Umwegfahrt mit Pat. zur Dienstablöse?

Den Artikel im Anhang habe ich zufällig heute bekommen. Ist schon älter…
Weiß jemand mehr darüber oder hab ich das was übersehen?

Quelle: Newsletter, Tiroler Tageszeitung online vom 17.09.2016 (Printausgabe)

Also das kann und will ich einfach nicht glauben.
Auch bei uns ist es gängige Praxis, die Dienstübergabe „im Hof“ durchzuführen, aber nur bei „very low priotity“ Fahrten, sicher nicht mit einem ROSC-Patienten.

Meines Wissens ist der LV-Tirol mit Material (Corpuls, Medumat, …) und Personal (viele NFS-NKx) sehr gut ausgestattet, aber dass dort ein Patient mit s.p. CPR OHNE NEF hospitalisiert wird ist äußerst unglaubwürdig (aber wir wissen ja, wie Zeitungen mit „medizinisch relevanten“ Fakten drauf sind :wink: )

Sind die anonymen Berichterstatter dem RTW leicht hinterher gefahren?
Vl habens tatsächlich aus einsatztaktischen Gründen den längeren Weg genommen, der Tausch der Mannschaft is aber höchst unwahrscheinlich.

typischer revolverblatt artikel! mal ordentlich anpatzen ohne genau zu recherchieren!

viele ungeklärte fragen!

Selbst in diesem Falle sehe ich in so einer Praxis ein absolutes No-Go! Wenn ich einen Patienten übernehme, dann hat das Team des jeweiligen Rettungsmittels den Einsatz bis zum Ende nach bestem Gewissen abzuwickeln, Dienstschluss hin oder her. Ich hab schon unzählige Male wegen diverser Lappalien Überstunden verrichten dürfen (und da bin ich hier mit absoluter Sicherheit nicht alleine…), und das freut natürlich niemanden, aber letzten Endes geht es um das Wohl der Patienten, und nicht darum, die Sanis pünktlich zu Dienstschluss nach Hause zu bringen. Wer ein Problem mit dieser Situation hat, der gehört schlichtweg nicht in den Rettungsdienst. Selbst bei 08/15-Krankentransporten würde ich es als Frechheit empfinden, wenn man nur zum Schichtwechsel dem Pat. einen Umweg aufhalst, das wirkt einfach alles andere als professionell… Die nächste Fahrt führt dann wahrscheinlich mitsamt dem Pat. zum Dorfwirten, nur weil das Frühstück schon vier Stunden zurückliegt… :unamused:

Ein vielleicht etwas weiter hergeholter Vergleich:
Ein Lokführer fährt auch nicht jeden Railjet von Innsbruck nach Wien durch, sondern wird möglicherweise in Salzburg oder Linz von einem Kollegen abgelöst, der dann den Zug weiter fährt.
Jetzt kann mann natürlich den Rettungsdienst nicht direkt mit der Bahn vergleichen, aber gerade Fahrten auf dem Niveau von: „Ich war heute wegen meinem wehen Knie beim Hausarzt und der hat gsagt, ich solls mir im Spital anschaun lassen, aber mein Mann traut sich nicht mehr mit dem Auto nach Linz fahren, also hat der Doktor gsagt, ich soll die Rettung anrufen…“ haben echt nicht mehr „medizinische Relevanz“ als die Pünktlichkeit eines Bummelzuges.

Über sowas lässt es sich von Wien aus leicht Vorwürfe machen, da fahr ich noch schnell den Patienten ins KH und bin dann halt 30-45min später zurück auf der DS. Bei uns am Land sprechen wir aber schnell mal von +2h, mögliche Folgeeinsätze noch nicht mitgerechnet.

bei krankentransporten spricht nichts dagegen - nicht aber bei solchen akut patienten!

im übrigen besuch doch mal wien. zur hauptverkehrszeit sind 2h fahrten keine seltenheit!

Ganz genau. Nur das sowas bei uns unvorstellbar wäre. Wennst gegen Dienstende ans andere Ende von Wien musst hast dann halt deine 90-12min Überzeit (zb am floridsdorfer rtw um 18:30 was in stammersdorf, dass dann auf ne intensiv nach hietzing muss).

Selbst bei KTPs spricht sehr wohl etwas dagegen, ich finde es einfach eine Unart, mitsamt Pat. einen ‚Abstecher‘ zur Bezirksstelle zu machen, nur damit die Mannschaft pünktlich heimgehen kann! Serviceorientiertes Arbeiten schaut etwas anders aus und ein wirklich gutes Licht wird das auf die jeweilige Organisation nicht wirklich werfen. Wenn es wirklich extrem knapp vor Dienstende ist, und es sich tatsächlich nur um einen KTP handelt, kann man drüber reden, den Transport einfach so lange liegen zu lassen, bis die übernehmende Mannschaft in Dienst geht, aber alles andere gehört sich schlichtweg nicht…

Ad Wien: Dass es während der HVZ etwas länger dauern kann, vor allem wenn der Einsatz noch am letzten Drücker vor Dienstende reinkam, ist normal, ja. Auf die Idee, mitsamt Pat. zur Dienstablöse zu fahren, würde hier aber dennoch niemand kommen, egal ob MCI, grippaler Infekt oder nur 08/15-KTP… :wink:

Es soll Leute geben, die in der Früh in die Arbeit müssen…

Dann solltens über eine Hobbytätigkeit im Häckelverein nachdenken …

Ganz genau.

