NAW zur Schmerztherapie nachfordern

Hallo Leute!

Aus gegebenem Anlass, möchte ich mit euch darüber diskutieren. Wie seht ihr dass? Beispiel: Alarmierung: RD-17A… Pat. 84a, w, v.A. Oberschenkelhalsbruch nach nächtlichem Sturz im Garten. Bei Eintreffen vor Ort, präsentiert sich eine demente aber ansprechbare, leicht unterkühlte aber Vital stabile Patientin (umsorgt von Ehemann, Sohn und Schwiegertochter) , die allerdings keine Bewegung toleriert und mit keinem vorhandenen Hilfsmittel auf Spineboard bzw. Vakuummatratze zu verbringen ist. Als letzter „Ausweg“ bleibt eben nur mehr die Nachforderung eines Notarztes zur Schmerztherapie.
Nun bin ich aber auch schon länger dabei und kein Freund davon, NAW’s mit nicht akut lebensbedrohlichen Verletzungen zu beschäftigen aber ich habe dazu schon Dinge gehört die mich erstaunen. Es gibt viele Notärzte und Sani Kollegen, die tatsächlich der Meinung sind, ein guter Sanitäter muss solche Einsätze selbsständig abwickeln können. (Man mag’s kaum glauben, auch das hab ich schon mal geschafft :wink: ).
Ich würd gern euren Senf dazu hören :slight_smile:

Wenns nicht geht dann gehts nicht. Keine Frage.

Aber man muss sich als Sani auch bemühen. Die Leute verstehen oft das Umlagern für kurze Zeit weh tun und es dann eh geht. Ist eine absolute Einzelfallentscheidung, da kann man nicht verallgemeinern.

Die Gegenposition ist ganz klar, dass in einem modernen Gesundheitssystem niemand starke Schmerzen leiden soll. Eine adäquate Schmerztherapie im Akutfall wäre eigentlich Grundvoraussetzung.

Bitte nicht wieder die „präklinische Schmerztherapie - Paramedic“ Diskussion :wink:

Da muss ich Zeilerkommentar Recht geben, ich habe in meinen 4 Jahren erst einmal einen Notarzt zur Schmerztherapie nachgefordert, wobei es schon einige Situationen gab, wo ich kurz davor war, es aber dann doch irgendwie gegangen ist (zB. Knöchelverletzung in engem Zimmer, Patient liegt zwischen Regal und Tisch). Grundsätzlich besteht die Möglichkeit und es wird auch so gelehrt, oft ist aber auch die Frage obs überhaupt ausreichend wirkt oder es in Wahrheit völlig unnötig war - so wie im Nachhinein betrachtet bei meinem einzigen Mal… :wink:

Es gibt manche Notärzte die schimpfen über solche Nachforderungen, andere wiederum die sehen das so, dass diese Arbeit auch getan werden muss und in ihr Aufgabenfeld fällt. Ob nun ein NAW, NEF oder NAH (oder was auch immer arztbesetzt mit Schmerzmitteln (eigentlich sollte es ja Anti-Schmerzmittel heißen^^) daherkommt) ist mir persönlich egal. Auch für Nierenkoliken hat bei mir schon mal ein Patient die Kollegen vom NAH kennen gelernt - warum nicht :slight_smile:
Natürlich sollte vorher alles sani-mögliche versucht werden, den Patienten ohne Notarzt in das nächste geeignete KH bringen zu können. Aber wenns nicht anders geht und der Patient eine 10-nahe Zahl auf der zehnteiligen Schmerzskala (VAS-Skala) angibt dann ist wohl ein Notarzt meines Erachtens mehr als indiziert. Und wenn der Patient dazu auch noch ordentlich tachykard ist hat er wohl wirklich Schmerzen…
Wie auch schon zeilerkommentar sagte, in unserem modernen Gesundheitssystem soll und muss niemand unter starke Schmerzen leiden müssen.

Ich selbst habe insgesamt 2x einen Notarzt / Arzt zur Schmerztherapie nachgefordert.
Fall 1 im Stadtgebiet von Linz, nach Rücksprache ergab sich die Möglichkeit den Ärztefunkdienst (es war netterweise Samstag) nachzufordern, der uns bzw. den Patienten dann mit einer ordentlichen Schmerztherapie unterstützen konnte. War ein Schenkelhals in einer engen Wohnung um den Türstock „gewickelt“. Auch der Funkdienstarzt, ein Praktiker aus dieser Gegend fand das ganz toll mal auch im RD intervenieren zu können;
Fall 2 im Stadtgebiet von Wien, NAW wegen Tumorschmerzen nachgefordert, der Pat. wurde dann auch auf eigenen Wunsch moribund zu Hause belassen. Der NAW-Arzt war locker, springt aus dem Auto und sagt nur „Ich hab das Gift, wer das Geld?“ War sowohl von der Leitstelle wie auch vom NAW-Arzt kein Problem - wirklich lösungsorientiert.

Für solche Schmerztherapien könnte man „am Land“ auch den nächsten Praktiker über die Leitstelle versuchen zu motivieren hier zu intervenieren, wäre halt ein bisserl niederschwelliger als der NAW/NAH, wobei hier die NEFs eigentlich die richtige Antwort wären. Wenn es passt ist das NEF dann gleich wieder frei… falls der Arzt den Sanis die Überwachung (je nach Schmerzmittel) zutraut.
Wie schon festgestellt wurde, manchmal geht es einfach nicht anders - und dann wird auch der coolste NA damit kein Problem haben (meist sind das sowieso die Kollegen Fahrer/San des NA-Mittels die da…)

Nachtrag: wie war da noch schnell der Zusammenhang zwischen Schmerz und Schockgeschehen (und Komplikationen)… :wink:

Leider gibt es bei Praktikern am Land auch das Problem, dass diese die richtigen Medikamente für solche Schmerztherapien nicht vorhalten.
Wenn man nun Geschichten hört, dass der Praktiker mit Novalgin-Tropfen oder mit subkutan-Injektionen anfängt (obwohl der Pat unter stärksten Schmerzen leidet) dann hört sich der Spaß bei mir auf und da wartet man gerne - im Sinne des Patientenwohls - ein paar Minuten länger auf das nächste richtige Notarztmittel das den Pat hier wirklich helfen kann.
Hier gibt es natürlich sicher auch große Unterschiede zwischen den Praktikern. Die einen sind motivitiert und verstehen ihr Handwerk, die anderen „gibt es auch“…

Da hast wohl recht, mein PA/HA hat immer ein Suchtgift mit. Das sind meist auch jene die im Alarmierungssystem von 144 Notruf NÖ hinterlegt sind und bei entsprechenden Einsätzen auch tatsächlich ausrücken, und das trotz Patienten in der Ordination. Mit ist es schon 2x passiert, das der Doc plötzlich bei der Tür rausgezischt ist (VU mit mehreren Verletzten - war gemeinsam mit dem RTW erst eintreffend und einmal B-los bei Hypo). Hat die Wartezeit nur geringfügig verlängert, da z.B. ein Turnusarzt (Ausbildungspraxis) noch da war oder der Arzt nach Übernahme durch NA dann rasch wieder retour kam. Sind ja meist Einsätze in der eigenen Gemeinde…
Abe ich kenn auch andere… :wink: