Wie führe ich als RS eine Vorsichtung/Bergetriage richtig durch?
Sind die 3 Punkte (gehfähig/suffiziente Atmung/ stillbare Blutung)auf dem PLS die Vorsichtung? Also grün unverletzt - gelb stabil - rot kritisch?
Und wie entscheide ich dann bei der Bergetriage ob die Person das „Dringend“ Schild bekommt?
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen – mir ist aufgefallen, dass ich in diesem Bereich definitiv Nachholbedarf habe.
Es ist im ÖRK durch Arzt vorgesehen.
Gibt aber BerichteErfahrungen dass der NFS die triage „gleich gut“ macht, aber schneller und weniger verleitet ist therapeutische Maßnahmen zu treffen
Meine Einheiten im ÖRK (zB das EMT-1) machen das deshalb durch den NFS mit mSTART
Da wird sich aber in kürze etwas tun in diesem Thema
Zur Grundfrage - als RS bist du fachlich jedenfalls der falsche und höchstens der Helfer im (Berge)triage-Team
Die Vorsichtung kann sowohl von Sanitäter:innen als auch von Ärzten/Ärztinnen durchgeführt werden. Sanitäter:innen haben gemäß Algorithmus vorzugehen. Die Feststellung des Todes wird durch Sanitäter:innen nur bei Vorliegen sicherer Todeszeichen vorgenommen. Im Rahmen der Vorsichtung erhält jede:r Betroffene eine Patientenleittasche/ Personen- leittasche, auf der ein Rettungshinweis/die Rettungspriorität dokumentiert wird."
Das steht in der aktuellen Lehrmeinung des RK (Jänner 2024) auf Seite 475
Sorry, ich habe überlesen, dass du explizit von der Vorsichtung/Bergetriage gesprochen hast und nicht von der Triage allgemein - ich hab meine Antwort auf die Triage allgemeiner bezogen.
ABER: Es ist „nett“ dass das in der aktuellen Lehrmeinung des RK steht aber vergleiche es mit der Rahmenvorschrift Großeinstätze (zu finden auf Vorschriften – Rotes Kreuz) wo folgendes steht:
Die Vorsichtung kann von jedem Sanitäter angewendet werden und führt zu der Entscheidung kritisch oder stabil, bzw. unverletzt oder tot. Stehen ausreichend Ärzte für die Behandlung der Patienten und die Triage zur Verfügung, sollen diese auch die Vorsichtung durchführen. Die Durchführung durch Sanitäter spielt die, zu Beginn geringe Anzahl zur Verfügung stehender Ärzte, für die Aufgabe der Patientenbehandlung frei.
Ja die Lehrmeinung ist neuer aber die paar Seiten für den RS overrulen deshalb keine spezifische Rahmenvorschrift.
Und ich hatte mich zuvor auf die Triage allgemein bezogen wo folgendes steht:
In der oder den Triagestelle/n erfolgt die Triage und Zuteilung zu einer Triagegruppe durch einen Arzt, vor der Zuweisung zu einer Behandlungsstelle. Stehen zu Beginn zu wenige Ärzte zur Verfügung, sodass die ärztlichen Tätigkeiten an Patienten im Bereich Behandlung, durch Einsatz eines Arztes in der Triagestelle gefährdet wären, kann die Triage durch Sanitäter, bevorzugt NFS, gemäß Algorithmus durchgeführt werden. Die Triage ist unter minimalem Zeitaufwand durchzuführen – Richtwert ist eine Minute pro Patient. Spätestens bei der Ankunft an der Triagestelle muss am Patienten die Personenleittasche (PLT) befestigt werden.“
Aber um deine Frage somit (aus meiner Sicht) zu beantworten.
Ja mit diesen Punkten auf der PLT kannst du die Vorsichtung durchführen. Gerade für diese Themen „dringend“ bleibe ich aber bei meiner persönlichen Meinung - hier sollte dennoch kein RS tätig sein sondern ein NFS und der RS geht neben ihm mit den PLT und dem Adding und hängt die PLT um nachdem was der NFS sagt.
Ich stimme dir natürlich zu, dass die Vorsichtung/Bergetriage/Triage im Idealfall von einem NA/NFS durchgeführt wird.
Jedoch wird das nicht immer gehen, da einfach in der Anfangsphase nicht genug Personal mit der passenden Ausbildung vor Ort ist. (Besonders bei uns am Land)
Eine Frage ist mir dazu noch aufgekommen:
Welches Fahrzeug übernimmt üblicherweise die Vorsichtung bzw. Bergetriage? Ist das das zweiteintreffende Fahrzeug?
Das ersteintreffende Fahrzeug stellt ja in der Regel den provisorischen EL sowie den Leiter Transport
naja, das wird auf das Szenario ankommen.
Wenn du sofort Zugang zu den Patienten hast (was du dann bei solchen Szenarien aus Gründen der Sicherheit häufig nicht hast, weil Feuer, Einsturz von irgendetwas, rotes Zone, usw) dann kann theoretisch damit früh begonnen werden.
das zweite Fahrzeug schließe ich persönlich aus für eine ECHTE Bergetriage, zumindest wenn alles 2er Teams sind.
