Diskussion mit der Leistelle (?Berechtigt?)

Sehr geehrte Kolleginnen/Kollegen,

Ich hatte vor einiger Zeit eine lautstarke Diskussion (am Telefon) mit einem Leitstellendisponenten und wollte fragen ob ihr diese Diskussion als berechtigt anseht bzw. wer sich in dieser Situation falsch verhalten hat.

Aber kommen wir zum Auslöser:
Nach einer Versorgung eines Pat. riss mir, beim umlagern des Pat. meine Einsatzhose im Schritt auf. Der Pat. wurde in einen RTH transportiert, also kein Transport für uns. Als der RTH startete, und mein Beifahrer sich um die Angehörige noch kurz kümmerte, wollte ich meine Hose notdürftig mit Panzertape, für die Fahrt zur Wache, und zum Herstellen der Einsatzbereitschaft, flicken. Dies war aber jedoch nicht möglich, da der Riss viel zu groß war. Also rief ich kurzerhand auf der Leitstelle an und meldete mich nicht Einsatzbereit, da meine Persönliche Schutzausrüstung nicht einsatztauglich war. Darauf fing der Disponent lautstark an mir zu erklären, dass dies kein Grund für eine Abmeldung sei. Daraufhin schilderte ich ihm wie groß der riss war, und das ich so keinen Einsatz fahren könnte, da man erstens meine Unterhose und meinen rechten Oberschenkel sehr gut erkennen kann, und zweitens ich dadurch keinen Persönlichen Schutz durch meine Bekleidung habe. Als ich ihm dies Erklärt habe wurde er noch lauter und sagte das dies trotzdem kein Grund sei. Nach circa 5 Minuten Hin und Her gab ich auf, und fuhr Betend und Einsatzbereit auf die Wache und wechselte dort meine Hose. Ich habe extra auf die Uhr geschaut und war „nur“ 7 Minuten nicht Einsatzbereit (4 min davon reine Fahrzeit) und unser Zweites Fahrzeug war seit dem wir alarmiert wurden Einsatzbereit Zuhause.

Da mich diese Diskussion bis heute beschäftigt wollte ich fragen was eure Meinung dazu ist, ob sie Berechtigt war? Ob ich mich eventuell falsch verhalten habe, oder eben der Disponent.
Ich nehme Kritik gerne an, da ich solch eine Situation beim nächsten Mal vermeiden möchte.

(bei Rückfragen gerne Melden)

Danke!

Diskussionen haben fast nie Sinn. Zu der Erkenntnis kommen manche früher und manche später. Ich glaub ich war einer der Spätversteher.

Meld dein Auto als „nicht einsatzbereit“, wenn du der Meinung bist nicht einsatzbereit zu sein. Der Grund in deinem Post ist ja wohl offensichtlich. Ich fahr doch nicht mit offener Hose zum Patienten. Genau so wenig wie ich mit blutverschmiertem Shirt hinfahren würde. Es muss ja nicht der Dispo zum Einsatz, sondern du.

Die Leitstelle hat auch schon versucht mir sagen zu wollen welchen Patienten ich belassen und welchen ich mitnehmen soll. Ähh… Nein? Meine Aufgabe. Meine Verantwortung. Mein Ding. Keine Diskussion.

Ich denke du hast dich nicht falsch verhalten. Wobei ich bei Fragen bezüglich Einsatzbereit/Nicht-Einsatzbereit nicht mehr mit der Leitstelle diskutiere sondern nur noch informiere dass es so ist.
Also Info an Leitstelle und Status setzen wenn es bei euch möglich ist.
Wenn irgendwas passiert bist du dran und nicht der Disponent.
Hatten mal so einen Fall wo dann ein Auto ohne Sauerstoff zu einer Ateminsuffizient gefahren ist.

Bei uns ist es eben Standard die Leitstelle zu fragen.
Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn wir als First Responder zur Wache fahren (sollte wirklich auf unserer Strecke ein Akuter Notfall sein), und nur mein Beifahrer aussteigt.
Aber ich denke mir dann auch, wenn der RTH den Pat nicht mitgenommen hätte wären wir ja auch ins Krankenhaus gefahren und hätten keine anderen Patienten versorgen können.

Tja, was soll ich sagen? OÖ halt.
Ich hab im Dienst in OÖ regelmäßig vergleichbare Diskussionen.
-nicht EB nach CPR.
-Einrücken zum Fahrzeugreinigen/ material Nachfassen.
-Folgeauftrag nach COVID-Transport

Die Diskussionen waren immer Sinnlos und für jemanden der den Wiener Umgang der Leitstelle gewöhnt ist (wenn du nicht EB bist dann bist du nicht EB. Punkt, aus, Ende), absolut nicht nachvollziehbar.
Prinzipiell stell ich bei sowas dann auch die Leitstelle vor vollendete Tatsachen und Diskutiere nicht lange herum.

