Rettungsseelsorger

Da frag ich mich natürlich, wieso gibt es keinen und wäre es nicht gerade bei euch nicht sinnvoll?

Ähm warum?

Wie kommt man auf die Idee, dass jemand, der die Interpretation alter Märchen studiert hat und meist von einer Wahrheit überzeugt ist, die sich hartnäckig jeglicher Evidenz entzieht, jemandem bei der Stressbewältigung helfen könnte?

Na ja, die Priesterweihe/Ausbildung ist schon mehr als Märchengeschichten.

Da geht es insbesondere um die Seelsorgerische Betreuung von Menschen aller Art, natürlich insbesondere um die alter und kranker Menschen. Wie sehr das angenommen wird liegt natürlich bei jedem Einzelnen. Ich kenne Priester die sind einfach leiwand und „jederzeit auf ein Bier“ kompatibel und andere sind genau das Gegenteil. Die Kirche ist groß und sehr heterogen, es findet sicher jeder einen passenden Priester. Das System der „Heimatpfarre“ hat wsl ausgedient, man geht dorthin wo der Priester leiwand ist (und das kann die eigene Gemeinde sein oder drei Orte weiter).

Jedenfalls ist ein Priester sicher kein schlechter Ansprechpartner wenn man jemanden zum Reden braucht. Ein Priester ist nicht automatisch ein Seelsorger (könnte ja auch ein Diakon oder eine Nonne sein). Dementsprechend würd ich sagen, dass man halt bei der Berufsrettung einen passenden Seelsorger finden müsste, der wäre per se kein schlechter Ansprechpartner. Die Aufgabe eines Seelsorgers ist auch eine ganz andere als die eines „Peers“.

Also so wie ich das sehe (im Internet - direkten Kontakt hatte ich mit der Notfallseelsorge noch nie), gibt es ein österreichweites System der Notfallseelsorge - sowohl katholisch wie evangelisch und die arbeiten auch noch direkt zusammen! Bis zu einem gewissen Grad sind die Kirchen den Rettungsdiensten da um einiges voraus - zumindest hab ich noch keine so direkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Rettungsorganisationen in Österreich gesehen (inkl. gemeinsamer Homepage)… Zu finden unter: http://www.notfallseelsorge.at/.

Ein paralleles System mit Kuraten oder wie auch immer innerhalb der Rettungsdienste aufzubauen, erscheint mir wenig sinnvoll. Vor allem die ökumenische und interkonfessionelle Arbeit wird dann eher schwierig. Die Bewusstmachung und die Information, dass es eine Notfallseelsorge in Österreich gibt und wie (Landeswarnzentrale, Rettungsleitstelle, Telefonseelsorge 142) und wann diese nachgefordert werden kann bzw. soll, wäre meiner Meinung nach sinnvoller.

Lt. Homepage ist aber die Ausbildung nicht ganz so umfangreich wie in den Postings zuvor beschrieben: Ausbildung zur Krisenintervention und Zusatzausbildung Notfallseelsorge im Ausmaß von 25 Stunden (lt. Download-Bereich der Homepage). Übrigens gibt es auch beim Bundesheer eine eigene Militärseelsorge.

Interessant wäre ein Erfahrungsbericht bzgl. Zusammenarbeit im Einsatz aus Deutschland, wo es das System der Notfallseelsorge schon länger gibt (seit mehr als 20 Jahren).

Ich habe mich nicht auf die Notfallseelsorge bezogen, die wird ja durch verschiedenste Personen wahrgenommen (so wie die Krankenhausseelsorge, da gibt es oft Geistliche, aber ebenso oft arbeiten Weltliche (meist ehrenamtlich) mit).

Ich meine einen Seelsorger für die MA70/eine Rettungsorganisation.

