5A1 (Low Code) - Fallbeispiel

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

Nach längerer Zeit habe ich ein neues Fallbeispiel für euch, was tatsächlich sehr spannend werden wird. Vorab lässt sich sagen, die Diagnose und der weitere Verlauf des Patientenzustandes ist bekannt. Das Fallbeispiel wird anonymisiert gehandhabt, um auch die Identität die beteiligten Einsatzkräfte sowie des Patienten zu schützen.

Nun denn, lass uns in das Fallbeispiel einsteigen:

Ihr erhält auf eurem Pager/Diensthandy die Einsatzalarmierung für einen 5A1. Euer Fahrzeug ist NFS besetzt, sowohl als Lenker wie auch TF. Durch die Einsatzalarmierung wisst ihr, das ihr zu einem atraumatischen Rückenschmerz fährt. Euer Patient ist mittleren Alters (55J und m.)

Die Einsatzalarmierung erfolgt gegen Mittag, es ist ein sonniges Wetter und ein Hubschrauber könnte bei Bedarf jederzeit zirka 25 Meter Luftlinie von euch entfernt landen. Das nächste NEF ist zirka 15-16 Minuten von euch entfernt. In der Umgebung befinden sich drei Krankenhäuser. Welche alle drei über ein größere medizinische Versorgung verfügen. Anfahrtszeit in alle 3 Richtungen 30-35 Min.

Der Berufungsort ist ein Einfamilienhaus. Eine Angehörige des Patienten, welche auch die Beruferin ist. Weist euch am Berufungsort ein und gibt an, das ihr Angehöriger mit unvollstellbaren Schmerzen am Boden liegt und sich nicht mehr bewegen kann.

Bei betreten des EFH befindet sich der betroffene Patient in Rückenlage am Boden liegend. Er weist ein stark Schmerz verzerrtes Gesicht auf, ist kaltschweißig und schreit selbst in einer für ihn noch entspannenden Position vor lauter Schmerz.

Auf Nachfrage gibt er an, dass er einen Schmerz im Bereich der Nieren verspüre, der sich in den Oberschenkel weiterzieht. Ein Unfall wird negiert.

Mit den ersten Informationen, die ihr so erlangt habt, wisst ihr dass der Patient vom Bewusstseinszustand wach ist und als Leitsymptom einen Rückenschmerzen aufweist.

Aufgrund der vorliegenden Situation entscheidet ihr euch für eine Untersuchung nachdem etablierten X-ABCDE.

Hier eine kurze Übersicht, zu den ersten Informationen:

X: Keine
A: frei, keine Atemwegsverlegung
B: Atemfrequenz ist (abgeschätzt) eine Tachypnoe, Das Atemzugsvolumen verringert, es ist keine Lippenzyanose ersichtlich, Thorax bewegt sich gleichmäßig auf und ab. Bei der Auskultation sind beidseitig Atemgeräusche feststellbar.
C: Die Hautfarbe ist leicht blässlich und Kaltschweißig. Der Patient fühlt sich auch insgesamt etwas kühl an. Der Radialispuls ist gut tastbar und regelmäßig. Jedoch leicht erhöht. Die Rekapillisierungszeit beträgt zentral 2 Sekunden. Herztöne lassen sich klar auskultieren.
D: GCS15 ZÖPS in allen Qualitäten orientiert. Pupillen sind mittelweit und reagieren prompt auf Licht. Es ist kein Nystagmus vorhanden.
E: In der körperlichen Untersuchung fällt euch auf, das auf beiden unteren Extremitäten der Puls nur sehr schwer tastbar ist. Wobei die linke Extremität nochmals hervorsticht. Des Weiteren sind beide kühler als der Körperstamm und die linke nochmals ein deut kühler wie die rechte. Auf der linken Extremität lassen sich zudem die
Zehen nicht bewegen.

Die Schmerzen im Rücken sind im Bereich vom Nieren bzw. LWS am stärksten. Ein Klopftest der Nieren wird nicht toleriert.

Abdomen ist weich und der Thorax stabil.

Symptomatik: Rückenschmerzen LWS/Flanken
Allergien: Bekannte Unverträglichkeit gegenüber ASS
Medikation: Keine
Patientenvorerkrankungen: Keine bekannt
Last in Outs: Keine Medikamenteneinnahme, Mittagessen 1 Stunde zuvor.
Ereignismechanismus: Spontan eingesetzter Rückenschmerz, kein Unfallhergang.
Risikofaktoren: Keine - Patient ist Normalgewichtig, Sportlich, raucht und trinkt nicht

O: Schmerz hat 10 Min. vor Notrufabsetzen begonnen.
P: Versuch eine schonende Position einzunehmen aufgrund von Schmerzen fast unmöglich.
Q: stechend und ein nicht beschreibliches weiteres Gefühl.
R: Ausstrahlend von Höhe der Nieren in den Oberschenkel
S: 10/10 auf der Schmerzskala
T: Seit Schmerzbeginn immer stärker werdend

Was ist euer Initialer Therapieplan, welche evtl. weiteren Ressourcen würdet ihr überlegen hinzuziehen und was wären die ersten Arbeitsdiagnosen? Was fehlt euch noch an Informationen?

