Eindrucksvolle Worte findet Herr Prof. Dr. Gerhard Prause in seinem Vortrag beim Fortbildungsabend der AGN Steiermark für das derzeitige System in Österreich (sowohl Sanitäter- als auch NA-Ausbildung)! Minute 25 - 29
Ächz… … so sehr ich den Herrn Professor schätze, so mühsahm ist seit Jahren das Gejammere! Immer wieder hören wir dasselbe: Graz ist toll,die heilige Kuh- Medizinercorps ist einzigartig, der Rest von Österreich ist schlechter und hinkt hinten nach. Da bin ich schon vor einigen Jahren ausgestiegen, denn ändern wollen die Grazer bundesweit gesehen eh nix.
Ist es zu böse zu behaupten, dass Prof. Prause der Böttinger (Notarzt = gut Deutschland = gut Rest = ned gut „Paramedic“ = Teufelszeug) von Österreich ist?
Ich finds schon gut dass er diese Vortraege immer wieder macht.
Die Sanis wuenschen sich ja alle mehr Kompetenzen und pi pa po und er predigt ja eigentlich genau dafuer dass mehr Organisationen das SANG richtig ausschoepft so wie sie es tun. Waere ne super Sache, statt wies in Wien teilweise ist dass die frustrierten Sanis die mehr Notfallmedizin machen wollen staendig die Kompetenzen ueberschreiten. Dann lieber ne laengere Ausbildung und dafuer ordentlich Kompetenz, Graz zeigt halt dass es sehr wohl geht, es muss nur eine Organisation auch mal auf die Beine stellen ausser ihnen.
Und natuerlich klingts etwas ueberheblich wie er immer erzaehlt dass sie immer die neuesten Entwicklungen gleich mitmachen und am NEF haben, und alle anderen erst 5 Jahre spaeter.
Aber man muss ihnen schon zu gute halten dass es auch stimmt und nicht nur gerede ist. Da koennen sich alle anderen was abschauen (Sono, BGA, art. RR).
Und ich persoenlich stimme seinem Argument 100%ig zu dass ein Patient der von einer Leitliniengerechten Versorgung profitieren wuerde die auch erhalten sollte, und nicht nur wenn er Glueck hat dass er grad einen NA bekommt der das zufaellig kann oder mit hat. Gewisse Sachen sollte jeder koennen und sich auch am Laufenden halten. Allein wenn ich mir anschaue wieviele NA ich schon erlebt habe die die Aenderungen der ERC 2015 Guidelines immer noch nicht kennen.
Waere ja toll wenn ein Notarzt die aktuelle Notfallliteratur kennen wuerde, aber viel kennen netmal die 5-jaehrigen Leitlinen welche doch der Wissenschaft etwas hinterherhinken (logischerweise).
du weisst aber schon auch das diese Dinge in Graz NUR mittels Mediziner Corps und somit EINEM Medizinstudium machbar sind?
Auserdem kommst dort auch nicht rein indem sagst hallo sondern sie wählen dich aus.
Der „einfache“ Sani darf in Graz bzw. in der Steiermark unter Umständen nichtmal die NKA/NKV machen … also es ist nicht alles Gold was glänzt …
Und ich warte weiterhin darauf dass sich ein Anwalt findet der das ganze wegen Kurpfuscherei oder purer Kompetenzüberschreitung zur Anzeige bringt. Es sind und bleiben nur Sanis die Medizin studieren (von Gesetzes Wegen her). Das mag toll funkzionieren macht es aber nicht legaler
@ Rheobase: es ist ja aber auch nicht Aufgabe der Grazer das System bundesweit zu ändern, sie zeigen einfach ein System mit höher ausgebildeten Sanis vor, dass doch recht gut funktioniert.
