Praxisanleitung im Rettungsdienst

Da das Thema Praxisanleitung eigentlich sehr wichtig ist, jedoch im operativen Einsatzdienst schnell mal Stiefmütterlich behandelt wird, würde mich interessieren wie das bei euch gehandhabt wird.

Was hättet ihr euch als RS/NFS Azubis von euren PraxisanleiterInnen gewunschen? Wo sehr ihr Verbesserungsvorschläge? Was fehlt in euren Augen? Habt ihr Tipps für etwaige Literatur?

Bin schon auf eure Antworten gespannt:)

Scheitert schon alleine daran, wer aller Praxisanleiter ist. Bei uns wird sogut wie jeder sofort Praxisanleiter, da ja sonst die Zivis ihre Ausbildungsbücher nicht gezeichnet bekommen.

Das die meisten von Lehre / Didaktik nicht die geringste Ahnung haben, es bei vielen sogar fachlich sehr mau aussieht brauch ich gar nicht dazusagen.

3 „Gefällt mir“

Ich habe aus meiner Sicht die beiden Extreme in meiner Ausbildung kennengelernt.
Die Praxisanleitung in meinem RS-Praktikum hat aus meiner Sicht kaum statt gefunden und das aus meiner Sicht aus folgenden Gründen so:

  • Hauptamtliche, die seit sehr langer Zeit 99% Krankentransport fahren und sehr wenig Interesse an der Notfallrettung hatten
  • Kannten kaum die aktuellen Lehrinhalte und waren meist auch nicht offen für Neues (hat bis jetzt auch funktioniert ohne ABCDE etc.)
  • Fast nur Krankentransport und sehr wenige Einsätze

In meinem NFS-Praktikum bei der MA70 war aber das genaue Gegenteil und hat für mich bis heute die ideale Vorbereitung als NFS gegeben:

  • Durfte immer nur als Vierter am RTW fahren und damit in einem sehr geschützten Umfeld lernen
  • Meist 1-3 Lehrsanitäter am Auto dabei (alle NKI), die immer bereit waren jede Frage zu beantworten und mein riesiges Interesse wurde positiv aufgenommen
  • In den meisten Diensten Debriefung nach jedem Einsatz. Kein Einsatz war zu „unwichtig/klein“, um nicht etwas mitnehmen zu können. Auch wenn es nur Kleinigkeiten waren.
  • Durfte wirklich den Team Lead übernehmen. Anfangs bei „einfachen“ Einsätzen und mit der Zeit wurde das dann immer mehr gesteigert. Aber es war immer eine Team-Leistung.

Ich hatte aus meiner Sicht extremes Glück mit dem NFS-Praktikum. Es ist mittlerweile zwar sehr viele Jahre her, aber gefühlt kann ich noch immer auf Wissen zurückgreifen, dass mir damals im Praktikum mitgegeben wurde. Ich hatte einfach auch das Glück mit sehr vielen unterschiedlichen Lehrsanitätern zusammenzukommen, die auch teilweise bis heute noch als FISUs bei der MA70 unterwegs sind.
Fairerweise muss ich auch sagen, dass ich mir in den ersten Diensten erst das Vertrauen erarbeiten musste, aber dann war es umso besser und intensiver.

1 „Gefällt mir“

Ich habe während meiner Ausbildung auch alles erlebt. Die jungen/alten Beruflichen die es eigentlicht nicht geschert hat ob aus dir was wird und was du draußen machst, weil den Patient auf die Trage und ab ins KH wird schon gehen. Daneben die jungen/alten Beruflichen die mit uns jede freie Minute geübt haben, theoretische Grundlagen durchgegangen sind, Geräte durchgenommen haben und die auch auf der Anfahrt gesagt haben „So jetzt bist du dran“ und dann tatsächlich die Einsätze auch nachbesprochen haben.

Meiner Meinung sollte nicht jeder Praxisanleiter werden (so wie es jetzt die gelebte Praxis ist), sondern sollte man etwas an Erfahrung und Ausbildungsstand mitbringen. Auch die Soft-Skills sollte man dabei nicht außer Acht lassen. Da kann man ganz schnell gute Leute verbrennen. Ein ordentliches Gespür für CRM und für die Leute gepaart mit Fachwissen wäre da das Optimum.

1 „Gefällt mir“

Hab es bei meiner Ausbildung in OÖ am besten gefunden. Die Praxisanleiter waren motiviert, haben immer mit einem geübt oder auch Ausbildungsabende/tage auf Wunsch organisiert und im Praktikum musstest du faßt immer mit einem PA fahren, da diese nur gewisse Punkte im Ausbildungsheft abzeichnen durften. Da hat aber auch die Ausbildung zum PA gepaßt, dafür mußte man minimum 4 Jahre dabei sein und man hat auch eine kurze aber gute Schulung in Didaktik, Erwachsenenbildung und Umgang mit Praktikanten (auch in Stressituationen) erhalten.
Das genaue Gegenteil erlebe ich jetzt, siehe Kommentar von FlyingFox von oben.

Ich finde es schade, dass Leute die nicht einmal die korrekte Kontrolle der Fahrtrage, des Tragsessels oder der Accuvac hinbekommen, dann unsere Schützlinge anleiten. Auf Fragen gibt es nur händeringendes „das macht eh keiner“ und andere Ausflüchte, warum man das nicht wissen muss. Es wird von vielen leider explizit gezeigt, wie es nicht geht.

Aber wie bei allem, hängt es stark von der Person ab. Einer desinfiziert den Tragsessel wirklich nach jedem Patient, der andere nur nach „den grauslichen“ und der letzte nach gar keinem. Ich glaube jedem hier erschließt sich selbst, welcher davon als einziger qualifiziert ist Andere zu schulen.
Leider ist in der Realität auf jeden Fall jeder davon auch als PA anzutreffen.

Zum Nachtrag von @Amphiaraos : Ich glaube, dass die PA-Ausbildung nirgend wo so gut ist wie in OÖ. Diese wurde mWn auch vor kurzem neu und inhaltsvoller aufgestellt.

Trotzdem kommt es sehr auf die Person direkt an, aber natürlich auch auf die/den Praktikantin/Praktikanten auch, da jeder anders lernt und Inhalte anders aufnimmt.

Die Ausbildung in OÖ wurde vor kurzem reduziert, dafür gibt es jetzt am Anfang nochmal die Sanitätshilfe/Gerätelehre Basics und nicht nur Inhalt zum richtigen Umgang mit Praktikanten.

Wie ist die PAL Ausbildung aktuell in OÖ inhaltlich aufgebaut?

Kenne sie nur von NÖ wo neben dem fachlichen Part, auch grundlegende Inhalte wie CRM unterrichtet werden.

Ja, sie wurde um einen Tag „reduziert“. Und ja, der erste Tag mit den „Basics“ wird von vielen als träge bezeichnet, jedoch mMn wichtig.

Ja, CRM und das ABCDE-Schema werden in den Vordergrund gerückt und das ist auch richtig so, da u.a diese zwei Dinge unerlässlich im heutigen RD sind.

Ich glaube das liegt primär daran dass das fachliche Niveau der Teilnehmer zu großen Teilen etwas ernüchternd ist.

Sowohl bei meiner eigenen als auch bei Ausbildungen vieler Kollegen die mir berichtet haben, scheinen oftmals die Basics durch die Teilnehmer nicht angemessen beherrscht zu werden.

Andererseits wurde vermutlich versucht die Kosten zu reduzieren da die immer kürzer werdende Verweildauer dazu führt dass es immer weniger aktive Praxisanleiter gibt.

Ich gebe dir recht, das es „wichtig“ ist, dass Praxisanleiter die Basics beherrschen. Dass man damit aber die restlichen Inhalte verdrängt, weil Personen die zu dieser Fortbildung gehen ein mangelhaftes Grundwissen bewiesen haben, ist kein gutes Zeugnis für Qualität.