Ehrenamtlich als Sani am RTW

Dass eine Krankenschwester eine exazerbierte COPD, wegen der ursürnglich der Rettungsdienst gerufen wurde, zu Hause behandelt, passt definitiv nicht in mein Weltbild.

In einem Forum wo’s Leute gibt, die wollen, das Sanis Brustkörbe punktieren, Intubieren und Narkose einleiten, Morphine und sonstiges verabreichen, denke ich kann man sowas äußern. Abgesehen davon ist das ja kein Hirngespinst meinerseits, sondern gelebte Praxis in anderen Ländern. Ich hatte erst vor wenigen Wochen an meiner FH einen Vortrag von 2 Engländern die für einige Tage in Österreich waren, die uns ihr System näher gebracht haben. Und bei ihnen ist so etwas durchaus üblich, dass speziell ausgebildete Nurses solche Aufgaben übernehmen. (Nicht jede critical care nurse darf und kann automatisch Rezepte ausstellen) Gerade die Engländer haben auch ein sehr striktes System. Wenn da jemandem ein Fehler passiert, wird die Person suspendiert und vor eine Art „Arbeitsgericht“ gebracht, die über die weitere Zulassung zum Beruf entscheidet…aber gut…zu weit weg vom Thema.
Das ein schlechter exazerbierter COPD’ler oft mehr braucht, als Cortison und Antibiotika, das steht ja außer Frage…

Zwar ein bissl OffTopic, aber auch wieder doch nicht so ganz:

Vor einigen Wochen war ich eine reizende, dem besten viktorianischen Klischee entsprechenden, Londoner Lady vorbereiten, welche sich während ihres Urlaubes den Humerus gebrochen hatte …
Es war irgendwie bizarr als sie mir mehrfach während des Aufklärungsgesprächs strahlend erklärte wie froh sie sei dass ihr das im Urlaub und nicht zu Hause passiert sei …

Die Lobpreisungen die man häufig über den Rettungsdienst in GB, das NHS und die Versorgungsstruktur hört passen irgendwie so gar nicht zu den Schilderungen von Leuten die mit diesem System intimer zu tun haben/hatten oder darin arbeiten.

Ein typischer Antriebsfaktor für derartige „revolutionäre“ Systeme und die Einführung von „Specialists“ für diverse Teilbereiche ist der Sparstift. Leider wird eben häufig (Kosten)Effizienz mit Qualität vertauscht. Wobei, das mit der Qualität ist auch kein Problem, man braucht nur die „richtigen“ Kennzahlen und Scores evaluieren, dann passt das eh alles. Ich bin sicher, wenn man sich die Spitalsliegedauer von den daheim behandelten COPD-Patienten anschaut wird man sensationelle Ergebnisse bekommen! Hurra!

Ich glaub worauf wir uns einigen können, ist die Tatsache, das es in Österreich etwas gibt, bzw. eigentlich nicht gibt, was vom Aufgabenfeld und der Handlungskompetenz zwischen einem Sanitäter und einem Notarzt liegt. Das ist nämlich der Punkt auf den ich hinaus will.
Natürlich kann immer den Notarzt hinschicken oder hinholen, wenn man das möchte und wenn es genug davon gäbe (!). Nur passiert das oft nicht und der oder die Patientin wird dann präklinisch unterversorgt ins Spital gebracht. Beide Varianten sind eher besch…eiden :wink:

Ich find die Diskussion dreht sich im Kreis. Ich kenne einige Leute die eine Zeit lang in England (Großraum London) gearbeitet oder studiert haben. Eines haben sie gemeinsam: Das Gesundheitswesen fanden sie (Österreicher und Deutsche) deutlich schlechter.

Wenn man eine private Krankenversicherung hat (oft ein Benefit bei großen Konzernen) dann geht es sehr gut.

Das sind 2 Paar Schuhe. Die Aussage bezüglich COPD-Patient und Krankenschwester bezog sich ja nicht primär darauf wie der Patient präklinisch zu versorgen wäre, sondern ob er überhaupt klinisch werden sollte.

