Einsatzcodes, Alarmierungstexte und Co.

Bin in letzer Zeit hier im Forum immer wieder auf Einsatzcodes wie „Alpha, Bravo, Charlie,…“ gestoßen.
Jetzt interessiert es mich wie das System genau funktioniert und was sie bedeuten.

Bei uns läuft die Alarmierung über Pager. Es gibt nur 2 Arten- Transportmäßig (ein langsamer Ton) und Einsatzmäsig (zwei schnelle Töne).
Mehr wissen wir bis wir beim Auto sind nicht.
Die Meldung am Datenterminal sieht in etwa so aus:

R12345 999 ohne best. Status 01/01
08:25 Blaulicht
EO: Hinter-Ober-Kuhkaff 10
KEO: N48.1234567 E12.34567
Dia: Brustschmerzen-liegend
Pat: Max, Musterpatient
ZO: unb.
KZO: -

Mehr wissen wir primär meist nicht. Die Frage ob ich Blau hinfahre oder nicht wird gleich in der zweiten Zeile beantwortet.
Meist erfahren wir, sobald wir im Status 2 sind mehr.
„123- zur Info: Patient männlich, 75, klagt seit 15min über starke Schmerzen im Brustbereich-ausstrahlend nach links. NEF ebenfalls. Sie geben Lagemeldung nach eintreffen.“

Wie läuft die Alarmierung bei euch?
Erfahrt ihr bereits am Pager, was euch erwartet?
Könnt ihr (wie in „Fahren ohne Horn“ erwähnt) selbst über die Anfahrt, Blau JA/NEIN, entscheiden?
Welche Infos bekommt ihr auf der Anfahrt?
Und was hat es mit den Codes: 26A, 3D, 9E,… auf sich?

NÖ: Mittlerweile funktioniert die Alarmierung von Notruf NÖ 144 relativ modern über mehrere Systeme. Ich kann nur vom NA Mittel aus gesehen berichten:
Da gibts den Pager (der mittlerweile ja nurmehr sekundäre Funktion hat) und v.a. ESAPP 2.0 die private SmartphoneAPP mit der die Alarmierung + zusatz Infos super funktioniert und für mich eigentlich schon das Hauptarlarmierungssystem ist.

Yepp, zumindest gibts den Code vom AMPDS , der aber oft sehr breit gehalten ist, oft stimmt und oft auch nicht und natürlich nur einen Vorgeschmack auf die tatsächliche Situation gibt sowie fast immer einen kleinen Zusatztext abseits des AMPDS mit der Vitaldatenerhebung wie z.b. A+B+ (Atmung, Bewußtsein). Das trifft dann oft besser zu als der AMPDS Code… :laughing:

insgesamt (und Abseits der Ausrückordnung) ist die Alarmierung von Notruf NÖ aber ok und zeitgemäß !

Einsatzart,Ort, GPS Daten via Google Maps, oft auch Patientendaten, beteiligte Einsatzmittel, sonstige Zusatzinfos.

Für NÖ: 144.at/homepage/open_aerzte … dnung.html

Die Ausrückordnung: 144.at/homepage/download/au … rdnung.pdf

Das System in Wien ist von den Codes her ident, die Ausrückordnung ist halt anders. Im Endeffekt ist der wesentlichen Unterschied, dass der Notarzt nur bei einer voraussichtlichen Lebensbedrohung entsendet wird (dh alle E Codes und ein paar wenige D Codes). Mehr oder weniger alles mit Reanimation oder Bewusstlos. Die ganzen D Codes „Bewusstseinstrübung“ etc werden primär vom RTW bedient. Trotzdem ist die Storno-Quote für das NEF gefühlt 50-70%.

Ich schau mal ob ich eine Ausrückordnung für Wien als PDF finde.

In Nö sind als Fahrzeugterminals iPads mit der Notruf-NÖ App (Infos auch dazu auf der Homepage siehe oben) im kommen. Die App funktioniert auch am Privathandy - somit hat jeder Mitarbeiter der will ein „eigenes“ Terminal. Diese Apps sollen die Alarm-SMS ersetzen die man bisher aufs Privathandy (sofern aktiviert) bekommen hat. Zusätzlich gibts auf jedem Fahrzeug einen Pager und ein Diensthandy.

In Wien gibts Diensthandys die eine SMS bekommen, zusätzlich sind im Fahrzeug Terminals verbaut die so aussehen:

Am ersten Bild der Startbildschirm mit dem Code und Zusatztext - das hier ist quasi die Maximalversion mit NEF+RTW+FISU+Polizei mit Defi (First Responder). Oft steht auch gar nix dabei. Im zweiten Bild die weiteren Zusatzinfos, einerseits wichtig die Telefonnummer des Anrufers und das Abfrageschema.


