Verbesserungen der letzten Jahre

Tatsächlich muss man sagen, dass sich der Rettungsdienst in den vergangenen zehn Jahren drastisch verändert hat. Natürlich nicht immer zum Guten, aber auch ohne schon so lange dabei gewesen zu sein, denke ich, dass sich durchaus viele Dinge verbessert haben.

Was man so aus der Distanz wahrnimmt, ist, dass viele Bundesländer (wie Niederösterreich) wirklich Initiative ergriffen und sowohl Ausbildung als auch Material stark angepasst haben.

Und um uns nicht immer nur mit den negativen und verbesserungsbedürftigen Dingen zu beschäftigen, würde ich gern in die Runde fragen: Was hat sich aus eurer Sicht wirklich verbessert? Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind.

Aus meiner Perspektive (ich bin noch nicht so lange dabei, weshalb einige Dinge auch nur auf Erzählungen beruhen):

Für Kärnten:
• Trennung von RTW und KTW sowie der Versuch, mehr Notfallsanitäter auszubilden
• Starke Erweiterung der Arzneimittelliste
• (Vor meiner Zeit, aber ich könnte mir nicht vorstellen, jeden Patienten mit dem Tragsessel ins Auto zu heben, anstatt über eine Rampe zu fahren xD)
• Einführung des NKVs in Kärnten (aber ebenfalls vor meiner Zeit)
• Generell die Aufwertung des Notfallsanitäters, der nicht mehr nur als „Assistent“ für den Notarzt/Ärztin gesehen wird, sondern als Fachkraft, die viele Maßnahmen eigenständig und kompetent durchführen kann.

Was ist es bei euch so?

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Für Salzburg (Stadt) in den letzten 10 Jahren:

-Ausstattung der RTW mit Corpuls 3 und Medumat Transport
-Einführung von digitalen Dokumentation, mit PDF für die Krankenhäuser
-Einführung TNA und bei Notkompetenz-Anwendung Verständigung via App statt Nachforderung des NEFs
-NFS verpflichtend am RTW, viel mehr NFS ausgebildet
-Regelmäßiges Simulationstraining mit externem Anbieter an der PMU
-Anschaffung eines Schwerlast-RTW
-Erweiterung der AML
-„Kleinigkeiten“ wie bessere Rucksäcke, standardisiertes Abfrageschema
-Das Allergrößte: Andere Teamkultur in der Zusammenarbeit zwischen Notärzten, NEF-NFS und RTW-Mannschaften. Da haben sich Welten verändert!

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Dann ergänze ich mal für Steiermark:

  • keine Teilnehmerbegrenzung beim NFS-Einstiegstag mehr
  • NFS wird automatisch bis zum NKV ausgebildet
  • NFS Ausbildung zunehmend in Richtung Teamleader RTW statt nur NA-Assistent
  • Pflichtfortbildungen und Simulationstrainings für NFS
  • virtEBA (KH Voranmeldung mit Kapazitäten-Abfrage)
  • MANV-Modul (ähnlich wie virtEBA, nur für Einsatzleiter / Leiter Transport)
  • TeleNA (hoffentlich auch irgendwann in der Nacht)
  • Allgemein ein Trend in die richtige Richtung wahrnehmbar
  • (hab sicher noch Sachen vergessen)
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Neben den schon angeführten Verbesserung in der Ausrusestung gab es in NÖ ein deutliche Aufwertung der NFS.

Weg vom NAW Sani als Notarzt Assi zum selbständig denkenden und eigenverantwortlich handelnden Teamleiter auf einem RTW.

Das zeigt bereits deutliche Auswirkungen in der Außenwahrnehmung.

Dazu sind die wesentlichen Stellen im LV nun auch dazu übergegangen Entscheidung anhand von wissenschaftlicher Evidenz und internationalen Leitlinien zu treffen (siehe aktuelle Entwicklung der Behandlungsleitlinien im RDmed). Also eine deutliche Abkehr von „haben wir schon immer so gemacht“ und " da könnt ja jeder damit kommen".

Hervorheben darf man noch den 24/7 TNA, ebenfalls ein Gamechanger und wird bereits von anderen LVs genutzt.

Also liebe Kollegen in der Stmk, mitmachen statt selber machen :winking_face_with_tongue:

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In NÖ hab ich mittlerweile das Gefühl, dass wir in den letzten fünf Jahren so viele neue Tools und Möglichkeiten bekommen haben, dass der Notarzt teilweise wirklich nur noch bei den allerschlimmsten Fällen notwendig ist.

Natürlich fehlt noch einiges – manches könnte man vielleicht in Kombination mit einem Telenotarzt (und einem neuen SanG) abdecken (z. B. NIV, Kardioversion, Pacing, Heparin, Morphin, Betablocker, usw.).

