Gemeindenotfallsanitäter

Hallo zusammen,

schon oft ist der Begriff „Gemeindenotfallsanitäter“ gefallen hier im Forum. Allerdings gibt es diesen Begriff ja offiziell - noch - gar nicht in Österreich.

Darum hier meine Frage, was ihr darunter versteht, bzw. wo ihr den Mehrwert seht.

sg
Menico

In Deutschland ist das immer noch ein Projekt, keine etablierte Stufe

Flake (2017)

Am ehesten verbinden würde ich die ACN mit dem Konzept. Wenngleich hier eine DGK Ausbildung aktuell Voraussetzung ist.

Ich sehe den Sinn eines Gemeindesanitäters nicht. Soll es ausschließlich um Notfallversorgung gehen, ist man mit einem First Responder System besser aufgehoben. Soll es um allgemeinmedizinische chronische Sachen und Pflegeprobleme gehen ist man mit einer Community Nurse besser aufgehoben.

Für mich hat das Konzept keine Zukunft.

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In der Ausbildung zum NFS im RK NÖ wird vom geschätzten Prof. Redelsteiner ein interessanter Vortrag zum Thema Berufsprofil Notfallsanitäter in der Zukunft gehalten.
Dabei nennt er 3 Kategorien von NFS, die er in Zukunft für notwendig hält. Den „Blutsani“ - Notfallrettung RTW/NEF/Primär Hubschrauber, den Intensivtransportsani (Spezialisierung auf komplizierte Überstellungen) und eben den Gemeindenotfallsani.
Das Aufgabengebiet lässt sich wohl mit dem der ACN in Niederösterreich vergleichen (mit Ausnahme der primär notfallmedizinischen Komponente, da die ACN durch NNÖ ja praktisch als NEF-light/FISU/was auch immer disponiert wird).
Lösen von Betreuungsproblemen, abfangen möglicher Transporte an falsche Servicepoints durch präklinisch pflegerische Interventionen, Beratung und Hinweisung zu entsprechenden Ressourcen, Hausbesuche und mit Hilfe eines (Tele-?) Arztes auch Verschreibung von Medikamenten etc. Also eine Mischung aus HKP und Hausarzt und NFS. Ein Mädchen für alles also.

Ich persönlich kann mir durchaus vorstellen, dass eine solche Ressource für das System enorm wertvoll sein kann (ich komme gerade von einem Einsatz, der sicher keinen RTW-C gebraucht hätte aber womöglich eine:n GemeindeNFS…). Außerdem glaube ich, dass das auf individueller Ebene eine großartige Möglichkeit sein kann, für Kollegen im Beruf zu altern und sich zu entwickeln. Die klassischen Karrierewege würden sich vervielfältigen und viele Leute ansprechen, für die „Blutrettung“ vielleicht eh nicht der langfristige Lebensplan ist.

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Ich finde die grundlegende Idee der ACN in NÖ ja extrem gut.

Leuten unnötige Transporte ins KH zu ersparen für Dinge die auch vor Ort behoben werden können / sollen.
Früher gabs für sowas ja noch Hausärzte die Hausbesuche gemacht haben.

Ein niederschwellig erreichbares System zwischen Hausarzt und Rettungsdienst also.

In meiner Region gibt es z.B. ein mobiles Palliativteam. Dieses ist aber nur werktags von 8-17 Uhr erreichbar. Außerhalb dieser Zeiten gibt es keine wirkliche Ansprechperson für Patienten und Angehörige, außer der Ambulanz.

Der Notarzt ist für Schmerztherapien bei chronischen Pat. eigentlich nicht gedacht. Hausarzt der vorbeikommt bekommst du seltenst und ein RTW kann denn Pat. nur ins nächste KH karren.

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Aber all das ist doch viel eher bei der Pflege zu sehen als beim Rettungsdienst. Wenn schon so ein System, dann sollte das mit Pflegepersonal mit Zusatzausbildung besetzt werden. Ich glaube es ist sinnvoller die Pflege in grundlegenden Notfallmaßnahmen zu schulen, als aus einem Sani quasi einen Pfleger / Hausarzt light zu machen.

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Auch den Intensivtransportsani kann ich schwer nachvollziehen. Auch hier wäre eine Weiterbildung für die Pflege sinnvoller. Ein Intensivpfleger ist jedem SNAW Sani aufgrund seiner täglichen Praxis um Welten überlegen.

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Ich finde das schon die Bez. Notfallsanitäter alles sagt. Ein Gemeindenotfallsanitäter ist für mich ein Widerspruch in sich.

Dann lieber Community-Nursing (mMn auch nicht „Acute“). Dazu gehört für mich aber v.a. die Prävention von Notrufen/Hospitalisierungen. Die CNs wären dann ein Angebot an alle Bewohner um den Ist-Zustand zu erheben und eine Auge auf die ältere/kranke Bevölkerung zu haben und als erste Ansprechperson zu dienen.

Ein ähnliches Projekt gab/gibt es in Österreich:

Also abschließend: Niederschwelliges Angebot an die Bevölkerung um sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und verschiedene med. Dienstleistungen vor Ort anzubieten finde ich wichtig und richtig. Der Notfallsanitäter ist für mich da aber der falsche Ansprechpartner und die falsche Berufsbezeichnung.

Edit: Das oben genannte Projekt wird derzeit evaluiert. Außerdem sehen sie sich auch als Teilbereich der Gesundheits und Krankenpflege.

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Meine Frage eingangs, zielt genau darauf ab zu beurteilen was hier sinn macht.
Die Bereiche „Notfall“ und „Pflege“ überlappen sich da. MMn. ist das Konzept der ACN da überbordend, weil halt seeeehr viel gelernt wird, das gar nie zur Anwendung kommt.

