Professionalität und Qualitätssteigerung im RD

Hallo,

ich bin neu hier und dachte, dieses Forum ist die optimale Möglichkeit, über ein Thema zu diskutieren, über das zwar eh schon viel geredet und debattiert wurde, mich aber dennoch brennend interessiert: Die Ehrenamtlichkeit in Kombination mit Professionalität und Qualität im RD

Seit einem Jahr bin ich im RKT tätig, anfangs als Zivildiener, nun ehrenamtlich. (eher ländlich, aber nahe bei Wien) Durch meine Zivi Zeit hab ich einen durchaus großen Einblick in das ganze System und das Rettungswesen in Ö bekommen, und in vielen interessanten Gesprächen mit HBs eine Menge Infos über teilweise schlechte Zustände, Mängel im RD etc. bekommen.

Mein Fazit nun (und ich möchte wissen, wie ihr das seht, vor allem HBs und MA70’er)
JA, ich finde, es gehört eine ordentliche Qualitätssteigerung im Rettungsdienst her. Daran besteht absolut kein Zweifel. Im Vergleich zu anderen Ländern ist der RD in Ö nicht so gut.
Eine Trennung von KTR und RD wäre nicht schlecht. Auch ein verpflichtender HB (NFS, Vorteil: viel Routine, Erfahrung) auf jedem RTW (tag und nacht) wäre überlegenswert, und dieser zusätzliche finanzielle Aufwand müsste doch in Anbetracht zur Qualitätssteigerung in Kauf genommen werden können?
Momentan fahre ich (wenn ich RTW fahre) nur mit NFS. Ob es fahrlässig ist, einen RTW mit 2 RS zu besetzen, daran scheiden sich die Meinungen, ich persönlich fühle mich jedoch ein wenig wohler, wenn ich weiß, dass ich mit einem NFS fahre, der halt doch schon einige Notarzt Einsätze hinter sich hat und mehr Erfahrung ausweist.

Ich sehe die freiwillige Tätigkeit nicht darin, mit einem Rettungsauto blaulichtgeil durch die Umgebung zu fetzen und mich dadurch zu „fühlen“.
Ich will diese Tätigkeit ausüben, weil mein Interesse einfach riesengroß ist und dieser Bereich mich fasziniert. Das gilt für Einsätze, aber auch für KTW Dienste, die ich sehr gerne mache.

Mich hat das Thema in letzer Zeit sehr beschäftigt und deswegen würden mich eure Meinungen dazu sehr interessieren

Wie schon so oft in diesem Forum (und auch schon damals im rettungsforum) meine ich dazu, dass Rettungsdienst und Krankentransport völlig voneinander getrennt gehört. Logischerweise resultiert daraus eine 100% Professionalisierung des Rettungsdienstes durch entsprechend diplomiert ausgebildetes Personal. Eine ehrenamtliche Tätigkeit wäre dann im Rettungsdienst primär nicht mehr möglich. Für die ehrenamtliche Tätigkeit würde weiterhin der KT und diverse andere soziale Hilfs-Tätigkeiten bleiben. Der Schritt ein ein komplett berufliches Rettungssystem einzuführen wäre wesentlich einfacher von statten gegangen hätte man bei der Voksabstimmung damals ein Berufsheer installiert und somit den Zivildienst abgeschafft. Aber schau ma mal was die Zukunft bringt. Die (dank der Ausbldungsreform) in Zukunft immer weniger werdenden Notärzte zwingen die Politik fast dazu in diesem Bereich irgendwie zu handeln. Ob sie rational handeln steht wohl in den Sternen.

