Vielleicht braucht es eine Aufwertung und Akademisierung doch eher bald bei solchen Aussagen. Weil eigentlich wollen wir mit Professionialisierung einen Weg hin zu Evidence-Based schaffen. Alles andere ist sinnloses weiterwurschtln und dann können wir gleich alles so lassen wie es ist!
Und nein, es ist nicht selbstverständlich! Vielleicht ist es auch deutlich sinnvoller, in jeden Ort einen Haufen Taxis zu stellen, die ohne groß fragen oder untersuchen die Patienten mit Vollgas in die nächste Klinik bringt. Ist natürlich ein überspitzt dargestelltes Beispiel, schon klar. Aber wissen wirs? Nein. Wir glaubens, ich übrigens eh auch.
Aber man sollte dennoch eher immer Wissen wollen und nicht so naiv sein, den Glauben als absolut anzusehen.
Um es auf den Punkt zu bringen… wir wissen nicht welches System gut oder schlecht ist, da es keine Evidenz dazu gibt und die Stakeholder (mal abgesehen von Wien) auch wenig Interesse daran haben Daten zu produzieren.
Wir können nur spekulieren, dass das RTW / KTW System vermutlich bessere Outcomes produziert als das „SEW“-System, da bei ersterem besser ausgebildete Sanis (NFS) mit entsprechendem Material und Kompetenzen Notfallpatienten versorgen und esmbeim „SEW“-System ein Glücksspiel ist, wer kommt.
Man hat sich Europaweit darauf geeinigt, dass RTW / KTW die Lösung ist und Rettungssanitäter eine ordentliche Ausbildung bekommen. Worauf diese Entscheidung basiert, weiss keiner. - Auf der anderen Seite steht ein Präsident eines Landesverbandes, der uns ebenfalls ohne Evidenz erklärt, dass in seinem Bundesland das „Europaweit Beste“ System vorherrsche, weil der NA zu jedem Fingerschnitt fährt.
Daten wären schön. Eine Studie wäre toll… Fraglich ob wir so eine Studie jemals sehen werden.
Ist es gesundheitsschädlicher ohne einem Fallschirm in 5000m Höhe aus einem Flugzeug zu springen als mit?
Bauchgefühl sagt: irgendwie schon
Gibt es Evidenz dafür?
Nein.
Es hat noch niemand eine kontrolliert randomisierte doppelblind Peer-Reviewte Studie gemacht bei der hunderte Menschen mit und ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gestoßen und dann in beiden Gruppen Überlebende vs. Verstorbene ausgewertet hat.
Worauf will ich mit meinem leicht absurden Beispiel hinaus?
Evidenz ist wichtig und wir sollten bestrebt sein für unser Handeln eine Wissenschaftliche Basis zu finden.
Nichts desto trotz gibt es Dinge, bei denen uns begründete Vermutungen, persönliche Erfahrungen oder schlicht und einfach unser Bauchgefühl für den Moment reichen müssen.
Wenn wir also mit mangelnden Daten für eine Professionalisierung eintreten wollen müssen wir stichhaltige Argumente finden.
Auch wenn es wissenschaftlich nicht haltbar ist, eine allgemeine Hypothese (in unserem Fall: mehr Ausbildung & Ausstattung = besseres Patientenoutcome) mit einzelnen Beispielen zu belegen (z.b. die frühzeitige ASS Gabe beim MCI senkt die Mortalität um X%), wird es uns für den Anfang doch genügen müssen so zu argumentieren.
Es gibt keine höhergradige Evidenz zu ganzen Systemen, eben weil das aufgrund der Fülle an Faktoren beinahe unmöglich mit klinischen Studien beurteilbar ist. Expertenmeinungen, Berichte von Expertenverbänden etc. sind aber genauso Evidenz und in der Hinsicht liegt der überwiegende Großteil derzeit ganz klar auf einer Seite!
Zudem gibt es sehrwohl haufenweise hochgradige Evidenz die die Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen belegt, wie beispielsweise frühzeitige EKG Diagnostik bei Thoraxschmerz, i.m. Adrenalin bei Anaphylxie, RSI bei SHT etc.pp.
