[Diskussionsthread] Coronavirus SARS-CoV-2

Das kann ich dir nicht sagen, bin kein Mitarbeiter der Werkstatt. Man kann jedoch alle mal sagen, dass die glatten Kunstlederüberzüge einfacher zu reinigen sind im Gegensatz zu grindigen Stoffsitzen wo jeder Dreck haftet und im Material bleibt. Sieht man ja anhand der Flecken und feinen Partikeln im Material.

Zum Thema eine sehr interessantes kostenloses Heft der Zeitschrift „Rettungsdienst“:
https://www.skverlag.de/fileadmin/images_content/zeitschriften/rettungsdienst/Dokumente/E-Dossier_Corona_1-2020.pdf

Salve!
Wie schätzt ihr ein wie sich der RD in Wien aufgrund von der gegeben Situation verändern wird?
Verschiebt sich die ausrückordnung für rtws/ktws?
Was wenn sich ein Sani offiziell infiziert hat? Theoretisch müssten dann alle in Quarantäne, was nicht gehen wird. Aber wer übernimmt die Verantwortung bei konsekutiven Infektionen?
Gibt sicher einige hier die SARS, schweinegrippe, vogelgrippe miterlebt haben. Wie war es da?
Und was is könnte diesmal anders sein?

Fragen über Fragen

Nicht viel. Aufgrund vieler abgesagter Veranstaltungen und geschlossener Partylocations werden viele Einsätze wegfallen, dafür werden die Leute noch mehr bei Husten&Schnupfen und weil ihnen daheim langweilig ist die Rettung rufen. Möglicherweise werden im hauptberuflichen Bereich die Krankenstände steigen weshalb die Kapazitäten möglicherweise etwas geringer ausfallen werden.

Wohl kaum. Gibt sowieso ständig zu wenige RTWs und zu wenige NKTWs. Ist kein RTW für einen RTW Einsatz offen wird ihn der nächste freie NKTW machen und umgekehrt. - Alles wie immer.

Warum sollten alle Sanis in Quarantäne? Der Betroffene und Diejenigen mit denen er engen Kontakt hat - also diejenigen mit denen er im Team gefahren ist - möglicherweise noch welche von der gleichen Rettungsstation die mit ihm gemeinsam Dienst hatten. Ja das bedeutet dann einige vom Dienst Abwesende, ja wahrscheinlich werden dann Rettungsmittel eingestellt werden müssen - aber letzteres kommt eh regelmäßig vor. Möglicherweise werden Hauptberuflichen im Falle des Falles eben Überstunden angeordnet um den Dienstbetrieb aufrecht zu erhalten.

Nix war damals.

Hier ein Hinweis für NICHT MEDIZINISCHES EINSATZPERSONAL (hir Duetsche Feuerwehren ohne RD-Aufgaben) https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3786

Was meint ihr, wie lange wird der Ehrenamtliche Rettungsdienst in Österreich durchhalten, wenn die Corona-Lage sich verschärft?

Sicher länger als in Gegenden mit rein hauptamtlichem Personal… Die Rechnung ist einfach… Der Pool an einsatzfähigen Ehrenamtlichen ist einfach größer.

Der Ehrenamtliche RD wird solange durchhalten, bis die ersten Infektionen und die daraus resultierenden Probleme bekannt werden (wochenlange Quarantäne/Krankenstände).
Spätestens dann werden die Arbeitgeber (der Sanis) druck aufbauen, dass man nicht mehr ehrenamtlich fahren sollte.

Ich denke man kann froh sein um jedes Auto, dass noch ausrücken wird.

In Vlbg. gibt es einen Einsatzstab der die Situation erörtert und entscheidet.

Die Infektionen damals waren grundlegend anderst. SARS konnte sich nur in tieferem Lungengewebe vermehren, daher war es auch nicht so extrem ansteckend (nur durch abhusten von tiefem Schleim).
COVid-19 vermehrt sich schon im Rachen und der Nasenschleimhaut. Erreger werden hier schon bei normalem sprechen freigesetzt…
SARS wurde durch die Lungenentzündung auch schnell erkannt und die Quarantänemaßnahmen griffen schneller.

