AGN Jour fixe 11.10.2022

https://www.youtube.com/watch?v=ffhEmxthZTY
Was sind eure Gedanken zum Jour Fixe gestern?

Dr. Trimmel war spitze meiner Meinung nach. Hat einen ausgezeichneten Eindruck gemacht und sehr gute Dinge gesagt. Wie zum Beispiel dass sie die ÖGARI mit dem BVRD etc. zusammentun muss um mehr Druck auf den Gesetzgeber zu machen. Total unaufgeregt und exzellent aufbereitet.

Prauses war ziemlich am Strudeln danach. Braucht aber schon einen sehr kreativen Geist um dem Ärztemangel mit „mehr Arbeit für die Ärzte“ entgegnen zu wollen :laughing:.
Die Niedergelassene Ärztin im Publikum beklagt sich drüber, dass sie so viele Patienten hat und kaum mehr nachkommt und 30 Stellen unbesetzt sind. Und der Prause will genau diese Leute dann ins Notfallsystem noch zusätzlich einbinden (natürlich das Honorar nicht vergessen).

Und der vom Medizinercorp dann… Da hatte ich echt den Eindruck, dass dem einer abgegangen ist während des Vortrags. Null brauchbarer Input dazu, wie das Rettungswesen zukünftig für ganz Österreich funktionieren soll. Nur Lobhudelei wie toll doch die Sanis vom Medizinercorp sind und was sie nicht alles über die SpO2 Kurve wissen.

Würds ähnlich zusammenfassen. Insgesamt natürlich sehr STMK lastig.
Ich bin mir sicher dass in Wien die NA Einsätze die letzten 5 Jahre im Gegensatz zu den angeführten Statistiken, zurückgegangen sind. Das würde natürlich Trimmels These, die Sanis besser auszubilden zu müssen, untermauern. War halt niemand da.
Trimmel hat viel Gesamtübersicht und Expertise, der weiß wovon er spricht. Sehr erfrischend.
Mich würde interessieren was er gemeint hat als er gesagt hat, sie hätten mit NotrufNÖ ab November eine Änderung vorgesehen was die NA Beschickung in Ausrückeordnung angeht?

Der Prause ist eine Institution und/aber alt. Der Effort und das Konzept ist eine Idee, aber sicher nicht ausgereift. Gerade das Thema Hausärzte. Nicht nur aufgrund der zeitlichen und finanziellen Komponente sondern auch der fachlichen, die hier wie gewohnt komplett außen vor gelassen wurde. Das das Land aber so garnicht gesprächsbereit in Richtung Reformen ist, ist erschreckend.

Das das MedizinerCorps gut ist wissen wir bereits, aber ist halt leider kein Modell für ganz AT. Auch hier hätte man vll einen Blick nach Wien werfen können. Die wissen zwar nicht so viel über die SPO2 Kurve, von den Kompetenzen und der Fähigkeit den NA zurück zu halten, aber sicher ebenbürtig.

Die aktuelle Ausrückordnung wird unter mehreren Aspakten evaluiert, man ist auch noch nicht ganz mit den RTW-C Codes zufrieden. Ich nehm mal an sie werden versucht haben mit NNÖ die häufigsten Storno Codes zu evaluieren und diese vielleicht an RTW-C oder wenn vielleicht NFS auch an RTW abzugeben.

OK verstehe, oder an die ACN.
Weil die RTWs sind eig mit KTs ausgelastet und selbst am RTW C fährst du momentan die Hälfte der Fahrten Heimtransporte. Also wann die Einsätze fahren?
Wenn ich Verschwörungstheoretiker wäre würde ich sagen, wenn die RTW C mit Transporten ausgelastet sind, kann Notruf144 die ACN schicken und somit gut rechtfertigen. Argumentativ kann man noch sagen wenn die Hiorgs es nicht schaffen ausreichend KTW/RTWs zu stellen fährt eben der C die Transporte.
Eine Überarbeitung der Ausrückeordnung ist prinzipiell zu begrüßen, aber allen voran gehört Mal ein RTW C als solcher disponiert, sonst ist das alles eine reine Mogelpackung.

Ich habs sehr bereut nicht Live dabei gewesen zu sein, denn ich hätte gerne zwei für mich ganz wichtige Punkte erwähnt.

