus erster Hand, dass in NÖ öfters Kompetenzüberschreitungen vorkommen. Hier schreibt der Sani nach dem Einsatz einfach eine Mail an den Chefarzt stellt die Situation dar und begründet sein handeln.
Antwort vom Chefarzt: Passt sscho.

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Im Grunde müsste man ja anders herum die Dinge sammeln bei denen irgendwas ordentlich schief geht zb → Brief nach Todesfall - Sanitäter schlägt Alarm: „Zustände nicht tragbar“ | krone.at . Solche Sachen werden ja öfter passieren- mit mehreren solchen Vorkommnissen würde sich wahrscheinlich schon ganz gut öffentlicher Druck aufbauen lassen für eine anständige Ausbildung und Ausstattung österreichweit gleich. Mir würde da als Unterkante ein wiener RTW mit mind. 1x NKV/ NKI vorschweben.

@dormicum kannst Du Beispielhaft sagen um welche Art der Kompetenzüberschreitung es da geht?

Abweichende Medikamentenmenge
Abweichen der Indikationen für ein Medikament
Anwendung von Medizinprodukten ohne Freigabe

Muss aber auch erwähnen, dass hier von den Sanis besuchte Kursformate und S3 bzw S2k Leitlinien zur Legitimation vorgebracht werden.

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Die einzige Kompetenzüberschreitung die ich schon öfter „verbrochen“ habe ist eine Patella zu reponieren. Obwohl ich nicht mal weiß ob das wirklich verboten ist :wink:

Jetzt wäre es interessant welche Zusatzausbildung Tobias hat. Einfach weil er es gemacht hat und es in dem Fall gut gegangen ist wird nix bringen. Mit dieser Argumentationsschiene wird dann in Zukunft jeder machen was er will.

Wenn wir schon bei diversen Kursen sind: hat eigentlich irgendein Sani in Österreich jemals eine Entlastungspunktion durchgeführt? Das würde ich zb. niemals machen obwohl ich es in diversen Buchstaben Kursen gelernt habe und es in den Leitlinien steht. Das ist mir einfach zu invasiv ohne es vorher an einer Leiche trainiert zu haben.Ich bin mir auch nicht sicher ob da irgendein Chefarzt hinter dir steht.

Es gibt ja Kurse in denen genau das an Leichen trainiert wird → Skill Training MA70, Vie RT MA70, NAW Berlin bietet was an, genauso wie die AGN Graz, Intech Heidelberg usw.
Wie man mit einem Patienten umgeht der vor einem „spannt“ ist vom Gesetz her klar, warten auf den Akademiker.
In D und CH dürfen Sanis entlasten

Alle Macht geht vom Volke aus. Um das GG der lieben Nachbarn zu zitieren.

So lange die Basis solche Personen weiterhin in diesen Positionen waehlt, bzw die Nachwuchskräfte mit selbigen Mindset in Orts und Bezirksstellenleitungen gewählt werden.

Sieht man ja jetzt schoen am Beispiel Tirol, wo sich die lokale Bezirksstelle nicht mehr alles gefallen lässt.

Ich find man muss nochmal auf den Militär-Sager vom Chefarzt eingehen. Trotz meines Backgroundes musste ich das Wort füsilieren erst mal googlen. Abgesehen davon dass der Vergleich mitn Militär absolut hinkt (außer vielleicht mit dem russischen) will der Herr ihm ja offensichtlich keine Medaillie umhängen (da er ja mit der Maßnahme nicht einverstanden war), sondern eben füsilieren. - also vors Erschießungskommando bringen!
Das lässt tief blicken :sweat_smile:
irgendso ein Zumpfi der im GWD wahrscheinlich Spießschreiber war, einen absoluten Geltungsdrang entwickelt hat und dies jetzt als RK Funktionär auslässt

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Ja die Aussage mit dem Militär fand ich auch unpassend - der Chefarzt wirkt total fehl am Platz.

Ich feier gerade deine Definition eines RK Funktionärs: Ist vermutlich in 80% der Fällen eh so :smiley:

Problem ist halt dass die Funktionäre meist auch von Funktionären gewählt werden, die nie im Einsatzdienst sind/waren und fragliche Hintergründe bestehen.
Bezirksstellenleiter der niemals einen RTW von innen sah weil seine Aufgabe ihm als Bezirkshauptmann erwachsen ist, nur dass die Bürgermeister keinen Widerspruch bei Erhöhungen des Rettungseuros vorbringen.

Die Aussage vom Chefarzt ist völlig daneben. So einen Auftritt darf man sich in der Position nicht leisten.

Ich würd aber trotzdem gerne die Emotionen ein bisschen zur Seite schieben und hier den Sachinhalt diskutieren. Ich glaub nämlich, dass das spannend wäre für die Reflexion. Und dafür samma ja (auch) im Forum. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Ein hypothetischer anonymer NKV kommt zu einem erstickenden Patienten. Anstatt das zu tun, was in dieser Situation für Personen vorgesehen ist, die den Umgang mit dem Laryngoskop nicht gelernt haben (nicht nur lt. seinem Arbeitgeber, sondern auch lt. diversen Empfehlungen von Fachgesellschaften), greift er trotzdem zum Laryngoskop. Mangels Übung mit dem Gerät führt er es zu tief ein und schiebt den Fleischbrocken ein Stück weiter nach hinten, direkt zur Stimmritze. Beim Hantieren mit der Magillzange werden die Schleimhäute in dem Bereich noch weiter gereitzt. Es kommt zu Schwellungen und Blutungen, die dem kurz darauf eintreffenden Critical-Care-Personal die Intubation unmöglich machen. Der Patient verstirbt.