H5N1 (Vogelgrippe) war ebenfalls tief in den unteren Atemwegen und wurde daher kaum von Mensch zu Mensch übertragen.
H1N1 (Schweinegrippe) hatte eine deutlich kürzere Inkubationszeit (2-4 Tage) und konnte somit auch deutlich früher erkannt werden.

Daher ist da kein sinnvoller Vergleich möglich…

Mal abwarten wenn die ersten EA inkl. PartnerIn und/oder Kinder und/oder Eltern unter Quarantäne stehen, ich könnte mir vorstellen dass das durchaus zum Ende der Einsatzbereitschaft bei manchem führen wird.

In meinem Bezirk wurde heute ein Schreiben mit einem Ersuchen der Landesregierung und des Landesrettungskommandos verschickt, in dem gebeten wird, bei den Arbeitgebern angesichts der aktuellen Situation bezüglich einer Sonderfreistellung zu fragen, da für die nächsten Wochen alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert werden sollen, um den Rettungsdienst aufrecht zu erhalten bzw. die zu erwartende erhöhte Anzahl an Fahrten stemmen zu können und zugleich hauptbertufliche Mitarbeiter für gefährdetere Bereiche wie die Assistenz bei Coronavirustest (sichere Entsorgung des Schutzmaterials) und die Durchführung von Infektionstransporten freizuspielen. Die Kosten für die Entgeltfortzahlung trägt laut dem Schreiben zur Gänze der Bund.

Sarkasmus on.
Da werden sich die Arbeitgeber aber freuen, nachdem sie auch von der Bundesregierung die Kinderbetreuung bei geschlossenen Schulen indirekt aufs Aug gedrückt bekommen haben.
Sarkasmus off.

Naja entweder helf ma jetzt mal alle zusammen oder wir zögern des ganze halt noch länger raus.
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen.

Dieses Risiko gibt es aber bei weit mehr Krankheiten und nicht nur jetzt.

Weils so hoch ansteckend ist und österreichs „gesundheits-logistik“ nicht nachkommt bei exponentiellen wachstum
20% sind KH bedürftig, 5% intensivpflichtig
So viele betten haben österreichs KHs nicht da ja andere krankheiten wie schlaganfälle etc nicht aufhören

Gesundheitlich is der virus „wuascht“, nachdem er sich nicht verändert wirds bald eine herdenimmunität geben.

Logistisch kann er aber österreich 2020 in die knie zwingen

Ich mach EA schon mehr als zehn Jahre, in meinem Umfeld hat es bis dato keinen Fall gegeben, in dem das vorgekommen ist (und ich wünsche mir das bleibt so), ich bin aber definitiv sicher, dass Quarantäne bei einigen Kollegen die EA Tätigkeit beenden würde (und auch ich würde darüber nachdenken ob ich meiner Frau und meinen Kindern dieses „Hobby“ weiterhin zumuten kann).

So ich nutze mal die aktuell dienstfreie Zeit, die eh zu Hause verbracht werden muss und erzähl euch mal die Maßnahmen die der RD in Südtirol getroffen hat.

Führung
Bildung eines Hiorg internen Führungsstabs des Weißen Kreuzes. Dieser Bewertet alle Maßnahmen holt sich alle Informationen zusammen und ist primäre Kontaktstelle des Landesnotfalldienst oder andere Behörden. Koordiniert die Ausgabe der PSA und bewertet den Mitarbeiterbedarf und Fahrzeugbedarf in den versch. Rettungsstellen. Zudem Dokumentiert er die Arbeit und macht die Pressearbeit.
Zudem wurde eine Hotline eingerichtet an der alle Mitarbeiter sich wenden können bezüglich Fragen zum Thema. Die Einsatzzentrale koordiniert den Krankentransport und weitere Bereiche der Hiorg. wurde 24h mit Mitarbeitern aufgestockt. In Südtirol ist KT und RD getrennt von den Leitstellen. (Jeweils eine Organisations übergreifend). ILS auch. Absage aller Ausbildungseinheiten, Kursen u sonstigen Veranstaltungen des Weißen Kreuzes. Sitzungen und Kommunikation wenn möglich über Internet/Telefon bzw. nur in großen gut belüfteten Räumen.
Bildung von PSA Stützpunkten bei Rettungsstellen an Krankenhäusern.
Erfassung von bestehender PSA in den Ortstellen bzw. dessen Einzug (bis auf kleiner Reserve und das Material in den Fahrzeugen.) Besatzungen holen nach Gebrauch PSA am Stützpunkt. Hier kann auch die Fahrzeugdesinfektion vorgenommen werden.
Verschluss aller PSA u dokumentierte Ausgabe in allen Ortstellen von einem Verantwortlichen.
(Aktuell Lieferengpass behoben und Ortstellen können mit mehr PSA ausgerüstet werden.)

