Ich hatte vor ein paar Tagen folgenden Patienten.
Er klagte über schmerzen im HWS Bereich und hielt seinen Kopf sehr schräg also in einer Art Schonhaltung.
Weiteres hätte er starke Schmerzen & im würde Übel und Schwindlig werden, wenn er den Kopf in Neutralstellung bringen müsse.
Würdet Ihr dem Patienten nun eine HWS Schiene Anlegen oder nicht ?
Kann man wenn man den Kopf in Neutralstellung bringt etwas an der HWS verletzten ?
Vielen Dank für eure Antworten im Voraus.
LG Melli
[size=85]Edit von eklass: Verschoben in Einsatzberichte[/size]
HWS Schiene anlegen muss man nicht unbedingt, immobilisieren vielleicht. Da fehlen aber noch ein paar Infos, zb ob es ein Trauma gab.
Das ganze klingt sehr nach „verrissen“ und wenn dem so ist und der Patient mit ins KH möchte dann hilft man ihm am besten den Kopf in eine ihm angenehme Schonhaltung zu bringen und transportiert auch so (auf die Trage legen und umpolstern zb).
Ich würde den Kopf nicht aktiv gegen Widerstand (zb angespannte Muskeln) in Neutralstellung bringen. Wenn ich der Meinung bin der Patient gehört immobilisiert dann würde ich ihn in Schonhaltung mit der Vakuummatratze immobilisieren (ggf wieder Polstern).
Ganz generell wird die HWS-Schienung sehr überschätzt, denn der Nutzen ist sehr fraglich und teilweise ist auch nachgewiesen, dass die Anlage schlädlich sein kann.
Da gabs im „Rettungsdienst“ vor einiger Zeit einen wunderbaren Artikel darüber.
Vielleicht kann den jemand verlinken oder zitieren (sofern das Urheberrecht zulässt).
da fehlen viele Infos, ins. die Anamnese, um das beantworten zu können.
allgemein gesprochen kann man sich den Vorrednern anschließen. der nutzen der zervikalschiene wird oft überschätzt, bei entsprechender Indikation (das geht eben aus dem originalposting nicht hervor, ob die vorliegt), ist sie derzeit aber teil der Lehrmeinung (RK und afaik auch der anderen orgs)
Hat jemand Erfahrung bzgl. Einsatz einer Zervikalstütze bei Patienten mit Zugang in der Jugularis Externa?
Hatte vor ein paar Monaten einen Einsatz- Forstunfall mit Thoraxtrauma- bei dem der NA peripher keine Vene punktieren konnte und als (vor) letzten Ausweg die Jugularis punktierte. Dies führte unweigerlich dazu, dass wir dem Pat. die bereits angelegte Ambu-Perfit-ACE wieder abnehmen mussten und den Pat. dann ohne Immobilisation auf der Schaufeltrage zum NAH bringen mussten.
Habe später erfahren, dass mit dem Stifneck-Select (welches wir seit 3 Jahren nicht mehr nutzen…) eine Immobilisation auch beim Jugulariszugang möglich ist.
Wie löst ihr solche Situationen, insbesondere mit welchen Produkten?
Ich find es jetzt nicht so arg kein Stifneck zu haben. Nach RK Lehrmeinung vielleicht, nach der Literatur sicher nicht. Es wäre sogar besser, den Patienten mit umpolstertem Kopf in der Vakuummatratze zu transportieren. Insbesondere wenns nur ein Thoraxtrauma ist - warum überhaupt ein Stifneck?
Das währe der letzte Ausweg gewesen, aber mitten im Wald im Dreck aus hygenischen Gründen suboptimal…
Als Alternative für Dormicum+Ketanest fällt mit jetzt spontan noch der MAD ein und eine i.m. Gabe.
Hab die Verletzungen nicht vollständig beschrieben, da ich es für die Diskussion für irrelevant erachtet habe.
Patient bei Holzfällerarbeiten von Baum im Schulterbereich getroffen und zu Boden gerissen. Schwere Verletzungen im bereich des Schlüsselbeins und des Schulterblatts. Am Hinterkopf aufgeschlagen (GCS 12) . Somit war eine Beteiligung der HWS sehr wahrscheinlich und eine Zervikalstütze durchaus indiziert.
Gestern habe ich jedenfalls einen neuen Grund für die rituelle Ganzkörperimmobilisation (wie sie üblicherweiße in Amerika gebräulich ist(/war)) kennengelernt: Einfach nur damit der Patient bei einer doch ordentlich blutenden Wunde am Hinterkopf nicht ständig dorthin greift, den Verband verschiebt und damit alle paar Minuten die Sauerei verschlimmert → mit Stifneck+Spineboard+Headblocks wäre das nicht passiert!
…man übersehe bitte nicht den Sarkasmus in diesem Beitrag, bitte danke.
Bei Verletzung von Schlüsselbein /Schulter stellt sich die Frage ob die HWS-Schiene überhaupt zielführend ist. Bei verringerten GCS könnte das zu einer Agitiertheit auf Grund der zusätzlichen Schmerzen führen.
Ich würde jeglichen iv-Zugang ggü halblustigen Experimenten wie i.m. oder MAD bevorzugen, da die Dosierung gleich aus dem Handgelenk kommt und keine Verzögerung entsteht, gerade mitten im Wald.
I.m.- oder MAD-Medikamentengabe bei Trauma mitten im Wald ohne Aussicht auf peripherem Zugang ist für mich definitiv halblustig. Ich bin Fan des Jugularis-Zugangs wenn der NA darin geübt ist.
Die ursprüngliche Intention meines Beitrages war eigentlich die Möglichkeit der Anlage einer HWS-Schiene beim Patienten mit Jugularis-Zugang, und nicht die Sinnhaftigkeit dessen, oder ob i.o., i.m, etc. besser geeignet währen. Da die Wahl des Zuganges beim NA liegt, und nicht bei mir (egal ob RS oder NFS-NKehalles) ist die Entscheidung schon gefallen…
P.S: Und Ja, wir Oberösterreicher sind wirklich cool
Glaubst Du die v.jug.ext. birgt weniger Komplikations und Infektionsgefahr als Knochenbohrer? Wie kommst Du darauf?Bohren sehe ich da weniger gefaehrlich als v.jug.ext. mitten im Wald.
Viel Wissenschaft wird man zu der Fragestellung allerdings nicht finden. Ich wuerde allerdings wetten wenn jemand es untersucht wuerde i.o. der Externa ueberlegen sein. Es gibt aber halt trotzdem bei vielen mehr Hemmung vorm Bohren als der Externa.
Wenn man glaubt er braucht einen Stiffneck dann sollte man auch dabei bleiben. Wenn er ihn nicht wirklich braucht dann ist viell. besser gleich weglassenAlso wenn Stiffneck notwendig dann bohren statt wegen der Jugularis wegnehmen.
i.m. und MAD sind in der Tat gute Ideen temporaer zum bergen oder wenns nur Ketamin zur Analgesie sein soll. Zur Narkose brauchts dann schon was besseres.
Zum Grossteil hast Du recht - bei PENETRIERENDEM Trauma (v.a. Thoraxtrauma) gibts recht gute wissenschaftl. Evidenz dass Immobilisation sogar schlecht ist. Bei allen anderen Traumen weiss man nicht wirklich ob Immob. gut ist oder nicht. Evidenz dass sie schlecht ist gibts wie gesagt nur beim penetrierendem Trauma (Journal of Trauma 2010 Jan;68(1):115-20, 40,000 patienten immobilized patients odds ratio of death of 2.06 over those not immobilized).
Aber nur weil man langsam anfaengt darueber nachzudenken ob das alte nicht wissenschaftlich fundierte Dogma alle Traumen zu immobilisieren nun in Frage gestellt wird darf man auch nicht gleich predigen es waere schlecht - man weiss es einfach (noch) nicht wirklich.
Also Vorsicht Stiffneck und sonstige Immob gleich ganz wegzulassen: 5-10% der SHTs haben auch eine HWS Verletzung, 25% derer haben sogar eine instabile HWS Verletzung.
Was man im Moment wann tun soll weiss keiner, aber hier ist ein aktueller Artikel der eigentlich eine sehr gute Strategie darstellt, und so gut es geht Evidence-based: emsreference.com/articles/a … l-provider
Siehe vor allem der Abschnitt ‚Treatment‘. Da wir in AT idR eine Vakuummatratze haben wuerde ich natuerlich diese verwenden statt die indizierten Patienten nur auf die Trage zu schnallen.
Dabei sei auch erwaehnt dass Pat. auf einem Spineboard zu belassen auch nicht mehr als OK gilt, sieht man aber noch recht haeufig weils in vielen RD’s halt noch das tolle neue Tool ist, und sonst kaum Vorteil ggUE Schaufeltrage hat.
Eins noch: auch wenn Vakuum, oder einfach auf die Trage mit Polsterung um den Kopf herum wie Du sagst in der Praeklinik durchaus ohne Stiffneck OK sein mag (maybe), man darf nicht vergessen dass es in der Klinik ja noch weitergeht, und beim HWS Risikopatient ist ein Stiffneck drauf nun eben wie ein grosses Rotes Warnschild „C-SPINE PROTECTION UNTIL CLEARED“. Ohne STiffneck muesste aber EXTRA viel Acht gegeben werden die Bewegungen zu minimieren, und aktuell ist es leider so dass ein Patient ohne Stiffneck was HWS angeht nicht ernst genommen wird.
Wenn sich einbuergert Stiffneck weg zu lassen dann muss das das KH aber dementsprechend gewohnt sein - und das wird leider noch dauern.