Von einer Epinephrin-Gabe habe ich deshalb abgesehen weil der Patient keines dieser folgenden Symptome hatte:
A - Uvulaschwellung, Dysphonie, Stridor, Larynxödem, Nasenausfluss
B - Dyspnoe, Obstruktionen der unteren Atemwege
C - Hypotonie, Schock, Bewusstseinstrübung oder Verlust, Tachykardie
(Das sind wichtige Unterscheidungsmerkmale um eine eine erstgradige Anaphylaxie (Angioödeme, Juckreiz, Flush, Urtikaria) von einer zweit und drittgradigen zu unterscheiden. Eine viertgradige ist durch einen Kreislaufstillstand gekennzeichnet)
Aufgrund dessen ist die Wahrscheinlichkeit dass der Patient eine zweit- oder drittgradige Anaphylaxie hat sehr gering in meinen Augen. (Eine i.m-Gabe von Epi ist bei Grad 1 nicht indiziert, sondern nur bei einer Grad 2&3 wenn sie die oben beschrieben Kriterien erfüllt. Da reichen natürlich einzelne ein Patient muss nicht alle diese Symptome erfüllen um eine i.m-Gabe zu verdienen).
Deshalb sollte man in diesem Setting so oder so egal ob Anaphylaxie Grad 1 oder ACE-Hemmer-Angioödem auf eine intramuskuläre Epinephrin-Gabe verzichten.
Epinephrin wird bei der Anaphylaxie eingesetzt, da es Blutgefäße verengt, dadurch auch die Permeabilität der Gefäßwände (Durchlässigkeit) verringert. Des Weiteren verursacht es eine Weitstellung der Bronchien und erhöht den Herzauswurf. (Das sind nicht alle Aufgaben von Epinephrin, aber die für die Behandlung einer Anaphylaxie relevantesten)
Das Epinephrin wurde inhalativ wegen der Atemwegsschwellung gegeben. Weil es mWn lokal auch dann wirkt wenn die Vasodilatation durch Bradykinin vermittelt wurde.
Grundsätzlich hätte man diesen Patient mit 0.5mg Epinephrin i.m vermutlich nicht umgebracht, es ist allerdings nicht besonders angenehm. „Harmlose“ Nebenwirkungen wären Schweißausbrüche, Palpitationen, etc. Epinephrin hat aber auch „ernsthaftere“ Nebenwirkungen, wie eine Begünstigung von Herzrhythmusstörungen zum Beispiel.
Deswegen sollte man vor einer solchen Gabe gut abschätzen ob sie auch indiziert ist.
Wenn du dich da genauer einlesen willst kann ich dir nur sehr die S2k Leitlinie zur Akuttherapie der Anaphylaxie empfehlen. (Das ist eine Leitlinie von einigen renommierten ärztlichen Gesellschaften aus den deutschsprachigen Raum, zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin)