Arzneimittelliste 1

Hallo liebe Kollegen,

im Rahmen meiner NFS-Ausbildung haben wir natürlich auch unsere großartige AML 1 durch genommen und besprochen. In der Steiermark zählt dazu:
-Paracetamol
-Adrenalin per Autoinjektor
-Betamimetika

Lasse ich meine bisherigen Einsätze am RTW Revue passieren so käme ich maximal auf einige Paracetamol-Anwendungen. Das stelle ich mir allerdings eher peinlich vor. Als Patient würde ich mir wohl auchverarscht vorkommen, wenn mir ein Sani Mexalen gibt…

Jetzt wollte ich mich erkundigen, wie oft denn andere RK-Sanis Medikamente der AML 1 benutzen bzw. ob die Medis überhaupt auf den RTW mitgeführt werden. Aber auch Kollegen von anderen Organisationen sind herzlich dazu eingeladen, von ihren AML 1-Anwendungen zu berichten.

LG,
SanG

Betamimetikum regelmäßig (jeder COPDler, der die Rettung ruft, krieg im Normalfall schlecht Luft…). Adrenalin hätte ich einmal gebraucht, damals noch nicht am RTW.

Paracetamol ist für den Ambulanzdienst gedacht…

(Diese Erfahrungen decken sich auch mit dem Medikamentenverbrauch auf diversen Dienststellen). :wink:

Naja Paracetamol ist ja eher für Ambulanzdienste oder Belassungen usw. gedacht. Würde doch primär niemals ein Mexalen geben bei leichten schmerzen. Bis das wirkt ist man meist im KH.

Habt ihr keine Dyspnoe Einsätze (COPD, Asthma)? Combivent verneble ich sicher einmal im Monat.

Das Problem in der Steiermark liegt wohl aich an den nicht vorhandenen Materialien.
Am „RTW“ haben wir weder Paracetamol, noch was zum vernebeln (geschweige denn eine verneblungsmaske) noch adrenalin in einem autoinjektor…

@ Grazer dem kann ich nur zustimmen. Eine Combiventverneblermaske würde ich mir auch wünschen, schließlich ist eine Pulmo bei uns im Einzugsgebiet und die Dosieraerosole bringen bei COPD Grad III und IV nicht mehr viel, weil das Atemzugvolumen zu gering ist um das Medikamant an seinen Wirkort zu bringen. Ach und eh die Frage kommt bezüglich der Aerosole, diese werden durch mich nicht verabreicht, sondern ich unterstütze den Patienten bei der Selbstapplikation :wink:
Paracetamol würde ich vorallem Rektal mir für einige Einsätze in geriatrischen Einrichtungen wünschen, weil man dann nicht mit 37,2 °C in die Klinik fahren müsste, wenn da auch die Rechtslage verändert würde. Denn derzeit ist es so, dass man den Patienten transportieren muss bzw. versuchen muss einen Arzt heran zu bekommen, weil ein belassen könnte ich nicht rechtfertigen. Somit brauch ich das Paracetamol nicht wirklich in der Arzneimittelliste, da als Schmerzmedikament im Rahmen einer Rettungsmaßnahme ist es sinnlos, weil sein Wirkeintritt bei oraler Gabe zu lang ist und auch als Kurzinfusion mir keinen Vorteil bringt und als Antipyretikum es mir zwar das Fieber senkt, aber bei Load and Go ich eher im Spital bin, als das Medikament wirkt.
Bezüglich Adrenalin, das habe ich bisher nur außerhalb des Rettungsdienstes erlebt mittels Autoinjektor, weil der Einsatz meist so schnell notwendig ist, dass zu dem Zeitpunkt der Rettungsdienst noch nicht da ist. Doch da sage ich i.O. das ist nachvollziehbar.

Bei der 4fW Liste besteht die AML1 aus:
-) Paracetamol rektal beim kindlichen Fieber mit Krampfanamnese
-) Betamimetikum beim akuten Bronchospasmus (Combivent inhalativ, oder Berodual)
-) ASS beim ACS (250mg Kautablette)
-) Nitro beim kardialem Lungenödem

Bis vor kurzem gab es noch das Nitro bei der Hypertensiven Krise, das wurde durch das Uradipil/Ebrantil/Hypotrit i.v. ersetzt. Adrenalin i.m. beim Anaphylaktischen Schock ist bei uns Liste 2 (Autoinjektor, Suprainin (empfohlen), oder L-Adrenalin). Sämtliche Medikamente der Liste1+2 müssen auf jedem Wiener RTW egal welcher Organisation vorhanden sein.

Das Paracetamol für Kinder mit Krampfanamnese gibt es noch nicht so lange bei uns. Ich habe es persönlich noch nicht anwenden müssen. Wenn ich jedoch in die Vergangenheit denke, so hätte ich wohl einige Fälle wo ich es wohl verabreicht hätte, wenn ich es hätte dürfen. Das Betamimetikum ist eine Standard-Therapie bei den sehr häufigen Einsätzen bei Asthma/COPD Patienten. Gerade das Combivent erzielt durch seine beiden Wirkstoffe meist eine deutliche Besserung, so das eine Hospitalisierung auf eine Normalstation zur weiteren Therapie möglich ist. Ist der Patient jedoch bereits in der respiratorischen Erschöpfung braucht er zumindest CPAP und eine entsprechende Überwachungs/Intensivstation. ASS beim ACS ist ebenfalls Standardtherapie und gehört zu den Dingen die man halt beim Infarktpatienten bis zum Eintreffen des NA’s macht (ASS, Patient ins Auto bringen, i.V.-Zugang, …). Nitro beim Lungenödem habe ich bis jetzt nicht angewandt, bis jetzt hatte ich bei den LÖ immer einen NA dabei. Nitro bei der Hypertension gab es früher häufig (RR > 200 mit Sympt.), Uradipil (gibt es erst seit kurzem) (RR >230) habe ich erst einmal verwendet, eine massive Senkung wird ja nicht mehr empfohlen, mit Uradipil kam ich von 230 auf 180 was den Empfehlungen entspricht - ging problemlos. Adrenalin i.m. ist bei uns Liste zwei, Anwendungen habe ich bis jetzt 0. Anaphylaxien gibt es zwar immer wieder, der Schock ist zum Glück jedoch eher selten - ich halte es jedoch für sehr wichtig es auf der Liste zu haben. Bei 2 Patienten hat nicht mehr viel gefehlt, dass es notwendig gewesen wäre, bei beiden trat die befürchtete Verschlechterung jedoch nicht ein. Einen Patienten habe ich bis jetzt gesehen, der sofort das Adrenalin von mir bekommen hätte - dort war aber ein NA dabei, der das erledigt hat.

Als ebenfalls aus einem anderem Bundesland (Wien) kommender:

Berodualin schlägt sie alle, sicher mehr als doppelt so viele Berodualin-Gaben als alle anderen Anwendungen zusammen. Aber das ist halt Wien
Dann noch von der einser ab und zu ASS, ansonsten da gar nix, Fieberkramf hatte ich noch keinen seit der Freigabe von Mexalen, LÖ ebenso.

Danke für die vielen Rückmeldungen!

Deswegen würde ich es auch nicht einsetzen. An Ambulanzdienste habe ich bis jetzt noch nicht gedacht, in dem Fall ist es aber nicht verkehrt.

Asthma/COPD-Einsätze mit Orhtopnoe hatte ich bis jetzt kaum oder gar nicht. Combivent ist aber das einzige Medikament, dass bei uns am RTW (mit Verneblermaske) im Rucksack ist. Verwendet hat es, glaube ich, aber noch keiner.

@RedTiger:
Wird beim ACS das ASS dann auch noch vom NA i.V. verabreicht oder beschränkt er sich dann auf das Heparin als Aggregationshemmer? Und muss der Patient auch eine vegetative Symptomatik aufweisen oder reichen die typischen Infarktschmerzen als Indikation? Verkehrt ist das Medikament auch der AML 1 sicher nicht, als KI würde mir jetzt nur Blutung/Trauma/Pat ist antikoaguliert einfallen.
Ebrantil auf der AML 2 finde ich gut, ein Nachteil ist aber wohl, dass NFS ohne NKs einer Hypertensiven Krise machtlos gegenüber stehen. Auch der Autoinjektor wäre auf der AML 1 wahrscheinlich besser aufgehoben…

Absolut sinnvoll. Der steirische LV behandelt Medis am RTW wie den Teufel höchstpersönlich…

LG,
SanG

Nein, das ASS wird nur einmal gegeben. ASS wirkt p.o. genauso schnell wie i.v. - das ist eine pharmakologische Besonderheit die man sich hier zu Nutze macht (EDIT: Ich weiß schon das es nicht genauso schnell ist, aber im medizinischen Alltag macht es keinen wesentlichen Unterschied. Wenn der Patient schon einen liegenden i.v. Zugang hat wenn man die Indikation stellt wird man das ASS natürlich i.v. geben, aber es bringt nichts mit der Gabe auf den NA zu warten oder erst langwierig einen Zugang zu legen).

Heparin ist ein Antiokoagulans, ASS ist ein (Plättchen-) Aggregationshemmer. Sind grundverschiedene Dinge.

Der Brustschmerz reicht als Indikation, auf der Liste steht „ACS“ als Indikation und mögliche Symptome wären: Brustschmerz, Atemnot, Kaltschweissigkeit, Übelkeit/Erbrechen. Die müssen nicht alle gleichzeitig vorliegen, da kann der NFS seinem klinischen Eindruck folgen.

KI ist nur Allergie/va. Aortenaneurysma/Dissektion und die akute GI Blutung. Man tut dem Traumapatienten mit (fraglicher) Blutung sicher nichts gutes wenn man ihm das ASS gibt, aber das ist wohl Hausverstand.

Antikoagulation ist selbstverständlich keine Kontraindikation, es geht hier wie oben schon angesprochen um völlig verschiedene Systeme: ASS wirkt auf die Blutplättchen und Antikoagulantien wirken auf die Blutgerinnung (zb indem bestimmte Blutgerinnungsfaktoren gehemmt werden - zb auf Faktor Xa wie manche NOAKs (Eliquis, Xarelto)).

Danke für die Info. Ist bei unserem Chefarzt wohl noch nicht angekommen.

Danke für die Auklärung. Ein Kollege meinte im Kurs er habe vom MONA-BH-Schema gehört (Betablocker und Heparin), der Vortragende meinte dann, dass Betablocker nicht immer gegeben werden (deckt sich mit meiner Erfahrung im Praktikum) und das Heparin würde für ihn auch unter den Buchstaben A fallen. Damit hatte er wohl recht, hätte aber wohl besser ausdrücken können, dass es kein Aggregationshemmer ist.

Wie grenzt du denn präklinisch ein Aortenaneurysma/-dissektion vom ACS ab? Die Symptome sind ja ziemlich ähnlich.

„Zerreisschmerz“, nach unten wandernd; Buntdruckdifferenz links/rechts…

Puh, wenn ich jetzt clinical judgement sage helfe ich dir nicht weiter :stuck_out_tongue:

Für mich steht hier die Anamnese im Vordergrund:

  • Schmerzen? Plötzlich reißender Schmerzbeginn, oft auch mit Synkope (Generell ist die Synkope ziemlich gefährlich - besonders bei alten Menschen - und sollte wenn keine eindeutige Ursache ins Auge sticht jedenfalls abgeklärt und NICHT belassen werden!)
  • Wandernder Schmerz bzw sich deutlich verändernde Schmerzcharakteristik?
  • In den Rücken oder in die Beine ausstrahlende Schmerzen?
  • Zeichen einer Minderdurchblutung in den Beinen? Neurologische Ausfälle?
  • Evtl (aAA) pulsierende „Schwellung“ im Bauch? (evtl auch nur tastbar)
  • bei den thorkalen Aneurysem (proximal/Typ A) durchaus Insult-Symptomatik oder vl sogar wirklich Ischämie einer oberen Extremität

