Zum Thema Medikamentenfreigabe mal ein denke ich banales Beispiel aus dem Stadtrettungssetting weit ab von „ich muss ne de Novo Bradycardie 100km durchs Schneetreiben solo ins KH bringen und nur die Suprafreigabe rettet die Welt“-Einsatz:
1900 Uhr 1C6, Magenkrämpfe Übelkeit, 45a
Hofer Arbeiterin die seit dem NM Bauchkrämpfe und Übelkeit verspürt.
Ersteindruck im Oausenraum des Marktes: nicht kritisch, grimassiert nicht, kein Schweiß, rosiges Kolorit. ABCanyouwalkyYes. Pat. holt noch ihre 7 Sachen und klettert selber auf die Trage welche sich noch im Fzg befindet. Zutransport mit Tragstuhl wird abgelehnt,Lagerung auf Stryker: Knierolle.
S krampfartige Schmerzen Bauchnabel nach li unten rüberziehend, schlimmer bei Bewegung, Übelkeit, Schwindel
A keine
M keine DM
P vor 2 Wo US Niere, soll CT machen im April- Ausschluss TU/Stein.
L Jause, Harn vor kurzem, Stuhl in der Früh
E Nix, Arbeiten halt
R keine
A-E keine Auffälligkeiten, blandes 12er ekg mit schwarzen Linien auf rosa Milimeter Papier, RR li+re 150/85, BZ 99, T 36.6 AF 12
Schmerz VAS 9 (auf der 20tlg Skala gg) Magengegend li ausstrahlend- dort wo auch damals geschallt wurde. Gyn Probleme negativ, Bauch weich aber Druckdolent- Pat zittert leicht trotz Heizung und Decke, fühlt sich unwohl.
Nach 10-4-10 mit Team (kein dringlicher Pat., aber gegen Schmerz und Übelkeit könnten wir was tun, Interne/Uro 15min entfernt)
PVZ mit Novalgin 1g in KI , parallel Info an Patientin und
Telefonat mit TNA, Grund: Anfrage offlabel Anwendung Ondansetron.
Via corpulsmission Einladung der Teilnehmer und anschließend
Präsentation der Patientin über Video Telefonat (mein Diensthandy), 7 Zwerge und EKG als Photo im Chat.
Soweit alles oB.
TNA ruft 2x retour da zwischendurch 2 weitere RD Anliegen aufgepoppt sind, haben derweil alles abfahrbereit gemacht/ Med aufgezogen.
Anschließend erfolgte Freigabe 4mg Ondansetron iv, bereits gebucht wurde vom Kollegen die NFA (Bemerkung: Nierenschmerzen stabil, bitte Urolog führen).
TNA wollte nach Übergabe im KH noch ein kurzes Feedback via Chat (VAS jetzt 3, Pat. fühlt sich auch viel besser), man verabschiedet sich, Telenotarzt Einsatzende corpulsmission.
In der Garage- während Kollege anmelden geht- kurzes Werte Re Assessment: alles fein daher steigt Pat. selber aus dem Rtw und mit Rolli ad Uro Amb nach Triage Evaluierung.
Ondansetron ist in meinem Dunstkreis der häufigste TNA Anforderungsgrund, bitte keine neue Diskussion zum Thema Zofran und die Wirksamkeit bei Übelkeit abseits Chemoinduziertem Schwindel etc. und dass man ja Dibondrin nehmen könnte, wollte nur zum topic dieses Thread s etwas beitragen
Weil hier viel über den suprablitz diskutiert wurde:
RKNÖ veröffentlicht in ein paar Tagen folgendes:
Auch die im Telenotarztsystem bereits mehrmals angewiesene Anwendung des Supra-Blitz (Adrenalin 1:100.000) ist nun in einer Behandlungsleitlinie abgebildet. Damit
kann diese Maßnahme antizipiert werden und dank des Aufziehstandards sicherer durchgeführt werden.
Weiters:
Die neuen Behandlungsleitlinien führen zu keinen Änderungen bei der Behandlung, sondern bilden die bereits bestehende klinische Praxis ab.
D.h. , JA das wurde immer wieder mal gemacht. Offensichtlich sogar „oft genug“, dass man die Gabe auch in der neuen BLL Bradykardie/Tachykardie ebenfalls erwähnt.
edit: Letzter Satz angepasst, da der Eindruck entstehen konnte, dass EXTRA dafür eine BLL erstellt wird.
Habe aus einem 4-seitigen Dokument, dass in 10 Tagen sowieso veröffentlicht wird (und zwar für jeden einsehbar, nicht nur organisationsintern) 3 Sätze rauskopiert um zur Diskussion beizutragen.
Aber du hast recht, das wäre „nicht vorgesehen“ eigentlich. Mea Culpa.
P.s.: Nach 5 Monaten der erste Beitrag in diesem Forum nur um mich zu rügen, ohne inhaltlich was beizutragen. Aber ja, jeder weiß jetzt, dass du diese Information auch bekommst und ich mich nicht dran gehalten hab…
Ich hab da mal 2 Fragen:
Wie lange hat es gebraucht, nachdem die Pat. eingestiegen ist bis ihr das Medikament im Patienten hattet?
Könnt ihr während der Fahrt das mit dem TeleNA machen?