@ Rescue: es ist nun halt amal so, dass die „erweiterte“ Ausbildung halt übers Studium rennt, und man das als Nicht-Student halt dann nicht machen kann. Aber die Sache mit NKA/NKV hat wohl viel eher mit der „roten Mafia“ zu tun, als mit dem Ausbildungs- und Einsatzprofil der Rettungsmediziner. (genauso dass jetzt angeblich die hauptamlichen Nef-Fahrer abgeschafft werden )
Und Prof. Prause hat die selbe Geschichte auch beim AGN-Kongress präsentiert - damalige Aussage vom RK-Chefarzt „kann man nicht mit dem Rest Ös vergleichen“, „historisch gewachsen - woanders nicht durchführbar“ usw…
…und da denk ich mir BULLSHIT!!
man braucht nur zu überlegen:
1.) RS, NFS, NKA, NKV, NKI wie gehabt
2.) MC-Eintrittsvoraussetzung ist das absolvierte 2. Studienjahr - d.h. u.a. Lehrveranstaltungen zu Anatomie, Biochemie, Physiologie, Patho- und Pathophysiologie, Pharmakologie
kann ich auch alles super in einer Schule, Akademie, FH etc. unterrichten
3.) zusätzlich zu absolvierende Wahlfächer zu Notfallmedizin allgemein, EKG-Befundung, theoretisches Fallbeispiel-Durchbesprechen
kann wieder alles auch außerhalb der MUG unterrichten
4.) doch einiges an Pflichtfamulatur auf der Anästhesie, Kinder-Anästhesie, Internen, Chirurgie
ein ordentliches klinisches Praktikum macht sowieso einfach nur Sinn
5.) Dienst als Rettungsmediziner-Anwärter
genauso macht ein ordentlich geführtes Praktikum am Einsatzmittel einfach nur Sinn
6.) praktische Abschlussprüfung
braucht man wohl net weiter kommentieren
Also warum genau gehts einfach nicht dass man das Medizinercorps auch noch wo anders einführt?
Das was du hier beschreibst wäre das einzig sinnvolle Berufsbild eines Rettungsmediziners, Paramedic, Notfallsanitäters oder wie immer man ihn nennen will. Falls das umgesetzt wird braucht man kein Medizinercorps mehr. Da dieses Berufsbild jedoch weder von den Rettungsorganisationen noch von der Politik gewünscht ist, wird das Medizinercorp in Graz weiter eine historisch gewachsene Frage der Ehre bleiben…
Nein, nein, überhaupt nicht. Ich kenn den Prause nicht nur aus der Literatur und aus Vortrags-Videos, sondern habe auch mit ihm persönlich schon diskutiert, u.a. am ÖGERN-Symposium in Wien. Der hat wenigstens vernünftige Ansichten, was ein Sanitäter auf einem Rettungswagen lernen, können und dürfen sollte - und da gibt es viele Ärzte in hohen Positionen, die das nicht so sehen. Prause sieht das Problem absolut richtig - und gehört damit zu den wenigen Ärzten, die für eine umfassendere Ausbildung und die Ausschöpfung der bestehenden Möglichkeiten eintreten. Er ist halt sehr ihn seine Babys NEF Graz und Medizinercorps verliebt. Aber er bringt das auch nur als Beispiel, wie es funktionieren kann. Er sagt nicht, dass es nicht auch anders gehen kann. Also ich halt viel von ihm.
Der Böttinger ist ein ganz anderes Kaliber.
Ich war am ERC-Kongress in Prag wirklich, wirklich entsetzt, wie sehr Berufspolitik so in die Wissenschaft hineinregieren kann. Am Airwaymanagmement-Panel (powered by ERC) wurden diametral andere Dinge gesagt wie am Traumapanel (powered by ETC European Trauma Course Faculty, spricht die deutschen Anästhesisten rund um Böttinger). Legendär war der folgende Dialog in der anschließenden Diskussion (sinngemäß wiedergegeben… die ganz genauen Worte weiß i natürlich nimmer).