Hinsichtlich allem was man Messen kann:

  • Seitenunterschiede bei den Pulsen (je nach Patient, aber zb die Leistenpulse sollten schon gleich sein, die Fußpulse beim PAVK Patienten natürlich nicht)
  • Seitenunterschiede beim RR (>20mmHGsys)
  • Ein sehr niedriger Blutdruck bzw ein rapider RR-Abfall
  • Ein EKG Bild das nicht zur Klinik des Patienten passt: Zb wird ein schockierter Patient mit einer Sinustachykardie eher keinen ACS haben…
  • Generell ein eher hoher Blutdruck, ein gesundes Herz wird versuchen einen RR-Abfall zu kompensieren, ein beeinträchtigtes Herz kann das eher nicht. (Ja, bei vorgeschädigtem Herz natürlich kein taugliches Kriterium)

Dazu muss man natürlich sagen, dass wir als Sanis die komfortable Situation haben einfach den NA zu rufen (oder load+go in ein Zentrum). Somit muss ich mir einfach überlegen ob ich jz das ASS gebe oder a bisserl damit warte (und Vorsicht ist generell besser!). Der Notarzt ist da mit einer weit schwierigeren Entscheidung konfrontiert…

Da wäre ein Ultraschallgerät natürlich fein, zumindest auf dem Notarztmittel - denn das ein Notarzt kommen sollte steht für mich außer Frage*.

Wobei das auch nicht so einfach ist, für aAA ist der US recht gut, für tAA sieht es schon schlechter aus (TEE noch besser als TTE). Zumindest in großen Notaufnahmen wird man aber recht schnell ein CT fahren können, da hat man dann eine sehr gute Sensitivität die nur durch ein MR übertroffen wird.

*Wenn wir jetzt in Wien sind und kein NA kommt: Wenn ich einen instabilen Patienten habe und fahren muss würde ich eher in Haus mit Gefäßchirurgie das nicht HK hat fahren als in das Haus mit HK aber ohne Chirugie (Bettenmann: Intensiv+Gefäßchirurgie - va auf AA). Warum: Der STEMI/frischer LSB sollte sofort interventiert werden, der instabile NSTEMI zwar auch dringlich, aber wenn ein rAA in Frage kommt ist bin ich auf der sichereren Seite wenn der Patient die Chir hat, denn wenn es wirklich ein AA ist überlebt er den Transfer vl nicht - den MCI kann man (zur Not/Alternativ) immer noch lysieren.

Gebts ihr auch wenn kein EKG zur Verfügung steht das ASS?
Bzw wenns keine infarktzeichen im EKG gibt?

Danke für den ausführlichen Beitrag, zeilerkommentar!
Die Frage von atomization würde mich auch noch interessieren.

LG,
SanG

da war der vortragende leider zumindest 10 jahre hinten nach :frowning:

ich (als arzt) würde rein auf das symptom „thoraxschmerz“ hin, wenn mir kein EKG zur verfügung steht, kein ASS geben.
grund:

  • schnelles ASS ist v.A. beim STEMI wichtig. den kann ich per definitionem nur mittels ekg diagnostizieren
  • das EKG hilft mir zumindest bei einigen der Differentialdiagnosen des akuten thoraxschmerzes ein bisschen

nachtrag: guter beitrag von zeillerkommentar! fassts gut zusammen

Meine Frage: wird der Abdrehverschluss zuerst mit einem Alkotupfer abgewischt und nach der Einwirkzeit abgedreht oder ist das nicht vorgeschrieben :question:

Also bei uns wird das einfach abgedreht, die O2 Maske ist ja auch nicht steril. Hätte ich auch im KH n och nie gesehen