Abgesehen von einigen Hetzen durch diverse einschlägige Medien ist die Ausgangsituation für die Patienten mehr als Mies.
Du hast zwar Transportkapazitäten durch den C2 bzw. Notfalls auch den ITH oder die Steirer, aber hast auch eine massiv instabile Patientin. Ich persönlich glaube sogar eher , dass weniger ein Intensivbett den der Patientenzustand das Problem war.
Natürlich war die Ausgangslage schon sehr schlecht, dennoch ist es erschreckend, dass keine Reserve in irgendeiner Form vorhanden war. Das Thema muss man jetzt gesondert vom medizinischen Ereignis sehen. Wie soll man sonst z.B. Großschadensereignisse abdecken, wenn für so ein Notfall schon kein Intensivbett frei war? Da kann ich im Ernstfall eventuell auch keine Patienten nach Hintertupfing schicken.
Ich finde das Aufnahmesystem in Linz ja schon wahnsinnig. Sanis die öfters nach/in Linz fahren, können ein Lied davon singen, vor allem über den Aufnahmetag BHB+ELIS. Zwei viel zu kleine KHs, die gemeinsam Notaufnahme machen müssen, um überhaupt genug Kapazitäten, wie auch eine gesamte Abdeckung aller Abteilungen bieten zu können. In Linz gibt es ergo 3.5 KHs (BHB+ELIS=1.5) die alle das gleiche machen, aber quasi von einander getrennt sind und zu unterschiedlichen Tagen die Notaufnahme/Aufnahme machen müssen. Die Effizienz des eingesetzten Personals kann man sich dahingehend ausmalen.
Grundsätzlich muss man da erstmal, wenn möglich, valide Informationen einholen oder abwarten bis diese Informationen publik werden. Ohne derzeit Details zu kennen habe ich vernommen, dass die Darstellung der Krone jedenfalls nicht die ganze Wahrheit widerspiegelt.
Hier geht es ja nicht um ein nicht vorhandenes Intensivbett oder eine “0815 Not-OP” wie man sie bös gesagt in jedem OP durchführen kann, sondern um akute Kapazitäten im Herz-OP für eine chirurgische Intervention einer Stanford A Aortendissektion.
Zumal bei der Ausgangssituation selbst bei OP Verfügbarkeit in jedem Maximalversorger selbst durch die Transportewege die Patientin dort nicht lebend angekommen wäre. Und in jedem Spital jede Spezialisierung vorzuhalten macht aus mehreren Gründen keinen Sinn, einerseits fehlende Routine bzw. Expertise andererseits fehlende Gerätschaften bzw. Personal.
Ein Fehler der mir unterlaufen ist. Danke für den Hinweis.
Die Kritik bleibt dennoch gewissermaßen berechtigt. Es braucht trotzdem gewisse Reserven um als Krankenhaus einer Landeshauptstadt Handlungsfähig zu bleiben. Genau diese müssen verfügbar sein, weil die KHs am Land berechtigterweise nicht so spezifisch behandeln können. Vor allem sind 34,3 % aller Todesfälle in 2024 den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzuschreiben. Es ergibt also schon Sinn in diesem Bereich Reserven zu schaffen, auch für akute OPs.
Meine Hauptkritik gilt sowieso dem ineffizienten Aufnahmesystem in Linz, weil man gleichzeitig mehrere kleine Strukturen führt, womit man sich selber im Personal limitiert. Hätte das Kepleruniklinikum Medcampus 3 eventuell sogar behandeln können, wenn sie Aufnahme an dem Tag gehabt hätten? Man wird es wohl nie wissen, aber es ist eine berechtigte Frage.
Ein großes Problem an dem Ganzen sowohl im RD, als auch im KH, ist das nicht Vorhandensein eines zentralen Ressourcenmonitorings, mittels dem jederzeit die derzeit freien Kapazitäten (Betten und Versorgung) eingemeldet bzw. direkt abgerufen werden können. In NÖ haben wir ja mit dem Akutversorgungsnachweis (AVN) zwar für den RD eine in der Idee wirklich gute, jedoch technisch und logistisch noch etwas ausbaubare Lösung.
Für die KH gibt es sowas meines Wissens nach nicht und die ärztliche Belegschaft (zumindest in den Häusern, die ich bereits von innen kennenlernen durfte) vertelefoniert bei einer notwendigen Überstellung teilweise mehrere Stunden bis ein Platz in einem anderen KH gefunden wird. Teilweise aus den bekannten Problemen des Gesundheitssystem wie Personalmangel, teilweise weil es aus Sicht des übernehmenden KH einfach keinen Druck oder Vorteil, sondern nur noch mehr Arbeit gibt, wenn man einen fremden Patienten übernimmt (und Bundesländergrenzen sind teilweise sowieso ein Ding der Unmöglichkeit).
