Nachdem mir heute ungewollt zu die hochqualitative Tageszeitung „Österreich“ (Ironie off ) in die Hände gekommen ist und darin Bilder vom gestrigen Sturz von Thomas Morgenstern abgedruckt waren, habe ich mich gefragt, ob das Spineboard bei dessen Rettung richtig angewendet wurde. Eines vorweg: Ich habe noch nie mit so einem Gerät gearbeitet, weil wir (RK OÖ-Standard) ausschließlich Schaufeltragen (+Vakuummatratze) verwenden und ich mich damit dementsprechend nicht auskenne. Auf den Bildern (siehe http://images04.oe24.at/Morgenstern_APA2.jpg/slideshow/124.958.778) ist zu sehen, dass der Patient auf das „Brett“ verbracht wurde und eine HWS-Schienung erfolgte, aber eine ganze zusammengerollte Decke als Kopfpolster fungiert. Das kann doch wohl, besonders bei v. A. auf eine mögliche HWS-Verletzung, im Sinne des Erfinders sein, oder? Sollte der Kopf nicht, genau wie bei korrekter Anwendung der Schaufeltrage, flach liegen?
nein, wurde nicht wirklich korrekt angewendet, die decke gehört (dringend) weg, dafür gehören head-blocks her die den kopf stabilisieren, bzw, wenn nicht vorhanden (was peinlich wäre), der kopf zusätzlich zur HWS manuell stabilisiert.
von den gurten reden wir dabei jetzt noch gar nicht!
EDIT: ich könnte mir evtl einreden lassen den patienten so zu transportieren, wenn ich ein wirbelsäulentrauma ausschießen kann, und lediglich wegen des geländes das Spine Board benutze (trage versinkt im schnee)… das kann hier aber offensichtlich nicht der fall gewesen sein (SKI-SPRUNG-STURZ!!!) und zusätzlich trägt er eine HWS, also müssen sie zumindest den verdacht gehabt haben…
würde gerne sehen wie sie ihn auf das spine board gebracht haben!
[size=75]-- Editiert am Mo 16. Dez 2013, 12:10 --[/size]
noch was, ich bin mir jetzt gar nicht ganz sicher ob das überhaupt ein spineboard ist, ist für mich etwas schwer zu erkennen
könnte auch die gelbe schaufeltrage sein… sieht am fußende relativ schmal aus für ein spineboard
Ah ok, so genau habe ich mir das Online-Foto nicht angesehen. In der Printausgabe war lediglich ein Ausschnitt zu sehen, der den Kopf- und Oberkörperbereich des Patienten und ein aufgrund der Größe des Abdrucks nicht als Schaufeltrage definierbares, gelbes Ding zu sehen.
Gerade bei solchen Veranstaltungen (hohe Medienpräsenz) benötige ich top ausgebildetes Personal und alles an Schienungs- und Rettungsgerät, um die optimalste Versorgung aller erdenklichen Szenarien gewährleisten zu können.
obwohl da für mich die frage ist, wer ist verantwortlich. solche sportler haben meistens einen teamarzt mit (zumindest beim basketball so, auch deshalb da diese ärzte die patientengeschichte gut kennen…)
wenn der teamarzt sagt es wird so gemacht, kann ich mir vorstellen, dass das personal den anweisungen folgt, auch wenn es vllt nicht optimal ist, da der teamarzt selten ein aktiver notarzt sein wird…
leider weiß man nicht wo in diesem fall jetzt der fehler war…
Wobei sich auch hier die Frage nach den Spezialisten in der Anwendung der verschiedenen Rettungstechniken stellt und sicherlich nur eine gute Zusammenarbeit und Absprache im Team bestehend aus Rettungsdienst gemeinsam mit dem persönlichen Teamarzt ergeben wird. Vermutlich benötigt es dabei auch schon eine Koordination und Vereinbarung/Optimierung von Handlungsabläufen im Vorfeld und nicht erst im Zuge eines Notfalls.
absolut, nur wird das glaube ich nicht gemacht, speziell da es ja nicht jedes mal passiert. zusätzlich stehen dann ja dutzende teamärzte pro event da! wird wohl auch häufig von event zu event unterschiedlich sein wie die kooperation läuft.
Also das Risiko eines (schweren) Sturzes ist jetzt schon immer da, und so selten kommt das jetzt auch nicht vor. Also die Argumentation hapert ein wenig (eine CPR im Regel-RD kommt auch verhältnismäßig selten vor). Im Sinne eines Fehlermanagement Systems sollten solche Sachen im Vorfeld geklärt werden (unabhängig davon ob das jetzt in diesem konkreten Fall passiert ist oder nicht). Das was man dann gar nicht brauchen kann, sind Kommunikationsprobleme zwischen RD und etwaigen Teamärzten.
die frage ist ob ein teamarzt, der ständig von A nach B reist, jede woche wo anders ist, es für nötig befindet sich überall mit den lokalen rettungsdiensten zu treffen falls etwas mit seinem sportler passiert, speziell auch, da die wahrscheinlichkeit dass es einen seiner sportler trifft, dann doch geringer ist. wie viele sportler betreut der österreichische ski-sprung teamarzt, 4?
aber ja, es gehört im vorhinein abgeklärt, hab aber schon öfter gesehen, das es leider nicht (ausreichend) passiert, speziell im fußball, basketball, musikveranstaltungen (musiker bringen oft ihren eigenen arzt)
SOPs auf welcher basis? ich würde die traumaversorgung nach dem sturz als relativ klar ausgearbeitetes SOP bezeichnen, aber das foto beweist das wohl anders.
Speziell, da in jedem land die rettungsorganisationen SOPs für die versorgung haben, und die Teamärzte wohl wieder eigene… wenn ich 2 Procedures habe die sich grundsätzlich gegenüberstehen, kann es wohl mehr probleme verursachen, als es hilft.
oder meinst du SOPs bezüglich der Veranstaltungsorganisation und der Kontaktaufnahme → diese müsste dann allerdings von der seite der Veranstaltungsteilnehmer kommen, da die regelmäßig in der gleichen situation sind, während es für die örtlichen vertragspartner eher eine ausnahmesituation darstellt
Das stimmt natürlich auch, angesichts der angesprochenen Wahrscheinlichkeit wird sich kaum jeder Arzt der antretenden Nationen jede Woche mit einem anderen Rettungsdienst bzw. der Ambulanzdienstleitung treffen.
Um nochmals auf die sanitätsdienstliche Versorgung zurückzukommen: Wie auf diesem Bild (http://images03.oe24.at/Morgenstern_AFP.jpg/slideshow/124.958.792) zu sehen, bleibt der „Kopfpolster“ trotz HWS und Vak auch auf der Trage noch unter dem Kopf des Patienten und wurde offensichtlich vom RD-Personal sogar mit einvakuumiert, anstatt mit den oberen Matratzenflügeln im Rahmen der Möglichkeiten den Kopf zumindest ein Bisschen mehr zu stabilisieren, das ist schon merkwürdig,… Auch wenn der Teamarzt so etwas angeordnet haben sollte, müsste das RD-Personal wissen, dass - um es vorsichtig auszudrücken - eine derartige Lagerung bei einem entsprechenden Verdacht auf eine HWS-Verletzung nach so einem Sturz „suboptimal“ ist. Trotz Teamarzt liegen in diesem Fall die Anordnungsbefugnisse sowie die Verantwortung letztlich beim auf den Bildern immer wieder zu sehenden Notarzt, oder? Natürlich sagt sich das jetzt leicht, wenn sich der Teamarzt um seinen Schützling kümmern will und in einer solchen schicksalhaften Situation - wie hoch ist den die Wahrscheinlichkeit, dass es ausgerechnet einen von unserem Team erwischt? - womöglich gerne auf Kommentare von einem Sanitäter verzichten will, aber zumindest der Notarzt müsste seinen Kollegen auf diesen Sachverhalt hinweisen.
wäre interessant wie das zu stande gekommen ist. Stimme allerdings zu, dass die Anordnungsbefugnisse beim Notarzt liegen sollten, und ich denke mal das tun sie auch, da eben die Teamärzte selten Notfallmediziner sind. Speziell Aktivitäten wie Bergung usw sollte jeder vernünftige, unroutinierte teammediziner dem notarzt überlassen.
gut das die Wirbelsäule den Medienberichten zu folge keinerlei Verletzungen hat. Sonst wären solche Fotos sehr sehr problematisch!
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber in meinem Umfeld kümmern sich die Notärzte um das Medizinische, die Rettungstechniken sind Aufgabe der Sanitäter. Natürlich gibt es dabei Absprachen, speziell wenn es um schnelle oder schonende Rettung geht. Ich persönlich sehe den Teammediziner als Bindeglied, der den Notarzt im Akutfall mit allen wichtigen Informationen versorgen kann.
Der Teamarzt kennt alle relevanten Hintergrundinformationen und die Patientengeschichte, der Notarzt ist der Spezialist für die medizinische Notfallversorgung und die Sanitäter die Fachleute für Rettung, Immobilisation und Transport. Somit hat jeder seinen Fachbereich.
Aber wieder retour zum Ausgangsthema:
Es muss doch bessere, sichere Alternativen zum Verbringen von Patienten von der Piste zur weiteren Versorgung geben als eine Schaufeltrage oder?
natürlich auch bei uns so, aber das war jetzt auf die Kompetenzenverteilung NA/Teamarzt bezogen, sowie auf das statement von „defi“ zuvor, dass der Teamarzt vllt nicht dem Sanitäter das Kommando übergeben wird, aber hoffentlich seinem ärztlichen kollegen.
zu deiner frage: jein! natürlich gibt es bessere alternativen. Ideal wäre wohl den patienten vor ort sofort einzuvakuumieren und fertig zu versorgen, allerdings die augen der medien und der wartende veranstalter sind da wohl nicht gerade kompatible mit der idee. Grundsätzlich wäre ich in der Situation (mit einer möglichen Wirbelsäulenverletzung) eher für das SpineBoard, dafür mit komplettversorgung, also headblock + gurtenspinne, denn dann kann ich den patienten gut wegtragen, und hab dennoch eine gute immobilisation.
Ich bin über den Fall leider nicht genau informiert, aber letztendlich besteht immer noch die Möglichkeit das der Patient selbst die harte Kopfunterlage überhaupt nicht toleriert hat, wäre mir unerklärlich weil bevor ich eine harte Kopfunterlage bemängel stört mich zuerst einmal das Stifneck massiv.
Für möglich halte ich es trotzdem.
Auch aufgefallen ist mir dass der Patient für den doch etwas weiteren Transport mit der Schaufeltrage nicht auf dieser festgegurtet wurde. Ich kann zumindest niegends welche erkennen.