1.) So nett dass System mit einem zentralen Notarzt für größere Regionen auch ist, so utopisch is es in meinen Augen auch. Als jemand der regelmäßig in der als Beispiel genannten Hochsteiermark Dienst macht, war das ganze schon irgendwie sehr an den Haaren herbeigegriffen. Ich kenne ja ausm Krankentransport die Situation bei den lokalen Praktikern, die sowieso schon massiv mit überrannt sind, und sicher keine Zeit haben regelmäßig zu Notfällen zu fahren. Die paar die vermutlich doch Zeit hätten, sind definitiv keine Ärzte, die ich mir bei einem ernsthaften Notfall wünschen würde. Aber bei einem „richtigen“ NEF für die gesamte Region Mautern/Leoben/Bruck/Kapfenberg/Mürzzuschlag/Mariazell sprechen wir wenns blöd läuft über anfahrtszeiten von jenseits einer Stunde! So lange will ich keinesfalls mit einem halbkompetenten Praktiker am Patienten herumeiern.
Mal abgesehen davon habe ich durchaus meine Zweifel bezüglich des Qualitätserhalts in so einem System. Im Vortrag wurde zwar damit geworden dass „es nur um 300 fahrten pro jahr ginge, also keine große Belastung für die Praktiker“. Ich denke mir aber eher „was, nur 300 Ausfahrten verteilt auf dutzende Praktiker, im Zweifel ohne tiefgehende ausbildung im Bereich notfall ? Bitte nicht, wie sollen wir so kompetent einen Paient behandeln!“

2.) Mich hat der Fokus auf das Konzept mit dem Landesweiten NFW/Jumbo in jedem Bezirk ec sehr gestört. Klar, der MedCorps is super, und wär ein Gewinn für jeden Bezirk. Aber abgesehen von der fehlenden Umsetzbarkeit, gäbe es eine viel einfachere Lösung, um ähnlich gute resultate zu erzielen. Kein einziges Mal wurde erwähnt, dass der steierische RTW weit weg von einem richtigen RTW ist. Niemand hat angemerkt, dass das SanG für Notfallsanitäter deutlich mehr Möglichkeiten bieten würde, als vom LV freigegeben sind. Und selbst die freigegebenen werden in vielen Fällen nicht genutzt, weil das Konzept von NFS auf RTW in der Steiermark schlichtweg nicht etabliert ist!
Als der Herr vom Medizinercorps dann noch beiläufig erwähnte, dass ja der LV auch bemüht sei, um mehr Qualität am rtw zu erreichen (ich glaube so in der Art war die Aussage) ist mir fast der Kragen geplatzt, wo doch der Landeskommandant vor wenigen Wochen noch gesagt hat, dass man nicht mehr NFS ausbilden will, weil es nicht genug NEF Plätze gibt!
Gestern wurde über weit hergeholte Konzepte gesprochen, während in der Stmk noch nicht einmal das Konzept von „NFS am RTW = gut für Patient“ angekommen ist.

Alles in allem ein sehr informativer, aber am Ende doch sehr frustrierender Abend. Ich hab den Stream mit dem selben Gefühl verlassen, dass mich in den letzten Monaten leider auch viel zu oft im Dienst überkommt, Frust und Demotivation.

Ich war live beim Jour-Fix dabei. Bei einigen Punkten musste ich mich echt zurück halten. Es hätte allerdings auch nicht viel gebracht, in der Fragerunde einige kritische Anmerkungen zu machen. Die präsentierten Konzepte sind teilweise einfach überaltert. Das Konzept Notfallwagen an jeder Bezirksstelle wäre zumindest ja nichts anderes als eine RTW/KTW-Trennung.

Und ohne tiefgreifende Reform der (Notfall-)Sanitäterausbildung kann man auch nicht viel ändern. Ein Fortschritt wäre es schon, wenn man sinnlose Patienten ohne Transportbedarf strukturiert an die praktischen Ärzte (Visitenarzt) übergeben könnte. Dann wären die Transporte auf ein Mindestmaß beschränkt.

Die Notarzt-Einsätze nochmals zu reduzieren, gelingt nur mit flächendeckenden NKV’s (durchwegs mit höherer Ausbildung). Eine Schulung- und Prüfungsleistung der MA70 kann man aber nicht einfach nicht auf die Bundesländer umlegen, wo mehrere Anbieter unterschiedliche Qualität bieten. Außerdem gibt es mit den Fallzahlen große Differenzen im Ballungsraum im Vergleich zu den ländlichen Bezirken. Hier muss die niedrige Anwendungsfrequenz durch erhöhte Ausbildung ausgeglichen werden, was uns wiederum zu einer angepassten Ausbildung führt.

Das Ministerium bzw. die Politik hat derzeit Recht, alles auf die Notärzte umzuwälzen. Eine Teilverlagerung an die Sanität setzt Struktur- und Personalreformen voraus. Da das derzeitige Sanitätergesetz zwanzig Jahre umgangen wurde, kann hier auch nur eine Neufassung/Teilreform wirkliche Fortschritte bringen. Und ja, man kann mit einem Bundesgesetz fehlende/mangelhafte Landesrettungsdienst-Verordnungen teilweise kompensieren.

Habs mir jetzt erst angeschaut.

Glaubt der Prause wirklich, dass man mit einem NFW pro Bezirk auskommt?
Entweder man setzt dann die Alarmierungsschwelle so hoch, dass ihm die meisten Einsätze, bei denen er einen Benefit bringen würde, entgehen, oder so niedrig, dass er bei den Einsätzen, für die er wirklich dringend benötigt werden würde, fehlt.