Es gibt also sehr viel Evidenz auf der einen Seite, während die andere Seite außer „homma imma scho so gmocht“ nichts vorweisen kann und dennoch wird oft impliziert es gäbe für weder noch Evidenz. Nur weil es DIE STUDIE die ein für alle mal und endgültig alle Fragen klärt, nicht gibt heißt es nicht, dass das man nicht trotzdem schon eine mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekte Aussage über Sinn und Unsinn von aktuellen Vorgehensweisen treffen kann.
Das ist auch genau das was ich mit selbstverständlich meine. Nicht, dass es eine absolute und unanfechtbare Wahrheit ist. Sondern, dass es in anbetracht der vorhandenen Evidenz, die mit viel höherer Wahrscheinlichkeit korrekte Schlussfolgerung ist als die Andere.
Wenn du meine ursprüngliche Aussage nicht aus dem Kontext, der nicht-Realisierbarkeit einer solchen Studie, gerissen hättest, hätte man das glaub ich auch gut verstehen können. Aber gut, der Seitenhieb mit der dringend nötigen Akademisierung war natürlich zu verlockend…
Bin gespannt wie die andere Rettungsorganisation bezüglich Disponierung eingebunden wird. Dass der Monitor vom N-SEW zum RTW (also 18er auf 29er) getauscht werden muss stelle ich mir bei Einsätze kurz vor dem Wechsel unpraktisch vor. Aber das muss sich einfach mal Einspielen.
Also ich bin da nicht so jubelnd, aber okay. Allein den Satzteil „der Monitor“ auf der Bezirksstelle einer der größten Landeshauptstädte Österreichs muss ma sich mal auf der Zunge zergehen lassen, über AML+Nachforderung usw. haben wir ja schon zur Genüge diskutiert. Dass der BGL und Bezirkskommandant als Verantwortlicher für den RD dann das SanG als „Sanitätsgesetz“ bezeichnet, ist dann nur mehr die Spitze eines Eisbergs an Wunderlichkeiten.
Ich bin glühender RKler, aber man muss ganz ehrlich sagen: ich würd lieber den ASB haben, wenns bei mir mal so weit ist. Zum Glück wohn ich auch in deren „Stammgebiet“
Ich finde es sehr aussagekräftig, dass da ein einziger (gebrauchter) Monitor für die ganze Bezirksstelle reichen muss.
Als in der Stadt Salzburg die RTW mit Monitoring ausgestattet worden sind wurden innerhalb weniger Monate 7 fabrikneue Corpuls 3 für die Bezirksstelle gekauft, und Linz hat immerhin 50.000 Einwohner mehr als Salzburg. Und da sind nicht die Geräte für die in der Stadt vorgehaltenen Reserve-RTWs des LV und die drei NEFs, die auch mit C3 ausgestattet wurden/werden, miteingerechnet.
Ist das jetzt nicht ein bisschen das Haar in der Suppe finden? Vor gar nicht so langer Zeit hat man sich so was für Oberösterreich (zumindest wenn man die Meinungen in diesem Forum betrachtet) nicht vorstellen können. Ja, es gibt weiterhin viel Verbesserungsbedarf. Es passiert aber langsam immerhin etwas, wo Jahre davor einfach nur Stillstand war (und das in ganz Österreich).
Es stellt sicherlich einen Schritt in die richtige Richtung dar. Jedoch kam diese jetzige Minimal-Umsetzung nur aufgrund von Anfragen im Landtag, der Berichterstattung der Kronen Zeitung und Anzeigen an die Bezirksverwaltungsbehörden, also mit maximalem Druck, zustande.
In ganz Österreich regt sich schön langsam etwas, sei es Besatzungs-Qualifikationen und/oder Ausstattung. Etwas, was vor zwanzig Jahren hätte bereits beginnen müssen…! Auch die Ausbildung wird künftig mit der Reform des Sanitätergesetzes verbessert werden (jedoch kein verpflichtender dreijähriger Notfallsanitäter).
