Hallo. Ich wollte mal nachfragen, was es bei euch für Kriterien gibt um als eigenverantwortlich Sanitäter Dienste zu machen? Gibt es eigene Qualitätskriterien oder Rezertifizerungen für NFS? Gibt es eine QS für SEF? Gibt es Sanktionen bei Nichterfüllung?
Im Burgenland beim RK gilt die Regel: mindestens 144h im Jahr und mindestens ein Dienst in 3 Monaten. RS haben einen Toleranzbereich bis hinunter zu 84h im Jahr. NFS keinen Toleranzbereich.
SEF müssen innerhalb von 4 Jahren ein Fahrtechniktraining absolvieren.
Bei Nichteinhaltung der Stunden oder der Diensthäufigkeit kann man sich nicht mehr als SAN1 eintragen und es müssen drei Dienste als Dritter mit Praxisanleiter und eine Evaluierungsprüfung mit einem Lehrsani absolviert werden.
Beim SEF ruht die Berechtigung so lange, bis ein Fahrtechniktraining absolviert wurde.
Die Mindeststunden (ehemals auch 144) sind abgeschafft worden. Rezert alle 2 Jahre und die 16h Fortbildung. Ob du da 4 mal 4h Ergonomisches Heben und Tragen absolvierst oder 10 E-learnings .. auch egal…
Es mag Bezirksstellen geben die da intern was strengeres Regeln, ist aber meines Wissens nach vom LV weder erlaubt noch gewünscht.
Also vom LV (NÖ) gibt es in diese Richtung nichts was ich kenne.
Bei uns intern auf der Bezirksstelle nehmen wir uns schon heraus Sanitäter die bestimmten Qualitätsanforderungen nicht gerecht werden zurückzustufen oder legen Ihnen nahe das ein oder andere Training durchzuführen (ob in Fortbildung oder privat mit geeignetem Personal).
Zwei Faktoren machen es allerdings besonders schwierig:
Objektive Qualitätskriterien Festlegen.
Oft ist man auf „Zeugenaussagen“ angewiesen, die können verfälscht sein. Die PAL die dann mit Ihnen fahren sollen sind in ihrer Kompetenz auch oft eher Fragwürdig.
Eine wirkliche Objektive Beurteilung anhand eines Katalogs durchgeführt von geeigneten Personal ist, zumindest bei uns, extrem schwer durchzuführen
Personen welcher der Dienststelle etwas bringen, dürfen sich einfach mehr erlauben.
Sei es Hauptberufliches Personal welches aufgrund Personalnot nur sehr ungern einfach gekündigt wird, oder ehrenamtliche welche so viel Stunden abnehmen das man sich einfach nicht traut ernste Maßnahmen zu ergreifen. Da wird einfach lieber weggesehen als bei Personen welche gerade so die Dienstpflicht erfüllen.
Bei uns ist im Hintergrund viel Personal tätig das sich ernsthafte Gedanken drum macht, aber einfach nicht die Hebel bekommt die nötig wären. Ich bewundere immer das FISU Programm der MA70 dafür draußen im Feld ein echtes QM etabliert haben. Das wäre einer meiner größten Wünsche für die Zukunft bei uns.
Dabei wäre gerade in NÖ, mit dem progressiven Tempo und Ansatz der AML und Kompetenzfreigaben ein begleitendes und qualitativ hochwertiges QM im Feld dringend notwendig.
Aktuell basiert das eher auf Anekdoten aber nicht auf Daten und Fakten.
Generell:
16h Fortbildung / 2a
Davon sind gesamt 4 Online (meist Vorträge von Ärzt:innen der Universitätsklinik)
4 Präsenz mit verpflichtenden praktischen Inhalt (bei uns Fallbeispiele)
4 Präsenz praktisch, oder theoretisch (bei uns auch meist Fallbeispiele)
Alle 2 Jahre Rezertifizierung
144 Dienststunden / Jahr
Das war’s für die Rettungssanitäter:innen.
NFS (NKV)
Mindestens alle zwei Jahre 8 stündiges Szenarientraining (wird von Ärzt:innen oder ERC-ALS-Instruktoren betreut) mit Feedback
Mindestens 15 Venenpunktionen alle 2 Jahre (wenn dies nicht erfüllt wird → Krankenhauspraktikum)
Alle Einsätze mit Anwendung der Notfallkompetenz werden mittels Protokoll durch den Bezirk evaluiert.
Das stimmt so sehr! Man muss sich sein Feedback fast schon „erkämpfen“. Ich bin mir oft nach Einsätzen unsicher ob bzw. was hätte besser laufen können.
Gerade von den NEF Teams würde ich mir gute Nachbesprechungen und Feedback erwarten, tatsächlich kommt selbst wenn man danach fragt nur wenig zurück.