Als kleine Zusatzinfo:
Die App am IPad (Fahrzeug) und die App am Privathandy unterscheiden sich doch recht stark, so verschwinden die Einsätze am privathandy nach 24 Stunden automatisch → Datenschutz
Ebenso kann man das Zielkrankenhaus, den Storno-/Endegrund auch direkt in der APP eintragen, ohne zu funken.
Firs Responder können ebenso per App „Status geben“ d.h. bescheid geben ob sie zufahren (sieht man dann auch auf der Fahrzeugapp)

Was die SMS angeht, ab 1.07.16 dürfen Alarmierungssms mit Patiendaten nicht mehr versandt werden, zumindest nicht an Privathandys → Datenschutz bzw keine verschlüsselte Übertragung, das ist auch der grund warum ESAPP so forciert wird.

Alles in allem finde ich die ESAPP sehr gut und gelungen, die Navigation startet automatisch per Touch „Hinfahrt (Status) mit Navigation“ und auch die Infos zum Patienen bzw der aktuellen, vielleicht medizinischen, Obhut sind oft ganz nützlich, wenn ein Arzt vor Ort ist z.b. fährt man weniger „auf Risiko“ als sonst.

Offiziell allerdings der Pager, da es sich um ein eigenes unabhängiges System handelt mit diversen Backupsystemen. Die App ist zwar ganz nett, brauch ich aber Aufgrund der App im Fahrzeug nicht. Einsatz ist Einsatz und ich sollte mich schnellstmöglich zum Fahrzeug begeben. (Bin ja gespannt wie die Ausrückezeiten dann ab nächsten Jahr umgesetzt werden)

In der App hab ich halt alle Infos, BO, Navigationmöglichkeit, ich sehe das komplette Abfrageprozedere, Zusatzinfos, Infos wer alarmiert ist inkl Status und Standort, kann das Ziel KH auswählen, kann Rückmeldeungen über Einsatzende geben, usw. Im Prinzip eine feine Sache.
Einzig der Transportbericht fehlt noch in elektronischer Form :wink:

Zumindest im notärztlichen Bereich ist der schon vorhanden :

https://www.144.at/notarztdoku/

aber auch noch in Papierform

Am Ende der Wegstrecke steht wieder ein Ausdruck bzw. Fax, ja.

Nö, Eingabe über die Webmaske und digitale Speicherung. Das man es uU ausdruckt ist ja ein komplett anderes Thema. Dafür kann die Doku nix…

In Wien gibts im KTW-Bereich auch ein komplett digitales Doku-System, man muss allerdings noch immer ausdrucken und stempeln (Thermodrucker).

Am RTW gibts auch Laptops, soweit ich weiß nutzen sie alle außer die JUH… Ich verstehe es, das System ist an sich sehr gut, allerdings ist die Hardware grottig. Man muss alles regelmäßig neu starten da zb der Drucker oft nicht erkannt wird, außerdem dauert das Drucken ewig. Und solange ich noch 2 Durchschläge pro Einsatz stempeln muss ist das ganze digitale absurd. Die MA70 lässt sich die Übergabe zb per Unterschrift am Laptop (wie bei Paketdiensten) bestätigen. Wir brauchen für die Verrechnung angeblich den Stempel (lt Verrechnung —> Krankenkasse will es so). Ist für mich völlig unverständlich, aber es ist halt so… Pumpen wir weiter Millionen in irgendwelche Leute, die bei der Krankenkasse sitzen und händisch hunderttausende Ausdrucke pro Jahr auf das Vorhandensein eines Stempels überprüfen… (Mich wundert eh, dass da noch niemand ein datenschutzrechtliches Problem gesehen hat, auf diesen Durchschlägen steht ja alles (zb das der Patient HIV+ ist, oder das er in einem Puff beim BDSM vorgefunden wurde) - was geht das einen Hilfshackler bei der WGKK an?).

ihr habt keine klassischen Naca-X Formulare mehr?

So weit ich weiß wird die Notarztdoku teilweise sogar doppelt gemacht, online und Papier auch noch…

ja so wie bei uns eben.

Dieses System ist eine absolute Frechheit: Schon allein die Dokumentation über eine Webseite abzuwickeln, für die man natürlich eine Online-Verbindung benötigt, ist eine Schnapsidee. Von der Ergonomie von der Webseite in Verbindung mit einem Ipad möchte ich gar nicht reden.
Dass man auf einem Faxgerät im Zielspital ausdrucken kann ist ja nett … aber ich kann weder einer Mannschaft, der ich den Patienten übergebe eine Dokumentation mitgeben, noch kann ich einem Patienten, den ich zu Hause belasse eine Dokumentation hinterlassen (betrifft auch Todesfeststellungen, für die gibt es zwar ein Formular zum downloaden, aber das beschränkt sich eigentlich auf die Dokumentation der Todeszeichen).

Eine 10-G-Halterung für das (Dokumentations-)Ipad hab’ ich auch noch nicht gesehen.

