Es zeigt sich halt immer mehr, dass es nicht ein Problem einer einzigen Komponente im Gesundheitssystem ist sondern, dass das gesamte System in einer Schieflage ist. Es fängt beim Patienten an, der einen 24/7 niederschwelligen Zugang zum Gesundheitssystem will (Bauchweh, Husten) den die Ärzte nicht mehr bringen. Der Gemeindearzt von früher, der quasi 24/7 erreichbar war und auch mal am Abend eine Visite macht gibt es nicht. Wohin weichen die Patienten aus, zu den Spitalsambulanzen. Die werden überrannt, die Ambulanzgebühr hatte keine steuernde Wirkung und die Spitäler jammern zu recht. Die nächste Eskalationsstufe wegen der langen Ambulanzwartezeiten sind dann wir, wir fahren jetzt die Patienten per KTW/RTW (je nachdem was die Patienten der Leitstelle sagen) in die Ambulanzen um die Wartezeiten zu verkürzen –> auch das RD System wird überlastet.
Wo kann man da eingreifen ?
–> Am Anfang, 1450 war eine gute Idee, ist aber mit Corona jedenfalls in S verheizt worden und ist noch immer in den Köpfen als Coronahotline und nicht als die ursprünglich geplante Gesundheitshotline.
→ Bei den Hausärzten, denen wird von der Gemeindepolitik und der Ärztekammer das leben schwer gemacht, wenn sie eine Gruppenordination oder aufmachen wollen.
Ich finde halt, dass in dem Krone-Bericht einiges zusammenkommt, was die Qualität mindert. Schön, dass es einen Whistleblower gibt, der erklärt, dass das Abfrageschema das Problem sei. Und dass es es auch ein Problem sei, dass KTWs auf „Notfälle“ fahren würden. Gleichzeitig beschwert er sich aber, dass er mit dem „richtigen“ RTW auf so viel unnötige Einsätze fahren muss.
Das geht halt weder von der simplen Logik zam noch von dem, was wir wissenschaftlich nachweisen können.
Wenn die Journalistin/der Journalist die Aussagen mit Expertenwissen re-checked hätte, wär das so nicht durchgerutscht.
Da wird meiner Meinung nach schon ein Schuh draus…
RTW fahren unnötige Einsätze weil die Leitstelle keine vute arbeit leistet und dann keine RTW mehr hat und KTW schicken muss…
Exakt das Problem das ich selber habe und mir langsam aber sicher meine Motivation wegfrisst.
Seit Jänner hat sich die Lage etwas gebessert. Ich glaube die Anrufe sind etwas zurück gegangen und die NKTWs wurden bzw. werden aufgestockt. Zumindest die internen Infos und Infos von der LST.
Das ist halt leider keine Lösung der Grundproblematik und sicher nicht nachhaltig. Außerdem sehe ich ein Qualitätsproblem bei den immer unerfahreneren NKTW Teams.
Lösungsideen:
Die Calltaker und Dispos brauchen wieder mehr Handhabe und müssen mehr Verantwortung übernehmen. Alternativ braucht es wieder Ärzte in der LST.
Zusätzlich braucht es andere Rettungsmittel als nur NEF, RTW und NKTW, Single Responder die die NKTWs unterstützen und mehr Kompetenzen zur Belassung haben.
Und zu gut der Letzt braucht es für die beruflichen Mitarbeiter neben einen anständigen Berufsbild und einer Durchlässigkeit zu anderen Med. Berufen eine attraktive Arbeitsumgebung ( Andere Arbeitszeitmodelle, Abwechslung was NEF RTW fahren angeht, geregelte Mittagspausen usw…) um gutes Personal zu bekommen und die Motivation hoch zu halten.
Das Abfrageschema ist das einzige, das tatsächlich in umfangreichstem Ausmaß wissenschaftlich evaluiert ist. Du kannst dich drauf verlassen, dass die Patienten eines bestimmten Codes ein ähnliches Beschwerdebild aufweisen. Das muss nicht das sein, wie der Code tatsächlich heißt, aber den Patienten eines Codes geht es allen ähnlich.