Manschaftstausch mit Patient ist für mich einfach unvorstellbar. Vielleicht ist es dann einfach nur schlechte Disposition, aber wenns soweit ist gibts keine Ausreden mehr warum man was nicht fahren kann…

Schon wer auf die Idee gekommen die nette Omi einfach zu fragen ob es sie stört? Solange man pünktlich dort ist ziemlich sicher nicht. Warum das also am Krankentransport unprofessionell ist, weiß ich nicht. Oftmals liegt auch die Dienststelle am Weg, da ist so gut wie kein Zeitverlust zu bemängeln und viel Zufriedenheit für die Mannschaft.

Den Artikel will ich nicht kommentieren, dermaßen schlecht recherchiert, dass es zum Himmel stinkt, daran besteht wohl kein Zweifel.

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Bei einem KT und Dienststelle aufm Weg seh ich auch kein Problem
Hab einmal NÄ gesehen, die sich mitten unterm Transport mit einer ICB am Auto abgelöst haben; das war dann schon sehr hart

Ich hatte solche Ablöseprobleme noch nie, weil bei uns die Dienste von 6-18/18-6 bzw. 7-19/19-7 gehen. Da kann die Leitstelle in der Übergangszeit entsprechend disponieren, dass alle rechtzeitig zurück sind. Das Problem besteht IMHO weniger bei Ehrenamtlichen als bei Hauptberuflichen, da Arbeitszeitüberschreitungen mittlerweile sehr streng kontrolliert werden. Weiters ist bei den HAs die Ruhezeit von 11h vor dem nächsten Dienst einzuhalten. Somit hat der Arbeitnehmer schon einen gewissen Druck, dass er seine Dienste pünktlich einhält.
Von solchen wilden Ablöserein mit Umwegen habe ich noch nicht gehört und hoffe auch, dass sich das als Gerücht bewahrheitet.

Sollten die das wirklich mit einem Patienten st.p. CPR gemacht haben, wäre das schon schwer kriminell. Der Artikel ist ja nicht besonders ergiebig und diese anonyme Anzeige klingt für mich nach einer absichtlichen Anschwärzung der betroffenen Kollegen. Ich will aber gar nicht ausschließen, dass vielleicht folgendes passiert ist: Am BO stellen die Kollegen fest, dass die Reanimation zwar primär erfolgreich war, aber der Patient fängt immer wieder mit Kammerflimmern etc an, es schaut also schlecht aus und unter anderen Umständen würde man die Reanimation einfach beenden. Es ist aber, meiner Erfahrung nach, eine häufige Praxis solche Patienten nicht zu Hause liegen zu lassen, sondern sie ins KH mitzunehmen damit sie dort erst sterben und nicht daheim.
Vielleicht steckt ja auch hier so ein Fall dahinter. Patient ist ausshichtslos, wird aber trotzdem mitgenommen, es ist schon spät, Schichtwechsel für die HA steht an, die machen den Umweg weil es eh schon wurscht ist und im Spital wäre er sowieso gestorben.
Wie gesagt, ich kenne den Fall nur aus diesem Artikel, aber für mich wäre das eine Erklärung für den Sachverhalt.

So oder so, es ist einfach blöd gelaufen würde man bei uns sagen.

Ob man sich bei einem kt ablösen lässt muss jeder für sich wissen. Aber bei einem rd Einsatz geht auch viel Information verloren vom Eindruck am bo und der gleichen. Da sehe ich sowas kritischer.
Alles in allem ist das die Entscheidung von jedem einzelnen wie er das handhabt.
Ich würde es nicht machen, aber das ist meine persönliche Meinung und Einstellung zu dem ganzen.

Das ist halt das Problem wenn man HA 12h arbeiten lässt. Vorallem dann wenn dies eigentlich nur in Ausnahmefällen erlaubt ist.

Es wird halt für Freiwillige auch nicht einfacher werden ihre Tätigkeit und den Job unter einen Hut zu bringen.

Wenn man um 6 in der Früh wirklich gehen muss dann sollte man sich den Dienst nur bis 5 einteilen dann hat man einen Polster und gut ist. Weil es kann immer passieren das man 5 Minuten vor Schluss nochmal raus muss.

Ja, aber es gibt halt Gegenden, da ist die Alternative zu 3 x im Jahr „KT-Patient den Kollegen übergeben“, dass es gar keine Rettung gibt. Klar ist, dass das wegen einem Notfall natürlich nicht passieren darf. Das ist ja hoffentlich Konsens. Aber bei einem KT zu einer saublöden Zeit… kann ruhig Vernunft vor sturer Regelwut gehen. :wink: