Dossier Rettungsdienst des BVRD

Sowas wie Einsatzcodes gibt es bei uns nicht. Es gibt nur eine grobe Einteilung nach Einsatzart:

  • r6/r7 (dringender) Krankentransport
  • r8: Rettungseinsatz ohne SoSi
  • r1: Notfalleinsatz mit SoSi ohne NA
  • r2: Notfalleinsatz mit SoSi mit NA

Der eine Disponent erstellt den Einsatz als „r1 - [KREISLAUF-BESCHWERDEN] schwindel“, ein Anderer macht daraus „r8 - Schwindel > Kreislaufbeschwerden“.
Und wieder ein Anderer schreibt zusätzlich das abgefragte cABCDE dazu.

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Im Burgenland gibt es wie im Bericht richtig erwähnt ein standardisiertes Abfrageschema. Einsatzcodes im Sinne eines AMPDS gibt es dann aber trotzdem nicht. Nur ein paar nichtssagende Schlagwörter wie „Kreislaufprobleme RR über 180 oder unter 100“ Es gibt wie anscheinend in Vorarlberg auch nur 5 oder 6 Kategorien von Einsätzen.

RT2 Zeitkritischer Transport ohne NFSS KTW
RD Notfalleinsatz RTW mit NFSS
NA Notfalleinsatz RTW mit NEF
NA NAH Notfalleinsatz RTW mit NAH
NA AED Notfalleinsatz Polizei mit Defi + RTW mit schnellstem NA

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Kann ich zu 100% bestätigen. Nachts ist es einfach nur „wüd“ als HiOrg RTW, da kommst nie heim. Und die NKTWs die Nachts fahren (sind ja nicht so viele) werden auch durch Wien „gewetzt“. Ist aber auch so von den Organisationen explizit so gewünscht.

Kann ich ebenfalls zu 100% bestätigen. Wir fahren da alle dasselbe und ich komme auch zu allem hin. Egal ob in einer Strassenbahn, auf der Straße oder ein 09E01. Vollkommen egal. Es kommt bei größeren Lagen oft der SEG3 oder sogar der SEG1 mit MA70 RTW dazu. Und bei 09E01 kommt sowieso immer FISU, NEF von Seitens MA70 dazu.

Man bekommt unterschiedliche Aussagen zum „Abfrageschema“ die man mal mehr und mal weniger glauben kann / will.
Der Punkt der mieserablen Disponierung der Mittel war (neben vielen kleineren Gründen) der Hauptgrund, warum ich aufgehört habe Rettungsdienst zu fahren. Man hat als Sani das Gefühl, man wird zu allem und jedem geschickt. Vollkommen unreflektiert. Es gab teilweise Einsätze wo ich als RTW hin bin und nach der ersten Frage schon wusste, dass ich hier nichts verloren habe und nur hingeschickt wurde, weil der Calltaker seinen verdammten Job nicht gemacht hat.

Beispiel ohne ins Detail zu gehen: Einsatz war „Juckreiz im Auge“ und der Kern der Sache war, dass der - gehfähige - Pat. eine Pollenallergie hat und ihm seine Tabletten augegangen waren (Sonntagmittag).
Wenigstens hat er kein NEF mitgeschickt „Allergische Reaktion“…

Oh Gott.. Mein Blutdruck steigt schon wieder… Muss aus dem Rant-Modus raus…

„Offiziell“ gibt es ein Abfrageschema bzw. eine Alarmierungshilfe (nicht AMPDS). Das Programm dazu ist aber seit vielen vielen Jahren „in Entwicklung“ und läuft nur nebenher am Rechner des Calltakers mit und kann verwendet werden, oder eben nicht.
Bei meinem Tag in der Leitstelle, wurde das Tool nicht ein einziges Mal verwendet.

Der Calltaker ist vollkommen frei in dem was er fragt, sagt und tut am Telefon. Auch wenn es oft von offizieller Seite anders kommuniziert wird, ist es einfach fakt, dass es so gemacht wird.

