Hallo!
Da mir Transparenz und Userinformation (soweit es mir möglich war) immer ein wichtiges Anliegen war möchte ich auch ein paar Worte dazu verlieren, wenn auch etwas verspätet. Ich möchte mich eines viel strapazierten Vergleichs mit einem weinenden und einem lachenden Auge bedienen um zu beschreiben, wie ich auf die bisherigen vielen Jahre SanForum zurückblicke.
Lachend weil ich von Stunde null an dabei sein durfte. Weil ich erleben durfte, wie ein spontan abgedrehtes „Vorgänger“-Forum mit eher zweifelhaft niveauvollem Namen (bei dem ich zugegeben auch schon als Admin involviert war) einen Nachfolger bekommen hat, bei dem die Qualität eines Diskurses auf Augenhöhe im Vordergrund stand.
Lachend, weil ich da von an Anfang an dabei sein konnte und ziemlich bald auch selbst dabei mitverantwortlich war, zuerst als Moderator und dann als Admin, dafür zu sorgen, dass das SanForum eine der größten öffentlich zugängliche Plattform zum Meinungsaustausch im Rettungsdienst in Österreich geworden ist. Gemeinsam konnten wir viele Vorurteile abbauen, Dinge verwirklichen und auch den einen oder anderen Input geben um die österreichische Rettungsdienstlandschaft zu verbessern und zu verändern.
Als Beispiel sei hier der Vergleich der Arzneimittellisten und später auch der Ausstattung in einer Tabelle genannt, eine Initiative die lange bevor dies österreichische Rettungsorganisationen auch gemacht haben, dokumentiert und sichtbar macht, was österreichische Sanitäter:innen im Ländervergleich dürfen und was nicht.
Das dieses Konzept, wie einige andere auch, von den Big Playern aufgegriffen wurde erfüllt mich aber nicht mit Missgunst sondern mit Stolz. Es zeigt, dass auch die Basis durch Sachlichkeit und Innovationsgedanken Möglichkeiten hat, Dinge zu verändern. Und genauso erfüllt es mich mit Stolz, diese Geschicke mit Vorsicht und Bedacht, so lange gelenkt zu haben. Ich war zwar immer der Meinung, der Rettungsdienst sollte nicht dazu da sein, das eigene Ego zu generieren und ich blicke mit Unverständnis auf die Kollegen, bei denen das der Fall ist, da ich denke, dass in dem Fall die Patientenzentrierte Arbeit aus dem Fokus gerät. Aber ich muss auch so viel Selbstreflexion an den Tag legen: Gestreichelt hat es mein Ego schon ein klein wenig, über die Jahre immer mehr verantwortlich dafür zu sein, in welche Richtung diese so gewichtige Plattform geht.
Was mich auch gleich zum weinenden Auge bringt:
Die aktuellen Schritte waren leider zunehmend absehbar. Ich war zunehmend allein mit den Geschicken des Boards betraut, in den letzten Jahren musste ich zunehmend Entscheidungen alleine treffen, da sich der Besitzer der Website zunehmend aus dem Board zurückzog. Und spätestens als dann die ersten schwierigen Entscheidungen anstanden, die dann aber nicht getroffen wurden, schlichtweg weil ich gewisse Dinge nicht alleine entscheiden kann, da es ja nicht mein Name im Impressum war, und die dann einfach nicht entschieden wurden, war mir ziemlich klar: Das Ding wird in der Form ein Ablaufdatum haben.
Wir haben bis zuletzt überlegt, wie wir im derzeitgen Team den Karren wieder aus dem Sand ziehen können, es konnte leider keine Lösung gefunden werden. Und ich muss ehrlich sagen: Ich kann’s verstehen. Im Impressum eines Rettungsdienst-Forums zu stehen während man selbst dem Rettungsdienst den Rücken gekehrt hat und auch nicht vorhat, das zu ändern, macht wenig Sinn. Wenn man dann ständig haltlose Vorwürfe reinflattern und man sich damit (juristisch) auseinandersetzen muss, noch dazu wenn sich Personen an der freien Meinungsäußerung der User abarbeiten und ihren Ruf lieber darin geschädigt sehen als in dem, was sie selbst so von sich geben, dann verstehe ich richtig gut, dass man das Ding dann tatsächlich abdreht. Nicht, weil an diesen Vorwürfen irgendetwas dran ist, sondern schlichtweg weil man kein Interesse daran hat, sich mit diesem zeitfressenden Aspekt auseinanderzusetzen. Aber es entspricht wohl einfach einem Zeitgeist, Stichwort „Flood the zone“. Aber weder möchte ich jetzt in gesamtgesellschaftliche Kritik abdriften noch weiter die Beweggründe ausführen, warum der Besitzer des Forums jetzt genau das Ding abgedreht hat.
Und natürlich bedauere ich am meisten, dass einige Vorwürfe, die meiner Meinung nach komplett substanzlos sind, eine Vielzahl von Usern dazu bewogen hat, ihren Account aufzugeben und das dadurch einzelne Themen zu einem Fleckerlteppich an zusammenhanglosen Wortspenden verkommen sind. Hier ist allerdings sicher nicht den Usern ein Vorwurf zu machen, ich habe vollstes Verständnis für diesen Schritt.
Stellt sich natürlich die Frage: Warum übernehme ich das Board nicht selbst, wenn ich ohnehin schon die meiste Arbeit damit hatte und über die Zeit sicher zu einer Art „Aushängeschild“ des Forumsteams geworden bin?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Auf einen der wichtigsten möchte ich kurz eingehen:
Auch ich habe einfach nicht die Ressourcen, mich ständig mit postalischen Haltlosigkeiten auseinandersetzen. Auch wenn die meisten User ganz fantastisch in ihrem Auftreten sind und das Board dadurch eigentlich recht wenig Arbeit gemacht hat, gab es, allein im letzten Jahr doch vereinzelt Kandidaten, die mich mehr Zeit und Abende gekostet haben als alle anderen User zusammen in der gesamtem Zeitspanne des Bestehens von SanForum. Und ich bin auch mittlerweile in einem Alter, in dem ich kein Interesse mehr an sowas habe. Mit 40+ ändert sich einfach der Fokus mehr auf andere Dinge, da verbringt man lieber Abende mit der Familie als sie damit zu verbringen, Usern zu erklären, was für einen Blödsinn sie gemacht haben und warum sie deswegen gerade gesperrt wurden.
Und da rede ich noch gar nicht von den Abenden die ich damit verbringen müsste, mich damit auseinandersetzen, dass man wegen der Sperre jetzt beleidigt ist und klagt. Es wäre einfach noch viel schwieriger, all die Projekte und Ideen, die sowohl beruflich als auch privat anstehen mit einer weiteren Intensivierung des Engagements im Sanforum unter einen Hut zu bringen, ohne dass die Qualität, die mir immer am wichtigsten war, darunter leidet. In diesem Sinne: Hut ab, dass sich das @Leitstelle so lange angetan hat.
Wie es nun weitergehen wird liegt vor allem in den Händen von @Leitstelle, auch wenn ihm da das ganze Team beratend zur Seite stellt. Im derzeitigen Stand haben ein paar Personen angeboten, diese Rolle zu übernehmen. Wir schauen uns das an, und die Frage wie es mit mir und meiner Position innerhalb des Forums weitergeht liegt wird vor allem von den Plänen mit einem etwaigen neuen Betreiber entschieden werden. Für mich kommt es vor allem darauf an, in welche Richtung das Board gehen wird.
Bleibt zusammenfassend noch zu sagen:
Danke an das Board-Team für die offenen Ohren und Arme!
Danke für all die Jahre, in denen ich eine wahnsinnig tolle Community begleiten durfte!
Danke, dass ihr es mit mir als euer Admin ausgehalten habt.
Ich hab oft versucht, mit meiner eigenen Meinung hintanzuhalten und überparteilich zu sein, obwohl ich zu gewissen Themen eine sehr stark von der Mehrheit abweichende Meinung hatte. Ich habe versucht, so wenig wie möglich und so viel wie nötig in Diskussionen einzugreifen, auch wenn sie mir komplett gegen meinen Strich gingen.
Ich habe versucht, alles was an Kritik gegen mich selbst war als Chance zur Verbesserung zu sehen. Ich habe versucht, möglichst einend als Admin aufzutreten und möglichst viel von dem, was ich tue zu begründen und zu erklären. Ich hoffe, all das ist mir gelungen und vielleicht gelingt es mir auch weiterhin. Wir werden sehen!
Bleibt’s gesund, neugierig, versucht Dinge sachlich zu verbessern, stellt dabei nicht euch selbst, sondern eure Patienten in den Mittelpunkt und vor allem: Bleibt euch selbst treu!
Alles Liebe
eklass