Todesnachricht nach Suzid

Viel wurde bereits gesagt, das ich für wichtig und richtig halte. Bei zwei Punkten möchte ich noch ergänzen bzw. vielleicht sogar widersprechen.

Ich (und nicht nur ich alleine) halte es für überholt, dass die Überbringung der Todesnachricht dem Arzt/der Ärztin obliegt. Das soll das Teammitglied machen, das das am empathischsten kann und auch das Gefühl der Anteilnahme am authentischsten übermitteln kann. Bringt ja nichts, wenn der Notarzt noch so deutlich vermittelt, dass es ihm leidtut, das aber (auch wenns sogar stimmen mag) nicht glaubhaft ankommt.

Ich hab mich in all den Jahren ziemlich damit angefreundet, mich damit zu beschäftigen und kann mir durchaus vorstellen, mal in der Palliativpflege zu landen.
Allerdings muss man (leider) sagen, Hauptmotivation dafür ist, dass viele Kolleg:innen das einfach nicht wirklich können. Und das soll kein Vorwurf sein, die Notärztin ist eine knappe Ressource, die eigentlich schon beim nächsten Einsatz gebraucht wird, die Kolleg:innen auf der Intensivstation sind nun mal vorrangig darauf gedrillt, Leben zu erhalten und nicht so gut darauf, sterben zu begleiten.
Long story short, ich frag eigentlich fast immer, ob ich die Überbringung der Todesnachrichten übernehmen soll und fast immer haben die NA/Ä kein Problem damit, einige sind sogar richtig froh, weil sie halt auch selbst wissen, dass sie das nicht ganz so gut transportieren können.

Ich finde es richtig, die Worte klar zu wählen, wie eh bereits schon geschrieben wurde. Umschreibungen wie „eingeschlafen“ oder „weilt nicht mehr unter uns“ helfen vor allem uns, nicht aber den Angehörigen.
Dennoch möchte ich die mehrfach erwähnte Phrase „ist tot“ aufgreifen und durch „ist verstorben“ ersetzen. Ist sowohl in der Phonetik als auch in der Konnotation deutlich weicher und wirkt dadurch empathischer, ist aber dennoch genauso unmissverständlich und paraphrasiert nicht.

Ich hab mir das mittlerweile so aufgebaut, dass eine Überbringung einer Todesnachricht folgende Punkte immer fix enthält:

  1. Bedauern
  2. Faktenübermittlung, möglichst klar und dennoch empathisch
  3. Es gibt nichts was wir tun konnten
  4. Es gibt auch nichts, was der Empfänger hätte anders tun können (Auch wenn’s anders ist, das ändert in dem Fall nichts)
  5. Nochmals Ausdruck des Bedauerns

Danke für das Video, ich geb mir das fix im nächsten Nachtdienst in einer ruhigeren Minute.

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Doch. Haben wir schon. San-AV Anlage V, Modul II:

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Erst einmal: Danke für deinen Beitrag und danke auch für alle anderen Beiträge. Ich finde diesen Thread fachlich interessant und auch emotional angenehm. Er bringt mich dazu, mein Tun im Rettungsdienst ein bisschen mehr zu reflektieren.

Ich gehöre auch zu denen, die sich eher drum reißen, das selbst zu machen, ganz einfach, weil ich ganz subjektiv der Meinung bin, das gut zu können. Siche dazu beigetragen hat, dass ich schon zwei Mal einen Dankesbrief von Angehörigen bekommen habe, wo sie explizit erwähnt haben, wie sehr ihnen das Gespräch mit mir geholfen hat. Nein, ich bin weder bei der Krisenintervention, noch Psychologe. Aber Notfallsanitäter, der seinen Job ernst nimmt. Und da gehört das dazu.

Es ist ja auch möglich - gefühlt zunehmend öfter - dass wir am RTW beim Vorhandensein sicherer Todeszeichen gar nicht anfangen. Dann muss ich nicht nur die Todesnachricht überbringen, sondern sogar argumentieren, warum wir gar nichts mehr machen.

Wenn ich jetzt zurückschaue, dann kann ich das glaube ich ganz gut seit etwa 10 Jahren. Im Rettungsdienst bin ich seit 20 Jahren. Ich erwähne das deshalb, weil ich großen Respekt vor dir habe, dass du das mit 20 Jahren (also wohl maximal 2 Jahre Rettungsdiensterfahrung) offenbar schon ganz gut hinbekommst. Hätte ich damals nicht geschafft.

Inhaltlich kann ich mich nur an alle bisherigen Postings anschließen, v.a. an das von @eklass

Bedauern
Faktenübermittlung, möglichst klar und dennoch empathisch
Es gibt nichts was wir tun konnten
Es gibt auch nichts, was der Empfänger hätte anders tun können (Auch wenn’s anders ist, das ändert in dem Fall nichts)
Nochmals Ausdruck des Bedauerns

An das halte ich mich (zufällig) auch und bin damit bisher ganz gut gefahren. Was ich immer gelernt habe und anhand meiner Erfahrung nur unterstreichen kann: Es ist ganz wichtig, dass klar rüberkommt, dass der Mensch verstorben ist. Ich hatte mehrmals Reaktionen wie „Aha, jo, na wo führts eam hin? Soll i dann nachkommen?“ (und das war nicht auf die Bestattung bezogen, sondern ganz klar nicht realisiert, dass das jetzt nicht der 12. normale Rettungseinsatz ist, der sich in drei Wochen wiederholen wird).

Danke auch an alle für die geposteten Quellen und Videos - schau ich mir bei Gelegenheit an. Wertvolle Informationssammlung!

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Einen Fall den ich mit euch in diesem Zusammenhang noch teilen kann ist eine frustrane Reanimation vor einigen Jahren bei einer Familie die ich durch vorherige Einsätze schon kannte. Wie es so oft ist hat der verstorbene Angehörige in den letzten Jahren seiner chronischen Erkrankung öfters den RD benötigt und man kennt sich halt.

Dort hat mich eine Angehörige nach der Reanimation, der Überbringung der Nachricht und einem Gespräch zum Abschied plötzlich umarmt. Zuerst war ich etwas perplex, habe es dann aber erwidert nach dem Motto „need a hug“. Ist jetzt sicher kein gängiges Rezept aber eine Option.

Naja. Den Halbtagscrashkurs würde ich nicht unbedingt als Ausbildung zu bezeichnen. Aber I get what you mean - es gehört zu den Aufgaben eines Sanis.