[NOE] Patient irrtümlich für tot erklärt

Ein fataler Fehler ist einem Rettungssanitäter in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) passiert. Laut „Heute“ wurde ein Patient für tot erklärt, obwohl er noch am Leben war. Das Rettungspersonal wurde umgehend außer Dienst gestellt.

Der Vorfall ereignete sich bereits am 3. Juni. Laut Bericht der Gratiszeitung „Heute“ verständigte ein Mann die Polizei, weil er seinen Nachbarn seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Die Feuerwehr, die ebenfalls im Einsatz war, öffnete die Tür zu seiner Wohnung und fand den Mann in seinem Vorzimmer.

„Ein Sanitäter hatte keinen Puls gefühlt und glaubte, Totenflecken zu sehen“, wird die Pressesprecherin des Roten Kreuzes, Sonja Kellner, in dem Artikel zitiert. Die Rettungsmannschaft rückte daraufhin von der Einsatzstelle ab, während der 68-jährige Mann zu röcheln begann.

Die Polizei alarmierte ein Notarztteam, das den Mann stabilisieren konnte und ins Krankenhaus brachte. Rot-Kreuz-Sprecherin Kellner sprach im Zusammenhang mit dem Vorgehen des Sanitäters von einer „katastrophalen Fehleinschätzung“, die untragbar sei. „Die gesamte Mannschaft wurde nach dem Einsatz sofort außer Dienst gestellt, der eine Sanitäter ist außerdem nicht mehr beim Roten Kreuz“, so Kellner gegenüber „Heute“.

Sanitäter überschritt Kompetenzen
Gegenüber dem ORF Niederösterreich bestätigte Kellner den Vorfall und zeigte sich tief betroffen. Das restliche Rettungspersonal, das am 3. Juni anfänglich im Einsatz war, wurde in seinem Ausbildungsstatus zurückgestuft, „das heißt, die beiden Sanitäter dürfen nur noch in Begleitung zu Einsätzen fahren.“

Der Sanitäter, der den Patient für tot erklärt hatte, überschritt laut Kellner seine Kompetenzen: „Liegen keine eindeutigen Anzeichen für den Tod vor, darf dieser nur durch einen Notarzt oder Gemeindearzt festgestellt werden“, sagte die Sprecherin. Der Sanitäter habe seinen Dienst zurückgelegt. „Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen, aber so etwas darf natürlich nicht vorkommen.“

Quelle: noe.orf.at

Jetzt ist schon wieder was passiert…

Schön, welche Rückendeckung der Kollege von der HiOrg erhält. :unamused:
Da lernt man in der Ausbildung, dass Totenflecken sichere Todeszeichen sind, aber nicht wie solche aussehen. Und wenn es dann zu einer derartigen Fehleinschätzung kommt, ist prinzipiell der arme Kollege draußen Schuld, nicht die mangelnde Ausbildung, schlechte Ausstattung (wird wohl kaum ein EKG mit Asystolie geschrieben haben ?) oder eine falsche Alarmierung (warum kein Fahrzeug mit NFS an Bord ?) :imp:

semmelweis.hu/patologia2/files/2 … tikum1.pdf

Blöd gelaufen
Nur denke ich, dass sich der Kollege doch etwas überschätzt hat und sowas wahrscheinlich nicht das erste Mal stattfand

Kennst du den Kollegen bzw. Geschichten von ihm?

Wenn wir jetzt mal annehmen, dass er im besten Wissen gehandelt hat
und er fest davon überzeugt war, dass es Todesflecken sind (Gelehrt wird ja dem RS, dass Totenflecken sichere Todeszeichen sind, jedoch nicht wie die aussehen),
frage ich mich wo die Kompetenzüberschreitung ist.

Ist es dann nicht eher ein Organisationsvergehen, wenn aufgrund mangelnder Ausbildung eine Fehleinschätzung zustande gekommen ist?

Also nur auf Totenflecken alleine hab ich mich noch nie verlassen. Pulsmessen und den Patienten berühren gehört hier einfach dazu. Der Patient muss hier aber noch irgendwelche Lebenszeichen gehabt haben. Also hier ist irgendwas gewaltig schief gelaufen.

Und nein die Organisation ist nicht schuld. Man sollte als Sani in AT schon so weit sein, dass man um die Ausbildung und die Möglichkeiten bescheid weiß. Demnach muss man draußen auch agieren.
Jetzt zu sagen dass man ja zu wenig Ausbildung erhalten hat, ist ein zu einfacher Versuch sich aus der Affäre zu ziehen.

Totenflecken sichere Todeszeichen, sprich wären alleine schon aussagekräftig.
Wenn du jetzt zusätzlich auch keine Lebenszeichenfestellen kannst, sollte das ziemlich eindeutig sein.

Es gibt auch dokumentierte Fälle, bei denen von einem Arzt keine Lebenszeichen festgestellt und die Person für tot erklärt wurde,
jedoch später aufgefallen ist, dass die Person noch lebt.

Da stimme ich dir vollkommen zu.

In der Ausbildung wird gelehrt, dass Totenflecken sichere Todeszeichen sind?