Für die Politik ist nur ein Aspekt entscheidend und das ist die Kostenfrage, also wenn der Diplomsanitäter den Notarzt ersetzt wird die Politik das akzeptieren und fördern. Ähnlich wie bei der GuKG - Novelle, wo dem diplomierten Personal die Tätigkeiten des bisherigen Turnusarzt, den es jetzt ja nicht mehr gibt. gegeben wurden. Gleichzeitig aber wurden die Aufgaben des Diplompersonals auf den Pflegefachassistent verlegt, welcher nur eine zweijährige Ausbildung hat und somit „billiger“ ist. Durch die Schaffung der Fachhochschulausbildung für das gehobene Personal in der Krankenpflege, werden die Ausbildungskosten von den Ländern auf die Schüler umgelegt und somit reduzieren sich die Kosten.
Dies könnte man jetzt 1 zu 1 auf den Rettungsdienst umlegen in den höheren Tätigkeiten, damit hätte man
Pflegeassistent = Rettungsassistent (der Begriff ist aus Deutschland halt schon etwas belegt) = 1.600h
Pflegefachassistent = Rettungsfachassistent = 3.200h
Diplompflegekraft = Diplomrettungsfachkraft = 4.600h (an der Fachhochschule)
Jetzt ist halt die Frage wen brauch ich für was? Denn eine Diplomrettungsfachkraft auf jeden Sanitätseinsatzwagen, wird teuer bis zum Umfallen, wenn ich sie aber nur Analog der ehemaligen Notarztwagen einsetze wird es billiger. Dann haben wir das Problem, wo setze ich den Rettungs- und wo den Rettungsfachassistenten ein? Da im Endeffekt bei einer Berufung eines Rettungsmittels ein Transport in die ärztliche Behandlung unumgänglich ist, oder aber der ärztliche Notdienst herangeführt werden muss, da ansonsten das Rettungsdienstpersonal eine Diagnose stellen müsste und dies obliegt nur dem Arzt. Nur sind auf den Sanitätseinsatzwagen gerechnet, (zumindest nach meiner Erfahrung) 70 - 80% Fahrten in denen nur der Transport ohne jedwede medizinische oder pflegerische Intervention im Mittelpunkt steht durchzuführen. Wenn ich jetzt den Sanitätseinsatzwagen allein nur mit einem Pflegeassistent welche nach KV Stufe V und einem Pflegefachassistent mit KV Stufe VI besetze kostet mir ein Fahrzeug an Personal brutto etwas 11,30€ für den Rettungsassistent und 12,94€ für den Rettungsfachassistent. Das Macht in 24h 581,76€ ohne Zulagen, da noch die Schmutz und Gefahrenzulage und die Nachtzulage dazu kommt. Somit mach die Schmutz und Gefahrenzulage 49,71 und die Nachtzulage 75,00 € und insgesamt 706,47€ in 24h ohne auch nur einen Cent für das Fahrzeug bzw. die Disposition und Verwaltung einzunehmen. das bedeutet ein Fahrzeug müsste um kostendeckend zu fahren mindestens 1412,94€ in 24h einfahren, wenn es denn im Rettungsdienst wäre. Derzeit wird aber die Fahrt nur mit im Schnitt 50€ (und das ist ein positiv geschätzter Wert) angesetzt. Somit müsste das Fahrzeug in 24h mindestens 29 Fahrten absolvieren, damit es positiv Bilanziert ist. Dies nur als theoretische Kostenbetrachtung. Wenn die Krankenkassen jetzt statt das sie den Rettungsdienst bezahlen den unqualifizierten Krankentransport zahlen, wenn keine Begleitung notwendig ist, würden mindestens 50% des Fahrtenaufkommens entfalle, da sie mittels Taxi abgewickelt werden können. Von den verbleibenden 50% sind wiederum 50% ohne größere Interventionen, sondern z.B. Sauerstoffgabe im Verlauf des Transport, das bedeutet dafür brauch ich dann nicht einmal einen Rettungsassistent (Österreich), sondern nur ein Fahrzeug mit Sauerstoffvorrichtung und der derzeitige Sanitäter ist fast schon überqualifiziert. Also bleiben 25% des Aufkommens übrig und dort brauch ich in 90% dann den Rettungsassistent und den Rettungsfachassistent und in 10% bzw. vom Gesamtwert in 2,5 % die Diplomrettungskraft. Von den 2,5 % wiederum in 10 - 20 % brauch ich dann tatsächlich weiterhin einen Notarzt. Wenn man dies jetzt betrachtet kann man bei einer Qualifizierung auch Kosten sparen, aber es wird dann natürlicherweise einen geringeren Bedarf an Diplomrettungskräften, Rettungsfachassistenten und Rettungsassistenten geben und leider wird man auch einen Großteil der Hauptamtlichen Mitarbeiter bei einer solchen Änderung nicht mitnehmen können, da bisher die hauptamtlichen Rettungskräfte, welche gut waren in die Pflege gewechselt sind, weil es besser bezahlt ist. Diese könnte man dann für die Notfallrettung erhalten, aber in der Masse hat man im Rettungsdienst auch sehr viele Personen, welche dort hängen geblieben sind und ich als auch in der Pflege tätigen hätte absolut nichts gegen eine bessere Ausbildung im Rettungsdienst und damit auch einer besseren Bezahlung, weil mir einige in der Pflege bekannt sind, welche dann auch über einen Wechsel zurück in den Rettungsdienst nachdenken würden, da sie eh beide Ausbildungen DGKP und NFS + haben.

