Esketamin - Erfahrungen

Esketamin ist beim ASB und MA70 schon länger für NKIs freigegeben und beim RK NÖ seit mittlerweile 6 Monaten für alle NKV.
Jetzt wollte ich mal fragen wie eure Erfahrungen damit sind.

Dosiert ihr es streng nach 0,125mg/kg KG oder wird auch mal (ab)gerundet auf ganze Milligramm wie beim DBRD Algorithmus?
Reicht die niedrige Dosierung aus für eine ausreichende Analgesie oder tritt tendenziell erst bei mehreren Dosen eine adäquate Wirkung ein?

Und wie ist es mit den unerwünschten Arzneimittelwirkungen?
Ist ein Benzo oft notwendig? Kam es schonmal zur Atemdepression?

  1. Bitte die Überschrift korrigieren ;).
  2. Meine Erfahrungen damit sind durchwegs positiv, ich dosiere streng nach unserer Behandlungsleitlinie, wobei dieser auch Grenzen gesetzt sind, wenn ich z.B. 0,38 ml für einen Patienten mit 75kg aufziehen soll, kann eh schon vorkommen, dass dann in der Spritze 0,35 oder 0,4 ml drin sind. Da könnte man eventuell drüber nachdenken, das Medikament zuerst zu verdünnen und dann z.b. statt 0,4ml gleich 4 ml vom auf 10 verdünnten Medikament aufzuziehen und zu geben. Vielleicht wird das noch geändert. Meiner Erfahrung nach reicht in Kombination mit Metamizol und Penthrop oft schon die erstmalige Gabe, spätestens bei der zweiten waren alle meine Patienten soweit schmerzgelindert, dass man sie transportieren konnte und es für sie angenehm war. Ich habe bisher weder Benzo noch Antiemetikum gebraucht.
  3. Mein persönliches Fazit: in Kombination mit unseren Behandlungsleitlinien ein wirklich sehr praktisches und meines Erachtens auch sehr sicheres Medikament, das beim 0815 Schmerzpatienten sicher sehr gut ausreicht. Für alles andere braucht es ohnehin den Notarzt, da ist dann meiner Meinung nach vor allem das den starken Schmerzen zugrundeliegende Problem zu behandeln (reponieren etc). Etwas unpraktisch finde ich nur die kleinen Mengen, die man aufziehen muss, da wäre es eben besser die Ampulle z.B. auf 10ml zu verdünnen.
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Schon oft verwendet, gute Erfahrungen damit gemacht. Eine weitere Eskalation war erst einmal nötig, eine Gesamtdosierung von 0,5-1mg/kgKG fast nie erforderlich. Teilweise reicht sogar die Einmalgabe von 0,125mg/kgKG aus.

Streng 0,125mg/kgKG pro Einmalgabe

Siehe oben

Unerwünscht war das höchste der Gefühle Schwindel und Desorientierung.
Eine Benzo-Gabe war bei mir bisher nie erforderlich und ich sehe, aber da haben wir eh auch schon drüber geredet, eine unreflektierte automatische Benzo-Gabe sehr kritiisch.
Atemdepressionen noch nie.

Ich habs sowohl verdünnt als auch unverdünnt schon gegeben, fühle mich mit der verdünnten Version deutlich sicherer und werd das wohl in Zukunft weiter so handhaben.

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Habe bis dato auch größtenteils positive Erfahrungen mit Esketamin gesammelt.
Ich arbeite streng nach BLL und die einzigen Nebenwirkungen die bei meinen ~5 Anwendungen aufgetreten sind waren kurzes weggetreten sein und einmal ein kurzer SpO2-Abfall, der mit Sauerstoff aber gut kompensiert werden konnte (beides bei Patienten mit hohem Körperfettanteil).
Eine Dosis mit 0,125mg/Kg war bis auf ein einziges mal völlig ausreichend, insbesondere in Kombination mit Methoxyfluran.
Die Begleitmedikation habe ich bis auf Flumazenil zwar immer sicherheitshalber vorbereitet, aber auch nie verabreichen müssen.

Die einzigen wirklich negativen Erfahrungen habe ich nur bei der i.n.-Gabe gemacht. Wenn man mit zu wenig Druck arbeitet und das Medikament nicht ordentlich zerstäubt ist es praktisch Wirkungslos.

Insgesamt denke ich, dass Esketamin ein sicheres und gut wirksames Medikament ist das ich nicht mehr missen möchte.

Mich würde interessieren wie du das z.b. bei einem 85kg Patienten machst. Dieser würde ja 10,63mg bekommen. Wenn du nun die 50mg auf 2ml mit 8 NACL verdünst, bekommst du 5mg/ml. Wie kommst du nun auf die genaue Dosis ? Oder rundes du auf oder ab? Soll wirklich eine ernstgemeinte Frage sein, da ich auch schon überlegt habe das so zu machen. Aber für mich noch nicht den richtigen weg gefunden habe der BLL weiterhin zu entsprechen.

Was denkst du denn, was klinisch gesehen 10mg von 10,63mg oder 11mg unterscheiden?

Ist auch meine Erfahrung. Auch vor kurzem bei einer sehr ängstlichen Pat., die sich vor der Medikamentengabe nicht beruhigen lies, war bereits nach der Erstdosis Esketamin klar, dass keine Anxiolyse mit Midazolam mehr notwendig sein wird.

Bei uns ist die Kombination mit Mida ein Muss. Find ich ehrlich gesagt nicht klug. Weil im Bedarfsfall nachspritzen kann ich es ja immer noch.

Die standardmäßige Kombination mit Midazolam kommt aus der Anästhesie (steht so in der Fachinfo) - und widerspricht allen aktuellen Studien/Empfehlungen zur reinen Schmerztherapie… sagt auch was aus über diejenigen, die die SOPs erstellen, wenn man das nicht einfließen lässt.

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85kg /2 = 42,5
42,5/100 = 0,425ml in unverdünnter Form

Wenn ich meine 50mg/2ml Ampulle nun auf 10ml verdünne, rechne ich diese einfach Mal 5

→ 2,125ml oder einfach 2ml
(Es darf auch gerundet werden)

Den Bedarf zu verdünnen hatte ich allerdings noch nie, denn ich finde die Körpergewicht/200=Milliliter eigentlich sehr praktisch und sicher (beim rechnen)

Aufgezogen in einer 2ml spritze und über einen 3-wegehahn mit der feindosierspritze herausgezogen

Finde ich umständlich. Wenn man 5 mg/ml (50 mg/10 ml) hat, dann kann man gut dosieren. Ich spritze (im deutschen RD) auch höhere Dosen bzw. dosiere ich nach. Da ist die Genauigkeit der Dosierung in dieser Konzentration ausreichend (ist ja kein „Teufelszeug“). Da muss man nicht auf mg-genau arbeiten. Es wird nur am Protokoll genau dosiert :wink:

Geb ich dir absolut Recht. Ich versuchte das auch so einfach wie möglich zu halten.

Ich finde einfach KG/200=ml extrem einfach zu rechnen.

Bevor ich mir die Dosis ausrechnen und dann wieder auf die Milliliter umrechnen…
87kgKG x 0,125mg/kgKG / 5mg/ml
(Oder einfach KG/40)

So genau dosiere ich das jetzt auch nicht.
87kg werden einfach 0,45ml

Ich bin auch ein Fan von den KG/200=ml
Das ist im Ernstfall für mich sehr beruhigend, da ich ehrlich gesagt unter Druck sehr schlecht im Kopfrechnen bin.

Danke für die Rückmeldungen. Das klingt ja sehr gut, dass eine adäquate Analgesie mit Esketamin alleine ohne kritische UAWs möglich ist. Eventuell wird es dann in Zukunft auch im Westen freigegeben :grinning:

Zum Thema Dosierung:
Die strenge Dosierung hängt ja davon ab, was der Patient uns sagt.
Bei Erwachsenen stellt sich die Frage ob alle ihr aktuelles Gewicht genau kennen?
Zusätzlich schwankt das Gewicht über den Tag.

Mit der niedrigen Dosierung nähern wir uns an die ausreichende Analgesie an ohne sofort übers Ziel hinaus zu schießen, also sollte auf/ab-runden kein großes Problem darstellen?

Zum Vergleich die Dosier-Tabelle vom DBRD:

Esketamin hat eine unglaublich große therapeutische Breite. Selbst bei der Narkosedosis (1-2mg/Kg KG) bleiben die Schutzreflexe und der Atemantrieb erhalten. Der LD50 Wert bei i.v. Gabe liegt nochmals um c.a. den Faktor 100 darüber (Ketamin - DocCheck Flexikon).

Wenn der Patient also sein Körpergewicht um ±10kg falsch einschätzt sollte das höchstwahrscheinlich keinen nennenswerten Effekt haben.

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Was haltet ihr von 100mg ketanest in einer 10ml spritze ? Da hat man dann 10er Schritte pro ml, für einen Erwachsenen ganz praktisch oder?

So, jetzt hab ich Zeit und kann auch von meinen Erfahrungen berichten. :wink:

Eine Anwendung bisher, in Kombination mit Methoxyfluran. Der Patient war unmittelbar nach der Gabe für 2 Sekunden ausgeknipst, unmittelbar danach entspannt und unendlich dankbar. Eindeutig ein bisschen „auf der Welle“, aber keineswegs ungut oder so sehr drauf, dass was zu befürchten gewesen wäre. Aber man hat schon gemerkt, wie das Esketamin wirkt.

Mir persönlich wäre das niedrig konzentrierte Esketamin auch lieber. Braucht man nicht so herumfitzeln mit den kleinen Mengen. Im Webinar hat das RKNÖ damals gesagt, dass sie das so gemacht haben, damit es nicht zu Verwechslungen kommen kann (das NEF hat in NÖ auch nur das hochkonzentrierte Esketamin) und dass die Sanitäter sich daran gewöhnen, bei Esketamin immer nur wenig (also tatsächlich wenig Menge) zu geben.

Ich weiß nicht, wie oft es wirklich gegeben wird, aber für mich ist es einfach auch ein Sicherheitsgefühl. Ich fahre mit der Sicherheit raus, dass ich bei Schmerzen was tun kann und nicht hilflos rumstehen muss und mich dann vielleicht noch anpfauchen lassen darf, warum ich den Patienten nicht einfach trotz Schmerzen geführt hab. Diese Diskussionen beim Rückenweh waren oft ur zach. Und jetzt gibts die nimmer. Das ist schön. :smiley:

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Da sehe ich kritisch, dass ich mehr in der Spritze habe, als ich maximal geben darf (nämlich 100mg statt 60mg). Ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Etwas OT, aber hat jemand Daten zur Häufigkeit von Atemdepression/Blutdruckabfall bei Benzodiazapingabe (Midazolam/ Diazepam) bei den Mengen, die wir zur Krampfunterbrechung o. Schmerztherapie freigegeben haben?

Ich denke mir es kommt ja oft vor, dass in der Spritze mehr drinnen ist als (auf einmal) gegeben werden soll/ darf.
@leibschüsselfahrer ist bei euch Ketanest für nicht traumatische Schmerzen freigegeben?