Probleme mit der Ausbildung

Ich spalte diesen Teil einmal von der Diskussion über NA und ÄND ab, da es sich eher mit dem Rettungssanitäter / Notfallsanitäter befasst als mit den Ärzten. Die Aussagen:

Schön wäre es! Aber es wird darauf wertgelegt, dass man die Lehrmeinung runter beten kann, aber nicht das man mal nach links und rechts schaut, sondern das Schema abarbeitet ohne zu erkennen, dass das Schema auch Grenzen hat, was auch die Vertreter der Buchstabenkurse zugeben und sagen: „Wenn es mit ABCDE usw. nicht weiter geht Kopf einschalten hilft.“ Das Problem ist halt logisches Denken und mehr als die rudimentärsten Grundlagen bekomme ich nicht in die 100h und um auf Hr. Prof. Prause zurückzukommen und seinen Einwänden zum NFS auch kaum in die 160h. Also kann ich die Sanitäter nur so ausbilden sich absolut an Schemas zu halten und Roboter gleich ihre Arbeit zu verrichten.
Dies wird durch die Aussage untermauert:

ein weiteres Problem kommt darin zum Ausdruck:

Vom Gesetz her bin ich verpflichtet 8h Weiterbildung im Jahr zu besuchen und alle zwei Jahre die Rezertifizierung zu machen und gut ist es. Wenn ich jetzt weitere nicht vereinsinterne Weiterbildungen besuche, dann wird dies zum Teil als gefährlich betrachtet, weil das ja nicht alles der Lehrmeinung des Vereins entspricht und so kann es sein, dass der Ausbildungsreferent einem „erklärt“ das der Verein dies natürlich nicht finanzieren wird und wenn man dann sagt: „Fein die 500€ für den PHTLS zahle ich mir halt selber“ als weitere Antwort kommt: „Es dir aber klar, dass dir das auf dem RTW eh nichts bringt.“ und wenn man dann sagt „Aber es gibt mir zumindest Übung und Übung bedingt Sicherheit.“ kommt als Antwort: „Dann nimm halt an Übungstagen des Vereins teil.“ nun gut die sind a. nicht so häufig und b. kauen sie auch nur die Lehrmeinung vor.
Zur Patientenbegutachtung ist zu sagen, dass es hier adäquate Schulungen und preislich angemessene Kurse bei den Johannitern in Wien gibt, nur Österreich besteht nicht nur aus Wien und außerhalb von Wien sind mir kaum Schulungen bekannt und die AGN in Graz hat ein anderes Zielgruppenklientel, weil es sich an die NA’s bzw. NA’s „in Ausbildung“ richtet. Ansonsten denke ich bevor ich über irgendwelche Kurse wie GEMS, ITLS, PHTLS usw. nachdenke erstmal an den NFS und das heißt sparen, wenn man ihn sich selbst bezahlen will.

Ich möchte da nur kurz zwei Dinge dazu sagen:

  1. Es ist nicht überall so (auch nicht innerhalb des Roten Kreuzes!). Deine Schilderungen klingen so, wie es in meiner Gegend vor 15 Jahren war. Heute ist das anders.

  2. Es gibt auch RK-intern vernünftige Fortbildungen zur Patientenbeurteilung. :wink:

Dem kann ich nur zustimmen - Rotes Kreuz ist nicht gleich Rotes Kreuz. Buchstabenkurse sind nett, aber grundsätzlich grenze ich damit u.U. die Denkweise des Sanitäters ein - frei nach dem Motto: kommt da nicht vor, dann gibt’s das nicht. Kann nicht immer vorteilhaft sein :wink:

Wie oben schon erwähnt, gibt es Gegenden und sogar ganze Bundesländer, in denen der Sanitäter auch selbst denken darf und somit auch links und nach rechts sehen darf.

Bitte inwiefern Grenze ich durch ein mehr an wissen ein? Bzw wie dumm muss die Person sein wenn sie glaubt nach 2 Tagen alles zu Trauma (interne) gesehen, gehört, erlebt zu haben? Das traue ich denen welche die Kurse besuchen (sich also doch mehr als der Durchschnitt interessiert) schon zu differieren zu können

Offenbar gibts welche, die strikt nach Schema arbeiten und wenn das nicht passt, nicht mehr weiter wissen - wurde ja im 1. Beitrag geschrieben. Und ja, strukturiertes Arbeiten verleitet einen eher nicht nach links und rechts zu sehen. Bestes Beispiel sind strikte Abfrageschemata :wink:

Das hat nichts mit mehr Wissen zu tun, sondern mit der Anwendung des Wissens.

Also bei uns ist die Rezertifizierung jedes Jahr vorgeschrieben und auch jährlich 12h - zwar auch nicht bedeutend mehr, aber immerhin. Und nur weil die Ausbildung mit 100 theoretischen Stunden lt Gesetz zu absolvieren ist, heißt das ja noch lange nicht, dass es nicht mehr sein können. Offenbar halten sich nur die meisten an die Mindeststunden …

Viele haben sogar mit dieser minimalsten FB-Pflicht noch ein Problem :open_mouth:

Nun es gibt Orte wo man sich halt über die 8h die im Gesetz stehen hinaus fortbilden kann. Aber Vereinsintern sind die 8h vorgeschrieben inklusive 3 von 4 Themenblöcken verpflichten, der 4 Block erfolgt nach der Maßgabe der Ortsstelle und hier wird eine extern besuchte Fortbildung angerechnet. Sorry aber in Deutschland besucht die Masse der RS , RA , NFS auch nur ihre 30 bzw. 40h Fortbildung weil sie durch das Gesetz verpflichtet sind und als Dienstgeber bekomme ich da auch gleich die Frage: „Zahlt die Firma und ist die Abendweiterbildung Dienstzeit“ Wie man aus dem Satz entnehmen kann, handelt es sich dabei um hauptamtlich angestellte Personen.
Es gibt selbstverständlich sowohl in Österreich, als auch in Deutschland Personen im Rettungsdienst die mehr als die Verpflichtung erfüllen, aber ich würde es einmal so einstufen:
30 % sind selbst die 8h oder eben 40h Zuviel
40 % - 50 % machen was ihnen befohlen wird und
20 - 30 % machen mehr bzw. würden gerne mehr machen, aber es ist eine Frage des Ortes an dem sie sind.
Jetzt ist es halt sehr stark eine Frage wie der Arbeitgeber bzw. die Vereinsführung damit umgeht. Wenn ich als Dienststellenleiter oder bei privaten Firmen als Besitzer zu Abendfortbildungen gehe, dann gehen meine Angestellten oder Unterstellten auch eher dahin und wenn es nur darum geht gut auszusehen und zu zeigen wie sehr man sich mit dem Beruf identifiziert bzw. das man halt doch die und die kostenpflichtige Weiterbildung haben möchte.
Wenn ich aber sage: „Wir haben drei Fortbildungstermine, an einem haben Sie teilzunehmen mehr brauchen Sie nicht“. Dann werde ich auch wenig geneigt sich mich über dieses Maß hinaus fortzubilden, es sei denn ich habe wirtschaftlich andere Intentionen und beabsichtige mich beruflich zu verändern. Nur dies kommt bei ehrenamtlichen eigentlich kaum zum Tragen, da ist der Grund dann wirklich eher reines Interesse an der Materie und da stellt sich die Frage, wieviel bin ich bereit an Zeit und Geld in mein „Hobby“ zu investieren, im Besonderen wenn mir hier noch Steine in den Weg gelegt werden.

@ SaniS

Dein Einwand ist gut, aber jetzt versetze dich einmal an den Bezirks oder Landesgeschäftsführer, weil Du der Meinung bist 8h im Jahr Weiterbildung sind für die Fisch und 100h Theorie ein Witz. Sagst du dir: „Gut die Ausbildung soll 150h betragen und die Weiterbildung 16h im Jahr plus jährliche Rezertifizierung.“ Da du aber weißt Betriebswirtschaftlich muss das alles auch finanziert sein, brüllst du mal nach deinem S1 welcher dir die Personalzahlen und Durchlaufszahlen beim RS - Kurs sagen soll und nach der Abteilung Ausbildung bezüglich der Kosten und Unterbringung.
Dein S1 trägt vor, dass im letzten Jahr in 20 Kursen 500 Personen zu Sanitätern qualifiziert wurden wovon 200 Zivis waren. Bei den Zivis verblieben nur 20 % nach Ableistung ihres Pflichtdienstes weiter bei der Hilfsorganisation und von den 300 Ehrenamtlichen haben auch 50 schon kapituliert und sind gegangen. Insgesamt haben wir rund 8.000 Ehrenamtliche Sanis und 1200 Angestellte.Auf deine Frage wie lange ein Ehrenamtlicher im Schnitt bleibt sagt dein S1 sieben Jahre, aber in den ersten 1 - 2 Jahren gehen doch einige und dann wieder so um 25 - 28, danach flacht die Fluktuation dann ab. Jetzt kommt der Leiter der Abteilung Ausbildung und trägt vor, dass man 2.000 € je RS in der Ausbildung ansetzen muss. Zwar wandert das Geld nur von der einen in die andere Organisationstasche, aber es belastet deinen Haushalt. Du sagt also muss ich je Theoriestunde 20 € ansetzen. Ist dies bei Weiterbildungsstunden ident? Ja in etwa 20€ je Aus und Fortbildungsstunde sind realistisch.
Du fängst an zu rechnen: 500 Sanis sollen 50h mehr Ausbildung erhalten und die Stunde liegt bei 20€ also bin ich bei einer lockeren Halbenmillion € und rund 200 von den Sanis stehen mir ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung nicht mehr zur Verfügung. Gut schauen wir wie es bei der Weiterbildung aussieht! Ich habe 9.200 Sanis und jeder soll jetzt 10h mehr im Jahr machen, also macht das 200€ je Person und 1,84 Mio im Jahr. Gut das hieße wenn ich beides Umsetze reduziert sich mein Gewinn um rund 2,3 Mio € :unamused: Gut das sieht nicht gut für meine Idee aus, aber ich frage mal meine PR - Abteilung und in den Bezirken, wie eine Qualifizierungsoffensive von unseren Kunden gesehen würde. Als Antwort kommt unisono „Chef wir werden als die „Rettungsmänner“ angesehen, einladen und fahren und abliefern und Stempel geben lassen und gut ist, wenn einer bei uns höher qualifiziert ist und im medizinischen Bereich arbeitet, dann sehen ihn seine Kollegen eher als Feind an. Aber im Endeffekt brauchen wir nur Einladen, Fahren , Ausladen, wenn jemand den Patient versucht zu übergeben bekommt wird das auch abgewirkt.“ Danke also wir benötigen 100h Theorie und 160h Praxis und 16h Fortbildung in zwei Jahren plus der Rezertifizierung unter ärztlicher Aufsicht? Ja. Danke. Das Gesetz ist wortgetreu umzusetzen und halten sie mich auf dem Laufenden bezüglich Gesetzesnovelle bzw. Änderungen der Vorgaben bei der Auftragserteilung. Im Weiteren legen sie mir ein Konzept vor zur Höherqualifizierung von einem RS auf NFS je Fahrzeug eine Person beim Patienten mit einem Zeitfenster von zwei Jahren ab Tag X, wenn die gesetzlichen Grundlagen sich ändern sollten will ich das Konzept fertig haben und nur noch die Umsetzung anordnen. Danke bis dahin bleibt alles wie bisher! :blush:

@VenFlow: Sehr anschauliche Zusammenfassung der Realität, und ich denke, das wäre auch beim hypothetischen Fall von rein hauptberuflichem Personal nicht anders. Denn da habe ich dann zwar weniger Fluktuation, aber die dadurch vermeintlichen Einsparungen machen die höheren Personalkosten gegenüber Ehrenamtlichen locker wieder wett. Die angeregten Verbesserungen sind also leider nicht nur eine Frage des Willens, sondern vor allem auch eine Frage des Geldes :unamused:

Fehler in der Rechnung: Eine Stunde Fortbildung für 10 Sanis, bei der der Lehrsani 20€ bekommt kostet nicht 200,- sondern 20,-

Dazu kommt noch ein bisschen was für Material und Raum, aber 20,- pro Person sind schon sehr hoch angesetzt. Vergleiche mal was NFS Kurse für Externe Teilnehmer so kosten! Bei der JUH zb 1500,- und damit finanzieren die 4-6 Externen in unseren Kursen angeblich einen Großteil der Internen. Das wird wohl bei den anderen Organisationen ähnlich sein.

Deswegen halte ich die Rechnung für unrealistisch.

Ich stimme aber jedenfalls zu, dass eine Verbesserung der Qualität PR-mäßig nix bringt. Die Rettung wird so oder so als „Rettung/Rotes Kreuz/Krankenwagen“ wahrgenommen…

die Rechnung bitte!
… die (Kosten) Wahrheit liegt zwischen den beiden Antworten.
Bei vielen HiOrg. ist die Schulung eine eigene Kostenstelle und die verrechnet pro TN einen Betrag, die Gestehungskosten sind eine Kalkulationsgrundlage, die Grenzkosten werden auch durch die Schulungsraum, Schulungsunterlagen EDV, Lizenzkosten usw. bestimmt. Ist oftmals ein Geldhinundherschubsen, hängt auch mit den hohen Einnahmen aus den Führerscheinkursen und Betriebsersthelferausbildungen zusammen. Nicht umsonst gibt es (noch?) auch in Österreich eine organisationsunabhängige Rettungsdienst- und erstehilfekurse Schule in Wien, die Vortragenden kommen aus der ASB Schiene. bzw. betreibt auch diplomiertes Personal ein „Notfalltraining“ für Arztpraxen (Sbg.).

Das mag auf die Pflichtfortbildungen zutreffen, rechnet man alle anderen Fortbildungen hinzu, kommt man mit den 20 € + Raumkosten pro Stunde bei weitem nicht hin. So umfasst etwa das OÖ Bildungsprogramm in der aktuellen Fassung 154 Seiten. Die jeweiligen Fortbildungen werden mindestens einmal angeboten, die meisten mehrmals (über 10 Mal etwa alleine bei der Praxisanleiterausbildung). Insgesamt liegen die Fortbildungskosten - wenn man das gesamte Fortbildungsspektrum miteinbezieht und nicht nur die Pflichtschulungen - deutlich höher.

Man muss einfach aus den 16h möglichst viel rausholen. Dann geht schon was weiter…

Da stimme ich dir zu! Gefordert sind da vor allem die Ausbildungsverantwortlichen an den Dienststellen ein kluges und durchdachtes Programm aufzustellen. Für meine Dienststelle habe ich etwa aus dem, was zur Auswahl stand, eine halbwegs gute Mischung gewählt (Geräteschulung für´s NEF NÖ, Assistenz bei notärztlichen Maßnahmen, Kindernotfalltraining und eine Patientenbeurteilungs-Schulung), in Summe 16 Stunden. Ich versuche die Fortbildungsabende auch immer mit Besprechungen und gemütlichem Beisammensein zu verbinden, dementsprechend kommen auch immer ca 80% meiner Kollegen auf die Fortbildungen.
Wunder kann ich bei diesem Stundenausmaß natürlich auch nicht wirken, aber zumindest die RS sind in dem was sie tun sollen/können halbwegs sicher.

@ Schnellehilfe bei uns hat der Ausbildungsverantwortliche nur Sicherzustellen, dass die Fortbildungen durchgeführt werden. Die Themeninhalte und selbst die zu verwendenden Präsentationen werden vorgegeben und die einmal 2h freies Thema sind durch den Bezirk zu genehmigen. Die Argumentation seitens des LV ist, dass dadurch eine gleichbleibende „Qualität“ gesichert wird. Nun gut das ist einerseits richtig, weil die welche Garnichts gemacht haben außen abzuhacken damit zu einem Minimum an „Qualität“ gezwungen werden. Für die welche aber mehr gemacht haben oder machen wollen senkt es die Weiterbildungsqualität.
Bezüglich der Kosten, ja wenn ich einen Ausbilder mit der Präsentation hinstelle und der diese verliest, dann komme ich da die dies zum Teil unentgeltlich machen auf 0€ für die Stunde, wenn ich aber beim LV etwas mache wird es Länge mal Breite verrechnet und das ist wie hier schon beschrieben nur eine vereinsinterne Geldumverteilung. Da mir auch Fälle bekannt sind, wo mehrere Ortsstellen gemeinsam eine Ausbildung geplant und durch gerechnet haben und dies nur 30 - 40 % der Kosten gewesen wären, welche der LV dafür in Rechnung gestellt hat. Doch dies wurde untersagt, da dann die Auslastung der Ausbildungseinrichtung nicht mehr sicher gestellt werden kann.