Danke fürs Teilen! Ich begrüße sehr, dass wir in den letzten Wochen ein bisschen mehr Wissenschaft und Forschung in den Themen haben als sonst
Gibts aktuell irgendwo in AT RTWs die Laktatmesser haben? Ist ja eine starke Empfehlung der neuen Leitlinie.
Gibt es am Markt ein Gerät, dass zb Zucker und Lactat messen kann? Und man eventuell nur andere Teststreifen verwenden müsste?
Rechtlich wäre es auf jeden Fall möglich.
Ja gibt es. Bist so um die 300Euro dabei.
Wie heißt das Gerät?
Der Accutrend Plus von Roche kostet ca. 140-160€ zusätzlich dazu kommen noch 25 Messtreifen á 60€ ungefähr.
Ich glaube aber kaum das irgendein Rettungsdienst jemals unaufgefordert Laktat-Messer auf die RTW räumt ohne dazu verpflichtet zu sein. Es gibt nicht mal Trop oder D-Dimer Tests auf den RTW und die kosten nur 4-5€ das Stück.
Weiß jemand, wie zuverlässig diese billigen Troponin Tests sein sollen oder sind? Denke mir, wenn’s wirklich aussagekräftig wären, würden sie ja schon längst auf sämtlichen RTWs und KTWs im Einsatz sein
Ich denke nicht dass präklinisch auf einem RTW ein Laktatmesser Sinn macht, das kann ohnehin mit der BGA in der Ambulanz passieren. Oder was wäre die ableitbare präklinische Handlung? Flüssigkeit kann man so und so geben. Antibiose wohl eher nicht.
Wir hatten Sie mal in Verwendung, sind wieder davon abgekommen weil kein Mehrwert in der Entscheidungsfindung gesehen wurde.
Laut der S3 Leitlinie bei septischem Schock so rasch wie möglich, innerhalb der ersten Stunde. Die Herausforderung im RD wäre jene Pat zu identifizieren die vom Beginn einer Antibiose profitieren würden und da könnte Laktat eine Unterstützung sein.
Ohne Angabe welche Produkte verwendet wurden lässt sich auf die hiesige Fragestellung wenig ableiten.
Die Messstreifen von Meditrol die DocCheck in ihrem Shop vertreibt werben mit einer Sensitivität von 99,2%.
Inwiefern das bei der Entscheidungsfindung nicht hilft kann ich nicht nachvollziehen. Bei diesen Messstreifen handelt es sich ausschließlich um Einschlussdiagnostik und in meinen Augen für präklinische NSTEMI eine coole Sache. Dass diese Tests nicht dem labormedizinischen Goldstandard entsprechen und eine BGA sinnvoller wäre ist eh selbstverständlich.
Die Grazer Jumbos haben eine BGA, wird auch immer wieder ua. fürs Laktat verwendet.
JUH RTWs haben seit ca. 10 Jahren Troponin-I (TnI) qualitative Schnelltests mit, die werden aber nur bei Schmerzen >= 4 Stunden eingesetzt, und bisher auch eher nur Zusatzinfo als therapieentscheidend…
Bei uns waren es die Cleartest Troponin I
Warum es einsatztaktisch nicht hilfreich war? Nun zunächst die 3-8h bis der Test anschlägt. Über diese lange Zeit symptomatische NSTEMI zeigen meist EKG Veränderungen die zumindest OMI Kriterien erfüllen. Sollte es immer noch unklar sein fahren wir in einen Grundversorger für einen hs TropT Test. Weil das PCI KH nimmt mich dann nicht, egal ob mit oder ohne Trop I Schnelltest anfrage.
Das NSTEMI üblicherweise OMI-Kriterien erfüllen, verwundert mich da es sich bei einem NSTEMI alleine schon definitionsgemäß nicht um einen OMI handeln kann. So weit mir bekannt haben NSTEMI üblicherweise T-Inversionen und ST-Senkungen wenn nicht gar fast normal. Auch wenn diese Veränderungen manchmal eine Dynamik haben und sich verändern, höre ich davon zum ersten Mal.