Jemanden am Auto zu haben, der eine Schicht mitfahrt, oder von mir aus FISU-Like zu Einsätzen dazu kommt und mitschreibt/Feedback gibt, wäre sehr lässig.
An die Wiener: Arbeitet der FISU mit einem Einheitlichen Formular bzw. Beurteilungsbogen? Wenn ja, sind diese öffentlich, bzw. was ist da so drauf und was sind die Kriterien zur Beurteilung?
LV NÖ:
Bei uns gibts regional strengere Auflagen, zusätzlich zu den vom LV vorgesehenen.
280 h oder mehr und man darf eigenverantwortlich am RTW agieren (Fahrer/Sani)
280-140 h: nur noch am KTW oder als Dritter am RTW
weniger als 140 h: keine eigenverantwortliche Tätigkeit, nur noch als Dritter am KTW
Evaluiert wird halbjährlich, Toleranzzeiträume gibt es keine.
Für die Rückkehr in einen „höheren Freigabereich“ müssen entweder alle Stunden nachgeholt werden und ein paar Kleinigkeiten (Fahrzeugchecks, …) oder ein Abnahmegespräch/Fallbeispiel mit Lehrpersonal
Die 16h/2 Jahre Fortbildung kann jeder frei wählen.
Bei uns muss jeder Sani einmal im Jahr eine QS machen um seine Tätigkeitsberechtigung aufrecht zu erhalten.
Dazu müssen 2-3 der 6 mögliche Stationen erfolgreich absolviert werden (Die Zuteilung auf die Stationen erfolgt vom Chefarzt/Schulungsteam):
Erwachsenen Reanimation (Muss alle zwei Jahre mindestens einmal gemacht werden für die Rezertifizierung)
Erwachsenen Fallbeispiel
Kinder Fallbeispiel inklusive Kinder/Säuglings Reanimation
MPG (z. B. C3 Bedienung, Manuelles Blutdruckmessen, Handling Sauerstoffflaschen)
Fachgespräch mit einem erfahrenen NKV oder Notarzt
Fahrerstation (Großschaden, alles rund ums Thema Fahrzeug und verbaute Technik inklusive Fehlersuche)
Wir haben vor einigen Jahren das Teamleiter System eingeführt. Sanis die neu sind fahren am Anfang nur als Dritter mit.
Wenn die Person die interne Tätigkeitsberechtigung des Teamleiter erreichen möchte, dann müssen alle 5 Stationen (exklusive Fahrerstation) erfolgreich absolviert werden. Dabei muss zusätzlich zum ABCDE auch das Teamleading/Kommunikation/Entscheidungsfindung passen.
Die Schwierigkeitsgrade der Fallbeispiele/Themen sind auf das Ausbildungs-Niveau/interne Tätigkeitsberechtigung des Sanitäters angepasst.
Wir haben auch schon langjährige NKV zurückgestuft als eine der Stationen nicht erfolgreich absolviert wurde.
Wo bitteschön fährst du?! Gerne auch per PM. Mich würde interessieren wie ihr das durchgeboxt habt, ich stoße bei uns ständig gegen unsichtbare Mauern.
Also ich kenne offiziell nur die im San G vorgeschriebenen 16h/2 Jahre und die Rezi.
Ich weiß das ist jetzt vielleicht eine Spitzfindigkeit aber diese Maßnahmen zähle ich eher zu Qualitätsmanagement.
Unter Qualitätssicherung verstehe ich Maßnahmen wie z.B Fisu oder ähnlich (siehe auch bei meinem Post Punkt 1).
@Epi Finde ich eine coole Sache. Würde mich auch interessieren wo das ist, einfach um einen vergleich zu meiner Bezirksstelle zu haben, und zu zeigen das das andere auch schaffen. Natürlich auch gerne per PN
Bei uns wird bei der Rezertifizierung ab Qualifikation NFS die Reanimation nach ALS-Teamleading beurteilt.
Ich habe im SanG aber nur die „normale“ CPR gefunden, also nichts von BLS und ALS.
Ich denke hier ist schon eine bestimmte Form der Qualitätssicherung gegeben - zumindest im Bereich Reanimation.
Im RD Tirol schaut’s so aus: Ab RS 16 Fortbildungsstunden pro Jahr, (wenn SEF dann davon mindestens 2 SEF-spezifische Stunden). Als NFS kommen noch einmal 4 NFS-spezifische Stunden pro Jahr oben drauf. Rezi alle 2 Jahre.
Wir als Organisation lassen ungemein viel Wissen ungenutzt liegen weil wir keine De-Briefings und keine strukturierten Nachbesprechungen durchführen und uns daher auch kaum oder viel zu langsam verbessern.
Qualitätssicherung und als Überbegriff Clinical Governance ist so viel mehr als alle 2 Jahre das Minimum zu erfüllen.
Da sind wir leider ganz, ganz schlecht aufgestellt