Und wie es halt so ist, gibts gute Leute und mieserable Leute. Der Calltaker bestimmt die Prio des Einsatzes und gibt den Einsatz dann weiter an den Disponenten, welcher dann die Fahrzeuge laut Ausrückordnung dem Einsatz zuweist (der alarmierungsvorschlag kommt vom System automatisch nach hinterlegter Prio). Der Dispo hat vor allem unter Tags einen strengen Job, weil er die KTWs möglichst effizient herumschicken sollte und sehr viel im Kopf behalten muss (wann ist welches Auto wo und welche Transporte stehen geplant an).
Nachts, wenn wenig los ist, ist Calltaker und Dispo die gleiche Person.

Es ist aber genau so wie @D3xter schreibt. Liegt alles am Calltaker und wie er grade aufgelegt ist. Der eine macht einen r8 (Auftrag → RTW ohne SoSi) drauß, der andere macht einen r2 (RTW+NEF) aus exakt dem gleichen Anruf.
Was mich ehrlich gesagt immer gewundert hat, da der NFS verpflichtend zu machen ist für die eigenverantwortliche Notrufannahme und auch die Ausbildungsdauer mit einem Jahr recht hoch ist. Am Background der Mitarbeiter hapert es mMn. eher nicht.

Aufgrund der hohen NEF / RTH - Dichte bei uns (alle paar km steht ein NEF) ergibt das in der Kombination, dass du entweder ohne SoSi fährst, oder halt ein NA dabei ist. Dazwischen gibts nicht viel.
NEFs gibts in Bregenz, Egg, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz. Alle 24/7. Werktags gibts einen SNAW, der hin und wieder auch mal Primäreinsätze fährt, wenn Not am Mann ist.

Dazu noch massig RTHs (C8, Gallus 1, Gallus 2 zusätzlich im Winter, Robin 1). Dazu haben kommt oft der RTH aus Lichtenstein (Nachtflugtauglich + macht auch Nachtflüge), mehrere Rega Helis (ebenfalls Nachtflugtauglich) aus der Schweiz und der Christoph aus Friedrichshafen), hatte auch schon den RK2 aus Reutte dabei. Einmal auch den Heli aus Murnau.

Zum Vergleich: Vorarlberg hat 410.000 Einwohner (zweitkleinstes Land nach Einwohnern hinter dem Burgenland) und ist nach Wien das flächenmäßig zweitkleinste Bundesland.

Man wird als Sani halt nicht gefordert und das macht es schlicht uninteressant. Mit dem N-RTW wurde es etwas besser, aber immer noch nicht gut.

Es passt aber ganz gut ins Bild.
Vor einigen Jahren war Vlbg. noch ganz vorne mit dabei was Ausbildung / AMLs / Fortschitt und Stand der Technik war. Über die letzten 10 Jahre wurden wir aber von allen anderen rechts überholt und finden uns im unteren Drittel wieder mit der Steiermark und Oberösterreich.

Mit einem Wort: mieserabel

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Im BGLD gibts DIAS (Referenzen - NoraTec GmbH) - so wie in der STMK und in SBG (und beim WRK). (Aber das ist jetzt wieder etwas Off Topic.)

Danke für die Info! Wusste ich nicht …

Die Abbildung ist imho eigentlich eine feste Watschen für alle NFS-NKx, die selbstverständlich auch jetzt schon sehr viele NACA III-IV ausgezeichnet und leitlinienkonform abarbeiten.

Effektiv seh ich mit der Grafik jetzt endgültig keinen Bedarf an einem NFS BSc mehr. Das machen die NKVs in den östlichen Bundesländern jetzt schon mit hoher Qualität :slight_smile:

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Auch im westlichen Bereich :slight_smile:

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Ein neues Ausbildungskonzept ist halt nur ein Nebensatz in diesem Dossier, das hat der BVRD schon 2024 sehr ausführlich erstellt (https://www.bvrd.at/wp-content/uploads/2024/05/Positionspapier_Zukunft_Rettungsdienst_2024_V2.2.pdf). Aber du hast völlig recht, das SanG gibt bereits jetzt viel her, was im Großteil Österreichs halt erst jetzt genutzt wird. Angesichts der derzeitigen Budgetlage werden wir eine wesentliche Frage beantworten müssen: wenn eh mit der derzeitigen Rechtslage gut gearbeitet werden kann - welchen Mehrwert hat dann die vielbeschworene dreijährige Ausbildung wirklich … ?