Maßnahmen im RD
Bildung von Task-Force an Stützpunkten mit einem (Infekt.-KTW) – Reguläres „älteres“ Fahrzeug das nur mehr für diesen Zweck gebunden ist. 24h Hauptamtlich Besetzt. Trennung dieser Besatzung von dem restlichen RD-Team. Fahrzeug ist bei RD – Leistelle angemeldet und bedient primär Verdachtsfälle. Fokussierte Abfrage in der Leistelle zu Symptomatik Covid-19. Da mittlerweile der Reguläre KH betrieb eingestellt ist (alle Planbaren unkritischen Ereignisse, Visiten u co wurden ausgesetzt.) So konnten viele Ressourcen vom KT für die Einsatzlage Corona frei werden. Das gleiche gilt für den Skibetriebt. Ressourcen Notwendig da zusätzliche Mittel für RD notwendig sind(Ausfahlzeiten Desinfektion, Verlegungen von Pat. mit und ohne Covid. – Intensivverlegung und Material, Medikamenten und Probentransport. (Teilweise aufgrund des schönen Wetters hier mit Motorradstaffel). Auch der Rückgang von alltäglichen Einsätzen wirkt sich positiv aus. (weniger VUs, Arbeitsunfälle, keine Veranstaltungen, wenig Lappalien usw.). Leider mussten auch Mangels PSA alle First Responder Einsätze bis auf weiteres ausgesetzt werden. Logistisch ist die Situation eine Herausforderung. Da aktuell Mensadienste für Mitarbeiter ausgesetzt sind und nur mehr Lieferdienste tätig sind. (Bar und Restaurant, Geschäfte bis auf Tankstelle, Apotheke und Supermarkt). Bei uns Lieferung von Catering für jeden Mitarbeiter einzeln verpackt oder Pizzalieferung. Ständige Hygiene und Desinfektion in Rettungsstelle und Fahrzeuge. Besatzungen der KTW/RTW wurden auf zwei Personen reduziert. Aussetzung von Praktikas, Mitfahrern und Ausbildungen.

Maßnahmen KH
Krankenhäuser wurden in COVID u nicht-COVID eingeteilt. Maximalversorger und 3 Schwerpunkt KHs (ausg. Infekt-Abteilung u Notaufnahme) sollen ohne Covid. Pat. auskommen. D.H alle Pat. ohne Covid werden in diese KHs verlegt und umgekehrt. Aktuell gibt es 1,5 Covid ICU hier werden schwerpunktmäßig alle Intensivplichtigen Fälle verlegt. Umgekehrt alle anderen Fälle die eine Intensiv brauchen müssen in ein anderes KH. Dafür werden Primär die RTH genutzt. Der ITW eher für die Covidverlegungen. Kleine KH für leichte Covidfälle. In allen Notaufnahmen im Land (Italien hat nur ZNA) wurden Pre-Triagezelte eingerichtet. D.H. jeder Pat. kommt durch eine Covid-Sichtung ins KH. bei Verdacht. Wird diese auch im RTW vorgenommen. RTW müssen sich so immer Anmelden u Fahrer beschreibt Fall an Triagepfleger. Notaufnahme ist in 2 räumlich getrennte Bereiche gegliedert. Eine für Infekt. und eine ohne . Damit Verschleppung auf andere Pat. Vermieden wird. Urlaubstop. Med. Personal. Rückholung von pensionierten Personal. Aussetzung der Besuchszeit im KH und limitierte KH Zugang. Aussetzung von Mesadiensten, nur mehr Essen für Intern auf die Station.

Erfahrungen
Alltag. Neben der täglichen Zunahme von Covid – Einsätzen und der Betreuung der Quarantänestation in einer Kaserne, kommen Folgeeinsätze, wie etwa die Staubetreuung auf der Brennerautobahn hinzu. Vorteil sind die leeren Straßen bis auf Autobahn. Hier wurden aber infolge des LKW Staus. Zufahrten gesperrt. RD – Personal kann immer fahren. Lieferverkehr auch.
Ehrenamtliches Personal. Covid hat bei uns auch Folgen. KH Personal, Leitstellenpersonal, Polizisten und teilweise auch Beamte fallen als EA aus. Dafür wird durch die Schließung von div. Betrieben, Hotels oder Schulen wieder welches frei. Einige EAs bleiben natürlich aus Sorge auch Weg. Personal fällt auch Wegen Quarantäne oder Krankheit aus. (Ab jetzt gilt aber, solange keine Symptomatik, wird weitergearbeitet, zum. mit chir. Maske).
Kommunikation:Vorteil ist eine einheitliche Kommunikation des Führungstabs über alle neuen Dienstanweisungen und aktuelle Lage an alle Mitarbeitern. Wir haben extra eine Covid-Wand in der Dienststelle wo alle Infos aufscheinen. Klare Führungsstruktur innerhalb der Dienststelle welcher Mitarbeiter o Führungskraft für was Zuständig ist.
RD-Einsätze, viele Personen halten sich an die vorgegeben Meldewege. Über eigene Nummer und Hausarzt, die dann bei Bedarf Leistelle kontaktieren. Diese weist bei Alarmierung auf die PSA hin. Notruf ist nur bei Dyspnoe vorgesehen. Generell wird Pat. Kontakt bei allen Einsätzen reduziert u nur auf den Transportführer war genommen- (wenn es möglich ist.) TF geht Voraus ohne Material allein ins Zimmer und man klärt Symptomatik ab. Auch wird versucht schon im Vorfeld mit den Angehörigen auf Distanz eine gezielte Befragung durchzuführen. (Symptomatik, letzter KH Aufenthalt usw.) Klappt eig. Ganz gut. Leider gibt es auch Fälle wo Angehörige unbewusst o bewusst falsche Aussagen getätigt haben. Alle Befragung mehrmalig verneint haben und sich danach im Zimmer eine 70-Jährige Frau 130 kg mit 40* Fieber, Dyspnoe und Anzeichen auf Pneumonie präsentiert hat. Die zudem im KH vor 2 Wochen auf einer Abteilung war, wo ein Covidfall festgestellt wurde. Wurde auch der Leitstelle nicht mitgeteilt. Deswegen auch die Alarmierung: Gelb: nicht dringend, ältere Person allg. schlechter AZ, keine auffällige Symptomatik. Zudem müssen bei anderen Einsätzen viel mehr auf Logistik beachtet werden. KH können nicht immer wie gewohnt angefahren werden. Kleinere Manvlagen. z.B durch CO-Austritt in Wohnung (4 Pat. u mehrere zu Evac.) sind problematischer als früher. Natürlich Hygiene wird viel ernster genommen. Duschen nach dem Dienst und Privatkleidung nach der Heimfahrt von Dienststelle kommt sofort in die Wäsche, nachdem sie hinter Eingangstür ausgezogen wurde.

LG und alles Gute für Euch.

Vielen Dank für deine ausführlichen Infos!
Ich war selbst schon beim WKR in Innichen, Brixen, Pelikan 1+2 und in Bozen.
Der Aufbau der Wachen, die Logistik, das Bekleidungsmanagement, der Kat-Schutz, RTW-KTW-Trennungen usw. waren schon vor 10 Jahren Top! (y)

Danke für den interessanten und hilfreichen Einblick.

Gerne, ich denke gerade jetzt sollte man viel von der Erfahrung von anderen Lernen. Ich denke gerade die AREU Lombardei (Agentur für Notfallmedizin und Rettungsdienst) oder die 118 Emilia Romagna kann hier bereits auf die letzten Monate zurückblicken. Das Weiße Kreuz Südtirol ist hierfür auch gerne Infos raus.

falsch. nextstrain.org/narratives/ncov/ … 2020-03-13
wenns dich interessiert, lies dich mal zu „mutagenic drift“ und „mutagenic shift“ ein.