Hier kurz mein Highlight:
Wir melden uns in Linz EB und fahren heim, bekommen nach ein paar Minuten einen HT.
Rückfrage bei der RLS ob er sich da sicher ist, dass er da jetzt sein einziges Auto mit NFS im Umkreis von 50km verschwenden will. Antwort: Ja, ist so.
Wir kommen auf die Station und erfahren, dass unser Patient jung, gesund, völlig mobil, aber COVID positiv ist. Erneute Rückfrage ob er uns wirklich führ eine Taxifahrt mit anschließend längerer Nicht-EB Phase verschwenden will, noch dazu wo wir in der Zwischenzeit erfahren haben, dass unser Heimatbezirk wieder leer ist, ein Auto nachbesetzt wurde und bereits auch einen KT fährt. Antwort: Ja, ist so.
Wir schippern also unseren Patienten heim und melden uns dann (wie damals vorgesehen) nicht EB um zur Station zurückzufahren und das Auto zu reinigen.
10min vor unserer Station werden wir „Einsatzmäsig“ angepagert.
Ich melde mich bei der RLS über Funk und erfahre dass er uns dringend für einen Notfall braucht, weil wir das einzige Auto im Bezirk sind. Supise, Suprise.
Ich melde zurück, dass wir noch ca. 10min zur Station, dann 10min zum Putzen und dann 10min zum BO brauchen werden.
Dispo sagt, dann muss er den Hubschrauber schicken.
Ich wünsche ihm viel Erfolg und melde das im ganzen Bezirk dichter Nebel herrscht.
Darauf bekommen wir den Einsatz aufgespielt…

Du bist ja auch da um zu Lenken und nicht um zu Denken!! :laughing:

Scherz beiseite, ich würde mich hier auch auf keine Diskussion mit der Leitstelle einlassen.
Das RTW-Team entscheidet, ob es einsatzbereit ist oder nicht.
Der Disponent kennt ja weder die Situation vor Ort noch den Zustand von Mannschaft / Fahrzeug und Ausrüstung.
Sollte bei einem Folgeeinsatz was in die Hose geht, dann hält ja auch das RTW-Team den Kopf hin und nicht der Disponent…

Die hier beschriebenen Zustände finde ich sehr erschreckend. Die Steiermark ist ja bekanntlich auf einem ziemlich ähnlichen Niveau wie Oberösterreich, aber zumindest das nicht-einsatzbereit-Melden funktioniert tadellos, egal ob zur Fahrzeugreinigung, zum auffüllen oder nach psychisch belastenden Einsätzen. Klar, ab und zu meldet sich der Dispo telefonisch „wie lange noch bis ihr wieder bereit seits, ich hätt da was“, aber die Entscheidung liegt ganz klar beim RTW.
Einem Kollegen ist mal der Schuh im Einsatz flöten egagngen (Schuhbandl ausgerissen), und natürlich waren wir dann nicht mehr Einsatzbereit. Hätte sich der Dispo eingebildet, er müsse das jetzt mit mir ausdiskutieren, wäre das telefonat sehr schnell beendet gewesen.
Der kleine Teufel auf meiner Schulter sagt mir bei solchen geschichten immer, im Zweifel abmelden und heimgehen… :smiling_imp:

Wenn ich nicht einsatzbereit bin, dann bin ich nicht einsatzbereit. Darüber gibts keine Diskussion. Dispo-Problem wenn er mich alarmiert und das weiß.

Mein NEF-Dienst am Sonntag war auch so.

Frustrane Reanimation - Auto war sehr materialreduziert und habe das der LSt. mitgeteilt mit der Bitte um Berücksichtigung.
Auf der Rückfahrt zum Stützpunkt Alarmierung zu einer Nachforderung durch RTW (Brustschmerzen) - EKG unauffällig - wir fahren weiter zurück zum Stützpunkt - bei Eintreffen Alarmierung zu einer weiteren CPR

Diesen Patienten primäre reanimiert und dann unter laufender Reanimation (inkl. vorheriger Lyse) zum KH.
Im KH angekommen bekommen wir eine weitere Alarmierung (b-).