Gut dann sezieren wir einmal

Dem stimme ich zu, nur leider kann sich der Rettungsdienst nicht finanzieren, so dass die RTW als KTW fahren müssen um Geld herein zubringen und somit ginge es nur darüber, dass die öffentliche Hand den Rettungsdienst eigenständig betreibt und nur der Kranken und Behindertentransport und die Taxileistungen ausgeschrieben werden.

Welchen Vorteil hat ein hauptamtlicher Beschäftigter versus einem Ehrenamtlichen? Den NFS kann man auch als Ehrenamtlicher machen und den Punkt Routine lass ich kaum gelten, da Routine auch ein Gefahrenpotential bietet, weil man es ja immer so gemacht hat. Der Aspekt Erfahrung kann bestehen, aber auch nur dann, wenn ein ausreichendes Aufkommen an Notfällen gegeben ist, sonst wird dies auch nicht schlagend. Meine persönliche Einschätzung in der Kenntnis von Hauptamtlichen bei mehreren Organisationen lässt mich daran zweifeln, dass große Gruppe dieser zum NFS oder gar weiter aufschulbar wären.

Momentan fahre ich (wenn ich RTW fahre) nur mit NFS. Ob es fahrlässig ist, einen RTW mit 2 RS zu besetzen, daran scheiden sich die Meinungen, ich persönlich fühle mich jedoch ein wenig wohler, wenn ich weiß, dass ich mit einem NFS fahre, der halt doch schon einige Notarzt Einsätze hinter sich hat und mehr Erfahrung ausweist. 

Natürlich schafft Wissen Sicherheit, aber auf einem RTW brauch ich keinen NFS, weil er dort in der Masse unterfordert ist. Ja es gibt Situationen, wo eine bessere Ausbildung wünschenswert wäre, nur müsste das auch Bezahlt werden.

Die Diskussion habe ich wiederholt mit anderen Ehrenamtlichen und diese sagen: „Wenn wir nur mehr B - KTW fahren sollen bleiben wir zuhause.“ zwar widerspricht dies den hehren Zielen der Organisationen, andererseits ist den Organisationen aber dies auch bekannt und wird toleriert, weil man sonst die Dienste nicht besetzen könnte. Ich für meinen teil sage halt wenn man die Professionalität will muss man zahlen.

Momentan ist ein NFS ein NFS - egal ob hauptamtlich oder ehrenamtlich. Deswegen kann es eben nur mit der Schaffung eines neuen Berufsbildes funktionieren welches einfach durch Ehrenamtlichkeit nicht mehr erreichbar ist. Der Rettungsdienst bzw. präklinische Notfallmedizin ist ein hochsensibler komplexer Bereich. Meiner Meinung nach haben in diesem System nur „Profis“ etwas verloren. Profis im Sinne von Profesioniellen, die unabhängig von ihrer Spezialität in diesem Bereich eine entsprechende Berufsausbildung absolvieren, im System arbeiten , ihr Geld verdienen, Erfahrung sammeln und weitergeben etc.

es gibt auch sowas wie Übergangsfristen. So eine „radikale“ Umstellung des Rettungssystems kann ja nie von heute auf morgen statt finden sondern kann nur ein Prozess sein der über Jahre mit diversen Überschniedungen läuft.