Was die Präklinik betrifft bin ich tatsächlich der Überzeugung dass viele Patienten unterversorgt sind, vl. teilweise auch wegen fehlender Berechtigung zur Ausübung bestimmter Tätigkeiten, ganz überwiegend aber weil Notfallgeschehen nicht erkannt werden.

Ich frag mich halt, wie man das schaffen soll, weil so schnell wird man nicht massenhaft NFS ausbilden können.???

Is auch ein Thema von 2016, bissi aufgewärmt ^^

Hat sich diesbezüglich bis jetzt etwas verändert?

Also in meinem Heimatbezirk in OÖ gibts jetzt statt 10 mittlerweile 12 NFS, eine deutliche Verbesserung (y)
Und das nur weil ein Kollege aus einem anderen Bundesland zu uns gezogen ist und ich in Wien den NFS machen durfte :wink:

Eine Steigerung um 20%, klingt gar nicht schlecht

Aber wenn dus ins Verhältnis zu den RS setzt hat sich die Quote nur von 1,25% auf 1,5% erhöht :cry:
Den 12 NFS stehen nämlich ~800 RS gegenüber

Aber von den 10 NFS hat seit 2016 immerhin keiner aufgehört :slight_smile:

Man hätte eben früher beginnen müssen für die Weiterbildung zum NFS zu werben - wir haben es jedem ermöglicht diese Ausbildung zu machen, oft auch gegen den Widerstand der Bez.Stelle.

Als ich Leiter „meiner“ Ortsstelle war, war der Stand 183 aktive SanitäterInnen und davon waren 23,5% NFS (mit und ohne NK) - absolut 43 Personen - war nicht so schlecht.

Mittlerweile wird das Verhältnis noch besser sein, ist immer hin ca. 6 Jahre her.

NÖ ist da (schon länger) nicht ganz so rückständig wie OÖ - zumindest in diesem Bereich :wink:

Das neue System in NÖ mit den RTW-C ist ja schon ein deutlicher Fortschritt, wenn wir uns ehrlich sind. Doch auch hier können wir wieder die „österreichische Lösung“ beobachten, zum Beispiel ist aus „NFS im Patientenraum“ ein „NFS am Auto“ geworden. :laughing:

ist ja auch ausreichend, wenn er dann beim tatsächlichen Notfallpatienten auch im Patientenraum sitzt. Geht halt nur, wenn Du idR zwei Hauptamtliche am Fahrzeug hast oder beide den RD-FS haben. Funktioniert bei uns ganz gut

Blöd wirds halt wenn der NFS Fahrer ist. War bei uns im Zivi Gang und Gebe, dass der berufliche NFS Fahrer war und der Zivi beim Patienten hinten war. Waren auch als RTW angemeldet

wer lesen kann ist klar im Vorteil >> es ist ok so, wenn der TF auch ein RD-FS besitzt und den RTW lenken kann und der dann der eigentliche NFS Fahrer hinten Platz nimmt. Bei uns Gang und gebe. Liegt aber wohl daran, dass 2 Hauptamtliche am RTW sitzen.

Ja, in der Kombination „muß“ ich auch öfter Dienst machen… ist sicher nicht das Optimum, aber schon ein großer Fortschritt… weil dann beim Patienten vor Ort ein RS + NFS ist und Diagnose plus Versorgung macht. Ist der Patient stabil - dann bekommt der RS den ganz klaren Auftrag, wenn sich was ändert oder du dir unsicher bist melden - dann bleiben wir stehen und ich seh mir das an. Ist er nicht stabil, dann muß man sich sowieso den NA überlegen (und dann ist noch ein NFS dabei).

Wie gesagt, ist nicht die beste Lösung, aber im Sinne des Patienten IMHO ein größerer Fortschritt - langfristig wären natürlich 2 NFS wünschenswert, oder ein NFS-Sani im Patientenraum.