Rettungssanitäter legt Venenzugang

Ist das ernst gemeint? Hätte ich nämlich gar nicht erwartet.

Das ist tatsächlich ernst gemeint, und wird wahrscheinlich überall gleich sein. Kann mir nicht vorstellen, dass wir da ein Ausreißer im negativen Sinn sind.

Ich unterstelle da gar niemanden böse Absicht. Aber im Spital arbeiten so viele Berufsgruppen zusammen, dass es unmöglich ist, dass alle untereinander ihre Kompetenzen kennen. Und manche Sachen haben sich halt über Jahrzehnte so eingelebt und sind quasi Teil der Strukturen und werden an neue Mitarbeiter so weitergegeben.

Ich könnte ihnen da hunderte Beispiele nennen. Um bei der Pflege zu bleiben: Glaubst du wirklich die Patienten im OP werden alle vom Anästhesisten intubiert? Oder das der Chirurg im OP jede Wunde selber zunäht?

Der große Unterschied ist, im KH macht das halt niemand um cool sein zu wollen, sondern weil es die Arbeitsbelastung oft nicht anders zulässt. Und der Chirurg zb schon diktieren kann, anstatt zu nähen.

Oder der Radiologietechnologe sagt halt zum Primar nicht nein, wenn er gefragt wird ob er daweil die Lokale spritzen kann und den arteriellen Zugang legen, während der Primar noch mit einem Patienten spricht.

Ich kann nur von mir sprechen, aber im KH interessiert das absolut niemand von wem der PVK gestochen wurde. Das ist wirklich nur ein Rettungsthema.

Ich wussten schon, dass nicht jeder Patient vom Anästhesisten intubiert wird, gibt ja Praktikanten und vor allem Anästhesiepfleger die das lege Artis machen. Das der Radiologietechnologe eine Arterie legt und die PFA OP Aufklärungen macht, wusste ich tatsächlich nicht.

Laut ihrem Berufsbild nein. In der Praxis aber definitiv ja. In unserem Krankenhaus machen zb die Radiologietechnologen im Herzkatheter sämtliche Aufgaben der Pflege mit. Warum? Weil es einfach keine Pflege dort gibt und es schon immer so war.

Kurze Nebenfrage: War das teil deiner Ausbildung oder kann ich mir dann das legen vom arteriellen Zugang als learning-by-doing vorstellen?

Man lernt es so wie es ein Arzt lernen würde. Unter Anleitung von einem erfahrenen Interventionisten.
100 mal zuschauen, 100 mal unter Anleitung und dann halt wer sichs zutraut alleine. Genauso verhält es sich mit sämtlichen arteriellen Verschlusssystemen.

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Der Unterschied im GuKG ist halt, dass es dort explizit die Delegation gibt und das zu fast allem.

Das fehlt halt im SanG total - ergo müsste der NA sein Rocuronium bei der Einleitung selber spritzen und dann Intubieren. Steht als NKV nicht auf meiner Liste - darf also nicht angewiesen werden.
From things that never happened, this never happened the most.

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Ich habe in wirklich vielen Spitälern (privat, geistlich und öffentlich, die Vielzahl in Wien aber auch außerhalb davon) gewerkt, sei es im Praktikum oder als Beruf, mir ist dergleichen noch nie aufgefallen.
Stimmt schon, ich musste als Pfleger des öfteren Dinge tun, die nicht meiner Kompetenz entsprachen, weil dafür sonst kein Personal da war oder es teilweise auch nicht anders vorgesehen war. Das betraf aber eigentlich immer Tätigkeiten, die „unter meinem Kompetenzlevel“ liegen und nicht darüber. Patiententransport im Bett zum Röntgen/CT, Kaffee kochen und Essen austeilen, Putz- und Reinigungsdienste usw.
Das die Pflege im OP intubiert habe ich selten aber doch gesehen, dass die Pflege selbst zunäht noch nie, schon gar nicht ohne ärztliche Aufsicht. Dass das nicht mehr der Chefarzt Dr. Primar macht, der gerade die OP durchgeführt hat, sondern das dem Assistenzarzt überlässt ist natürlich irgendwo Standard. Aber wen anderen hab ich noch nie zunähen gesehen.
Ich habe auch noch nie gesehen, das wer anderer als der Arzt Patienten für Eingriffe aufgeklärt hat, da wurde immer sehr penibel darauf geachtet, auch auf die 24h vor dem Eingriff. Das ist einfach ein Haftungsthema und fast alle Ärzte haben gerade davor einen Heidenrespekt, bei vielen sogar mehr Respekt als vor dem Eingriff selbst. Natürlich redet man auch mit dem Patienten und wenn noch Fragen da sind, beantwortet man die auch. Oder holt sich bei Bedarf nochmals den Arzt hinzu.

