Heart patients to be given placebo by paramedics in...

Interessanter Ansatz, aber wahrscheinlich ethisch doch fraglich - ich würde da keine Entscheidung treffen wollen!
Adrenalin vs. NaCl = ??? Adrenalin vs. anderes Medikament = wahrscheinlich eher akzeptierbar…
Was sagt ihr? …

Quelle: Gesichtsbuch / The Telegraph, Wednesday 13. August 2014

Du musst ja praktischerweise auch keine ehthisch fragwürdigen Entscheidunten treffen. Das liest man ja eh gleich in den ersten Zeilen, das Zauberwort heißt Verblindung. Alles andere wäre tatsächlich unwissenschaftlich in so einem Studiendesign.
Die einzigen ethischen Probleme die sich daraus ergeben sind wohl die Entscheidung der Durchführung und dass Patienten, wie sonst üblich zustimmen und gegebenenfalls diese Zustimmung auch widerrufen können.
Aber wie in solchen Fällen wird sich die Ethikkommission vor der Zustimmung zu der Studie wohl ordentlich die Birne zerbrochen haben.
Und so bös es klingt, so läuft nunmal auch irgendwie der medizinische Fortschritt…

Da hast schon recht, aber die OptOut - Geschichte??? Bitte vor einem Cardiac Arrest bei deiner lokalen RD-dienststelle rechtzeitig Widerspruch einlegen…
Ich habe übrigens mit jeder Menge „genehmigte“ Studien im Intensivbereich zu tun gehabt, gute und spannende Dinge, aber gelegentlich doch auch zum offensichtlichen Nachteil des Patienten der naturgemäß vorher nicht zustimmen könnte…
Böse Zungen haben früher ja behauptet, im größten Spital Österreichs ist man entweder SKL-Patient oder „Versuchskaninchen“. Wie gesagt bin ich froh niemals in der Ethikkommision mitentscheiden zu müssen…

Jetzt auch im österreichischen Pressetext angekommen:

Quelle: pressetext.com (pte20140814012 Medizin/Wellness, Forschung/Technologie)

Trotz aller ethischer Fragen ist diese Aussage (aus dem ersten Beitrag) als sehr positiv zu werten:

Nicht immer werden Studien im Zusammenhang mit mgl. letalen Ausgang laufend evaluiert und bei eindeutigen Ergebnissen in eine oder die andere
Richtung entsprechend gestoppt.
[size=85]Ich selbst war an einer Studie der Pflege auf der Universitätsklinik f. Anästhesie und Intensivmedizin beteiligt, bei der wir schon im Laufe der Auswertungen ein
eindeutig besseres Ergebnis dem Forschungsansatz entsprechend erhielten, und noch während der Studie die entsprechende Behandlung angepasst hatten.
Die Studie wurde allerdings zu Ende geführt, und die positiven Ergebnisse eindeutig bestätigt.
[/size]

Fragen an alle Forumianer:

Würdet ihr an solch einer Studie teilnehmen wollen?
Habt ihr schon an einer Studie im RD teilgenommen?
Wenn ja, wie waren eure Erfahrungen bzw. Bedenken?

Wir haben auch schon im Rettungsdienst immer wieder mit mehr oder weniger invasiven Studien zu tun gehabt, wie z.B. präklinische Lyse, Wirkung von O2 auf Übelkeit,
oder auch die cerebrale Kühlung während und nach der Reanimation, die zum Teil ja auch in die Präklinik verlagert wurde, uvm. Aber die hier vorgestellte Studie spielt
doch in einer höheren Liga.

Jedenfalls ist die Frage des Adrenalins auf den neurologischen Outcome eine interessante Frage.

Übrigens wird über Studien im Bereich der Reanimation (aus aller Welt) laufend im „Resuscitation“ dem Official Journal Of The
European Resuscitation Council berichtet. Die Zusammenfassungen kann man hier abonieren.

Klick hier :arrow_right:

Würdet ihr an solch einer Studie teilnehmen wollen?
Tja, das ist nun mal mein Job, das steht sogar im Gesetz.
Oder meinst du als Patient? Dann möchte ich eigentlich nicht so bald in so eine Situation kommen :wink:

Die eigentliche Frage, die sich mir hier stellt, ist doch, warum überhaupt ein Placebo verabreicht wird, denn diese werden ja normalerweise aufgrund ihrer Wirkung auf die Psyche der Testpersonen gegeben. Sprich einerseits sollen die Patienten nicht wissen, ob sie das fragliche Medikament bekommen oder nicht, und anderseits haben Placebos aufgrund dieser psychischen Wirkung teils sogar eine Besserung der Symptome zur Folge. Die Effektivität der psychischen Wirkung eines Placebos auf eine Person im Atem-Kreislauf-Stillstand wage ich aber zu bezweifeln…

Ich schätze damit es auch die Angehörigen nicht wissen, nachdem sie ja auch keine Auskunft darüber erhalten dürfen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Das ist eine durchaus normale und auch wichtige Vorgehensweise bei medizinischen Studien und nennt sich Verblindung und sollte eigentlich der Goldstandard bei RCTs sein.
Einfache Verblindung ist zwar hier gegeben aber fast egal, weil es der Patient ohnehin nicht mitbekommt. Die Doppelverblindung kommt hier aber wohl zu tragen, da man davon ausgeht, dass auch der Versuchsleiter (Sani) durch sein Wissen, ob nun eine Verum-Intervention gesetzt wurde oder nicht, Einfluss auf die Ergebnisse hat. Das wird dadurch verhindert, dass dieses Wissen eben nicht vorhanden ist, und das geht nunmal nur mit Placebos.

Für alle die sich näher dafür interessieren: Hawthorne-Effekt, Rosenthal-Effekt wären die Begriffe für die Suchmaschine eurer Wahl

Es gab dazu ja schon in Western Australia eine größer angelegte Studie dazu. Aufgrund deren Ergebnisse würde ich mich auch als „Nicht-Adrenalin-Patient“ nicht allzu sehr fürchten…

Man google „Effect of adrenaline on survival in out-of-hospital cardiac arrest: A randomised double-blind placebo-controlled trial“ by Ian G. Jacobs, Judith C. Finna, George A. Jelinek, Harry F. Oxer, Peter L. Thompson