Hallo, ich wollte mal von euch wissen, wie eure Erfahrungen mit dem Telenotarzt sind. Und ob schon jemand etwas gehört hat von einer eigenen TNA AML Liste.
Von einer eigenen Liste hätte ich bis jetzt noch nichts gehört.
Man darf allerdings alle Arzneimittel, die auf der AML 1&2 stehen im Rahmen eines TNA Einsatzes auch für andere Zwecke als in den Behandlungsleitlinien vorgesehen verwenden.
Also z.B. Amiodaron zur VT- Therapie usw.
Ich denke auch nicht, dass so rasch weitere Arzneimittel auf die RTWs kommen, da erst kürzlich neue hinzugekommen sind und das alles aus eigener Tasche finanziert werden muss.
Die Idee der AML3 für TNA hab ich schon mal wo gehört.
Mein Wissensstand zu dem Thema ist, dass eine eigene TNA AML rechtlich durchs SanG nicht gedeckt ist. Es gibt nur eine AML1 und eine AML2. Was aber sehr wohl gehen würde, zumindest so wie ich es verstanden und glaub ich auch schon in Vorträgen/Diskussionen gehört habe, wäre einfach „alles“ auf die AML2 zu schreiben und dann aber keine Behandlungsleitlinien/Algorithmen für die Medikamente, die nicht für die selbstständige Anwendung vorgesehen sind, herauszugeben. Damit kann ich zwar streng genommen rechtlich nicht verhindern, dass es trotzdem eigenverantwortlich gegeben wird, aber das kann/muss man dann eben organisationsintern lösen (disziplinäre Maßnahmen etc.)
Was wuerden euch noch fuer Medikamente mit TNA Freigabe einfallen?
Zumindest in NÖ faellt mir da im Rahmen des SanG nicht mehr viel ein. Vielleicht noch eine erweiterte ACS Therapie mit Vendal, Heparin und dualer Plättchenhemmung, aber sonst sehe ich den sinnvollen Rahmen schon sehr ausgeschöpft.
Och… mit etwas phantasie würd ich da schon noch was finden.
Vendal würd mir so oder so gefallen,
Analgosedierung zum pacen / kardiovertieren unter TNA anleitung,
vll. ein Katecholamin via Kurzinfusion bei stabilen Patienten,
Vll. noch was freigeben zur sedierung bei psych. Ausnahmezuständen?
Wieso ein Katecholamin per Kurzinfusion?
Weils aus der Hand nicht so einfach zu geben ist.
Katecholamin bei stabilen Patienten?
Was ist falsch an Push-Dose Pressoren?
Meiner Meinung nach gehört das für (wirkliche)Peri(oder Post)-Arrest Patienten eh auf die AML(Push-Dose Epi 1:100000).
Medikamente mit TNA Backup Call könnte ich mir vorstellen für:
Magnesium, Betablocker, Calciumgluconat, vielleicht erweiterte Analgesie, Glycerolnitrat, Atropin, Adenosin, Heparin, Terbutalin usw.
Ich habe den TNA jetzt schon insgesamt zwei mal für mögliche Belassungen Kontaktiert (sicher eine der größten Stärken des Systems).
Einmal ging es um eine Schwellung der Hand, die bereits am Vortag in der Notaufnahme begutachtet wurde. Der TNA war wie wir der Ansicht, dass das Problem am Besten am nächsten Tag beim Hausarzt abgeklärt werden sollte und gab dem Patienten noch einige Maßnahmen zur Symptomlinderung mit auf den Weg.
Das andere Mal war ein Schwindel seit mehreren Tagen mit unauffälligem EKG und AZ. Hier wurden wir vom TNA an das Krankenhaus verwiesen.
Würde primär immer zu push-dose greifen. Gerade im Notfall weil die Perfusoren (oder Infusionen) schlechter steuerbar sind.
Ausnahme vl dirty-epi wenns richtig bergab geht….
Ich persönlich würde mir eher Phenylephrin vorstellen können, das ja zB die ACN auf ihrer AML haben. Den Einsatz von Katecholaminen würde ich Notärzten überlassen.
Der Einsatz von Epinephrin 1:100000 durch Sanitäter in 10-20mcg Boli ist in Peri-Arrest Situationen. Insbesondere zB bei instabiler Bradykardie oder zN CPR ist zB in Deutschland oder der Schweiz absoluter Standard.