Ich hoffe jedenfalls, die Entwicklung geht in diesem Tempo weiter.

Am meisten bewegt sich hald, wenn die Führungsebene nicht aus Bewahrern besteht, sondern aus Menschen, die aktuelle Probleme erkennen und bereit sind, über den Tellerrand hinauszublicken. Besonders entscheidend ist dabei der Chefarzt. Siehe Wien und NÖ.

Wer Veränderung will, braucht einen Chefarzt, der nicht am Alten festhält, sondern den Wandel mitgestaltet. Ist hald leider bei uns so…

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Was spricht eigentlich dagegen den NFS sofort mit nkv auszubilden?

Naja, das ist gar nicht so leicht zu beantworten.

Einerseits wird das durch das SanG (bzw die SanAusbildungsverordnung) verhindert, andererseits wenn man es gut organisiert, spricht gar nichts dagegen - jedenfalls ist rechtlich kein Zeitabstand in Form von Stunden zwischen NFS/NKA/NKV erforderlich (wie bei der NKI)

Um die Ausbildung zum NKA beginnen zu dürfen, muss lt SanAV die NFS Ausbildung abgeschlossen sein und um den NKV zu beginnen muss die NKA Ausbildung abgeschlossen sein.
Also muss plakativ gesagt, dass 40 stündige KH Praktikum für die NKV nach der Prüfung zum NKA absolviert werden und es kann nicht einfach während der NFS Ausbildung das KH Praktikum um dieses Ausmaß verlängert werden.

Weiters sind explizit nach Abschluss jeder Notfallkompetenz eine eigene Kommissionelle Prüfung vorgeschrieben.
Somit kann es natürlich sein, dass jemand den NFS schafft, aber nachher die NKA nicht schafft und somit NFS bleibt.
Jedenfalls jemanden vom RS zum NKV Auszubilden ohne ihn als vorher NFS und NKA gewesen sein zu lassen ist rechtlich nicht möglich.

Was sehr wohl geht ist hier ein Kursformat durchgängig zu planen.
Also, dass am Tag nach der NFS Prüfung der NKA Kurs beginnt und am Tag nach der NKA Prüfung der NKV Kurs beginnt und somit die Teilnehmer in kürzester Zeit NKV sind - mit der theoretischen Chance, dass dazwischen eine Prüfung nicht geschafft wird.

OÖ bildet zB NKA und NKV faktisch gemeinsam in einem Kurs aus (also zeitlich wie ein kurs dargestellt) während es zwei sind und dazwischen die NKA abgeschlossen wird mit einer „kommissionellen Prüfung“ die quasi eine zwischenprüfung ist.

In der Steiermark haben die Rettungsmediziner dies schon über das SanG abgedeckt (Fentanyl, NIV, Cardioversion, …)

Ist in der Steiermark schon Usus bei den neuen NFS-Kursen.

Machst den NFS-Kurs wird automatisch NKA/NKV dazu gemacht.

Hab nach meiner NFS Prüfung in NÖ kurz mit einem Mitglied der Kommision über das Thema gesprochen.
Anscheinend haben sie schon überlegt einen Kurs umzusetzen, den man als RS beginnt und mit dem NKV abschließt.
Nachdem aber Rechtlich eben drei Kurse mit drei Abschlussprüfungen gefordert sind, gibts bis heute noch drei Kurse mit drei Abschlussprüfungen.

Alle NFS sind aber dazu angehalten möglichst schnell die allgemeinen Notfallkompetenzen abzuschließen.

Wie ist denn das rechtlich gedeckt? Da es ja sonst immer heißt „geht nicht“. Dem SanG ist es egal das der „Rettungsmediziner“ ein halbes Humanmedizinstudium hat.

Ist dezidiert nur dem NFS-NKI freigegeben durch Einzelermächtigung durch den Chefarzt.

"(3) Voraussetzung für die Durchführung der Tätigkeiten gemäß Abs. 1 ist

  1. eine schriftliche Ermächtigung durch den für die ärztliche Versorgung zuständigen
    Vertreter der jeweiligen Einrichtung gemäß §23 Abs. 1"

Da andere nicht als Rettungsmediziner bzw. NKI ausgebildet werden bekommen die auch keine Einzelermächtigung.

Edit noch eine Verbesserung in der Steiermark:

  • offenere Kommunikation vom Verein

Muss für Wien leider sagen, dass sich in den letzten 10 Jahren nicht all zu viel zum positiven verändert hat.
Vor 15 Jahren hatten wir eine Vorreiterrolle, vor einigen Jahren kam mit dem neuen Chefarzt und der neuen Rettungsakademie nochmal eine positiver Drive( AML neu, Ausbau First Responder, QM, Simulation usw).Mittlerweile blicken ich bei vielen Dingen aber neidisch nach NÖ.
Ganz oben steht dabei die Leitstelle mit 141,1450, KT und RD unter einem Dach, die Doku, die um Welten besser ist, die Scoop of Practice Matrix inkl. RDMed. vs. unseren SOPs und der Telenotarzt , der in Wien wieder in der Versenkung verschwunden ist.