Böttingers zentrale Aussage war ja mehr oder weniger, dass nur ärztliche Klinikspezialisten die e.t. Intubation gscheid können, und deshalb unbedingt ausschließlich ärztliche Klinikspezialisten NA-Dienst machen dürfen sollen (was ja grundsätzlich gscheid wäre, wenn nicht der Zahnarzt NAW fährt…). Das lustige war, dass sie sich voll auf dieses „Arzt sein“ versteift haben und sich damit halt auch im Saal bei 3/4 der Anwesenden unbeliebt gemacht haben.
Australische Paramedic-Uniprofessorin: „Kann ihre Kritik an der nichtärztlichen Intubation nicht nachvollziehen, wir haben in [Australischer Bundesstaat, den ich vergessen hab] 95 % Erfolgsquote bei Critical Care Paramedics.“ — „Das gibt’s nicht, das schaffen unsere Ärzte in Deutschland nicht. Woher wollen sie das wissen.“ - „Nun ja, im Gegensatz zum deutschen Notarztdienst haben wir halt eine flächendeckende Datenerhebung und Qualitätssicherung.“ - „Ja, nächste Frage.“
Jau weiss ich, aber das is egal, es spricht nichts dagegen dass eine andere Organisation die keine Universitaet ist auch sowas im Rahmen des SANG aufzustellen.
Mag sein dass der Medizinerkorps illegale Ueberschreitungen macht was im SANG nicht vorgesehen ist (wie Arterie, oder MEdikamentengabe ohne NA Verstaendigung). Aber 50 Medikamente in einer Arzneimittelliste sowie eine laengere Ausbildung waere alles legal machbar.
Einige Kritikpunkte meinerseits zu dem vortrag:
Auch wenn ich die MC sehr cool find, aber die 6000h Ausbildung sind „nur“ das medizinstudium, nicht präklinische notfallmedizin. Keine ahnung wie viele Stunden kannst ignorieren - hart ausgesprochen - weil draussen brauchst das wissen über die muskelpartien des linken zehs nur bedingt
Gibts in graz als „stufe 1“ nur 2 RS in einem T6? Keine NFS mit NK? Auch die können unnötige notarztnachberufungen verhindern
Die sono find ich toll nur wenn die schon bei jedem einsatz mitgenommen wird schiessens übers ziel hinaus
Ich kenn die Leitstelle in der Steiermark nicht, aber bei dem Vergleich mit den ausfahrten in wr. Neustadt hat die Lebig/notruf nö sicher auch ihren anteil daran
Man sieht generell ganz gut anhand der NA-Alarmierungen, welche Leitstellen das AMPDS (NÖ, W, T, {K}) verwenden und welche strukturiert, aber ohne AMPDS abfragen (Stmk, Sbg, Vlbg). In letzteren wird die Ressource Notarzt halt gezielter eingesetzt.
Die Zahlen mit der Verteilung der NAs im Vergleich zur Bevölkerung sind allerdings völliger Schwachsinn. Eine Stadt (Graz) mit jeweils einem Bundesland zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen …
Korrekt!! …und in NÖ läuft das so: Notruf 144 sagt die AMPDS Ausrückordnung ist halt so und wird ja von den (leitenden) Notärzten selbst gemacht. Hört man sich bei diesen um, will keiner je davon gehört haben da mitgewirkt zu haben oder gefragt worden zu sein.
Ich denke sie meinen die Chefärzte der Mitgliederorganisationen.
Der Chefarzt des RK hat sicher ganz andere andere Interessen als der Notarzt auf der Straße (Wenig Arbeit? Sinnvolle Arbeit?) oder ein Stützpunktleiter (Zufriedenheit des Personals?).
Übrigens @Rheobase ganz OT: Prause sagt irgendwann im Vortrag auch, dass sie jetzt ein Beatmungsgerät mit Turbine am NEF haben (Gibts da präklinisch was außer dem Hamilton?). Dieses sei super, das beste und die Zukunft. Bald wirds nur noch solche geben
ich kenn nur den hamilton. bodengebunden wirds schon gehen die grazer nehmen ja noch viel anderes zeug mit… …für den primär nah in .at leider noch zu sperrig. aber top gerät, das stimmt.