Bei einem wirklich zeitkritischen Notfall ist alleine schon aus der zeitlichen Dauer ein Herumtelefonieren meines Erachtens nicht zielführend. (schätze für Nummersuchen, Anrufen, Weiterverbinden, Arzt-Arzt-Gespräch, usw. mal min. 5-10 min pro Telefongespräch). Da wäre eine österreichweite, digitale Plattform sehr sinnvoll und könnte auch gleich den RD einbinden. Natürlich müsste dann eine Buchung auch wirklich bindend sein und oftmalige Sperren/Abmeldungen zu Veränderungen bei den vorgehaltenen Kapazitäten führen. Genau das ganze sehe ich z.B. auch als kritischen Punkt beim Gesundheitspakt in NÖ, wenn zukünftig viele PatientInnen nach der Erstversorgung dann weiterverlegt werden müssen.
btw: Vor nicht allzulanger Zeit hat ein Notarzt bei einem Vortrag zu einem anderen Thema über das Linzer Aufnahmesystem geschwärmt, weil das ist nicht so kompliziert für ihn wie in NÖ…
Was wir aus der heutigen (27.10.) medialen Berichterstattung wissen:
Wels hatte das OP-Team aber kein Intensivbett
KUK hatte kein OP-Team aber wohl ein Intensivbett (OP-Team war bei einem anderen kritischen Eingriff gebunden)
SALK hatte sowohl OP-Team als auch Intensivbett, hat Übernahme auch zugesagt, jedoch war Pat. nicht (mehr) transportfähig.
Daran sieht man schon, dass die erste verallgemeinerte Berichterstattung falsch war.
Das Linzer Aufnahmesystem hat mit all dem nicht zwingend was zu tun. Spezial-OPs laufen, wie einige andere Thematiken, ständig außerhalb der Zuständigkeiten im Aufnahmekalender, natürlich je nach Verfügbarkeit der einzelnen Ressourcen.
Vorhaltungen von „Reserven“ werden an verschiedenen Parametern gemessen und müssen nachvollziehbar sein. Das alles hilft der betroffenen Patientin natürlich nun nicht mehr, dennoch ist ein pauschales Fordern nach mehr Reserven usw. meiner Meinung nach nicht richtig.
Was bei der ganzen Sache noch unklar ist, ob überhaupt eine Transportressource zur Verfügung stand, bzw. in welchem zeitlichen Rahmen die Pat. überhaupt im besten Fall z.B. im KUK hätte ankommen können.
Obwohl man hier wohl niemanden Absicht oder Fahrlässigkeit unterstellen wird, kann man es dennoch unter der großen “Intensivbettenlüge” zusammenfassen. Das ist reines Systemversagen und nicht nur ein Problem von OÖ, sondern tritt auch in NÖ und wahrscheinlich auch in anderen Teilen Österreichs auf.
Natürlich sind die Ressourcen auf den Intensivstationen va. in den Wintermonaten knapp, keine Frage. Aber wir sind nicht mehr in der Delta-Welle der Corona Pandemie. Der Leiter von Wels spricht im TV Interview , dass er aller Ressourcen für eine OP gehabt hätte, nur der Intensivplatz hat gefehlt. Das ist schon eine sehr gewagte Aussage. Was, wenn die Patientin nicht in das Klinikum Rohrbach sondern direkt bei ihm in Wels aufgenommen geworden wäre ? Hätte man dann trotz verfügbarer Ressource im OP gesagt -” Tut uns leid sie müssen sterben wir können sie nicht operieren weil wir haben kein Intensivbett frei ?” Nein, …. die Patientin wäre sofort akut in den OP gekommen, und während man operiert hätte hätten die Intensivmediziner versucht einen Platz freizuschaufeln. so ist das normale vorgehen an vielen ICUs in Österreich. Das in einem großen Klinikum kein einziger Patient innerhalb zb 4h auf zb eine andere ICU oder auf die Station transferiert werden kann, ist meiner Meinung nach mehr als unwahrscheinlich. Das hatten wir nur in der Pandemie für eine kurze Zeit.
Problem 2, und das wurde bereits oben durch Notfallkutscher angesprochen : Es gibt nur sehr wenig etablierte, funktionierende Prozesse für die erstversorgenden Kliniken wer bei bestimmten Krankheitsbildern tatsächlich zuständig ist. Die Diensthabenden Ärzte müssen sich telefonisch auf Herbergssuche für schwer erkrankte Patienten begeben und eine endlose Liste an Kliniken durchtelefonieren mit der Bitte um Übernahme eines akuten Patienten. Oftmals geht vieles über kollegiale Bekanntschaften und Networking. Wenn man den Kollegen kennt, sagt er eher zu. Das klingt nett, so kann aber kein effizientes Versorgungsprozess aufgebaut sein. Das föderal aufgebaute Gesundheitssystem das momentan mit dem Unwort 2025 “Gastpatienten” auch medial Aufmerksamkeit erzeugt kann so nicht effektiv funktioneren.
