Streng genommen, haben wir Sanis mit den SOPs keine wirkliche Möglichkeit auf die Gabe zu verzichten, wenn keine Kontraindikation passt.
Diese Aussage kenne ich, auch aus früheren Kursen.
Aber ich denke der Gesetzgeber sieht das anders - zumindest für die AML2.
Denn diese ist als „ultima ratio“ Maßnahme normiert:
jeweils im Rahmen von Maßnahmen zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben oder die Gesundheit eines Notfallpatienten, soweit das gleiche Ziel durch weniger eingreifende Maßnahmen nicht erreicht werden kann.
Dies gibt uns NFS/NKV sehr wohl die Abwägung in die Hand (verlangt diese Abwägung sogar) ob weniger eingreifende Maßnahmen nicht ausreichen. zB. warten auf NA, Transport ins KH, …
Auch wenn die Sache nachher anders gesehen wird, die Beurteilung der Entscheidung hat immer „ex ante“ zu erfolgen: mit der Informationsbasis zum Zeitpunkt der Entscheidung, war diese für einen durchschnittlich ausgebildeten NFS/NKV vertretbar.
Da ist viel Luft drinnen, und in den allermeisten Fällen sehr schwer zu argumentieren warum die maximale Maßnahme unbedingt notwendig war!
Die AML1 und 2 macht in meinen Augen sehr viel Sinn, und ich bin sehr froh darüber dass mir dieses Instrumentarium heute zur Verfügung steht.
Dennoch bitte mal dieses Gedankenexperiment. Geht eure Liste mal maximal defensiv durch, und überlegt euch im Vorhinein was denn hier alles ultimativ notwendig ist…
mir fällt da sofort ein:
- Epi bei der Anaphylaxie
- Benzos zum Krampfdurchbruch
- Glukose beim Hypo
dann wird es schon dünner, gemessen an den Dingen die wir doch öfter mal sehen.
Volumen bei Hypotonie? Urapidil beim wirklichen hypertensiven Notfall?
ALS Rea (weil die Leitlinien es fordern, BLS Rea Qualität steht im Vordergrund, 2er Team)? Schmerztherapie wirklich als ultima ratio?
Da wäre dann noch die Sache mit der Vene - finde ich keine Vernünftige, muss ich auch nicht massiv rumstochern und kann argumentieren dass ich besser auf den NA warte… zumal wenn der 5min vor Eintreffen steht.