Damit kann man das Betriebsklima auf wirklich einfache Weise verbessern. Gemeinsame Messen/Andachten mit Mitarbeitern und deren Familien im Advent oder vor Ostern. Eine Seelenmesse für alle verstorbenen (ehemaligen) Mitarbeiter zu Allerheiligen. Regelmäßige Wachbesuche, wo jeder der mag einfach mal reden kann. Ich meine jetzt nicht eine Beichtmöglichkeit, aber einfach die Möglichkeit sich belastende Dinge von der Seele zu reden. Das ist das Daily Business der meisten Priester, insbesondere von denen in Pfarren. Da kommen Leute und Reden über ihre Probleme, seien es so die Eheprobleme oder seien es andere Dinge („Sünden“) im Rahmen der Beichte. Dabei müssen die Priester irgendwelche Ratschläge geben um die Situation zu verbessern, dh sie haben eine gewisse Erfahrung darin.

Und man muss es auch so sehen: Früher ist man zum Pfarrer gegangen und hats ausgeredet und sich Tipps geholt, heute geht man zum Life-Coach, Psychotherapeuten oder einem „Trainer“.

Menschen haben ein Bedürfnis nach Kommunikation und Zuwendung, ein netter mitfühlender Mensch der einfach da ist kann da schon viel ausrichten. Das kann ein Geistlicher sein, muss aber ned. Die originäre Aufgabe eines PEERs ist es aber auch nicht.

Also ich hätte ein Problem damit, wenn mein Arbeitgeber Geld dafür ausgibt, den religiösen Einfluss im Betrieb zu fördern. Religion ist Privatsache.

Für den beschriebenen Aufgabenbereich gibt es ausgebildete Leute (z.B. Psychologen), die das wirklich gelernt haben und sicher besser machen, als ein Religionsvertreter.

Also für einen Teil der Aufgaben würde ich auch eher einen Psychotherapeuten oder Psychologen besser geeignet sehen. Für ein / zwei Themenmessen im Jahr brauch ich jetzt nicht unbedingt einen eigenen Kuraten - ein guter Draht zum örtlichen Pfarrer wird wohl reichen. Und trotzdem werde ich das Problem haben, Mitarbeiter verschiedenster Konfessionen und auch ohne Konfession zu haben. Ob denen mit einem römisch-katholischen Kurat oder evangelischen Kurat geholfen ist?
Und ein Angebot nur für einen Teil der Mitarbeiter ist wohl für das allgemeine Klima auch nicht förderlich…

Es gibt Feuerwehrseelsorger. Es gibt Militärseelsorger. Es gibt die Seelsorger der Konfessionellen Organisationen (Malteser, Johanniter). Ich sehe das Problem nicht, muss ja keiner mitmachen. Laufen muss sowas immer ökumenisch, da braucht es Persönlichkeiten, damit wird es für alle interessant.

Ein wesentlicher Unterschied wird halt auch sein, dass ein Geistlicher sowas kostenlos macht. Das ist die ureigene Aufgabe. Einen eigenen Psychologen zahlen sicher die wenigsten Organisationen (Wir haben zb einen Psychologen für unser PEER System, aber der ist nicht Vollzeit beschäftigt und eher als Supervisor und ned als Ansprechpartner für die Sanis gedacht).

Bei uns (asb) gibt es in Wien offiziell keinen Seelsorger, es gibt einen Kollegen den viele kennen der in diese Richtung aktiv ist aber nicht offiziell.

Grundsätzlich können Seelsorger (kurat) nur die werden die entweder Priester oder diakon sind.
Notfallseelsorger ist eine Zusatzausbildung für priest und Diakone.
So etwas lebt davon das ein kurat aktiv in dem ist wo er aktiv ist.
Man sieht es bei der Feuerwehr das die Kuraten die mitfahren auf Einsätze besser angenommen werden als die die nur bei feiern was machen. Weil wenn einer weis Wie sich etwas anfühlt dann kann er da auch mitreden.
Wenn einer damit nichts anfangen kann dann wird er nicht zu einem Seelsorger gehen, aber ich denke mir es ist eine gute Ergänzung des Angebotes.
In Städten ist sowas immer eine Diskussion, am Land ist ein Seelsorger bei einer einsatzorganisation Gang und gebe.

Der hat sich bei mir (= Landei) noch nicht vorgestellt;

Ich kennen viele Landrettungsdienststellen - Seelsorger gibt’s davon bei keiner.

Nur bei den Feuerwehren ist sowas durchaus üblich.