Also wenn wo anders etwas „absoluter Standard“ ist legen wir das einfach auf das österreichische System um? Ich glaube nicht, dass Katecholamine in die Hände von den (meisten) derzeitig tätigen NFS-NKV gehören. Mit entsprechender Ausbildung („Professionalisierung“) kann man sicher darüber diskutieren, ob das Sinn macht. Da sind wir in Österreich aber noch weit weg.
Ich lasse da die Kirche im Dorf- bevor ich (und ich behaupte mal einige hier im Forum) ganz alleine auf weiter Flur ohne NEF oder (Nacht)Hubi einen post-rosc oder anderweitig instabilen Patienten mit TNA und Arterenol für den Abtransport mittels Stairchair hintitriere, mir parallel gegen die Aufregung ein Opiat verpasse bzw. im Auto die mögliche SVT mit Adenosin abschirme ;-)) könnte ich mir weit naheliegendere (weil schon des Öfteren schmerzlich vermisst) Erweiterungen vorstellen.
Zb ein Rezept für einen Patienten (vom TNA auf Tablet gespielt) bei der Nacht Apo einlösen oder eine BLutabnahme fürs KH abnehmen.
Jaja das hat jetzt nix mit hyperdyper Notfallrettung zu tun, aber bei uns geht es ja vor allem darum Standard Einsätze zu vereinfachen (zb TNA zur Belassung hinzuziehen) und sich nicht auf seltenbisgarnicht Ereignisse festzulegen.
Wüsste nicht wo das SanG die Anzahl der AML vorgibt. Wir wissen ja dass Freigaben für NKI möglich sind. Soweit erinnerlich sah auch die einschlägige Rechtsmeinung kein Problem.
Notruf Niederösterreich sucht Telenotärzte auf Werksvertragsbasis.
Das ist wie ich finde auch die große Stärke des TNA. Unser System funktioniert bei akuten, echten Notfällen durch das dichte Notarztsystem schon gut genug (in einigen Bundesländern jedenfalls).
Das viel größere Problem ist derzeit, dass annähernd jeder Kontakt mit 144 in einer Notaufnahme endet. Das ist sowohl für die Patienten, für die Sanitäter als auch für das KH-Personal kontraproduktiv.
Gerade für ältere Patienten ohne akuten medizinischen Notfall bedeutet ein Transport ins Krankenhaus zusätzlichen Stress durch den Transport und das ungewohnte Umfeld (insbesondere bei Demenz). Zudem werden sie dem Risiko für zusätzliche - möglicherweise sogar tödlich verlaufende - Krankheiten durch dort vorhandene (multiresistente) Erreger ausgesetzt.
Das Rettungspersonal wird durch solche Einsätze für längere Zeit aus seinem Einsatzgebiet abgezogen und steht für „echte“ Notfälle mitunter nicht mehr zur Verfügung.
Auf der Notaufnahme hat das sowieso schon zu wenig vorhandene Personal mit weiteren Patienten zu tun, was wiederum Stress, Burnout und damit eine schlechtere Versorgung echter Notfälle begünstigt.
Meiner Erfahrung nach haben die meisten Patienten mit denen wir zu tun haben - selbst wenn es sich aus der Sicht eines Rettungsdienstlers um Bagatelle handelt - ein echtes Medizinisches Problem. Oft benötigt dieses Problem keine sofortige Behandlung, sondern könnte genauso gut am Tag oder auch in mehreren Tagen vom Hausarzt oder anderen Angeboten versorgt werden.
Das große Potential des TNAs ist hier mMn. medizinisch Kompetent und Rechtssicher abzuschätzen, wie Zeitkritisch das Problem tatsächlich ist und wie der Patient am Besten weiterversorgt werden kann.
Was genau sollen diese Ärzte dann Telemedizinisch zu tun haben? Es gibt ja im Moment ohnehin den Telenotarzt in Niederösterreich, der vom RK gestellt wird und von allen Organisationen kontaktiert werden kann. Wozu also (wieder mal…) diese Doppelgleisigkeit und dieser Alleingang von Notruf NÖ?!
Im Stellenangebot stehen aber noch ein paar mehr Aufgabengebiete…