1x EL, 1x Leiter Transport, 1x Leiter Behandlung und der vierte wird dann wohl die Patientablage mit aufbauen wenn er nicht frühzeitig zur FUE zum Einsatzleiter eingeteilt wird. Leiter Behandlung (und der Vierte) machen dann eine Vorsichtung von den selbstkommenden und getragen werdenden Patienten am Ort der Patientenablage.
In den Schadensraum (für die Bergetriage) kommt es wohl erst etwas später - und dann gemeinsam mit anderen Einsatzorganisationen. Da wird dann wohl schon ein NA Mittel dabei sein und da hast du dann zumindest ein NFS.
Ich hatte aktiv bislang einmal eine Bergetriage im Realeinsatz und da war es eine Notarztmannschaft bei gesamt 3 Notarztmittel vor Ort - also NA plus sein NFS.
Wobei da schon weitere RTW und NFS vor Ort waren
ich finde es toll dass du das hinterfragst, wie „funktioniert das eigentlich“!
Und im Grunde genommen hast du es richtig erfasst - das „dringend“ Kärtchen bekommen im Grunde alle Patienten die eine offensichtliche Störung einer Vitalfunktion haben (und keine sicheren Todeszeichen), und daher mit Vorrang aus dem Schadensraum zur Triage-Stelle gebracht werden sollen.
In meinen Augen hängt man in der Vor-Sichtung („Bergetriage“) dem Patienten nur die PLS um, und gibt ggf. das gelbe Kärtchen „dringend“ drauf. Die eigentliche Triage wird dann erst an der Triagestelle getroffen!
aus den ÖRK PLS FAQ: „Die gelbe „Dringend“-Karte wird zur Kennzeichnung von Betroffenen, die mit Priorität aus dem Schadensraum geborgen werden sollen, verwendet. Sie wird vom Berge-Triage-Team aus der PLT genommen und dem Patienten gemeinsam mit der PLT gut sichtbar umgehängt, sodass Bergetrupps anhand der gelben Tasche erkennen können, wer mit Priorität abzutransportieren ist. Auf der Triagestelle wird die Karte dann entfernt, um keine Missverständnis im Rahmen der weiteren Versorgung aufkommen zu lassen.“
Konzepte wie mSTaRT dienen der eigentlichen Triage, die einem Entscheidungsbaum folgt und sowohl Behandlungs wie Transport-Priorität festlegt. Hier ist ein Arzt vorgesehen, mangels dessen ein Notfallsanitäter.
Die Vor-Sichtungsgruppe kann auch einen Arzt enthalten, doch schreibt das ÖRK hier:
ÖRK Rahmenvorschrift Grosseinsatzmanagement 2017: Die Vorsichtung kann von jedem Sanitäter angewendet werden und führt zu der Entscheidung kritisch oder stabil, bzw. unverletzt oder tot. Stehen ausreichend Ärzte für die Behandlung der Patienten und die Triage zur Verfügung, sollen diese auch die Vorsichtung durchführen. Die Durchführung durch Sanitäter spielt die, zu Beginn geringe Anzahl zur Verfügung stehender Ärzte, für die Aufgabe der Patientenbehandlung frei.
Eine Einteilung nach rot/gelb/grün findet eigentlich erst in der Triage-Stelle statt.
Nicht in der Vorsichtung/der Bergetriage: hier gehts lediglich drum die kritischen Patienten als „dringend“ zu markieren.
mir wurde einmal gesagt, dass die Vorsichtung 3 Dinge macht: PLS umhängen mit/ohne Dringend Schild, kritische Blutungen stoppen, Atemwege freimachen (stabile Seitenlage)
und hier kommen wir wieder auf meine eigentliche Frage zurück: Wann ist ein Patient als Dringend einzustufen. Ist ein Patient nur Dringend, wenn er bewusstlos ist, eine starke Blutung hat und eine insuffiziente Atmung?
Ja klar, das stimmt auch so. Diese Massnahmen und nur diese, bevor alle Personen gesichtet sind.
„dringend“ bekommen IMHO alle mit gestörtem Atemweg, Kreislauf und auch die mit Bewusstseinstörung. Damit sie vor den anderen zur eigentlichen Triage gebracht werden könnnen. Da macht eine Unterscheidung nicht mehr viel Sinn.
Im Rahmen der „Bergetriage“ bekommt nicht jeder Patient ein PLT umgehängt. Nur jene, die sofort „zu bergen“ sind werden mit einem PTL für nachkommende Kräfte markiert.
Dann kannst zur Feuerwehr sagen, bring mir mal bitte die mit Karte…
Das war korrekt nach dem alten System. Problem dabei war, dass alle ohne Karte zig Mal vorgesichtet wurden und Zeit verloren ging. Deshalb kriegen jetzt nach dem neuen System alle Vorgesichteten eine Patientenleittasche umgehängt und die Dringenden eben den gelben Tag „Dringend“.
Das war bei den alten, orangen PLT (Patientenleittaschen) so. Jetzt gibt es schon das neue, weiße PLS (Personenleitsystem), welches JEDE beteiligte Person (also auch Unverletzte) die sich im Schadensraum befindet umgehängt bekommt.