Nun ja jetzt bin ich einmal gemein! Nach österreichischem Recht ist die „Ausbildung“ zum Rettungssanitäter mit dem Berufsmodul mit 260h plus 40h ein Beruf. Es gibt Personen, welche damit ihre Brötchen verdienen und sie sammeln auch Erfahrungen und geben diese weiter, also haben wir doch eine Professionalisierung. :smiling_imp:

Jein man sollte nicht den Sündenfall Deutschlands von 1989 bei der Einführung des Rettungsassistenten machen und einfach eine Umschreibung zulassen, sondern wenn schon eine Aufschulung verlangen, damit würde die Spreu vom Weizen bei den Hauptamtlichen getrennt und man kann per Gesetz nicht Ehrenamtlichen die Aufschulung untersagen, dass wurde in Deutschland im Zusammenhang mit dem NFS versucht, aber von den Gerichten abgeschmettert. Denn es kann nur verlangt werden, dass ein Stundendeputat gefahren wurde und dieses auf einen Betrag von z.B. 1.600h gesetzt werden, plus die Aufschulung z.B. auf 2.800h damit erledigen sich die Ehrenamtlichen automatisch in der Masse. Nur ein gesetzliches Verbot der Ausbildung von Ehrenamtlichen wird schwer durchsetzbar sein.

Jajaja…du weißt schon was ich meine. :wink::unamused:

Die fachlichen Unterschiede zwischen einem ehrenamtlichen und hauptperuflichen NFS sind momentan zumindest offiziell marginal. Meiner Meinung siedelt sich das generelle Ausbildungsniveau aus diesem Grund eher im unteren Bereich an…aber bitte.
Nimm mal einen Piloten : Jeder darf nach 40h Training und erfolgreicher Prüfung einen Hubschrauber steuern…egal ob er Huber, Müller oder Maier heisst. keiner würde jedoch auf die Idee kommen mit dieser Ausbildung jemanden als Pilot in einen Rettungshubschrauber zu setzen. Meines Wissens sind mir auch keine ehrenamtlichen Hubschrauberpiloten neben den hauptberuflichen bekannt. So nebenbei sind mir auch keine ehrenamtlichen Notärzte in unserem System bekannt. Ja, es gibt ehrenamtliche Ärzte wie zb bei Ärzte ohne Grenzen…allerdings sind die ganz normal VOLL AUSGEBILDET wie auch jeder andere Arzt - mit einer nicht allzu unaufwändigen Ausbildung…

Das Problem was ich in meinem Umfeld sehe ist das 90% der Hauptamtlichen keinerlei Aktivität an den Tag legen sich auch nur minimal Fort und weiterzubilden, dies aber bei 25% der Ehrenamtlichen der Fall ist. Seitens der Hauptamtlichen kommt, na für unsere Weiterbildung ist der Dienstherr zuständig und die 8h Vereinsinterne Weiterbildung reichen doch voll und ganz also was wollt ihr. Von daher ist bei uns in der Regel der ehrenamtliche NFS meist besser qualifiziert als der hauptamtliche, weil ersterer halt in „Hobby“ investiert, wehrend zweiter sagt: „Na wenn soll sich der Dienstgeber kümmern.“. Gut das Problem ist halt, dass sich eine bessere Ausbildung im Rettungsdienst nicht monetär bemerkbar macht und somit verstehe ich es auch wenn der Hauptamtliche jetzt nicht soviel investiert, weil es können ja nicht alle die professionell in der Rettung tätig werden wollen bei der MA70 fahren.
Nur es gibt zum Teil auch kostenlose bzw. Fortbildungen mit einem geringen Kostenansatz und da sieht dann in der Masse auch wieder nur Ehrenamtliche. Entschuldigung aber wenn wir hier die Ärzte mit anführen, auch die müssen sich entsprechen Fortbilden. Ja ihnen stehen je nach Klinik zwischen 500 und 1.500€ im Jahr zur Verfügung plus zwischen 3 und 5 Tagen Freistellung vom Dienst. Nur da muss man auch mehr investieren an Zeit und Geld.
Also liebe Wiener nicht böse sein, aber rund 5.000 € für einen NFS / NKA / NKV plus PHTLS und Co. würde ich als Hauptamtlicher auch nur zahlen, wenn ich dann danach auch meine 200€ mehr im Monat in der Lohntüte habe und vorallem es auch anwenden kann.

Liegt aber daran, dass eine Weiterbildung in Prinzip weder finanziell noch rechtlich was bringt. Was helfen mir die ganzen Weiterbildungen, wenn ich das gelernte sowieso nicht anwenden darf.
Die Erfahrung ist auch nicht zu unterschätzen. Ich kann zwar zik Kurse machen, wenn mir aber die Erfahrung bzw. Möglichkeit der Anwendung fehlt, hilft das beste Wissen nichts.

Was dann hinzu kommt ist das fehlende QM im RD.

nun, eine regelmäßige Ausbildung macht sich ausser bei der Steuererklärung auch beim Arzt nicht unbedingt direkt monetär bemerkbar. Es gibt aber eine Weiterbildungspflicht die im äußersten Fall bei nicht-Einhaltung sogar Lizenzentzug nach sich ziehen kann. Regelmäßige Weiterbildung ist eben hier ganz einfach „Part of the Job“ und das wird auch so gelebt, wie man an den mittlerweile fast unzähligen Fortbildungsangeboten im ärztlichen Bereich sehen kann.

Ich finde der Vergleich hinkt. Insbesondere deswegen, weil die ärztliche Qualität (begrenzt zb auch die pflegerische) mehr oder weniger direkt messbar ist und auch als Kostenfaktor durchaus relevant ist.

Ich weiß als Spitalsträger das durch gut ausgebildete Ärzte zb meine Verweildauer sinkt oder die Komplikationsrate niedriger ist (da sind natürlich noch mehr die Fallzahlen relevant).

Für den Sani ist das alles egal. Der RD wird nicht mehr Geld bekommen durch bessere Sanis, die Fahrstrecken werden nicht kürzer, die Teams können im wesentlichen nicht mehr Transporten fahren und „Komplikationen“ sind sowieso kein wirklicher Faktor (weil wenige Kompetenzen die man falsch anwenden kann). Solange die Sanis die Patienten irgendwie ins nächste Spital führen passt das schon irgendwie. Wenn ich außerdem in den meisten Gegenden recht schnell einen Notarzt bekomme besteht noch viel viel weniger Anreiz irgendwas an den Sanis zu ändern. Die 10 Minuten bis das NEF kommt überlebt der Patient wenn der Sani ABCDE beherrscht (Atemweg - Stabile Seitenlage, B - Assistierte Beatmung wenn ers kann, C - Blutungen, BLS, D - Bewusstlose wieder in die SSL), da braucht es sehr sehr wenig mehr…

Somit ist ja völlig aufgelegt wieso es keine besondere Qualitätsbestrebungen außerhalb bestimmter Systeme* gibt.

*zb Wien: Wenn ich keine Notärzte habe, dann muss ich schauen das die Sanis ohne NA so weit wie möglich kommen und auch die entsprechenden Kompetenzen haben (sei es Medikamente, sei es zb einen Schockraum oder eine Intensiv ohne NA zu buchen und anzufahren).

Naja, ich finde deine Ausführungen sind zwar nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig:
Ein gutes RTW-Team kann einen NA freispielen (zB durch Storno), der dann zu einem weiteren Einsatz disponiert werden kann, wo er tatsächlich gebraucht wird.
Ein gutes RTW-Team kann mit der NEF-Besatzung die on-scene-time erheblich verkürzen, womit das NEF schneller wieder frei wird
Ein gutes RTW-Team kann auch einen NA-pflichtigen Patienten tlw. ohne NA „therapieren“ (zB Hypo), wodurch ein NA-Einsatz vermieden wird.
ALS-Maßnahmen können auch schon durch (gut) ausgebildete RTW-Sanis durchgeführt werden (zB Krampfdurchbrechung), wodurch auch die Heilungschancen für den Patienten besser werden.

Ja, die supergeilen Action-Paramedics sind wir nicht, aber ein bisschen können wir schon beitragen

Ja ein bisschen was, das ist schon klar. Aber du musst es aus Public-Health Sicht sehen. Es bekommt niemand mehr Geld wenn das NEF schneller frei ist (die meisten fahren eh sehr wenig, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das genau dann der 2 Einsatz kommt und das Nachbar-NEF und der Hubi auch belegt sind).