Also wir hatten bereits auf Anfahrt kurz angeteasert was uns da erwarten könnte und auf einer unserer Schubladen stand „TNA Anfrage“ drauf :-), daher ging es recht zügig- einer hat mit dem Tablet Doku begonnen, einer Monitoring und einer Zugang mit Metamizol KI, als wir dann den 12er Ausdruck hatten mit den restlichen Werten habe ich den TNA Telefon vorinformiert um was es grob geht, Max 1 Minute Gespräch. Dann einloggen in corpuls Mission und Einladung der Teilnehmer, also in dem Fall den TNA. In den Chat hab ich Photos vom ekg und den Werten hochgeladen (der qr Code am Gerät war für mein Handy nicht leserlich genug). In der Zwischenzeit hat mein Kollege bereits 4mg Ondansetron aufgezogen und beschriftet auf die Seite gelegt- das Novalgin war so gut wie fertig und wir haben die KI kurz gestoppt damit wir nachher noch was zum Spülen in der Leitung haben. Der TNA hat das Medikament freigegeben und wir haben es appliziert, mit der restl KI gespült und dann für die Fahrt abgehängt.
Unser Gespräch wurde 2 mal unterbrochen (als wir gerade den Patienten bzw. Anamnese vorgestellt haben, hatten 2 andere rettungsmittel den tna angerufen), das waren aber viell 3 Minuten und die wussten wir uns zu beschäftigen. Ich habe es nicht als verzögernd empfunden, muss aber sagen dass sich ein TNA schon ziehen kann wenn der Arzt einem alles aus der Nase ziehen muss oder Werte noch nicht erhoben sind. Es gibt im RD med aber eine sop zum Thema Abwicklung eines tna Einsatzes, da kann man nix falsch machen.
Während der Fahrt haben wir nichts gemacht, alle sitzen- es gibt aber die Möglichkeit dass der tna die ganze Zeit via Handy dabei ist zb wenn das Team drum bittet.
Ansonsten ist der tna Einsatz mit Status 5 zu Ende und entweder das Team schließt ab oder der tna
Noch ein Bsp, dass mir an meiner DST erzählt wurde: stabiler Pat. mit SVT. Telenotarzt wurde für EKG Diagnostik beigezogen. Dieser hat die Mannschaft dann aufgefordert 300mg Amiodaron in eine Kurzinfusion zu geben und diese bei Verschlechterung des Pat. zu verabreichen. Der Tele-NA hat den Transport dann bis ins KH begleitet.
Ich hätte auch einen TNA Fallbericht (leider auch ohne Supra-Blitz und Amiodaron ):
Wir werden am späten Nachmittag zu einer c.a. 75 jahre alten Dame gerufen wegen einer Schwellung am rechten Handrücken.
Bei eintreffen kommt die Patientin gehend zum RTW.
ABCDE sowie sämtliche Vitalparameter (SpO2, Puls, NIBP und Temp. wurden gemessen) sind völlig unauffällig.
S:
O: Schwellung am rechten Handrücken mit leichter Rötung und Schmerzen an der Betroffenen stelle
P: -
Q: kann nicht genau sagen
R: keine Ausstrahlung
T: seit beginn langsam aber zunehmend verschlechtert
A: keine
M: Blutverdünnt, sonst keine Relevanten
P: keine OP oder Verletzung im Bereich der Hand. Sonst ebenfalls nichts relevantes
L: unauffällig
E: Die Patientin berichtet, dass sie bereits am Vortag in der Notaufnahme war. Die Symptome seien seitdem aber schlimmer geworden und jetzt weiß sie nicht was sie machen soll.
R: keine
Im Befund steht leider auch nicht viel mehr als wir bereits herausgefunden haben, nur die Ergebnisse einer Blutuntersuchung liegen zusätzlich bei.
Nach kurzer Ratlosigkeit was wir jetzt mit der Patientin jetzt machen sollen schlägt ein Kollege vor, den TNA zu konsultieren (der Einsatz war kurz nach Einführung des TNA Systems).
Nach dem Verbindungsaufbau werden sämtliche Dokumente (Medikamentenliste, Befund aus der Notaufnahme, E-Card) gescannt und die Patientin an die diensthabende Ärztin übergeben.
Anhand der Laborbefunde der Notaufnahme und dem Kamerabild der Schwellung stellt die TNÄ die Verdachtsdiagnose aktivierte Arthrose.
Einen Transport in die Notaufnahme hält sie nicht für Notwendig, stattdessen braucht die Patientin möglichst bald eine medikamentöse Dauertherapie vom Hausarzt.
In der Zwischenzeit soll sie die Hand ruhig und hoch lagern, kühlen und falls vorhanden mit Diclofenac-Salbe eincremen.
Die Patientin wird danach ins Haus zurückgebracht.
Alle empfohlenen Maßnahmen werden nochmal auf einem Zettel notiert,
dann verabschiedet sich das Team und belässt die Dame wie abgesprochen vor Ort.
Danke für das Beispiel. Zeigt sehr gut auf, dass das Grundproblem nicht beim RD sondern bei einem anderen Player (Spital). Man muss halt auch dem Patienten (auch wenn er alt ist) klar bei der Entlassung sagen und auch in den Bericht reinschreiben, sie haben das und das, bitte gehen sie zum Hausarzt.