Deshalb lässt sich darauf die Ausrückordnung aufbauen.
Und das passiert in Wien nicht. Im Gegenteil. Jetzt müssen angeblich die RTW zu allem blau hinfahren (wohl um Zeit zu sparen). Dass man statt dessen keine klare Ausrückordnung aufstellt: bestimmte Codes fahren nur mehr KTW und bestimmte Codes fahren nur mehr RTW und bestimmte Codes erfordern einen primären Notarzteinsatz… das verstehe ich einfach nicht. Das wäre, gerade im städtischen Gebiet, nicht so schwer.
Den Dispos bei der Beschickung mehr Spielraum zu lassen zerstört dir alle Möglichkeiten der Auswertung und wälzt die Verantwortung auf die einzelne Person ab. Das geht gar nicht. Für eine entsprechende Ausrückordnung trägt hingegen die Organisation die Verantwortung.
Wer die Stadt Wien kennt, weiß dass es die höheren Ebenen mit der Verantwortung nicht so haben und das gerne alles nach unten abschieben. Genau das kann man gerade beobachten.
Primär die RD Leitstelle, die RK KT Leitstelle nutzt ebenfalls AMPDS falls sich der Anruf doch als Notfall/Notfällchen herausstellt.
Das ich nicht lache. Beim „06D02 Atemnot - Sprachschwierigkeiten zwischen den Atemzügen“ kannst du alles erleben, von der COPD Exazerbation mit respiratorischer Insuffizienz bis zum Schnupfen. Erfahrungsgemäß hauptsächlich letzteres…
Es gibt sehr wohl eine Ausrückeordnung und die legt ganz klar fest wer zu welchen Einsätzen disponiert werden soll.
Mit der letzten Dienstanweisung wurde dies sogar verschärft - zu einem KTW Einsatz muss ein KTW disponiert werden auch wenn ein RTW viel näher ist(Natürlich mit ausnahmen -zB Sturz auf der Straße).
Wenn aber für einen RTW Einsatz einfach kein RTW verfügbar ist muss irgendjemand hinfahren auch wenn es ein KTW ist.
Diese Ausrückeordnung findet sich inkl Erklärung sowie den Dispositionszeiten im MA70 Intranet.
Zum AMPDS Thema:
Was kann AMPDS(ProQA) gut : Den richtigen Einsatzcode ausspucken und Erste Hilfe Anleitung geben wenn jemand mit einem akuten Notfall anruft.
Was kann AMPDS nicht gut: Allgemeine medizinische Probleme triagieren und herausfinden ob die Leute am Telefon die Wahrheit erzählen.
Was machen viele Anrufer: Absoluten (!) Schwachsinn am Telefon erzählen.
Keine Ahnung was die Lösung für das Problem ist. Aber ich würde mich als Disponent ungerne haftbar machen wenn ich kein Fahrzeug geschickt habe und dann trotzdem etwas war…
Vielleicht fällt mir ja noch was gescheiteres zu dem Thema ein…
Ok. Erwischt. Man hört (auch international), dass der 6er-Code der schwierigste ist. Hier gibt es die meisten Fehleinsätze und auch die meisten unerkannten Reanimationen.
Aber im großen und ganzen kannst du mit AMPDS sehr gut im Nachhinein die Daten auswerten und schauen, wo wurde NA storniert, wo wurde NA nachgefordert, welche Maßnahmen wurden gesetzt und so den Code entsprechend ab- oder aufstufen. Und dann muss ich halt auch „gefährlich“ klingende Sachen beinhart auf KTW abstufen, wenn da nie etwas gemacht wurde von den RTWs (auch kein EKG usw.).
Ich denke, dass in Wien einfach zu viel beschickt wird mit RTW.
Ich glaub ich habs hier schon vor längerem irgendwo gepostet:
[size=150]Videonotruf[/size]
Wenn der Calltaker selbst sieht wie der Patient in der Wohnung herumläuft, kann er nicht bewusstseinsgetrübt sein.
Wenn er sieht wie das Kind vergnügt spielt, kann es nicht schwer Luft bekommen.