Wir haben mitgeteilt, dass wir unter Reanimation am Weg auf die Med-Intensiv sind, wir Übergeben müssen und unser NEF nach 2 Reanimationen nun „leer“ ist und wir dann Material nachfüllen müssen und mindestens 45-50 Minuten brauchen bis wir einsatzbereit sind - war dem Dispo egal - er hat sonst kein NEF und für NAH ist das Wetter zu schlecht Nebel).

Während der Übergabe auf der Intensiv kam dann das Einsatzstorno als Nachricht über die App und wir konnten in Ruhe alles wieder auf Vordermann bringen.

Ich weiß nicht ob ich durch die Coronazeit etwas dünnhäutiger geworden bin oder mein Eindruck der Realität entspricht, aber ich habe das Gefühl die „Leck-mich-am-Arsch“-Mentalität hat sich deutlich ausgeweitet.

Ich kann schon gar nicht mehr mitzählen wie viele Einsätze ich fahre bei denen ich mir denken muss, dass der Dispo diesen Einsatz mit 2 gezielten Fragen in wenigen Sekunden deutlich anders eingestuft bzw. vll. sogar vermieden hätte. Und das obwohl die 1450 jetzt doch schon recht etabliert ist und der Calltaker den Anruf dorthin weiterleiten könnte.

Knöpfchen drücken und ein Auto hinschicken ist halt einfacher. Von meiner fast 70% Belassungsquote entfällt locker die Hälfte auf Beratungsgespräche vor Ort. Häufig für Angehörige von Pat. mit chronischen Erkrankungen. Oder um vor Ort ein Taxi zu rufen für einen 'bsoffenen.
Dafür sind wir weder da, noch entsprechend ausgebildet.
Viele nehmen die Leute dann einfach mit ins KH, wo sie nicht hingehören. Das bindet dann dort auch Ressourcen und trägt zur Frustration dort noch weiter bei.

Verstehe ich das richtig, du belässt fast 70% aller deiner Patienten zu Hause? :open_mouth:
Als Sani oder als Arzt? Als Sani halte ich das für mehr als sportlich tbh…

Und so sehr ich mich auch schon über den Dispo geärgert habe, man muss schon auch mal die Kirche im Dorf lassen. Das ist ein Systemproblem, ein Problem des Abfrageschemas, eventuell auch ein rechtliches Problem. Aber ich weiß aus Gesprächen, dass es (in NÖ) durchaus Dispos gibt, die diese „2 Fragen“ eh selber wissen und am liebsten auch stellen würden, das aber schlicht nicht dürfen (bzw. zumindest aufgrund der Antworten den Einsatzcode nicht ändern dürfen). Die haben halt auch ihre Vorgaben und Regeln. Das die oft hirnrissig sind ist unbestritten.

Als Sani.
Zwischen 60% und 70% übers Jahr gesehen, ja (Wobei ich da auch den Revers mit reinzähle). Gibt natürlich auch mal Dienste wo fast jeder mitkommt.
Ein Szenario wie ich es öfter schon von Kollegen gehört habe, dass jemanden „gegen seinen Willen“ belassen wird, kenne ich aber eig. gar nicht.
Bislang war noch jeder „Patient“ einsichtig / einverstanden / zufrieden damit.

Ich glaub’ nicht, dass das nur in meinem Gebiet so ist. Wir werden einfach unreflektiert auf jeden Anruf geschickt. Differenzierung RTW / KTW gibt es vor allem Nachts nur bei wirklich klar erkennbaren Krankentransporten ohne notwendige sanitätsdienstliche Versorgung. Auf jeden anderen Anruf fährt ein RTW. NKTW oder andere Zwischenstufen gibt es nicht.

Viele von den Leuten die ich dann sehe brauchen nicht akut einen Arzt geschweige denn die Notaufnahme. Und von denen die in die Notaufnahme sollten (bzw. auch die die unbedingt wollen obwohl sie nicht müssten), braucht auch nicht jeder einen RTW. Macht ja nicht wirklich Sinn eine gehfähige Person in den RTW zu sitzen und ein Angehöriger fährt hinten nach.

Was mich brutalst ärgert sind die Einsätze wo mir vor Ort dann gesagt wird, dass man eig. eh nur eine Auskunft wollte und „der am Telefon“ gesagt hat man würde jemanden schicken. Eig. genau das, wofür 1450 gemacht wurde.

Es gab schon einige Situationen wo ich extrem froh war Leute belassen zu haben und der RTW frei war. Beispielsweise vor etwa zwei Monaten. Wir waren in einem „entlegenerem“ Gebiet frei nach einer Belassung am Weg nach Hause, als eine Alarmierung rein kommt ala „Bewusstloser Säugling nach Sturz“… Eintreffzeit keine 2 Minuten anstatt 15 aufwärts. War dann ein 8 monate altes Baby mit Status epilepticus (nach Schütteltrauma wie sich herausstellen sollte). Bis das NEF 15 Minuten später bei uns war, war der Krampf mit Stesolid bereits durchbrochen und das Kind hat gut geatmet.

