In Anlehnung an ein gleichnamiges Topic in einem alten RD-Forum ,möchte ich gerne dieses Thema hier fortführen…
Mich würde einfach mal interessieren, wie eure letzten Dienste waren, und ob ihr Außergewöhnliche oder gar Lustige Einsätze hattet bzw. Einsätze die euch im Gedächtnis geblieben sind.
Mein letzter Tagdienst (SA) war klassisch wie er im Buche stand: Ein Paar KTP zu den hiesigen Ambulanzen in Graz (Die auch Termine SA vergeben …) und einige Prio 6 Fahrten (Das sind in der Steiermark Fahrten die zwar als Dringend Disponiert werden , aber ohne Licht )…
Dabei ist mir sogar die Klassische Therapieresistente Schmerzende Kleinzehe untergekommen
Gegen Nachmittag dann Einsatz am Schwarzl-See mit C12 nach Sturz mit Rollerskates (War dann eine schöne geschl. US-Frak.) , hat sich ziemlich gefreut mitn Hubschrauber geflogen zu werden …
Heute tagdienst auf einem NKTW in Wien: klassisch wie immer: 2mal Harnkatheter, 1mal Revers nach betthebung , 1mal Übelkeit/ unstillbares Erbrechen in SSW 7, 1mal ein eingequetschter Finger, 1mal Alk-Intox und dann einmal, als nette Abwechslung, ein Thoraxschmerz (mit ohne EKG am Auto) der Laut NA definitiv kein Infarkt war, und laut aufnehmendem Arzt DEFINITIV ein Herzinfarkt war. Buisness as usual.
Mein Highlight am Samstag in der Nacht war folgender Transport:
Alarm um ca. 01:00 Früh in ein Pflegeheim.
Patientin ist 103 Jahre alt, hat seit 1 Stunde Fieber ca. 39° und muss nun sofort laut Pflegerin ins LKH gebracht werden.
Auf die Frage warum man dieser alten Dame (seit gefühlt Jahren im Embrionalstellung liegend) nun diese Strapazen macht und nicht einen Arzt ins Heim holt, überdreht die Pflegekraft nur die Augen und sagt dass jetzt sicher niemand kommt.
Also Transport in die Notaufnahme nach Graz, dort haben auch schon alle gespannt auf die als „99 Jahre - Fieber“ angekündigte Patientin gewartet.
Um ca. 03:30 wurden wir dann wieder für den Rücktransport von der Notaufnahme ins Pflegeheim alarmiert.
Mir geht es nicht um die 4 Stunden Schlaf die ich verloren habe, ich mache ja Dienst - mir geht’s hier um Quälerei einer 103 Jährigen Dame, nur weil der Arzt nicht ins Heim gerufen wurde. Er wäre auch am Sonntag Morgen noch rechtzeitig im Heim gewesen - 38,8° oder so?!
Ein interessanter Aspekt noch zum Datenübertragungssystem vom Rettungsmittel, via E-Card ins Krankenhaus: Das dürfte nur 2-stellig sein, denn 103 wurde als 99 übermittelt.
Es ist leider sehr traurig, dass das dipl. Pflegepersonal in den Heimen leider komplett überfordert ist. Des liegt natürlich auch daran, dass oft nur 1 Dipl. für alle Stockwerke da ist und sonst nur Pflegehilfen da sind. Der/Die eine DGKP schickt dann natürlich den betroffenen Bewohner ins KH, bevor dann in der Zeitung steht, dass wieder ein Heimbewohner aufgrund schlechter Pflege verkommen ist. Zusätzlich kommen auch noch die Angehörigen ins Spiel, die z.T. einfach wahnsinnig fordernd sind. DAZU kommt natürlich auch, dass das Personal in den allermeisten Fällen 0 Plan hat von „zeitkritisch und nicht zeitkritisch“, bzw. generell von Notfallsituationen.
Aber solche Einsätze kenn ich auch…eh jeder wahrscheinlich. Ich hab mir aber angewöhnt, das Personal freundlich aber bestimmt drauf hinzuweisen, dass sie das nächste mal drüber nachdenken sollten, was sie da mit den alten Leuten treiben…
NUN zu meiner Geschichte:
Ist schon einige Zeit her, sicher 3 Monate.
Es ist ca. 5 Uhr Früh, ich am RTW: Alarmierungscode hab ich vergessen. Glaub es war ein „Unbekannter Zustand“ Code mit dem Hinweis LKW steht mit Warnblinkanlage dort.
Am BO steht ein PKW quer auf der Bundestraßen-Fahrbahn in Richtung AutobahnAUFFAHRT (S33 St. Pölten Nord). Der PKW zeigt keine Spuren eines Unfalles, keine Airbags haben ausgelöst. Der besagte LKW steht auch dort, der Fahrer des Lasters ist aber nur der Anrufer gewesen, er meint das Auto sei so gestanden wie es jetzt steht und weil die Fahrerin „komisch“ ist, habe er die Rettung gerufen.
Die Fahrerin, eine junge Dame, keine 30, sitzt nach wie vor am Steuer, mit beiden Armen am Lenkrad und reagiert erstmal nach dem öffnen der Fahrertüre nicht auf Ansprache. Kein A Problem, kein B Problem, kein C Problem. Vitalparameter unauffällig. Traumacheck unauffällig, sie gibt keine Schmerzen an. Auf die Frage, wo sie denn hin wollte, antwortet sie: „Zum Flughafen“. Wo sie hin fliegen wollte: „Weiß ich nicht mehr“. Wo sie herkommt? „Aus einer Standt in OÖ“. Was sie hier mache, da die A1 ca. 5km weit weg ist und das hier ganz sicher nicht am Weg liegt: „Keine Ahnung; sie kann sich an nichts erinnern, sie weiß nur mehr dassie in OÖ losgefahren ist“…das ging eine ganze Weile so. Prinzipiell hat die einfach keinen Plan davon gehabt, was grade abgeht. Durch die Kombi von Uhrzeit und der ganzen Story war ich auch ziemlich geflasht… . Danach kam eine Polizistin her und sagt zur Patientin: „Sind sie nicht vorher noch am Beifahrersitz gesessen?“ Meine Gedanken ca. so W T F ?!
Zu dem Zeitpunkt wurde mit das ganze zu Bunt und ich hab sie aussteigen lassen, auf die Trage gelegt und wir haben sie unter Monitoring auf die nächstgelegene interne Aufnahme gebracht.
Ich hab bis heute keinen Plan was das Mädl gehabt hat. Ich tippe entweder auf druggys oder irgendwelche neurologischen Ausfälle.
So geht es uns teilweise auch im ND. Gerade dann wenn WE oder Feiertag ist , merkt mann doch recht drastisch wie die Einsätze im Heim nach oben schnellen (Zitat: "Bevor wos is loss ma erm schnö durchcheckn im Spitol…)
Das es allerdings dann in gewissen Grazer „Heimen“ (Ja bewusst mit „“ ) Usus ist , wegen jedem Schmafu die Rettung zu rufen, ist allerdings dann auch für mich und Kollegen (Wohlgemerkt ; auch welche die selbst PA oder DGKP sind) unverständlich. Sicher dient es zur Absicherung, sicher ist es Riskant einen Bewohner auf eigene Faust zuhause zu lassen, weil ma glaubt das es eh nix is…Nur Argumentier das ganze mal vor nem Juristen…
Mein Highlight war damals eine Pat. mit Massiv Red.AZ seit 2 Wochen, die um Punkt 21:00 vom Heim eingewiesen wurde mit den Worten : " Wir wissen a ned wos a hod…foahrts hoid amol ins Spitol, suin sie de drum schern…"
Noch eine kleine Anekdote, die aber schon länger her ist.
Der Einsatz an sich war nicht spektakulär (Übergabe ÄFD wegen Medikation)… aber der Einsatzfreitext war göttlich und hat dazu geführt, dass sich die Besatzung wirklich minutenlang nicht mehr eingekriegt hat vor Lachen.
Zusatzinfo vorab:
Einsatzzeit war 23:28 Uhr
Der Text lautete:
„Pat. meldete sich zuerst nicht, dann nach langem intensiven Rufen doch, jedoch nur „i versteh jo nix, i versteh jo nix“ - auch der Versuch die Dame am Telefon zu erreichen scheiterte, da sie zwar abgehoben hat, mir mitteilte dass sie ihr Hörgerät nicht tragen würde und ging scheinbar um dieses zu holen. Jedoch nach 7 minütigem Warten in der Leitung ist Pat. entweder eingeschlafen, hingefallen oder zu einem Geschäft ihrer Wahl gegangen um ein neues Hörgerät zu kaufen.“
Ambulanzdienst - Open Air Musikveranstaltung - mehrtägig.
Ich war als EVT (Erstversorgungstrupp) oder als Transportunterstützung eingeteilt.
Wetter: abwechselnd Regen dann wieder Sonnenschein.
Patient - männlich, Fußverletzung, liegt beim Mixerturm 23:30.
EVT geht vom Ambulanzzelt durch die Zuschauer Massen (von hinten), ca. 100 Meter zum Patient.
Durch Zuruf und leichtes Berühren bahnen wir uns ganz leicht den Weg, es wird uns Platz gemacht. Geschätzte 10x wird uns auf dem Weg von den Zusehern gedankt dass wir unseren Dienst machen.
Um das ganze wieder mal etwas neu aufflammen zu lassen;
Hatte im Tagdienst wieder mal einen klassischen Fall von „Sprachbarriere am Notruf“.
Als RTW zu B1-Intern (RTW mit Licht) zu „Kind 3A unklare Atemnot“ alarmiert worden. Bei eintreffen in einen bekannten Brennpunktviertel in Graz (5OG Hochhaus mit Lift für Liliputaner) empfängt uns der Vater mit den Worten; „Kind haben große Not atmen , haben nix gut Luft“…
Bei Anamnese zeigt sich ein fröhlich spielendes Kind (Welches über unser Eintreffen nicht sonderlich erfreut ist) und kurz darauf heftig zu weinen und zu schreien anfängt da es "nicht zum Doktor möchte). ABCDE völlig unauffällig und auch im Sample absolut nichts relevantes. Auf nochmalige Nachfrage was den jetzt eigentlich das Problem sei Antwortet der Vater; „Wenn Kind schlafen gehen Nacht nix gut Luft , immer schreien das Luft nix gut“…
Sachverhalt mittels Hintergrundarzt an 1450-Visitenarzt (ÄND-Graz) übergeben…War im Endeffekt eine „Ganz leichte Bronchitis“ laut der Ärztin…
Ein Gedanke der mir in solchen Fällen öfters durch den Kopf geht:
Warum gibts eigentlich keinen Video-Notruf?
Nichts leichter als in so einer Situation zu sagen: „OK ich aktiviere nun die Videokamera ihres Telefons“, und schon sieht man binnen kürzester Zeit was wirklich abgeht.
Wenn das Kind deutlich um Luft ringt kommen sofort RTW und NEF im Tiefflug, wenn es eindeutig so wenig kompromittiert ist, dass es wie in dem Fall sogar noch spielen kann kommt halt in 2h der Hausarzt.
Problem war ja das der ursprüngliche Ruf über 1450 gekommen ist…
Die Sicherheitsfrage „Haben Sie das Gefühl das sich die Kehle verschließt?“ wurde durch die Sprachbarriere entsprechend mit ja beantwortet was zu einer Weitergabe an den 144-CT zur Folge hatte. In dessen DIAS-Abfrage wurde entsprechend auch so geantwortet das als Ergebnis B1-Intern herauskam…Folglich somit eine dezent deppate Situation
Das „neue“ steirische Abfrage Schema DIAS führt gefühlt auch zu mehr solchen vergleichbaren Einsätzen. In meinen Augen eher eine Verschlimmbesserung des Systems. Mehrmals hab ich mir schon die Frage gestellt ich überhaupt am richtigen Einsatzort bin, oder der Disponent mir den falschen Infotext dazugegeben hat, weil einfach wenig bis gar nichts zutreffend war.
Fachanforderungen werden auch Großzügig als solche deklariert. Nicht nur Hausärzte und HKP, auch Polizisten sowie Asfinag Mitarbeiter werden als „Medizinisches Fachpersonal“ bezeichnet und können nach deren Wünschen (mit/ohne NA, mit/ohne SoSi) anfordern.
Zum Thema Polizei gibt es eine nette Statistik die die Weitergabe von 144 Notrufen von der Polizei LLZ Wiederspiegelt (Finde gerade den Link ned…)…
Outcome war das bei Fachanforderungen durch die Polizei (Nicht vor Ort) zu 90% eine korrekte Trefferquote im Sinne von Notfall/Nicht Notfall Vorlag. In der Hinsicht Stimme ich dir allerdings auch zu , das DIAS-Schema als solches ist teilweise mit seinen Ergebnissen sehr sehr merkwürdig (Siehe Thrombose die immer Blau gefahren wird oder der C2-Intox der zum Hausarzt gehen soll…)
Ich will auch keinen Polizisten die Fähigkeit absprechen einen Notfall als solchen zu erkennen, jedoch gäbe es für Einsätze von und für bzw. mit der Exekutive den „B1 POLIZEI“ Einsatzcode. Ein Polizist ist keine ausgebildete Medizinische Fachkraft.
Es kommt in unserem Bezirk nicht selten vor das wir Blau von der Polizei angefordert werden weil sie nicht so lange warten wollen, nicht weil es notwendig wäre.
In meinen Augen gehört eine 24h Pflegekraft aber ebenso wenig als medizinische Fachkraft eingestuft, die haben von Notfallmedizin (und was sie benötigen vom Calltaker) oft noch weniger Ahnung als die Polizei.
Mir ist auch schon öfter aufgefallen das Stornos von uns, speziell bei VU, durch Polizei angenommen werden. Lt. dem Buch „Recht für Sanitäter und Notärzte“ von Michael Halmich ist das rechtlich nicht erlaubt. Woher soll ein Polizist augenscheinlich Innere Verletzungen, gerade bei Patienten die sich direkt nach dem Unfall noch im Schockzustand befinden, ausschließen können? Spätere Zustandsverschlechterungen im Laufe des Einsatzes kommen immer wieder vor. Aber das wird halt so lange weitergehen, bis etwas passiert.