Wir hängen dzt. fest, die MA01 ist ein Klotz am Bein was Software Lösungen angeht, alles dauert ewig. In der Führungsrige ist jeder ist wichtiger als der andere, jeder will sich profilieren, es werden ständig neue Baustellen aufgerissen und nix zu Ende gebracht. Die Führung ist teilweise schwach, es dreht sich alles ausschließlich um deren Befindlichkeiten und nicht um die Sache.
Das spiegelt sich auch am Einsatzort wieder. Die Xte Bunte Weste am BO, keiner weiß wer der Teamleader ist, es findet ein regelhafter Notfalltourismus statt. 3 Ärzte + 3 bunte Westen und 6-7 Sanis am Einsatzort, für einen Notfallpatienten, ist bei uns mittlerweile Standard.
Wien muss aufpassen, wir drehen uns am Stand.

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Ja genau, und demnach dürfte die Freigabe eines Suchtgiftes im Grunde rechtlich kein Problem sein. Das da andere Probleme auf uns zukommen steht auf einem anderem Blatt, aber rechtlich ist es scheint so möglich.

Tatsächlich wurde ich mir am meisten ein potentes Analgetikum wünschen, dass ich nach Verabreichung von Paracetamol oder Novaligin (wenn nicht ausreichend) geben kann und das nicht Penthrop oder Ketanest heißt ( Da Kentanet zumindest bei uns nur bei Trauma freigegeben ist, und Penthrop sehr von der Patientencompliance abhängig ist) .

Und den IO Zugang bei Lebensgefahr.

Diese Wünsche stützen sich auf jahrelange Erfahrung und den erlebten Situationen, diese beiden Dinge würden mir Fallweise meinen Alltag erheblich leichter machen.

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Das ist in Niederösterreich leider nicht zwingend besser. Das gute ist, dass wir mittlerweile Kompetente Leute im Landesverband haben die den Zirkus der z.T. noch auf Bezirksstellen-Ebene aufgeführt stark eingrenzen.

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Ich stimme dir vollkommen zu und sehe es genauso.
Allerdings muss ich sagen, wenn ich 15 Jahre zurückdenke, muss ich sagen, dass damals viele Sachen ganz normal waren, die heute für mich unvorstellbar wären.
Z.B. RTW-Lenker, die den ganzen Dienst nicht einmal ihr Fahrzeug verlassen haben oder Mannschaften, die mal ohne Equipment schauen gegangen sind oder RTW-Teamleiter, die mit Einführung SanG zu NFS wurden, aber nicht mal ABCDE kannten.
In meiner Wahrnehmung hat der große Mangel an Notärzten um 2010-2012 schon zu einer deutlichen Emanzipation der Sanis geführt und vieles ins Rollen gebracht was davor unmöglich gewesen wäre.

Aber ich bin vollkommen bei dir, dass sich gefühlt in den letzten Jahren das Tempo der Innovationen in Wien deutlich verlangsamt hat und jetzt andere Bundesländer an vielen Ecken vorbeiziehen.

Da gebe ich dir Recht, der einzige Punkt dem ich nicht zustimmen kann ist die Cardioversion.
Das SanG sieht nur die Verwendung eines halbautomatischen Defis vor.

True, der Chefarzt steht halt dahinter

Ich hab mich eigentlich ziemlich gefreut, dass mal ein Thread kommt, der das positive unterstreicht und nicht sudert, was nicht alles schlechter geworden ist oder was man nicht alles noch verbessern könnte.

Versuchen wir doch, dabei zu bleiben!

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Ich geb hier mal meinen Senf als RK-OÖler dazu

  • NFS Ausbildungsplätze vervierfacht
  • Crafter-RTWs mit Monitoring und verpflichtend NFS (an manchen Standorten NKV) Transportführer:innen
  • WAS-Koffer-ITWs
  • NAEMT Kurse im Fortbildungskatalog
  • AMLs mit denen man Arbeiten kann
  • (Subjektive) Verbesserung der Zusammenarbeit mit NA-Mitteln
  • (Subjektiv) CRM wird gelehrt und immer mehr praktiziert

Allgemein ein frischer Wind in vielen Bereichen, viele progressive Projekte um Verbesserungen quer durch die Bank zu erreichen.

Ja vieles steckt noch in den Kinderschuhen, aber die grundsätzliche Richtung gefällt mir gerade sehr, wir dürfen jetzt bloß nicht stehen bleiben.

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