Die Therapie stimmt ja nur halb, weil 1. sind meist RS unterwegs, darum geht es. Wir sind ja weit von NFS auf allen RTW entfernt (Und selbst die müssen nach RK Lehrmeinung mehr oder weniger immer einen NA alarmieren), es geht mehr darum was würde es bringen auf jeden RTW einen NFS zu setzen. Wie häufig ist der Hypo? Wie oft kommt man am Land zu Anwendung der Kompetenz? (Da gibts die Papers von Prof. Trimmel zu WN und Prof. Prause zu Graz - wie oft wenden NA bei NA-Einsätzen ihre Kompetenzen an? (Zugang und Ringer - viele aber ned alle. Medikamente - schon deutlich weniger. Intubation - selten. Alles weiter - fast nie!)). Eben… somit hat es vielleicht Vorteile, aber die (kaum darstellbare) Kostenersparnis in seltenen Fällen steht den erhöhten Vorhaltekosten 24/7 gegenüber.

Ich bin auch für mehr Qualität, aber nachdem ich mich ein bisschen mit Public Health und Gesundheitsökonomie auskenne hoffe ich auch ein bisschen einen Einblick in Entscheidungsmodelle auf Systemebene geben zu können. Und da geht es einfach nicht um einen einzelnen Patienten, da geht es um das Gesamtsystem (auch wenn ein einzelner dann vl einen Nachteil hat, aber so ist es halt).

Aber könnt man nicht bei den NA-Mitteln sparen, wenn man vernünftig ausgebildete Leute am RTW hat?
Würd das nicht zu einer Kostenreduktion führen? Vor allem im städtischen Bereich

Macht man ja eh. Das sind die bestimmten Systeme wo es geht.

Am Land (zb in NÖ jetzt wie ausgeschrieben) kann man kaum mehr ausdünnen im derzeitigen System. Und dann ists wieder ne Kosten/Nutzen Frage. So teuer sind NA auch nicht…

Dein Ansatz ist richtig, nur du vergisst den RD. Je schneller die Sanis vor Ort erkennen was der Patient hat, je schneller die richtigen Maßnahmen getroffen werden und je schneller der Patient die richtige Therapie (sprich Transport in die richtige Abteilung) erhält, desto weniger Komplikationen und eben Verweildauer hab ich.

Du siehst also, dass der RD in dem System ein sehr sehr wichtiges Rädchen ist. Wenn nicht sogar das wichtigste am Anfang des Ereignis (neben dem frühzeitigen Notruf und Erster Hilfe)

Also gut ausgebildete Sanis und ein flächendeckendes System kann sehr viel zur Kostenreduktion beitragen.

Aber weiß schon, das manche Ärzte glauben sie sind die einzigen :wink:

Das stimmt so einfach nicht. Da muss man am Boden bleiben, außerdem macht es in der Masse der Einsätze das Kraut nicht fett (Wir reden hier von Systemfragen, also Public Health). Es gibt sicher Patienten die da profitieren würden, aber die breite Masse die entweder nix großartiges hat (NACA 2 oä) oder eh in das nächste Spital kommt profitiert davon nicht.

Und hinsichtlich der schnellen Therapie hast du Recht, dass sagt Professor Schreiber auch immer: Für den RS ist das wichtigste das Erkennen der kritischen Patienten - die profitieren nämlich durchaus von einem Notarzt! Und im wesentlichen kann nur der NA diese Therapie leisten und dann muss man sich wieder fragen, was das System mit NA-Kompetenz auf jedem RTW kosten würde (va diagnostisch, nach einer SOP irgendwas spritzen kann jeder Aff der des Lesens mächtig ist). Die meisten NA-Mittel (va außerhalb von Ballungszentren) fahren nicht sehr oft aus, dh es gibt die „kritischen Patienten“ in ihrem Einsatzgebiet nicht (+ein paar die die Sanis übersehen gibts sicher). Dh aus ökonomischen Gesichtspunkten wäre es absolut sinnlos die Sanis besser zu qualifizieren, da passiert einfach nix wo man sie brauchen würde. Das Geld steckt man besser in Prävention, Breitenausbildung (EH in Schulen) oder einen Defi für jedes Kuhdorf. Das bringt (auch mit Fakten untermauert) einen tatsächlichen Benefit.

Nicht vergessen, wir reden vom Gesamtsystem und nicht von Einzelfällen.