Du hast schon recht, gerade auf der Intensivstation macht die Pflege wirklich viel in Eigenregie, ich hab aber noch nie etwas getan, was nicht angeordnet war, insbesondere Medikamentengaben. So gut wie alle Medikamentendosierungen waren immer ein „von… bis“ in der Dosierung sodass es nicht notwendig war, bei jeder Kaliumveränderung in der BGA den Arzt um drei in der Früh zu wecken.
Zudem gab es immer Standards die als Anordnungen gesehen wurden. Sprich eine fette Mappe am Stützpunkt, wo sich der Primar oder der stationsführende OA hingesetzt hat und Dinge standardmäßig freigegeben hat. Beispielsweise die Neuanlage eines DK bei Okklusion oder dergleichen. Dinge, die man als Intensivpfleger einfach zu beherrschen hat. Keine ausgerissenen Sachen, dafür gab’s dann immer eine direkte Anordnung. Aber auch die brauchen Rechtssicherheit.

Zu RTA’s oder dergleichen kann ich nicht wirklich viel sagen, ob das vorkommt. Mir wäre nie etwas in die Richtung aufgefallen. Eher im Gegenteil, da kommt schnell mal ein „ned meine hackn“. Und dann macht’s halt wer, dessen Hackn es ist. Ich muss auch sagen, dazu kenne ich das Berufsbild der MTD zu wenig, das Gesetz schreibt für Radiologietechnologen z.B. dazu:

die Planung und die Vorbereitung der Patientin / des Patienten, der erforderlichen Maßnahmen, der Materialien, der Medikationen, der Geräte und der Protokolle,

die Durchführung diagnostischer Untersuchungen und therapeutischer Behandlungen,

die Verabreichung von Arzneimitteln, einschließlich der Anwendung von Kontrastmitteln und Radiopharmaka, sowie die Anwendung von Medizinprodukten

Ob da jetzt das Legen einer PVK mitgemeint ist oder nicht und ob sie dazu ausgebildet werden entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich frage bei nächster Gelegenheit nach.
Ich muss allerdings auch behaupten, dass ich weniger ein Problem damit habe, wenn ein RTA mit drei Jahren Bachelorstudium und sicherlich profunderen Kenntnissen der Anatomie in einem Setting wo ein Arzt oder mehr Personal schnell verfügbar ist mal einen Zugang legt als wenn das ein RS mit 260 Stunden Ausbildung tut. Klar halte ich beides nicht für richtig, keine Frage!

Abschließend:

  • Sämtliche Kompetenz"überschreitungen" die ich beobachtet habe, als ich noch im KH war, waren eigentlich immer mit dem Paragraph 49 ÄrzteG begründbar, auch wenn ich nicht viel davon halte.
  • Und damit will ich dir deine Beobachtungen nicht absprechen aber in all den Jahren war da eigentlich wirklich genau nichts.
  • Ich würde mir überlegen, da ein paar Dinge zu melden, weil Standard ist das wirklich nicht, dass das Krankenhaus ein rechtsfreier Raum in Wild-West-Manier ist.
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Ok interessant, dass die RTs quasi zu allen Maßnahmen berechtigt sind, solange es im Rahmen einer Untersuchung oder Therapie passiert. Wusste ich auch nicht.

Oder lies nur ich den Gesetzestext so? Haben wir hier vielleicht wem vom Röntgen der das näher erklären könnte?

Bin zwar in sehr vielen OPs und Katheterlaboren in Österreich…aber eher von der Industrieseite :wink:

Hatte letztens selbst eine CT-Untersuchung, da hat mir die RTA den Zugang für das Kontrastmittel ohne unmittelbarer Arztanwesenheit gelegt. Weil es mich interessiert hat, hab ich nachgefragt, ob sie das immer selbstständig dürfen, da hat mir die junge Dame erklärt, dass sie im Rahmen der CT-Untersuchung eigenständig Venenzugänge legen und Kontrastmittel spritzen dürfen. (Ausbildung: 3-jähriges B.Sc-Studium)

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Ja dann kann es aber sein dass ich mich geirrt habe, und das legen einer Arterie stellt keine Kompetenzüberschreitung dar, sondern ist einfach Teil der Untersuchung und somit vom Gesetz gedeckt.

Ok da hab ich mich wohl wirklich geirrt. Sorry falls ich jemanden was unterstellt habe. Aber interessant.

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Das war vom vom RS einfach klare Kompetenzüberschreitung. Der Umstand, dass die Kollegen, die das gefilmt haben, das dann der Krone gesteckt haben ist fr mich hier die viel gravierendere Geschichte.

Eigene Kollegen werfen Dich direkt ins Messer anstatt die Geschichte über die interne QA/QS zu spielen. Das hat schon was.

Der Sani ist, meiner Meinung nach dennoch ein kompletter Idiot und sollte keinesfalls in diesem Job arbeiten. - Und die Krone macht daraus eine Geschichte, welche suggeriert, dass Sanis generell keinen Zugang stechen dürfen, was auch falsch ist, aber in der Bevölkerung hängen bleibt und uns wiederum zu Trageseln degradiert.

Was bleibt:
Eine unnötige Geschichte mit unnötiger Aufregung
Ein Sittenbild eines Vereins welches den Umgang untereinander gut dokumentiert
Ein dummer und m.M.n. zurecht suspendierter Hobby-Sani.
Und, ein perfektes Beispiel vom Dunning-Kruger Effekt.

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