Diesen Kollegen nicht, aber die „Art“ einiger Kollegen
Vielleicht bin ich hier auch komplett am Holzweg

Wenn er fest überzeugt war Totenflecken zu erkennen, dann war es Kompetenzüberschreitung.
Weil offensichtlich kann er sie nicht feststellen

Ja (also bei meiner)

Jup, wird so gelehrt, inklusive fehlender Bilder und mit ohne genauer Beschreibung (Also nicht mehr als in der Mappe steht).
Mit der Beschreibung könnte man tatsächlich viel für Totenflecken halten, daher sollte man, ohne diese zu kennen sich auch nicht auf diese alleine verlassen. IMO.

Totenflecke sind sichere Todeszeichen, so wie Fäulnis und Totenstarre, doch wer von den Sanitätern hat jetzt in Realität schon Totenfelcke gesehen? Ich hatte im Pflegeheim auch schon Sanitäter, welche meinten: „Der Patient ist doch Tod, der hat doch Totenflecke.“ und ich nur meinte nö schaut einmal auf den Brustkorb und Bauch der hebt und senkt sich noch, das was ihr für Totenflecken haltet sind Hämatome in unterschiedlichen Stadien. Das haben die RS auch eingesehen, aber wie kann ich es ihnen zum Vorwurf machen, wenn ich einige Senioren fotografiere und dann Bilder von Leichenflecken daneben stelle, würde selbst ein Pathologe sein Problem haben das zu erkennen.
Von daher ist einfach die Ausbildung etwas zu hinterfragen, doch die logische Folge wird sein, dass der österreichische Saniäter die auf dem Apothekendachboden gefunden ägyptische Mumie im Sarkophag anfangen wird zu reanimieren um sich abzusichern.
Zu den Kollegen weiss ich zu wenig, ob sie in Selbstüberschätzung handelten, oder ob sie den Angehörigen den Stress der Reanimation ersparren wollten. Die Gründe können vollkommen unterschiedlich sein und auf Basis des Artikels kann ich dazu mir kein Bild machen. Das einzige Bild, dass ich mir auf Basis des Artikels machen kann, ist das über die Organisation welche geschlossen hinter ihren Mitarbeitern steht, frei nach dem Motto „Der war es uns trifft keine Schuld.“

Die Seite der Sanis zu hören war interessant, momentan haben wir ja nur die eine Seite der Geschichte.

Zumindest bei mir im RS wurde gelehrt, dass bei sicheren Todeszeichen nichts mehr machen darfst,
es wurde jedoch nie gesagt, dass wir die sicheren Todeszeichen nicht feststellen dürfen.

Und genau darauf will ich hinaus. Eine viel zu kurze Ausbildung bei der gesagt wird, dass du sichere Todszeichen feststellen sollst (ohne zu zeigen wie)
gepaart mit einem übermotivierter/sich überschätzenden Sani kann da sehr schnell zu Problemen führen.

Bin ich der Einzige, der sich wundert, warum ein „RTW“, „SEW“, … oder wie immer die jetzt genannt werden, ohne EKG zu einem „vermuteten Notfall hinter verschlossener Tür“ geschickt wird?

[i]§50 Sanitätergesetz
(1) Sanitäter sind verpflichtet, zur
1. …
2. Vertiefung der in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten

[/i]Ist sogar eine Verpflichtung, dass der RS sein wissen vertieft und nicht am Ausbildungsstand stehenbleibt! :exclamation:

       bin ich mir hier nicht absolut sicher - Reanimation und Artztnachforderung

Über das Thema - abbrechen einer nicht Erfolgreichen Reanimation haben wir Beiträge im Forum;

Diese Interpretation kannte ich bisher nicht, ist aber auf jeden Fall spannend. Wenn du unbedingt willst, DARFST du natürlich bei sicheren Todeszeichen auch reanimieren (jetzt mal abgesehen von den Vorschriften, die die Manipulation von Leichen bis zur Totenbeschau verbieten), denn solange du dir nicht sicher bist, dass diese Zeichen sicher sind, ist auch kein vorläufiger Tod festgestellt. Den abgetrennten Kopf reanimieren ist zwar schwierig und falsch, aber nicht verboten.
Reanimation bei vorhandener Totenstarre ist jetzt auch nichts äußerst ungewöhnliches.

Ja, denn es gibt genug Orte in diesem Land wo es kein EKG außerhalb vom NEF gibt. Leider.

@bauxxxerl:
Da habe ich schon lange aufgehört, mich darüber zu wundern. Mich ärgert´s einfach nur mehr…

Eines was ich mir für die Zukunft wünschen würde, ist das solche Fälle über eine CIRS-Plattform allen Sanis zugänglich gemacht wird, um daraus lernen zu können.

Das CIRS wird seit Jahren nichtmehr gepflegt, ist aber gleichzietig das einzige Tool zum QM im ganzen ÖRK. Wird auch fleißig in der Ausbildung und auf Dienststellen beworben. Soviel also zum QM.

Es wurde so argumentiert, dass wenn sichere Todeszeichen zweifelsfrei festgestellt wurden, dann ist es kein Patient mehr,
sondern eine Leiche und ein Sanitäter arbeitet grundsätzlich nur an Patienten und nicht an Leichen.

Die Frage ist ja auch, warum ist der Mitarbeiter so schnell ausgetreten?!