Dies ist jetzt ein schwieriger Zeitpunkt. Denn es scheint, dass sich die Hilfsorganisationen, nach der SanG-Reform, mit der Etablierung eines Halb-RTW-Systems (Notfallsanitäter [310 Std. Theorie] als Minimalstandard) begnügen wollen. Und das wird dann für die nächsten Jahrzehnte in Stein gemeißelt sein!
Dann hätten wir zwar eine (dringend notwendige) Verbesserung zum Zustand vor zwanzig Jahren, jedoch keine europäisch adäquate Ausbildung für den Rettungsdienst (bestenfalls als freiwillige Option).
Weißt was eigentlich aber an der ganzen Sache das Grundproblem ist?
Selbst wenn dir den deutsche NFS (der ja zusammen mit den Dipl. RS aus der Schweiz das maximale an Ausbildung für viele darstellt) umsetzen würde es zu Problemen mit den Kompetenzen kommen.
Was hilft mir ein halber Akademiker am Auto wenn du keine Kompetenzen nutzen kannst/darfst?. Den halben ITW im Auto spazieren fahren und für jeden Quirks nen NA nachfordern kenn man aus den bayerischen Gebieten und Teilen Westdeutschlands nur zu gut.
Ist noch Luft nach oben in diesem Sektor? Ja…Muss man deswegen wenn man den Finger hingehalten bekommt gleich den ganzen Arm nehmen? Nein…
Es tut sich was…auch wenns teilweise eher langsam is
Die Schweizer sind nicht nur „halbe“ Akademiker sondern tatsächlich ganze. Die haben auch sehr viele Kompetenten und der NA wird nur bei sehr schweren Fällen mitgeschickt. In Deutschland sind sie gar keine Akademiker weil es dort ein Ausbildungsberuf ist für den ein Realschulabschluss reicht.
Es geht auch in Ö in die richtige Richtung, nur kann man so ein komplex etabliertes System nicht über Nacht umstellen. Und auch nicht die Ausbildung zum NFS (NKA, NKV, NKI), die ist nämlich weit entfernt von akademischem Niveau.
Wobei man auch hier von Kanton zu Kanton (Teilweise Spital zu Spital) unterschiedliche Freigaben und Kompetenzen hat. Während die einen Suchtgifte ohne NA verabreichen dürfen ists beim Kanton 2H weiter schon wieder anders…
Im Vergleich dazu gibts nur noch das Paramedic System (Und dort auch den großen Unterschied zwischen UK/AUS/USA/CAN vs Rest der Welt), welches aber komplett in eine andere Richtung geht.
Die Frage ist halt immer wieder , was willst du wirklich vor Ort haben? Den halben NAW mit Dipl. NFS und den RS nur als Lenker („weil für mehr is der nicht zu Gebrauchen“) oder doch das Arztgestützte System?
Die eigentliche Frage ist: Was soll die Rettung (der Zukunft) eigentlich leisten?
Ist sie der nierderschwellig zugängliche Ansprechpartner für alle akuten und sub-akuten gesundheitlichen Probleme? Dann brauchen wir einen umfangreich ausgebildeten (also in etwa Bsc Niveau)Sani mit einem weiten Spektrum an "Basismedizinischer Kompetenz "
Soll sie wieder in Richtung höherwertiger Versorgung von akuten Notfällen (im engeren Sinne) gehen? Dann brauchen wir zwar auch eine fundierte Ausbildung, die muss aber bei weitem nicht so breit gestreut sein als im ersten Fall.
Einfach gesagt: einen Spannungspneu zu erkennen (und zu therapieren) ist einfacher als eine Bronchitis von einer Pneumonie zu unterscheiden…
Edit für unsere Moderatoren:
Die letzten Meldungen bitte in irgendeinenen der vielen Ausbildungs-Threads verschieben, wir sind schon wieder OT
Finde es schwach das der RTW 1929 nicht 24/7 oder zumindest 12/7 fix besetzt ist?
Bei einer so großen Dienststelle müsste das doch Möglich sein…
Den SEW-N trotzdem zu haben macht Sinn falls mal einer im der Werkstatt ist.
