Pflege und das GuKG

Heute hat der Hacker ja mit Rauch die Ergebnisse der Ländergesundheitsbeauftragten präsentiert. Es wurde explizit genannt, dass man an den Kompetenzen schrauben will (nach oben) und dass man sich auch versch. Ausbildungsmodelle ansehen wird (Lehre statt Diplom)

Hm, in S sitzen netzt schon so gut es geht NFS am RTW und im LRG steht seit Jahren die EN1789 und trennt somit KTW und RTW. Danach wird idR auch disponiert. Medikamentenliste könnte mal angepasst werden, da geb ich Dir Recht …

ansehen…

In der Pflege hat man durch die „Aufwertung“ der Ausbildung zum „Studium“ ganze Jahrgänge an an motivierten jungen Menschen ausgeschlossen, weil diese in die NMS gegangen sind und entsprechend eben nicht mehr den gehobenen Dienst lernen können.

Es gibt keinen Grund warum das nun ein FH-Studium ist. Der Unterschied zwischen den Dipl. und BSc Healthcare ist marginal. Beide lernen in der gleichen Zeit dasselbe.

Abgeleitet von: viewtopic.php?f=37&t=1216&start=60#p23383

Da es offensichtlich doch den Bedarf gibt, auch über die Pflege und deren Gesetz zu diskutieren, ich diese Diskussion auch zulassen möchte, allerdings nicht möchte das der SanG-Thread gekapert wird, geht es nun hier weiter:

Ich hab mal das Thema gesplittet, da es doch den Bedarf gibt, auch über die Pflege und deren Gesetz zu diskutieren, ich diese Diskussion auch zulassen möchte, allerdings nicht möchte das der SanG-Thread gekapert wird.
Und das könnt jetzt ein bissl länger werden.

Nein, tut mir leid, das ist nicht richtig. Erstens sollte man es nicht so sehen, dass die dreistufige Ausbildung nun einfach eine klassische Weiterentwicklung ist (das wird nur von den Trägerorganisationen so gehandhabt), ich würde es viel mehr als eine Neuaufstellung und Differenzierung sehen.
Ich hab früher auch so gedacht, dass die Akademisierung nicht notwendig ist, und das obwohl ich da mittendrin in der Bachelorausbildung war oder diese sogar schon abgeschlossen hatte (Ich weiß, dass ich mit der Aussage für einige nun nicht mehr anonym bin, tjo).

Dann kam die Reform 2016 und mittlerweile seh ich die Akademisierung deutlich sinnvoller. Nicht nur war sie notwendig, um es irgendwann zu ermöglichen (und davon sind wir noch weit entfernt) ein in der Gesellschaft als eigenständig gesehenes Berufsbild zu werden, auch war das ein Professionalisierungsschub sondergleichen. Sie lernen zwar in der gleichen Zeit, aber mitnichten dasselbe und auch der Unterschied ist definitiv nicht nur marginal. Hat man im herkömmlichen Diplom kaum noch gelernt, Forschung miteinzubeziehen oder kritisch zu hinterfragen ist die Pflegeforschung und Ableitung der Erkenntnisse für die Praxis ein wesentlicher Bestandteil des FH-Curriculums. Dies spiegelt sich auch im Alltag wieder, die akademisierten Kolleg:innen bei mir auf der Station, sind durch die Bank deutlich kritischer und innovativer was neue Erkenntnisse oder das Hinterfragen von alteingesessen Routinen angeht, und das ist auch gut so. Die Medizin verändert sich, nicht fachlich nicht mehr so schnell wie früher sondern organisatorisch und strukturell. Vieles muss mittlerweile schneller gehen, vieles muss mittlerweile besser gehen. Eine Entwicklung in der die Pflege als größte Berufsgruppe der Gesundheitsberufe eine tragende Rolle spielt, auch wenn diese fachliche Weiterentwicklung im internationalen Vergleich lange auf sich warten hat lassen (Ein Schelm, wer Parallelen zum RD entdeckt :wink:)