OPs für Typ A Dissektionen brauchen gut und gerne 4+ bis 8, 10 Stunden. Da kann man sich wohl die Patienten direkt in den OP kommen lassen und daweil ein Bett für den am ehesten verlegbaren suchen.
Man kann auch Patienten im Aufwachraum parken bis sie verlegbar sind.
Also da hat sich der aus Wels ein Ei gelegt, weil das Intensivbett ist eigentlich kein Grund die ned zu operieren. Da wird Linz innerhalb von ein paar Stunden schon irgendeinen Intensivpatienten nehmen… (würde man meinen)
Unabhängig davon ist das ein Krankheitsbild mit einer extremen Mortalität, da gehört ordentlich viel Glück dazu sowas grundsätzlich zu überleben (va ohne Folgeschäden). Von daher sehr gewagt zu behaupten, die ist gestorben weil sie keiner operiert hat oder so.
Kenn ich jedenfalls aus dem pädiatrischen Setting so. Selbst wenn die ICU voll war hat man dennoch in 99 von 100 Fällen eine Übernahme zugesagt. Dann wurde der am wenigsten intensivpflichtige Pat. auf die IMCU transferiert, oder wenn möglich sogar auf Station verlegt.
Und da hatte man nicht mehrere Stunden Zeit sondern oft nur 30min.
Im Erwachsenenbereich verlässt man sich wohl eher drauf, dass dann eben wer anderer zusagt, da sind Absagen dann leichter ausgesprochen.
Am Ende ists aber so, dass der gemäß Nacht-Zonenzuordnung zuständige NAH nach Rohrbach hätte fliegen müssen, wenn er denn hätte fliegen können und verfügbar war. Dann Pat. übernehmen und weiterfliegen. Auch alles Zeit die vergeht. Bedenkt man, dass die Pat. offenbar nach der Zusage der SALK nicht mehr transportfähig war, dann wärs vermutlich auch für Linz oder Wels knapp geworden.
In besagter Nacht in der Causa Rohrbach war offenbar gar kein Flug möglich.
Und der Ortstellenleiter der Bergrettung Gmunden ist bezüglich der zuletzt abgestürzten Wanderin am Traunstein, die ja in weiterer Folge verstorben ist, auch auf den Zug mit aufgesprungen und hat dabei nicht gerade geglänzt.
bin selber Sanitäter in NÖ und nebenbei Softwareentwickler. Aus gegebenem Anlass habe ich mal recherchieren wollen, wie die Kapazitätslage in Österreich überhaupt aussieht. Ich habe leider wie @Notfallkutscher feststellen müssen, dass es keine zentrale moderne Übersicht gibt. Alle Daten vom Gesundheitsministerium liegen in einer Excel-Tabelle.
Deshalb habe ich eine kleine Plattform mit allen österreichischen Krankenhäusern & Anstalten gebaut: https://krankenhaus-radar.hecht-it.at/ (aktuell statische Daten vom Gesundheitsministerium - ca. 260 Anstalten, Fachabteilungen, Intensivstationen, Geräte, etc). Das Tool könnte jetzt schon im Alltag hilfreich sein um z.B. schnell zu checken welches (nächste) KH welche Fachabteilungen hat.
Jetzt wäre die Frage: Was wenn man dort noch Echtzeit-Kapazitäten anzeigt?
Fragen an euch:
Würde das in der Praxis helfen oder funktioniert das „herumtelefonieren“ eh die meiste Zeit?
Welche Infos wären wirklich wichtig/interessant? Reichen die Live-Kapazitäten oder wären noch andere Informationen wichtig?
Ist langfristige Datenpflege durch KHs überhaupt realistisch?
Kann gern einen Demo mit simulierten Live-Daten bauen wenn Interesse besteht. Verbesserungsvorschläge jederzeit willkommen!
Die Seite ist frei verfügbar - mir geht’s um eine praktikable Lösung.
Du hast recht – diese ganze Thematik entwickelt sich langsam wirklich zu einer Hetzjagd. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was der Sinn dahinter sein soll, solche Fälle in den Medien plötzlich so extrem zu pushen. Will man damit zeigen, wie „schlecht“ unser Gesundheitssystem angeblich ist? Faktisch ist es das nämlich nicht. Natürlich läuft nicht immer alles perfekt – das wird es auch nie. Ein Großteil der Gesellschaft versteht einfach nicht, dass Notfälle in vielen Bereichen zum Alltag gehören und man, so hart es klingt, nicht jeden retten kann. Natürlich ist Erstellung einer Übersicht der aktuellen Kapazitäten und diese vorhandenen Ressourcen regelmäßig zu hinterfragen nichts falsches, aber es werden einfach grad wahllos Vorwürfe durch den Raum geworfen. Bei Geschehnissen bei denen es in den meisten Fällen wahrscheinlich keinen Unterschied gemacht hätte, wenn es diese Verbesserungen gegeben hätte.