Schaffen andere wesentlich kleinere Ortsstellen auch 7 Tage die Woche…
Das Austauschen des C3 wird sich sicher nächstes Jahr dann erledigen wenn mehr Geräte geliefert werden
Also den NKV (NKA gibt es ja in OÖ defacto nicht) 27/7 auch ehrenamtlich zu besetzen ist (in OÖ aufgrund des Ausbildungsdefizit bei NFS) sicherlich nicht sooo leicht.
Bitte zu beachten - das ist die Dienststelle Süd und nicht Mitte wo der LV ist und der Großteil der Fahrzeuge ist (und auch weitere C3 der Bezirksstelle)
Linz Süd gab es vor einigen Jahren noch gar nicht als eigene Dienststelle
Okay hab es mir gerade nochmal angesehen und hab das offensichtlich falsch verstanden.
Das stimmt (und sieht man auch an der Aufnahme in der Garage) dass das doch Mitte ist und nicht wie fälschlich von mir verstanden Süd. Mea culpa.
Mach den Punkt mit den NFS aber deshalb nicht (viel) besser, da ja der ITF ja auch mit NFS (vermutlich mit Kompetenz) besetzt sein muss.
Aber das wird sich sicherlich auch verbessern.
Die Notfallkompetenzen zu erwerben ist ja in OÖ grundsätzlich kein Problem, wenn man mal den NFS hat.
Gibt jedes Jahr gleich viele Plätze wie zum NFS Kurs, als es nur einen Kurs gab (stand vor wenigen Jahren)
Mit mehr NFS Kursen weiß ich persönlich aber nicht wie sich das angepasst hat.
No problemo, ich kenn ja Deinen Heimatbezirk, der doch ein bissi von Linz entfernt ist
Absolut. Ich finds aber immer noch komisch, dass man sich den zentralen Punkt der NA-Verständigung ohne Alarmierung nicht abgeschaut hat. Wozu einen SEW-N, der dann doch wieder bei jedem Combivent und EloMel ein NEF braucht. Das ist einfach eine vergebene Chance. Beim EKG fehlt dann wiederum ein Tele-NA, der als Consultant herangezogen werden kann. Das ist alles so halbwarm
Und ja, sicher tut sich was und ich find das gut. Aber mir fehlt immer noch ein Bekenntnis wie aus anderen Bundesländern, wo der Tenor „unsere NFS sind gut ausgebildet und gehen mit der übertragenen Verantwortung sorgsam um“ doch echte Wertschätzung des eigenen Personals widerspiegelt. Mit diesen Maßnahmen zeigt man eher „meckerts ned, jetzt habts eh an C3 und a Ampullarium, was wollts denn noch? Eigenverantwortung?“. Und das ist unendlich schade, weil die OÖ NFS wären durchaus bereit und fähig, Zeit und Übung zu investieren - viele halt ohne Unterstützung des LV.
Und wieso glaubst du das hier der LV schuld ist und das nicht kommt? Es ist von Anfang an ein derartiges System geplant gewesen. So steht es auch im SEW-N Konzept des LVs (Punkt 2.11 „Die Notwendigkeit einer Beiziehung eines (Not)Arztes ist unter definierten
Umständen dem jeweiligen anwesenden Rettungspersonal überlassen.“). Es wurden verschiedene Verständigungen diskutiert und kommuniziert.
Aktuell wurden die AML1/AML2 noch nicht angepasst weil es hier einen Wiederstand der Ärztekammer gibt bzw. hier die Verantwortungsbereiche und gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Ärzte noch erörtert werden muss - speziell bei der geplanten Verständigung seitens des LV OÖ . Man kann jetzt drüber streiten ob evtl. der LV hier vorher mal mit den Ärzten bzw. der Ärztekammer hätte reden sollen bzw. diese auch aktiv einbinden hätte sollen. Soweit ich weiß teilt die Ärztekammer nicht die Ansicht von Halmich bezüglich der Verständigungsoption laut SanG.
Also mal abwarten. Auch sind die neuen C3 alle mit der Telemetrie ausgestattet, also für Corpuls.mission geeignet. Auch diesbezüglich gibt es Gerüchte das dies im zweiten Halbjahr 2024 starten sollte (wenn sie Ärzte für die Tele-NA Aufgaben finden…)