Wenn er sieht das der ältere Patient nicht nur einen schlechten AZ hat sondern grau ist und nur mehr schnappt wird nicht in 30 min der (N-)KTW sondern in wenigen Minuten die Kavallerie anrücken.
Wichtig ist es, die Entscheidung, ob jemand vollkommen wach ist und normal atmet, einem Profi zu überlassen und nicht einem Laien mit oft sehr eingeschränkten Sprachfähigkeiten.
Mitdenkende und gut ausgebildete Leitstellenmitarbeiter einsetzen inkl. LIVE Supervision durch einen erfahrenen Mitarbeiter (der aktiv eingreifen kann) im Rettungsdienst ala englischem oder amerikanischem Vorbild.
Ich verstehe nicht, wie sich dieser Thread zu „es happert an der Abfrage oder gar den Leitstellenmitarbeiter:innen“ entwickelt hat. Ich halte ebendiese für bereits jetzt mitdenkend und gut ausgebildet, die werden schon oft genug wissen, was da wirklich dahinter steckt (und dann entsprechend die HiOrg-RTW bedienen. scnr). Man hat halt keine Handhabe und Sicherheit um zu sagen: „ne sorry da kommt kein Auto, gehen sie zum Hausarzt, in ein Spital, whatever“.
Ich glaub noch nicht mal dass die Abfrage so verkehrt ist, ich denk da mangelt es an anderen Punkten.
Soso… Die Zivis die in Oberösterreich teilweise Notrufe entgegennehmen nennst du qualifizierte und mitdenkende Mitarbeiter… hmmm…
Und wenn ich in meinem Bereich ab und an sehe wie weit die Alarmierungen und der erste Eindruck auseinanderliegen bezweifle ich ernsthaft ob sich so mancher in der Leitstelle morgens die Schuhe selbst zubindet oder das von der Mutti gemacht bekommt. Ich war letzte Woche Sonntag bei 12 Einsätzen und hab ganze 2 Patienten transportiert. Ich war geschlagene 4 mal bei „Durchfall seit 2 Wochen und jetzt hätt ich grad Zeit mich zum Arzt chauffieren zu lassen“. Gehend mit Köfferchen vor der Haustür.
Und jetzt erklär’ mir einer dass ein gscheiter Mitarbeiter das nicht über das Telefon abklären könnte…
Und die 1450 nicht vergessen. Die dürfen vieles am Telefon abhandeln und an die könnte man so manchen weiterleiten und massivst Ausfahrten sparen!
Wenn du allen Anrufenden die gleichen Fragen stellst und n Menschen geben dir genau die gleichen Antworten, dann haben die mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas gemeinsam. Wenn du mit dem eine Zeit lang arbeitest, und dir dann nachher anschaust, z.B. Notarztmittelnachforderungen, Notfallkompetenzanwendungen, EKG geschrieben, mit Blaulicht transportiert, vor Ort belassen… dann kannst du daraus ableiten, welches Versorgungslevel dort erforderlich ist (Abgabe an 1450, Pflegedienst, BLS ambulance, ALS ambulance, Notarzt).
Aber anders gefragt: was ist denn die Alternative zu einem standardisierten Abfrageschema?
Sorry, dachte in dem Thread geht es um die Wiener Rettung.
Und in OÖ müsste es, glaubt man dem Forumstenor, komplett wurscht sein ob ich eine top-ausgebildete Mitarbeiterin, einen Zinano oder ein Äffchen hinsetz, wenn eh nicht differenziert disponiert wird sondern halt irgendein Auto kommt, das halt grad Zeit hat. Da reicht Adresse abfragen auch dafür.
ein standardisiertes Abfrageschema, bei dem der Calltaker Einfluss auf das hat was er ankreuzt.
Eine Blutung aus dem Finger kann keine STARKE Blutung sein.
Ein Säugling ist nicht deshalb bewusstseinsgetrübt weil er nicht normal Antwortet.
Jemand der in ganzen Sätzen antworten kann hat keine hochgradige Atemnot.
Und das wichtigste: Jemand der seine Beschwerden seit 《beliebig langen Zeitraum einfügen 》 hat ist kein Notfall.
Und so weiter.