Jein. Ja, es kann nicht mehr jede:r studieren. Als von der Pflege ausgeschlossen würde ich das alles aber wirklich nicht bezeichnen, diese motivierten jungen Menschen haben sehr wohl die Möglichkeit, Pflegefachassistenz zu machen, ein neu geschaffenes Berufsbild, das ihnen im großen und ganzen die Kompetenzen einräumt, die der gehobene Dienst vor 2008, als in .at die ersten BSc-Studiengänge begonnen hatten, einräumt. Das Problem ist, dass die pflegerischen Berufe generell als unattraktiv angesehen werden, und ich kanns verstehen (Und könnte allein darüber nochmals Stunden reden).
Jeder hat geklatscht, keiner will es machen. Und das liegt defintiv nicht an einem Ausschluss junger NMS-Abgänger. Und selbst wenn es so wäre, ich bin doch froh, dass man den Weg „Klasse statt Masse“ gegangen ist und nicht Professionalisierung und Weiterentwicklung dafür geopfert hat, dass möglichst viele Pflichtschulabgänger den Beruf ergreifen könnten (Absichtlich Konjunktiv, weil wie gesagt, will ja eh kaum einer)
Zudem ist eine Möglichkeit, nach Absolvierung der Pflegefachassistenz eine Zulassung zu einer verkürzten Bachelorausbildung angedacht und wohl auch im §4 FHStG gedeckt. Voilá, worüber regen wir uns auf? Man muss ja dann nicht mal mehr Matura machen für den Bachelor. (Welche Abwertung des Begriffs „Studium“ dann ist möchte ich jetzt nicht weiter ausführen.

Worin liegt nun das Problem der Pflege, und damit auch, warum ich eine neuerliche Reform kritisch sehe:

  1. Wie gesagt, das Gesetz ist 2016 reformiert worden, die pflegerischen Berufe klar differenziert worden, jeder hat seine Aufgabenbereiche bekommen, es gibt einige Überschneidungen aber deutliche und klare Abgrenzungen.
  2. Das Problem allerdings ist: Es wurde kaum umgesetzt. Die Kompetenzen die dem gehobenen Dienst übertragen wurden, werden kaum gelebt, teilweise wird es nicht geschult, teilweise wird es nicht gewünscht. Die „Arbeitsentlastung“ durch Pflegehilfe und Pflegefachassistenz kaum vorhanden, dass die Pflege von hauswirtschaftlichen Dingen wie Ernährung vorbereiten, Material in irgendwelche Kästen räumen oder deren Ablauf zu kontrollieren oder gar Reinigungstätigkeiten entbunden sein sollte merken halt auch die wenigsten. Im Gegenteil, der gehobene Dienst ist nach wie vor Mädchen für alles: Reinigungskraft in den Nachtdiensten? Wir haben ja eh die Pflege! Ärztliche Tätigkeiten übernehmen weil die auch kaum mehr wissen was sie als nächstes machen sollen? Wir haben ja eh die Pflege! Physiotherapie ist ausgefallen, es ist niemand da der den Patienten zum Röntgen fährt, uvm…? Wir haben ja eh die Pflege!
    Der gehobene Dienst wird einfach nach wie vor als eierlegende Wollmilchsau der Pflege gesehen der alles kann und darf und deswegen das auch zu machen hat, die Differenzierung ist leider nie angekommen.
    Und solange die Reform 2016 nicht umgesetzt ist, halte ich es für sinnlos, über eine neuerliche Reform nachzudenken, zumal ja die Evaluierung noch bis Ende 2023 / 2025 läuft (Vgl. §117 GuKG)
  3. Dafür gibt es nun eine Menge an Ursachen, sei es die der fehlenden (relevanten) Standesvertretung oder die der festgefahrenen Strukturen in Prä-2016 in den höheren Ebenen der Pflege. Aber dazu bei Bedarf dann gern mehr, ich geb jetzt eh schon wieder Ruh, ich mags ja nicht gleich übertreiben.