Systeme kann man ändern. Und ich weiß wie die Leitstelle in meinem Bereich arbeiten kann / darf. Ich war schon oft zuschauen und kenne auch Dispos persönlich. Sie könnten und dürften Fragen stellen, tun es aber (vor allem Nachts) einfach nicht. Fixes Schema gibt es bei uns nicht wo ein Code rauskommt und hinterlegt ist was zu schicken ist. Es stünde dem Calltaker frei, eigenständig zu denken.

Erst gestern war dazu eine tolle Fortbildung in der RAK wo Mag.Dr. Leonardelli das entsprechend juristisch argumentiert hat. 60-70% Belassung ist wirklich eine sehr arge Quote. Welche SOP habt Ihr dafür beim RK?

Habs angschaut gestern.
Aber bin genau in der Quote der MA70. Ich zähl’ zu meinen 60-70% auch die Revers dazu. Somit passts genau.

Das RK hat keine SOP dafür. Wir werden pro Transport bezahlt. Belassungen sind somit ein Verlustgeschäft.

Ich hab mir die ursprüngliche Frage nochmals angesehen.
Es kommt halt viel auf die Leitstelle und den Bezirk an. Und ja, es ist halt ein OOE Thema. Wieder mal.
Ich kenne aus eigener Erfahrung drei Leitstellen in OOE. Die sind alle unterschiedlich und differenzieren zwischen den Bezirken.

RLS Ried
Es wird durchdisponiert. Jeder fährt zu allem hin. Die haben einen ITW, der wird aber als „Normales Auto“ disponiert.
Keine Differenzierung zwischen NFS und RS. NFS fahren auch die Oma nach dem Zahnarzt nach Hause.
Nicht „EB“ gibts nicht. Das kommt da nicht gut an.

RLS Wels
EF und GR fahren hier durch, also keine Disponierung nach Kompetenz. Grieskirchner NFS fahren alles. In EF gibts so gut wie keine NFS im RD, also stellt sich die Frage erst gar nicht.
In Wels wird tatsächlich differenziert disponiert. Die haben den ITW schon seit längerem als „RTW“ im Einsatz und das klappt ganz gut.
Die LS Wels ist auch die bisher „humanste“ wenn es um Nicht „EB“ geht. Wobei bei den Welser Autos das eher nicht so gerne gesehen wird.
Bei den Autos aus GR und EF hingegen ist das voll OK wenn man mal nicht EB ist. Auch werden die Kollegen immer brav in Mittagspause geschickt.

RLS Salzkammergut
Bisher die schlimmste Experience. Und ich glaube, dass der Ersteller des Threats die Diskussion mit der RLS Salzkammergut hatte.
Dort glauben die Dispos, dass Sie „Götter“ sind und scheuchen das Fahrpersonal durch die Gegend. Ganz schlimmes Pflaster.

Das ist fies. Die MA70 wird auch für Belassungen bezahlt.

Gibt es davon ein Video/Link?

Noch nicht, meistens kommen die Webinare nach ein paar Tagen/Wochen/Monaten online am Youtubekanal der MA70.

Meiner Erfahrung nach kommen nicht alle Webinare auf youtube. Und bei denen die hochgeladen werden wurde das bisher am Anfang erwähnt. Das war bei diesem nicht der Fall.

Für eifrige Mitleser hier im Forum gab es aber auch nichts wirklich neues zu erfahren. Das einzig „neue“ war, dass auch Pat. unter 14 selbst entscheiden dürfen ob sie mit wollen oder nicht (auch gegen den Willen der Erziehungsberechtigten, vorausgesetzt sie sind in der Lage die Situation und die Konsequenzen korrekt zu verstehen / einzuschätzen).

Es wurde sogar ein Thread hier im Forum erwähnt / verlinkt. Leider konnte aufgrund von Zeitmangel nicht auf die Beispiele im Thread eingegangen werden.

Grob Zusammengefasst. Belassungen durch Sanitäter, ja. Revers unterschreiben lassen bei Belassung ist nicht gültig. Aufklärung des Pat. MUSS bei Revers erfolgen und verstanden werden. Auch unter 14 jährige können entscheidungsfähig sein. Algorhythmus für Balassungen für NFS der MA70 in Ausarbeitung.

Ob sie „mit wollen“ oder ob sie behandelt werden?