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„Nur der Forschung willen“ oder für Führungskräfte etc. gibt es ja bereits den Bsc in Nursing - warum setzt man nicht hier an und macht da noch einen Masterlehrgang für Prehospital Care oderso… da kann man dann die doch überschaubare Anzahl an Personen für Forschung, Führung etc. gut ausbilden… der Zugang auf den RTWs sollte für mein Verständnis niederschwellig aber qualitativ gut sein. Für was ein Transportführer am RTW wissenschaftlich arbeiten muss erschließt sich mir nicht. Die Grafik finde ich auch verschoben denn sie stellt die Arbeit derer, die die Notfallkompetenzen umsetzen (können) als schlechter dar als sie ist.

Professionalisierung ja, aber man sieht doch anhand der Bundesländervergleiche, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben welche nicht am Bachelor-NFS hängt…

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Attraktivierung des Berufsbildes durch höhere Löhne, bessere Durchlässigkeit in andere Gesundheitsberufe, Berufsschutz etc.

  • Das könnte die Kosten zumindest langfristig senken wenn man nicht alle 3 Jahre einen Großteil des Personals neu ausbilden müsste
  • Das könnte langfristig dem Mangel an Pflegekräften entgegenwirken wenn die „älteren“ Sanis irgendwann nicht mehr am Auto, sehr wohl aber noch in einem Gesundheitsberuf sein wollen.

Ob das als Argumentation reicht sei natürlich dahingstellt.

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Das mit „mehr Ausbildung löst die Probleme einer Berufsgruppe“ wird nicht funktionieren. Das sieht man aktuell bei der Pflege. Gibt jetzt schöne FH Studiengänge dafür, aber die Personalprobleme sind bei weiten nicht gelößt.
Ja es ist eine Frage des Geldes und solange wir nicht aufzeigen können durch RD-neu gibt es xx Tote/xxx Krankenstandstage weniger pro 100000 Einwohner wird nix passieren. Leider gibt es solche Zahlen auch nicht aus D oder E, wo ja schon umgestellt wurde.

Punkt 1: Die Ausbildung zum RS kostet fast nix
Punkt 2: Glaubst du wirklich ein alter RS geht in ein Spital um dann die Patienten herumzuheben. Die „Verwaltungsjobs“ in der Pflege werden die alten Pfleger übernehmen.

Bessere Ausbildung löst bestimmt nicht alle Probleme. Gerade im hauptberuflichen Sektor würde es aber schon vieles verbessern.
Leider wird es nicht das große Problem der möchtegern-Helden denen alles zu minder ist, lösen.

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Sollte es wirklich so kommen, bin ich sehr gespannt welche Personengruppen das Studium anziehen wird und wie lange das neu ausgebildet Personal dann im Job bleibt.

Zumindest ich persönlich kenne viele Hauptberufliche, deren Weg direkt vom Zivildienst in den Beruf geführt hat. Viele direkt aus einem komplett anderen Beruf und meistens direkt aus der Lehre. Die sind während dem Zivildienst drauf gekommen, dass es beim Rettungsdienst am Land doch um einiges chilliger ist, als zb am Bau oder im Verkauf zum stehen. Bei gleichem oder besseren Gehalt.

Viele davon bleiben dann bis zur Pension im Rettungsdienst. Auch weil irgendwann dann die Alternativen fehleb.Mit einem Studium wäre es halt ein ganz anderes Publikum.

Deshalb würde sich mmn auch für die bestehenden Hauptberuflichen nichts verbessern. Es würde quasi ein ganz neuer eigener Beruf nachkommen. Mit neuen eigenen Regeln.