Fortsetzung erfolgt, wie gewohnt schrittweise.

Have fun

Wenn ich das so lese war das Erste was mir eingefallen ist eine „Nierenkolik“.

2 „Gefällt mir“

Ist notiert. (✓)

Vitalparameter:

HF: 100
RR: 150/100
Temperatur: 36.
Spo2: 94% (Raumluft)
BZ: 110

EKG: Unauffällig (Bestätigung durch Diensthabenden Kardiologen des übernehmenden KH)

Kein einseitiger Flankenschmerz.

Abdomen weist vor Ort (40 min. vor Übernahme durch Schockraum) keine pulsierende Schwellung auf. Eine Beurteilung des Leistenpuls im direkten Vergleich hat nicht stattgefunden. Bei dem Debreafing wurde angeben, dass dies tatsächlich übersehen wurde.

Der RTW ist rein NFS besetzt. Sprich ohne NK.

Da weder C2/C3 noch C9 unmittelbar verfügbar sind. Wäre der C15 mit einer Anflugszeit von 25 min. der nächste verfügbare Hubschrauber.

Aufgrund der näheren Position wird das nächste verfügbare NEF an den Einsatzort entsendet.

Die lokale AML1 gibt ein Penthrop zur Schmerztherapie her.

In der familiären Vorgeschichte sind keine Aortensyndrome bekannt. Marfan ist ebenfalls nicht bekannt.

Nierenkolik wird vorläufig ebenfalls in den Topf geworfen.

Weitere Ideen / Fragen?

Niereninfarkt

Ist ebenfalls notiert.

Jemand weitere Fragen bzgl. dem Patientenverlauf ?

Schon einiges im Trichter: Nierenkolik, Steine, Lumbago/Ischias mit lt Neuro, Pfortaderthrombose und falls das Hufgetrappel von Zebras kommt (RR li ungl re, Fußpulse…) natürlich eine Aortendiss, fragl gedeckt (falls die Werte idem bleiben).

Schmerztherapie nach Möglichkeit (mit, ohne NEF), jedenfalls noch am BO vor Transport.
Wenn stabil Transport ins nächste KH zur weiteren Diagnostik/Bildgebung (CT, Schall…) und ggf. von dort Transferierung in ein geeigneteres Spital je nachdem welche Arbeitsdiagnose bestätigt wird.

Hat das NEF einen Ultraschall dabei?

Mir gefällt der plötzliche Beginn und die Intensität der Schmerzen nicht, nach dem Motto Better Safe than sorry würde ich das jetzt hochpriorisieren. Also zur Sicherheit einen gscheiten Zugang, Analgesie was halt nach SOP geht, Versuch der Mobilisierung zum Auto, Rendezvous mit NEF in Fahrtrichtung ein großes KH. Aber ich würde versuchen jetzt Tempo zu machen, weil wenn es die Diss. ist hilft nur der OP

1 „Gefällt mir“

Und nochmal nachfragen ob auch SICHER kein Unfall stattgefunden hat, auch in den letzten Tagen nicht.

1 „Gefällt mir“

klingt nach NÖ, also nein

Kann mich dem nur anschließen. Dem NEF noch eine Lagemeldung mit der Verdachtsdiagnose dissection der aorta abd. Pat. versuchen zu beruhigen und dann schnellstmöglich ad RTW und Richtung Maximalversorger bzw. wenn dieser nicht in absehbarer Zeit erreichbar, dann Klinik mit Gefäßchirurgie.

Eine Anmerkung noch: irgendwas muss da bei der Notrufentgegennahme daneben gegangen sein, dass bei so einem Patienten ein 5A1 (low code) rauskommt :upside_down_face:

RR beidseits gleich? - Penthrop würde ich zu dem Zeitpunkt nicht geben, da bei uns a nur beim Trauma freigegeben und b nur kurz wirksam und so lange ich noch die Nieren in Verdacht habe, sowieso kontraindiziert.

Werfe noch einen Ileus in den Raum.

Patient mal wie für ihn am besten lagern und ab Richtung KH. Ggf. Rendevouz, sofern nicht vorher die Klinik erreicht wird

1 „Gefällt mir“

Penthrop nur bei Trauma freigegeben? In welchem Bundesland is das denn wenn man Fragen darf?

Fussilations Bundesland?

Sbg und aber auch Ktn beispielsweise. Hat aber mit dem Thema jetzt per se nichts zu tun :wink:

In Kärnten wäre es sowohl für Trauma als auch viszerale Schmerzen freigegeben. Macht aber keinen Unterschied da es auf der AML 2 steht und hier daher eh nicht angewendet werden kann

Weil der Ileus in den Raum geworfen wurde. Hat man Darmgeräusche beeurteilt. Würde für die DD schon mal helfen.
Und zwecks Nierenkolik → wie ist der Harndrang und war eventuell Blut im Harn ersichtlich

OÖ ist Penthrop seit wenigen Tagen jetzt auch in der AML1 drinnen :+1:

Vil ists ja in NÖ auch so?

Ja, in NÖ ist Penthrop seit der Einführung auf der AML 1