Schmerztherapie durch Bergretter in Vorarlberg

Nein. Mögliche Nebenwirkung einer adäquaten Analgesie ist eine Atemdepression, sowie ein Verlust der Schutzreflexe welche eine Atemwegssicherung erfordern. Diese ist dem NKV nicht gestattet. Selbst für den NKI wird es schon holprig, da eindeutig von einer Intubation OHNE Prämedikation die Rede ist - solange es sich allerdings um eine unerwünschte Nebenwirkung einer richtig dosierten Schmerztherapie handelt könnte es eventuell noch durchgehen - anders als zum Beispiel eine gezielte Narkose welche definitiv nicht zulässig ist.
Mittel der Wahl wären wohl S-Ketamin+Benzodiazepin.
N2O klingt zwar recht nett, allerdings sind meines Wissens die 50% N2O die absolute Minimaldosis um eine analgetische Wirkung zu erzielen, N2O ist auch nicht Nebenwirkungsfrei, gerade in der Aufsättigungsphase kann es meines Wissens massive Nebenwirkungen wie Halluzinationen, psychotische Zustände, etc. verursachen. Ob das also so das erhoffte Allheilmittel ist, wage ich zu bezweifeln.

Was man jedoch nicht in Abrede stellen kann, dass es eine ordentliche präklinische Schmerztherapie benötigt - und zwar so lange keine Narkose notwendig ist, auch ohne Notarzt.

Damit meinte ich vertretbare Schmerzen, welche den ganzen Tag schon bestehen, bei einer Fahrt von unter 10-15 Min ins Krankenhaus. Verweigert wirds ja nicht. Bei uns werden nur wenige bei der Fahrdauer was gegen Schmerzen geben, außer der Patient ist sonst nicht transportfähig (Traumata jeglicher Art jetzt mal ausgenommen)

Ich finde es eigentlich sehr interessant wie sich Diskussionen drehen und wiederholen.

Va wenn man in deutsche Foren schaut, dort wurde das schon vor über 10 Jahren diskutiert (Ergebnis: Für RettAss unvorstellbar - es braucht den NA) und kommt heute noch immer regelmäßig wieder…

Inzwischen habens die NFS.de auf den Listen, teilweise sogar Opiate. Keta/Do is so die durchschnittliche Lösung, die die wenig haben kommen mit Novalgin daher…

inzwischen gibt’s in .de aber auch eine 3jährige Berufsausbildung zum NFS. Mit unserem NFS nicht wirklich vergleichbar. In de. haben die Diskussionen also anscheinend zu sinnvollen Ergebnissen geführt. Eine Kompetenzerweiterung hat hier bei sinnvoller Erweiterung der Ausbildung also durchaus Sinn gemacht.
Und bei uns möchte man Bergrettern ohne med. Ausbildung Analgetika in die Hand geben .?.. :laughing::cry:

Jup. Bin voll bei Dir.

Es ist nur grundsätzlich Interesse, wie viele meinen für den NKV sollte es gehen, vielleicht für den NKI usw.

Dabei ist das ganze Thema - wenn man bisschen über den Tellerrand schaut - selbst für die Absolventen einer 3-jährigen Berufsausbildung keine Selbstverständlichkeit.

…wäre bei uns auch längst überfällig.

„Re-Entry Diskussion“ starts in 3…2…1…

Und was macht der Bergretter ohne Notarzt vor Ort? Lagerung, Schienung, Kryotheraphie. Ist das schon mal keine ordentliche Schmerztherapie?

Für mich hat sich bisher nie begründbar ergeben, warum alle so erpicht darauf sind, Medikamente zu geben. Jedes Medikament hat Nebenwirkungen (wie ein Pharmakologieprofessor mal so schön sagte: „wenn es keine unerwünschten Wirkungen hat, hat es wahrscheinlich auch keine erwünschten Wirkungen“) und birgt die Gefahr der Unverträglichkeit bis hin zur allergischen Reaktion. Ich sollte mir also vor der Gabe bewusst sein, welche unerwünschten Wirkungen eintreten könnten und wie ich diesen begegne.
Bei den genannten Schmerzmedikamenten sind diese UEW häufig Atemdepression, Verlust der Schutzreflexe bis hin zur Anästhesie. Um dieser zu begegnen bräuchte ich ein gutes Atemwegsmanagement - das wieder mindestens einen Plan B inkludiert (in diesem Fall noch wichtiger).
Nicht zu vergessen, dass alle diese Maßnahmen gerade bei der Bergrettung in meistens unwirtlichen klimatischen Bedingungen (zu heiß im Sommer, zu kalt im Winter), ohne Schutz vor Wettereinflüssen in oft unzugänglichem Terrain stattfinden müssten. Wobei die Bedingungen in einem zu kleinen SEW oder RTW auch alles andere als optimal sind - selbst schon zur geplanten Einleitung einer Narkose…
Nicht zu vergessen, dass ich natürlich auch eine Verantwortung dem Patienten gegenüber habe, und ihn intubiert und beatmet ins Krankenhaus zu bringen, weil ich die Analgesie übertrieben habe (sollte ich ihn dann rechtlich überhaupt intubieren dürfen - was derzeit ja nur beim Atemkreislaufstillstand ohne Prämedikation vorher zulässig ist), hilft dem Patienten auch nicht wirklich (von den rechtlichen Folgen mal ganz abgesehen).

Bei meiner Schulterlux hab ich darum gebeten. Nichts bekommen, weil ich beim einrenken sitzen musste und mit Schmerzmittel flachgelegen wäre.

Lachgas - Zahnarzt, hab ich gerade gelesen, in .at dürfen Zahnärzte das seit 150 Jahren angewendete Lachgas als Schmerz / Angst Dämpfungsmittel nicht mehr verwenden, nur mehr Anästhesisten dürfen Narkotisieren. Wobei ja in der Arztpraxis ja nicht narkotisiert sondern sediert wurde. :blush: Ärztekammer;

Wo steht das?

Dr. Gerald jahrl. Pressetext.com. 10. 2017

Gibt’s was neues zum Thema? Ist das Projekt noch im laufen?

Ist immer noch der Fall. Es kommt auch scheinbar sehr gut an bei der Bergrettung, wurde es doch schon oft angewendet. Genaue Zahlen kenn ich jedoch nicht, sei aber nicht mal so wenig.
Der Erfolg ist doch spürbar, aber an eine „richtige“ Schmerztherapie kommt es natürlich nicht hin.

Was ist eine „richtige“ Schmerztherapie?

Ketamin, Morphine? Schnell und potent wirksam.
Das inhalative Methoxyfluran hilft zwar den Schmerz zu reduzieren, aber Schmerzfreiheit schaut anders aus.
Im englischen würde man sagen „it takes the edge off of the pain“.

Im alpinen Setting ist das aber vmtl. eh das beste so. Wenn man das Setting bedenkt ist wohl eine Atemdepression das letzte um das ich mir Gedanken machen möchte.

Hier der Bericht aus dem aktuellen Bergrettungsmagazin.
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Bin schon auf die Studie gespannt, auch auf die tatsächliche Größe der Gruppe, bei denen es dann tatsächlich zur Anwendung kam.

Also aus dem Bericht geht hervor, dass 20 Pat. im Beobachtungszeitraum eingeschlossen wurden.