Und der Trend geht in Richtung interdisziplinäre Notaufnahmen, dh dein Argument wird rein durch Zeitablauf immer weniger stark weil es einfach wurscht sein wird. Ein Notfallmediziner (kann Allgemeinmediziner sein, Internist, whatever) kann in einer ZNA Ohrenweh behandeln, dass kann ein Praktischer Arzt auch in der Praxis. Da brauch ich keinen Sani der einen Patienten in eine - eh schon überlastete - HNO-Abteilung in einer größeren Stadt führt.

Da gibt es auch andere Beispiele: Zb ein Stroke braucht am sehr schnell eine Lyse, dh es ist besser ich bringe ihn schnell in einen Grundversorger mit CT (in Nö soweit ich weiß alle KH bis auf Waidhofen and der Ybbs, die haben aber sicher auch eines, vl nicht 24/7). Dort braucht der Patient dann schnell ein cCT und dann ggf die Lyse, dann hat man immer noch Zeit sie einem Zentrum zur Thrombektomie (inzwischen eine Kat. I Empfehlung) zu transferieren. Die schnelle Lyse ist allerdings das wichtigste, dass muss eigentlich jede Notaufnahme können (Vgl das Best-Practice Modell in Tirol). Wenn man fast gleich schnell in nem Zentrum ist kann man natürlich auch dorthin fahren (und soll auch), der Stroke ist hier nur als Beispiel aufgeführt wieso eine frühere Erkennung ned unbedingt ein besseres Outcome bringt.

Ein anderes Beispiel wo es Benefits gäbe wäre der STEMI: Da kommt es ganz massiv auf eine kurze Zeit zwischen Erkennen und PCI an. Das hat aber ned unbedingt was mit den Sanis zu tun, es wäre weit billiger ein EKG auf den RTW zu packen und die EKGs per Telemetrie (EKG picken kann man einem RS beibringen) an ein KH zu schicken. Dann kann jemand qualifizierte eine frühzeitige Therapieentscheidung treffen und der Patient kommt an seine PCI. Faktisch ist es aber so, dass der ACS eh überall eine NA-Indikation ist. Dh die sehen eh einen Arzt der diese Therapieentscheidung treffen wird. Somit bringt mit weder die Ausbildung was noch die Telemetrie, die Sanis dürfen nur ned vergessen ACS = NA.

  1. kein Arzt und 2. keineswegs. Im Medizinstudium und in der Praxis bekommt man sehr schnell mit, dass ein interprofessionelles Zusammenarbeiten extrem wichtig für ein gutes Outcome ist. Primär betrifft das natürlich Ärzte und Pflege, aber rein grundsätzlich gibt es da keine Grenzen. Eine Zusammenarbeit bedeutet aber auch, dass jeder seinen Platz kennt. Und es ist zum derzeitigen Stand einfach so, dass nur ein Arzt die entsprechende Versorgung bieten kann (und mit Grenzen sicher auch fortgebildete Pflege im Sinne ACPs/ANPs nach englischem Modell).

Das sehen viele einfach nicht, auch weil sie in ihrem Wissenshorizont (nicht böse gemeint, das ist einfach so) zu beschränkt sind um die Komplexität hinter einer vermeintlich einfachen Entscheidung zu sehen.

Es hat schon einen Grund warum die Ausbildungsdauer im ärztlichen Bereich so lange ist - und zwar im großen und ganzen weltweit bzw zumindest in der „westlichen“ Welt.

Für alle die ned viel lesen wollen. Das ist mir der allerwichtigste Satz.

zumindest die einzigen, die momentan das volle Kompetenzspektrum der Notfallmedizin im System anbieten, und das ohne Einschränkungen. :wink: und das wird wohl auch so bleiben so wie’s aussieht.

Stimmt, dazu hätte man zumindest in NÖ jetzt die Chance gehabt, bei der Auschreibung Notarzt Neu. Die Reduktion der Stützpunkte wäre längst überfällig gewesen. Durch Begehrlichkeiten der Politik versucht man nun aber eigentlich alle Stützpunke am Leben zu erhalten und verhindert dadurch eigentlich eine obligatorische Aufwertung des Rettungssanitäters. Mit der Reduktion der Stützpunke wäre auch der Schritt alles auf rein berufliche Beine zu stellen wesentlich einfacher gewesen - was wiederrum die Organisationen nur ungern hören,… ein Teufelskreis und man wurschtelt einfach weiter…

Berichtigung: WaidhofenYbbs : 64zeiler CT 24/7 mit Befundung !