Ich verwende derzeit eigene Protokolle mit Kohlepapier.

edit: mit zeitversetzter Eingabe auf notarztdoku.at

In Salzburg läuft die Alarmierung über Pager. Angezeigt wird dabei um welche Art von Einsatz es sich handelt (Krankentransport, Einsatz, Notarzteinsatz) und der Berufungsort ohne Hausnummer. Der Rest steht dann am Datenterminal im Auto. Das ist ungefähr so Aufgebaut:

Einsatzart + Einsatzcode + Berufungsgrund z.B. NA8C - Notarzteinsatz Brustschmerzen/Atemnot
Einsatzort z.B. Hinterm Heustadl 5 1234 Musterstadt
Patient z.B. Hans Huber männlich 55, *2.5.1961 | Liegend
Alarmierte Einsatzmittel + Bemerkungen z.B. RTW 8.233 - NEF 8.022 / Einweiser wartet im Hof
Zielort falls bereits vorhanden z.B. LKH Salzburg Interne Notaufnahme

Den Zielort kann man selbst vom Fahrzeug aus ändern.
Über einsatzmäßige oder normale Anfahrt entscheidet die Leitstelle (KT = Normal, RD+NA = Blau), beim Transport entscheidet der Transportführer.

Das ganze Einsatzleitsystem heißt ELEKTRA+ und wird soweit ich weiß von der Telekom technisch verwaltet.
In den Fahrzeugen selbst finden sich Tablet PC´s ala Rugged Militär Style, nicht die schnellsten aber es erfüllt seinen Zweck ganz gut.

Offtopic aber diskussionswürdig:

Das kann ich leider nur bestätigen.

Ein offline Betrieb ist anscheinend nicht mal vorgesehen…lustig v.a. dann wenn man in einem Einsatzgebiet fährt wo HSDPA Netzabdeckung ein Fremdwort ist. By the way wurde uns schon seit 1 Jahr ein eigenes iPad nur für die Online Dokumentation im NEF versprochen. Aufgetaucht ist es natürlich noch nirgends… man streitet sich lieber wer´s bezahlen muss - die Holding oder 144…

  1. Die Faxnummern sind oft nicht aktuell
  2. Manche Notaufnahmen, Ambulanzen bzw. deren Sekretariate wo das Fax aus dem Drucker kommt sind zeitlich nur begrenzt besetzt. Wer z.b. ein Fax nach 13:00 an eine bestimmte Nummer is KH XY schickt, kann sich sicher sein, daß das Protokoll erst am nächsten Tag entdeckt wird ( oder Tage später wenn Wochenende)
  3. Die Aufnehmenden Stationen haben keinerlei Möglichkeit das Protokoll des gebrachten Patienten online abzurufen, anzusehen,…
  4. Das Formular zum Downloaden und handschriftlich ausfüllen ist eine Farce und wäre ein gefundenes Fressen für jeden Sachverständigen im Schadensfalle.
  5. Die Bedienerfreundlichkeit der Online Masken ist schon am Desktop PC schlecht. Am mobilen Gerät wird das Ganze zur Mission impossible.

Also Idee gut - Ausführung Nicht genügend.

Wir haben uns deswegen entschienden am NEF vorläufig wieder die alten NacaX Protokolle aufzubrauchen…

Bei uns wird nicht zwischen Einsatz und Notarzteinsatz unterschieden. Es kann also vorkommen, dass du zu „Reglos-liegend“ fährst und auf der Anfahrt die Information bekommst: „NEF negativ- umgehend Lagemeldung nach Eintreffen“.
Somit richtet sich die Entscheidung Einsatz mit/ohne NEF oft nach dessen Verfügbarkeit…

Es ist auch völlig sinnlos zwischen Einsatz und Notarzteinsatz zu unterscheiden. Wichtig ist die Priorität, was einen ca erwartet und wer noch kommt. Alles andere ist unnötig und verleitet nur zu Voreingenommenheit.

Calltaker sollen in meinen Augen keine Anamnese erheben sondern es ist völlig ausreichend zu wissen ob der Patient jetzt gerade, in den nächsten 10min oder voraussichtlich „nicht heute“ sterben wird. Im strukturierten Abfrageschema funktioniert das eigentlich sehr gut!

Gibts bei uns nicht! Bei uns fragt der Disponent, was ihn halt so interessiert und sendet dementsprechend aus…
Bin im letzten Monat zu einem VU mit Thoraxtrauma „normal“ gefahren, und zu einem VU-Motorrad mit Abschürfungen „Blau“…
So wies dem Disponenten gefällt :question: :exclamation:

Naja, hoffentlich nicht, der muss halt auch mit dem arbeiten, was ihm geschildert wird.

Ich verlass mich gar nicht mehr auf irgendwelche prioritäten/codes (außer bei reanimationen), jeder wird von mir gleich (gut oder schlecht) behandelt

hast du bei der Anfahrt gewusst, was ungefähr auf dich erwartet?