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gerade für hauptis wür ich viel ändern es gibt viele die ihre ausbildung vor xx jahren gemacht habe und gerade mal die verpflichteten fortbildungen zusammenbekommen! aber da könnte man auch mit extra schulungen und trainings sich helfen, nur muss sowas verpflichtent sein weil z.b. bei meinen kollegen sind 50% bildungsresistente dabei! die haben gar kein interesse was neues zu lernen weil die sagen sich ich mach das schon seit 15 jahren so warum also mit der zeit gehen!

aber auch mal ein berufsschutz wäre von vorteil und das schafft man nur mit verlängerter ausbildung!

man sieht es ja in anderen ländern wie z.b. ungarn, tschechien, romänien, kongo usw das es mit längerer ausbildung klappt, warum ist da österreich schlusslicht der EU?

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Und du siehst diese Kollegen, die nur knapp so und so ihre Pflichtfortbildungen machen und eigentlich null Interesse an moderner Notfallmedizin haben als zukünftige NFS BSc? Sorry aber das geht bei mir nicht zusammen. Es wird auch für diese Kollegen ein Aufgabenfeld geben. Sei es am KTW oder als Fahrer am RTW. Ist ja auch voll ok.

Aber ich kenn genug hauptamtliche Kollegen (ich nehme da ehrenamtliche nicht aus, es geht aber schlicht und ergreifend um das hauptamt), die die Augen verdrehen, wenn man von Studien oder Leitlinien redet. Solche Kollegen zum quasi Paramedic auszubilden ist für mich völlig illusorisch. Das alte System mit den alten Playern muss einfach auslaufen. Und in vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten wird was neues nachkommen.

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nein solche alten player kannst nur zum Krankentaxi fahren einsetzten! leider ist das in der Stmk nicht so! die werden zu notfällen fahren und unser LAndesrettungkommandant hat mal gesagt da es nicht geändert wird solange er in seinen sessel sitzt!

du hast aber auch nicht geschrieben das die hauptis die vom zivi sein hängen geblieben sind NFSx sind deswegen habe ich angenommen es bezieht sich auf allgemeine RS ausbildungsniveu :wink:

Bei uns hat sich das ziemlich gut eingespielt, dass die Hauptberuflichen RS, die schon lange dabei sind und einiges an Erfahrung haben, jetzt meistens den Fahrer am RTW machen. Viele sind wirklich froh darüber, die Verantwortung jetzt abgeben zu können und haben sich in die neue Rolle sehr gut eingefügt. Sämtliche Bedenken die es am Anfang gab ( plötzlich nur mehr Fahrer für viel jüngere HB oder EA NFS, Leitungsrolle nicht abgeben können) haben sich nicht bewahrheitet. Ich finde diesen Weg ganz gut so. Für alle Beteiligten. Ein besonnener Fahrer mit viel Erfahrung und dem richtigen Gespür ist Gold Wert.

Und das wird auch der Weg sein wenn es mal ein neues SANGesetz gibt.

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bei uns sind wir hauptis (bin auch einer) sowieso nur die fahrer, egal welche ausbildungsstufe!
auf unseren sogennanten (steirischen)RTW sitzen 1fahrer meist huapti und meist ein zivi als transportführer. Ja das ist die Steiermark

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Auch wenn schon viel dazu geschrieben wurde. Eine Bevorzugung bei hoch priorisierten Einsätzen hätte ich wirklich noch nie mitbekommen. Vor allem sind die befreundeten RTWs auf den MA70 Stationen ja ohnehin meistens vor gereiht / „Dauereinser“ und fahren dementsprechend auch als Erstes aus bei dringenden Einsätzen, auch wenn die Station voll ist mit MA70 Fahrzeugen. Oder habt ihr das schon mal anders erlebt?

Und ja einzig die regelmäßigen SEG Absicherungen / Brandalarme / CO Geschichten würden mir jetzt einfallen wo ich als befreundeter RTW so gut wie nie bin.

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