Ich kenn den Kollegen aus Tirol nicht, ich weiß nicht, ob er schon einmal ein Laryngoskop in der Hand hatte oder vielleicht eh grad in einem NKI-Kurs sitzt. Er hat in dieser einen individuellen Situation etwas getan, was er lt. Richtlinien des Arbeitgebers nicht darf. Es ist gut gegangen.

Ich befürchte, dass bei der akutellen Diskussion hängen bleiben könnte, dass der Umgang mit dem Laryngoskop eh ur easy ist und man locker einen Fremdkörper entfernen kann, wenn man das einmal nebenbei an der Puppe in der Hand hatte.

Meine Erfahrung aus meiner NKI-Ausbildung ist eine andere. Die ersten 5 Male mit dem Laryngoskop waren alles andere als einfach. Und da war ich nicht alleine bei einem erstickenden Patienten.

Schön, dass es gut gegangen ist (für Patient und Sanitäter). Aber wenn das nicht gut gegangen wäre, hätte er richtig den Arsch offen gehabt. Als nicht-NKI laryngoskopieren spielts nicht amal bei der MA70 oder in Fischamend.


Thema 2: „In NÖ darfst eh alles machen.“ Ich hatte da vor einiger Zeit eine Fortbildung, wo der vom LV, der die Rechtssachen unterrichtet zwei Punkte gesagt hat, die auch in dieser Diskussion nicht vorkamen.
„Wenn du es nachher rechtfertigen kannst.“ und das zweite ist etwas komplizierter. Er hat recht lange erklärt, warum nicht jeder Einsatz ein Notstand ist… „Da musst du mit deinem RTW schon eingeschneit sein in einem Tal und es kommt kein Notarzt und kein Hubschrauber rein.“

Der Unterschied zwischen NÖ und anderen Bundesländern ist glaub ich vor allem (das hoffe ich jedenfalls - ich kann auch Fehler machen und irgendwann den gefürchteten Anruf vom Chefarzt kriegen oder mich selber melden müssen), dass der Chefarzt in NÖ schaut als erstes, was passiert ist und was getan wurde und ob es medizinisch sinnvoll war, und als zweites auf die Regeln. Das machts jetzt aber für den Sani nicht einfacher.

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Oh wow, danke fürs Nachschauen. Das wäre echt eine Schlagzeile wert: „Chefarzt will Sanitäter erschiessen lassen“.
Echt eine absolut unpassende Ansage, die ihm hoffentlich den Job kosten wird!

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Wahnsinn.

Also im Klartext hat der Chefarzt folgende zwei Möglichkeiten vorgeschlagen:

Entweder eine Erschießung oder ein Belobigung.

Ich geb’ dir da absolut Recht.
Allerdings sehe ich es als Versäumnis der Organisation, dass die direkte Laryngoskopie speziell beim Bolusgeschehen nicht Pflichinhalt der NFS Ausbildung ist. Laryngoskopie != Intubation. Das sind schon nochmal zwei paar Schuhe.

Zumal die Erfahrung dann beim Intubieren helfen würde in weiterer Folge.

Zu dem Einsatz im Speziellen. Da war das entfernen mit Hilfe des Laryngoskops mMn. ziemlich eindeutig eine Ultima ratio. Weitere 10 Minuten ohne Ventilation bis das Nef kommt? Nein danke.

Wenn ichs in den Worten des besten Präsidenten zusammenfassen darf: „Er hat ihn ja ned umgebracht. Was will ma mehr.“…

Wissen wir das, oder ist das nur eine Annahme? :thinking:

Als Ultima Ratio, wenn andere Versuche versagt haben, selbstverständlich - auch wenn er noch nie ein Laryngoskop in der Hand hatte.

Die „Ultima Ratio“ ist für mich in dem Fall, dass ich schon reanimiere UND keine Luft reinbekomme, weil ich den Fleischbrocken weder durch Beatmungen hinunter noch durch Herzdruckmassage (=Erhöhung des intrathorakalen Drucks) hinaufbekomme.

ERC-BLS, Seite 103 (https://cprguidelines.eu/assets/guidelines/European-Resuscitation-Council-Guidelines-2021-Ba.pdf)

In den ALS-Guidelines steht:

Choking
The initial management of foreign body airway obstruction (choking) is addressed in the BLS section.247,248 In an unconscious patient with suspected foreign body airway obstruction if initial basic measures are unsuccessful use laryngoscopy and forceps to remove the foreign body under direct vision. To do this effectively requires training.
(ERC-ALS, S. 130, https://cprguidelines.eu/assets/guidelines/European-Resuscitation-Council-Guidelines-2021-Ad.pdf)

Jetzt müssen wir glaub ich diskutieren, ob die Laryngoskopie zur Fremdkörperentfernung in die NFS-Ausbildung aufgenommen werden muss und möglich ist zu erlernen, ohne dass man es am echten Menschen geübt hat.

Und das kann ich jetzt nimmer beurteilen… gibts dazu Meinungen?

Wie genau soll man das am Menschen üben? Da kannst 10 Jahre Praktikum im Krankenhaus machen und wahrscheinlich keinen einzigen Fall sehen. Fremdkörper werden im KH endoskopisch oder bronchoskopisch entfernt.

Man lernt ja auch sämtliche anderen Airway Devices (außer in der NKI Ausbildung) nur an der Puppe.

Naja… BMV lernt ja jeder NFS im Praktikum. Und ich und die meisten aus meinem Kurs konnten im Praktikum mit LMA bzw. i-gel üben. Finde die Idee eigentlich nicht schlecht. Man könnte ja zumindest unter Ärztlicher Aufsicht/Führung das Laryngoskop verwenden um zu üben.

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