Und außerdem hat man, wenn man einen dieser seltenen Fälle vor sich hätte, wo sich z.B. der Injury current einfach plötzlich umdreht und aus einer Senkung eine Hebung macht, keinen NSTEMI sondern einen STEMI vor sich. Dann hatte der Patient nie einen NSTEMI.
Denn auch ein Infarkt der initial senkt weil es sich um eine Teilokklusion und in Folge dessen keiner Ischämie der kompletten Herzwand, der dann aber komplett okkludiert und zu heben beginnt weil die gesamte Herzwand betroffen ist, ist ein STEMI oder OMI.
Daher definitionsgemäß kein NSTEMI.
Vielleicht bin ich aber auch was das anbelangt nicht mehr Up2Date. Literatur bezüglich dieser regelhaften OMI-Zeichen bei NSTEMI, würde mich interessieren.
OMI kann auch ein NSTEMI sein, siehe Dr Smith
Das Thema ist interessant und können wir gerne weiter betrachten, dann aber bitte eigener Thread und nicht hier bei der Sepsis
Du fasst hier sehr gut das Dilemma des STEMI-Paradigmas zusammen.
Es gibt durchaus NSTEMI / OMI Patienten. Die dann aber eben falsch klassifiziert werden und im ihre schnelle PCI kommen.
Entlassdiagnosen wäre dann NSTEMI und niemand kümmert sich darum, dass der Arme mensch stundenlang myocard verloren hat.
Beispielhaft und als Startpunkt für dein weiteres lesen hier ein Link : The diagnosis is NSTEMI, a worthless diagnosis which harms patients. - Dr. Smith’s ECG Blog
Edit: Dr Smith et Al. Können das deutlich schöner sagen, jedoch den Zustand Gefäß ist offen/verschlossen anhand von starren mm Kriterien zu bewerten. Kann eigentlich nur zu vielen falsch negativen führen
Ja mit einem NSTEMI meinte ich Infarkte mit Teilokklusion, wie in der Literatur früher (und teilweise heute) noch üblich. OMI-Zeichen gibt es wie der Name sagt nur bei Totalokklusion. Da habe ich mich falsch ausgedrückt.
Ein Update einer Leitlinie und wir beschäftigen uns hier mit den ganzen Thread lang mit einem Parameter, der in der Leitlinie wie folgt abgebildet wird:
Allerdings ist Laktat allein weder sensitiv noch spezifisch genug, um die Diagnose allein zu stellen bzw. auszuschließen.
Wir könnten auch dazu übergehen, unsere Kolleg:innen auf die diversen Frühwarnscores richtig gut zu schulen, anstatt zu versuchen, das Problem mit Geld zu bewerfen. Nicht erst einmal bin ich mit einem Kollegen am Fahrzeug gesessen, der keinen dieser Frühwarnscores kannte (und das hat sich durch alle Ausbildungsstufen gezogen). Da könnten wir wesentlich sinnvoller ansetzen als mit Lactat-Tests. Bringt nämlich erst recht nichts wenn die Indikation verpasst wird. Und wie @The_Main_Event schon richtig sagt: Wozu?
Wenn ich einen Patienten habe, der “Sepsis” schreit, ist ein präklinisch durchgeführter Laktat-Test egal. Wenn er positiv ist, werde ich ihn wie einen Septiker behandeln, wenn er negativ ist, werde ich mich nicht allein auf diesen Parameter verlassen und ihn dennoch lieber wie einen Septiker behandeln.
Wenn ich keinen Patienten habe, der nicht septisch wirkt, dann werde ich a) entweder kein Lactat machen oder b) ein Lactat machen und dann vor dem Dilemma stehen, dass ich nicht allein vom Lactat her auf eine Diagnose kommen kann, siehe Zitat. Ebenso verhält es sich btw mit den bereits angesprochenen Trop-Schnelltests.
Puh. Brace yourselves, radiology.
Ernsthaft: Auch da lieber Kompetenz (Wells/Geneva) als Geld. Ich hab keine Ahnung woher der Trend zu möglichst viel Zeugs kommt.