Kann eklass vollständig zustimmen.
Die Trennung bei den Pflegeberufen ist nicht wirklich umgesetzt, die Fachassistenzen gibts in der Fläche kaum. Vielerorts ist gibts auch keinen effizienten Ressourceneinsatz, es ist mir völlig schleierhaft wieso man das so macht. Wenn man schon Pflegemangel hat wäre es ja das einfachste die vorhandenen Ressourcen umzuverteilen. Passiert aber nicht, sondern die vorhandenen müssen viel mehr hackeln und machen dabei halt auch viel sinnloses…

Aus meiner Erfahrung ist der Begriff „Pflege“ schwer zu definieren. Der Tätigkeitsbereich von Pflegekräften und welche Kompetenzen ihnen zugestanden werden schwankt enorm von Anstalt zu Anstalt, ja sogar von Abteilung zu Abteilung. Man kann einen Intensivpfleger einfach nicht mit einem Uropfleger oder Onkologiepfleger verlgeichen weil die Tätigkeiten einfach stark unterschiedlich sind.

Manche Häuser erlauben dem dipl. Personal die selbstständige Führung von Narkosen bei kleineren Eingriffen. In anderen Häusern dürfen sie nicht mal ohne Anordnung einen Verband wechseln.
Die Trennung von Pflegeberufen inkl. Festlegung der Kompetenzen des gehobenen Dienstes gehört vom Bund um- und durchgesetzt.

In Ländern wie der Schweiz ersetzen Anästhesiepfleger mit Zusatzausbildung weitestgehend sogar Notärzte im präklinischen Setting.

Leider gibt es jedoch auch in der Pflege das selbe Problem wie in anderen Gesundheitsberufen mit dem Wissens- und Kompetenzerhalt. Nach über 15 Jahren Rettungsdienst kann ich bespielsweise Pflegepersonal in Altenheimen einfach nur noch als medizinische Laien sehen, weil ich da schon viel zu viel erlebt habe. Am anderen Ende des Spektrums haben wir an manchen NEFs im Land Anästhesie- und Intensivpfleger am NEF die zusätzlich zum NFS und NA mitfahren und bei denen ich meine Angehörigen auch ohne den Notarzt gut versorgt wissen würde (teilweise wäre mir der Pfleger sogar weitaus lieber als der NA).

Dadurch das die Pfleger in ihren jeweiligen Abteilungen viel (im RD relevante) Kompetenzen zugestanden bekommen und einiges von ihnen gefordert wird, zeigen sie eine enorme Konstanz in der Qualität der Arbeit. Ich würde mir das gleiche bei den Notärzten wünschen. Und von den Sanis brauchen wir gar nicht erst anzufangen.

Also da ich Ende 2021 sowohl das Gesundheits- als auch das Bildungsministerium angeschrieben habe, koennte es sein das damit die Lex Specialist gemeint ist für Diplompersonal mit Matura zum verkürzten BScN. Weil da hieß es aus dem Bildungsministerium, dass hierzu im Gesundheitsministerium etwas in der Bearbeitung ist. Bezüglich der Wissens und Kompetenzerhaltung stimme ich in Teilen bei der Pflege zu, doch ist dies im Rettungsdienst noch schlimmer. Ich muss 60h in fünf Jahren an Weiterbildungen nach GuKG nachweisen und 40 nach SanG in beiden Bereichen gibt es da katastrophale Angebote, weil entweder geht es in 6 von 8 Stunden um Recht, was zwar wichtig, aber sicher nicht das wichtigste ist. Gut bei Klangschalen und Aromapflege zusammen mit Meditationsmusik steige ich bei der Pflege auch aus, aber die gibt es Österreich nur durch die Omnipraesens einer HiOrg nicht auch im Rettungsdienst.