Erfahrungen Telenotarzt Niederösterreich

Servus liebe Leute,
hat denn hier schon jemand Erfahrungen mit dem Telenotarztsystem in Niederösterreich gemacht?

Insbesondere:

  • Ist der Telenotarzt rund um die Uhr verfügbar?
  • Bei welcher Indikationsstellung soll mit dem Telenotarzt Rücksprache gehalten werden ?
  • Welche technischen Möglichkeiten gibt es bei der Telenotarztkonsultation(Video/Audio/Telemetrie in welchem Umfang?)
  • Darf durch den Telenotarzt auch eine Medikamentengabe abseits der Indikation lt AML/SOP delegiert werden(wie in Wien durch den OA telefonisch)?
  • Wie sind die Erfahrungen im Realeinsatz?

Ich freue mich schon auf viele aufschlussreiche Antworten! :slight_smile:

Servus.

  • Aktuell ist der TNA noch nicht 24/7 verfügbar.
  • Grundsätzlich immer möglich. Egal ob für eine 2. Meinung bei unklarem EKG oder möglichen Belassungen zur Abklärung.
  • Audio, Video oder Chat möglich
  • Nein - Sanitäter dürfen nur Medikamente verabreichen, die sie auch auf der AML haben
  • durchwegs positiv. Hat bislang immer gut funktioniert

LG

Neben den schon erwähnten Fakten,

RKNÖ hat nur Medikamente der AML1 und AML2 auf den Fahrzeugen mit und nicht mehr, dies schließt somit auch andere Medikamente aus. Allerdings können nach Freigabe die Medikamente abseits der Algorithmen verwendet werden bzw. steht in manchen Algorithmen explizit die Freigabe durch TeleNA als Notwendigkeit(Gabe von Penthrop bei <18J zb)

Technisch für mich etwas Herausforderung bzw. Überforderung, nett wären hier regelmäßige Schulungsangebote und nicht nur einmal zur Inbetriebnahme an den Bezirksstellen. Ansonsten aus medizinischer Sicht war es für uns als RTW ohne gerade verfügbaren NEF/NAH eine nette Ergänzung und es konnte gemeinsam Entscheidungen durchbesprochen werden.

Ergänzend zu Audio und Video auch komplette Telemetrie. D.h. alles was du am C3 siehst, kann der TNA auch sehen.

corpuls.world/produkte/corpuls.mission/

Video: youtube.com/watch?v=i3js4r7g9-E

Wie schon von Lan geschrieben gibt es Algorithmen wo eine Freigabe durch den TNA notwendig ist (derzeit meines Wissens nach nur Penthrop). Jedoch ist eine Freigabe von Medikamenten (bzw. Nutzung freigegebener Medis) über die Algorithmen hinaus durch den TNA so weit ich das verstanden hätte nicht zulässig (wir bleiben ja immer an das SanG gebunden), aber die Möglichkeit das in Zukunft bei Medikamenten wie derzeit im Penthrop Algorithmus anzupassen besteht.

Bisher eigentlich durchwegs gut. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten war sehr angenehm und eine zweite Meinung hilft in vielen Fällen doch weiter. App ist sobald man im Einsatz ist eigentlich recht intuitiv finde ich (Funktionalität wie eine Messenger App). Die Schritte bis zum starten eines Einsatzes (TNA hinzufügen, eventuell Corpuls scannen) muss man ein paar mal gemacht haben aber dann klappt das auch.

@lan: Was fandest du an der technischen Anwendung schwierig?

Grundsätzlich wär ich ja mit off-label selbst nach Rücksprache mit TNA vorsichtig. Hersteller gibts nicht frei, ich hab keine Möglichkeit auf erweiterte Therapie, keine telefonische Anweisung ausser AML möglich. Wär ich persönlich ganz vorsichtig.

In NÖ (und bei vielen anderen auch) ist das aber bei weitem nicht die einzige Off-Label Anwendung auf der AML.

ist mir nur dabei im kopf geblieben, Nitro Spray war damals noch off label zur Hypertonie Therapie. Was denn noch?

z.B.: Naloxon Intranasal, Midazolam gegen Krampfanfälle (egal welche Verabreichungsart), ASS Tablette teilen, Supra vernebeln

Da ich leider an der einzigen Schulung an unserer Bezirksstelle nicht teilnehmen konnte, habe ich mir im einsatzbezogenen Stress bei der ersten Anwendung einfach eine Spur schwer getan und zb komplett auf die Möglichkeit der Videoverbindung vergessen. Verbindung mit Corpuls und TeleNa ansich hat aber unproblematisch funktioniert, es war aber einfach noch eine Spur zusätzlicher Stress. Dementsprechend war ich da nicht ganz zufrieden mit der Situation/mir, aber ich denke beim nächsten Mal bin ich hier fit. Prinzipiell ist es ja auch noch ein Testbetrieb.

Also ASS Tablette teilen ist in NÖ no-go.

„Acetylsalicylsäure 250mg p.o. - Kautablette/Tablette ggf. teilen“ steht wörtlich in der RK SOP

rdmed.n.roteskreuz.at/books/alg … raxschmerz

Im Gegenteil - wird entgegen vieler Fachmeinungen sogar im NFS-/NKA-Kurs vom Vortragenden gelehrt…

Kollege von mir macht gerade sein NFS Praktikum in NÖ und dort wird das ebenfalls gehandhabt. (ASB)

Wurde bei unserem Kurs dann tatsächlich richtig (nicht teilen) gelehrt. Bei der Prüfung ist sogar fast einer durchgefallen, weil er es teilen wollte. Die sollten sich da schon mal einig werden im LV…

Warum soll das Teilen nicht richtig sein?
Soweit ich weiß, gibt es nur ein 500 mg Kautablette in Österreich und die ist zu viel.

Die Leitlinie:
Aspirin oral or i.v. (if unable to swallow) is recommended as soon as possible for all patients without contraindications.

Aspirin loading dose: 150–300 mg chewed or 75–250 mg intravenous (in patients not already on an aspirin maintenance dose).

Da die ASS Tablette keine Rille hat, somit ein teilen nicht vorgesehen ist. Vom Hersteller ist somit micht garantiert, dass der Wirkstoff in der ganzen Tablette gleichmäßig verteilt ist.

Kann mir wer erklären was so schlimm daran wäre, eine ganze Aspirin zu geben (davon abgesehen das es der SOP wiederspricht)
Bereits ab ca. 100mg ist die Trombozytenaggregation komplett gehemmt. Die wird jetzt auch bei 500mg nicht noch kompletter gehemmt. Außer einem Haucherl Analgesie sollte also kein Unterschied bestehen.
Oder überseh ich da was?

Naja ist halt für die Indikation falsch Dosiert. Passieren wird nichts, ist ja auch frei verkäuflich.