In NÖ wird die Ressource Notarzt meiner Meinung nach sogar sehr gezielt eingesetzt. Es gibt eine genau definierte Ausrückordnung, die von der Landessanitätsdirektion vorgegeben wird. Grundlage dafür sind die Daten, die NNÖ sammelt plus die Notärzte. Die Notärzte halt in Hierarchiefolge, sprich der Notarztkoordinator darf miteintscheiden, der wiederum Informationen von den stützpunktleitenden Notärzten bekommt. Also es kommt wohl vor allem auf die Stützpunkte an - bei uns gehen die Infos vom „einfachen Notarzt“ bis hinauf und es wird auch berichtet, was „oben“ vor sich geht.
Das Problem in NÖ liegt (aus meiner Sicht) grob in zwei Bereichen:
-) Die niedrigfrequenten Stützpunkte wollen mehr fahren, weil sie Angst vorm Zusperren haben → wehren sich mit Händen und Füßen gegen zusperren. Die Datenbasis von NNÖ wird quasi manipuliert, weil dort auch wenig storniert wird („Wenns uns zu viel storniert’s dann hamma bald gar kan Notarzt mehr bei uns!“) und zu viel selber transportiert wird. Dadurch passen die Daten von NNÖ nicht mehr. Gleichzeitig denke ich (das ist eine Vermutung), dass leider die persönliche Komponente zu viel Einfluss hat. D.h. es gäbe streng nach Datenlage einiges, was man ändern könnte, das wird aber von einzelnen Personen verhindert.
-) So lange laut Landes-RD-Gesetz ein RTW 2 RS und nicht einmal einen Defi braucht, muss zum Wohle des Patienten darauf die Notarzt-Ausrückordnung abgestimmt werden. Alles andere ist verantwortungslos. Die höheren Stornoquoten resultieren häufig aus (gemäß Gesetz) „zu hoch“ qualifiziertem Personal und „zu gut“ ausgestatteten RTWs. Es ist nun mal nicht planbar, dass die exazerbierte COPD von einem NFS mit Combivent in den Griff bekommen wird. Und wir haben mittlerweile in NÖ sehr viele „zu hoch qualifizerte“ RTWs.
Also wenn du dir die Einsatzzahlen 2015 der"niedrigfrequenteren" Stützpunkte in der Ausschreibung ansiehst kann das ja wohl kaum ins Gewicht fallen.
Pöggstall → 205 Alarmierungen
Aspang → 325 Alarmierungen
Groß Gerungs → 183 Alarmierungen
und das sind 12h Stützpunkte !
Die richtigen Bringer sind Stützpunkte wie Wr. Neustadt (2634), Baden (2764), und Mödling (2849). Im Vgl. zu Graz (siehe Prause Vortrag ca. Minute 22:40) tut sich hier die Schere weit auf ! Es kann also wohl kaum an den kleinen Stützpunkten liegen. da deren „Datenbasis“ im Ganzen gesehen wohl kaum ins Gewicht fällt.
Also wenn du den med. Koordinator von 144 meinst, der ist zwar sehr nett, aber bzgl. Ausrückordnung kann ich mich nicht erinnern, daß der irgendwann mal direktes Feedback vom Stützpunktleiter haben wollte. Aber vielleicht gibt´s da lokale Unterschiede. Die einzigen Informationen, die 144 bzgl. Feedback direkt von den NÄ vor Ort bei jedem Einsatz bekommt ist ein Punkt in der notarztdoku.at. Da wird vor Abschluß der Dokumentation per klick erfragt, ob der Einsatz des NA vital notwendig erschien oder nicht. Der Rest sind einfach nur medizinische Daten und der NACA Grad.
Der jahrelange Eiertanz um den 6D2 macht ja wohl deutlich wie schwierig es ist hier eine Änderung zu erwirken. Und wenn, dann kommt sie meinem Empfinden nach meist autark von der Leitstelle.