Die „notfallpflegerischen“ Indikationen sind mMn. recht überschaubar. Es geht dabei ja nicht um die regelhafte Versorgung chronischer Zustände wie sie eine Hauskrankenpflege übernimmt, sondern das abfangen akuter Verschlechterungen.

Im Vordergrund steht mMn. viel mehr die Einschätzung ob es einer hospitalisierung bedarf oder ob die Situation vor Ort geregelt werden kann. Patienteneinschätzung ist klassisch ein Thema für den NFS.

Die Maßnahmen mit denen Situationen vor Ort abgehandelt werden können, müssen so oder so erlernt werden.

Da ist das Problem, dass es diese Bezeichnung schon gibt aber mit anderen Aufgaben betraut ist. In meiner Region beispielsweise vorranging in der Beratung und Prävention. Die übernehmen keine klassisch-pflegerischen Aufgaben.

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(Nicht mein Vorschlag :slight_smile: )

Das war mir klar :wink: Aber ich verstehe es zb. bei einem reinen SNAW wirklich nicht, warum man den mit Sanitätern besetzt. Theoretisch müsste niemand an Bord Sanitäter sein.

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Ich glaube du siehst das zu sehr aus Rettungsdienstsicht. Unsere Patientenbeurteilung nach ABCDE, Zöps usw usw ist aber für 90% der pflegerischen, chronischen oder sozialen Indikationen unbrauchbar.

Da gehts um Sachen wie die 24h Pflege ist nicht erscheinen und wir fahren morgen auf Urlaub. Was mach wir jetzt.

Oder um Pflegestufen. Oder um Demenzschübe. Um das Material zur chronischen Wundversorgung das plötzlich nicht mehr verordnet wird. Um den Herrn der sich die Hüfte geprellt hat und plötzlich nicht mehr aufs Klo gehen kann.

Da sehe ich das System nicht. Dafür sind die Krankenpflegevereine schon da.
Ich sehe es wirklich im Aktutbereich die von den bestehenden Playern nicht abgedeckt werden. Halt eben genau die Lücke zwischen Krankenhaus und regulärer Krankenpflege.

Katheterwechsel bei Schmerzen, Palliativpatient der Schmerztherapie braucht, evtl. auch Dinge wie Beurteilung ob eine kranke Person Hospitalisiert werden muss (evtl. in Kombination mit Tele-Arzt) etc..

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Es ist schon richtig, dass der Aufgabenbereich des GemeindeNFS nicht dem bisherigen Tätigkeitsfeld des Rettungsdienstes („Blut Rettung“) entspricht.

Der Bedarf ist jedoch da und wird mit einer älter werdenden Bevölkerung immer mehr. Nun können wir uns die Frage stellen, wollen wir Teil der Lösung sein oder nicht?

Falls nicht und auch kein anderer Stakeholder ein entsprechendes Angebot liefert (die aktuelle SItuation ist ja offensichtlich nicht ausreichend), bleibt es aus meiner Sicht erst wieder am RD hängen, weil wer ist sonst 24/7 erreichbar und kommt nach Hause?

Ob das dann GemeindeNFS, (A)CN oder sonst wie genannt wird ist vermutlich dem Pat egal.

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Ja, da bin ich bei dir. Da gibt es eine Lücke im System.

Ich fände die ACNs wären besser eingesetzt wenn man die (richtigen)Notfälle aus ihrem Katalog wieder entfernt und sich auf akute (im Sinne von ungeplant, plötzlich, etc. und nicht Notfallmäßig) Ereignisse fokussiert.

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jaja… Das war meine Kritik an dem Projekt von Anfang an :sweat_smile:. Die Intention die ich dahinter vermutet habe, haben gewisse Herren dann veranlasst beim Forum die herausgabe meiner Daten zu verlangen :joy:

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Ich sehe das schon im Tätigkeitsfeld der Hiorgs. Aber nicht im Rettungsdienst angesiedelt. Gerne als Erweiterung im GSD. Bestehende Infrastruktur auf den Dienststellen kann ja gerne mit benützt werden.

Und mit mehr Schnittstellen zum Rettungsdienst. Einbindung der Ressource in die Leitstelle. Funkanbindung usw

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Ich bin ein großer Fan des anglikanischen (nicht amerikanischen) Ansatzes. Gleich mal vorweg sorry dass ich jetzt GB, Kanada, Australien,… in einen Topf werfe, aber die verfolgen einen ähnlichen Ansatz:

3 jähriges Bsc „Grundstudium“ zum Paramedic

Für die die noch mehr wollen gibts dann ein Msc Studium zum Advanced Paramedic, Critical Care Paramedic, MICA Paramedic, oder eben auch zum Primary Care Paramedic, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie der G-NFS.

Und genau den Ansatz finde ich auch bei uns passend. Erfahrene Kollegen, die eben nicht mehr „Blutrettung“ (genialer Ausdruck by the way🤣) fahren wollen, erhalten damit eine berufliche Perspektive. Auch glaube ich, dass diese Kollegen schnell ein hohes Ansehen erlangen werden, da jeder der mir eine "unnötige " Ausfahrt erspart bei mir schon mal hoch im Kurs steht.

P.S.: bitte kein NHS-Bashing. Wir wissen alle das die schon am Boden sind. Trotzdem finde ich ihren Taktik Ansatz gut. :+1:

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Auch in der Schweiz haben sie immer mehr niedrig-priorisierte Einsätze und haben deswegen letztes Jahr ein Pilotprojekt „Präklinischer Fachspezialist“ gestartet. Das sind diplomierte Rettungssanitäter mit einer Weiterbildung: