Bodycams im Rettungsdienst. Ein sinnvolles Device?

Bodycams im Rettungsdienst. Ein sinnvolles Device?

  • Ja, kann ich mir gut vorstellen.
  • Vielleicht.
  • Nein, kann ich mir nicht vorstellen.
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Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

derzeit schreibe ich eine Facharbeit zum Thema „Bodycams im Rettungsdienst. Ein sinnvolles Device?“

Folgende Unterpunkte möchte ich zum Thema Bodycams einführen.

  • Gewalt im Rettungsdienst
  • Einsatzdokumentation bei schwierigen Einsätzen
  • Telemedizin.

Nun meine Fragen an euch.

Was denkt ihr über Bodycams im RD?
Würden diese zur Sicherheit der Sanitäter beitragen?
Hat jemand bereits Erfahrung mit dem Thema Bodycams?

Ich freue mich auf eure Antworten.

Vielen Dank im Voraus!

Liebe Grüße :wink:
Bodycams NHS.jpeg

Ein sehr zweischneidiges Schwert meiner Meinung nach.

Im Gegensatz zur Polizei, kommen wir nicht vorrangig in gefährliche Situationen und wir haben fast immer mit Menschen in vulnerablen Situationen zu tun.
Von daher würde ich den routinemäßigen Einsatz von Bodycams bei uns mal ausschließen.

OnDemand für Telemedizin? Absolut!
Aber dann wird vmtl. was deutlich besseres als Bodycams nötig sein.

Prinzipiell stimme ich Menico zu.
Hinzu kommt die Komponente, dass ich den generellen Trend zur Videoüberwachung eher kritisch sehe und den Effekt enden wollend.
Wird nicht ganz zufällig sein, dass dein Beispielbild aus UK stammt, wo man sich es ja angewöhnt hat, möglichst jeden Quadratzentimeter zu CCTVen.
Und dennoch gehen die „knife crimes“ durch die Decke. Kann man jetzt drüber diskutieren ob es ohne CCTV nicht noch schlimmer wär, aber so prinzipiell sagt das halt schon was aus.

Und auch sonst gibt’s ja genug Studien, die die negativen Effekte von Bodycams zeigen. Die Frage ist halt, wieviel Bias da drinnen ist.

Interessantes Thema jedenfalls, in welchem Rahmen schreibst du die Facharbeít?

Was wären das für negative Effekte?

Danke für deine Meinung.

Vielen Dank für deine Meinung.

Diese Facharbeit wird im Zuge meiner Unteroffiziersausbildung benötigt.

Liebe Grüße :wink:

Hatte dazu mal eine Studie gelesen, finde sie jetzt nimmer.
Übergriffe auf Polizisten haben zugenommen, wobei hier der Bias sein könnte, dass das mit dem Hintergrund der Videoüberwachung ein Beweis vorhanden ist und sich die Polizisten davor gedacht haben „Ach was solls, meld ich’s nicht, das glaubt mir eh wieder keiner“
Find grad nur den Artikel dazu: govtech.com/em/safety/body- … fects.html.
Da stehen auch noch ein paar andere drinnen.
Oder hab ich damals nur irgendeinen Artikel dazu gelesen? Keine Ahnung mehr :smiley:

Alles Gute für Arbeit und Ausbildung. Interessant, dass dafür keine Literaturarbeit erforderlich ist sondern ihr tatsächlich selbst Daten erheben sollt.
Kannst deine Erkenntnisse gern mit uns teilen wenn sie fertig ist.

Im ländlichen Bereich sicherlich ein praktisches Tool für die Telemedizin. Hier ist ja vorrangig die weite Anfahrtsstrecke für den Notarzt bzw. in das Krankenhaus das Problem, hinzu kommen überwiegend ehrenamtliche und unroutinierte Sanitäter, welche von einer raschen notärztlichen Meinung maßgeblich profitieren können.

Im städtischen Bereich, und hier nehme ich gezielt Wien als Beispiel her, wäre ein derartiges Device schon lange überfällig! Bei der Masse an Stellungnahmen und der Dichte an nur schwer nachweisbaren verbalen und körperlichen Übergriffen auf den Rettungsdienst steht der Gesetzgeber endlich in der Bringschuld dem Rettungsdienst den Schutz zu bieten den er benötigt. Streitfragen wären mit einem minimalen Aufwand nichtig und für den 0815 Einsatz sehe ich kein Hindernis das Devise einfach auf der Uniform zu belassen. Gekoppelt mit einer Loopaufnahme welche sich selbst jede Minute löscht (bzw. nur auf Knopfdruck dauerhaft gespeichert wird) würde so auch dem Sanitäter selbst kein Schaden entstehen.

Ich verstehe hier offen gesagt den Widerspruch nicht. Es geht um unsere Sicherheit und um unsere Integrität im Dienst. Da kenne ich keinen ausschlaggebenden Einwand der dagegen sprechen könnte.

Einfach mal aktiv damit beschäftigen, Gegenargumente zu finden, wärs.

  1. Die Arbeit mit Patient:innen erfordert einen deutlich höheren Anspruch an den Datenschutz als bei der Arbeit der Polizei. Das wird rechtlich schon ziemlich knackig.
  2. Streitfragen sind nur aus Sicht der Sanitäter:innen nichtig. Wenn wenn der/die erste Angehörige das Handy zückt wird auch weiterhin darauf bestanden werden, dass das sofort wieder ausgemacht wird. Und das zurecht mMn. Daher verzerrt eine Bodycam die Argumentation deutlich zu Gunsten des Sanitäters (Ist bei der Polizei übrigens nicht so, die dürfen gefilmt werden)
  3. Glaubst echt, nur Sanis gehts im Gesundheitswesen so? Ich werde als Pfleger deutlich öfter verbal oder körperlich attackiert, sollen wir da jetzt auch mit Bodycams herumlaufen? Das endet dann tatsächlich in einer totalen Videoüberwachung, was es bringt, hab ich oben schon ausgeführt.
  4. Der Gesetzgeber hat hier schon gewirkt, der hat nämlich die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers (§ 1157 ABGB) geschaffen und somit solltest du dich mit deinem Anliegen besser an deine Arbeitgeberin wenden, wenn du meinst, Bodycams sind the way to go.
  5. Letztenendes ist es wiedereinmal die alte Frage, die uns nicht nur auf dieser Mikroebene beschäftigt, sondern die sich bis hinauf zur EU zieht: Wollen wir eine komplette Überwachung aller wegen ein paar Deppen? Keine Ahnung, kann ich selbst nicht beantworten, obwohl ich mich schon lang damit beschäftige und eben für und wider abwiegen kann…

Wenn wir alle beim Kontext bleiben hauts auch mit dem produktiven Gespräch hin :wink:

  1. Dass solche Entscheidungen nicht von heute auf morgen kommen weil ein paar Sanitäter die Idee gut finden ist hoffentlich klar. Natürlich muss erst der rechtliche Raum für derartiges geschaffen werden. Schade, wenn man derart obligatorisches als Grundlage für eine Negativierung meiner Meinung hernimmt. Objektiv bleiben (y)
  2. Wenn ein Angehöriger oder Patient ein Handy in die Hand nimmt weil er meint ich behandle meinen Patienten falsch so ist das sein gutes Recht. Er drückt allerdings in diesem Moment auf Aufnahme wohingegen man eine Bodycam ausschließlich dann aufnehmen lässt wenn etwas wichtiges passiert. Nichts desto trotz muss ich zugestehen, dass hier eine gewisse Doppelmoral entsteht. Hier verweise ich gerne wieder auf den rechtlichen Raum welcher erst geschaffen werden muss.
  3. Nein, glaube ich nicht. Das hier heißt allerdings SanForum. Hier geht es um den Rettungsdienst. Wenn du als Krankenpfleger gerne im Nachhinein deinem Chef erklären willst wieso du deinen rabiaten Patienten mit dem Feuerlöscher schlafen gelegt hast weil er mit einem Messer auf dich losgegangen ist ist das schön, das gehört aber eher in das NurseForum. Der Vorfall vor wenigen Monaten, wo ein Wiener Kollege einen Patienten auf dem Boden fixiert hat wäre einer dieser Fälle die schnell gelöst wären.
  4. Es geht hier nicht um mein Wohlbefinden sondern um meine Meinung zum Threat. Ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast aber hier wird nach Meinungen gefragt. Da muss man damit leben können, dass nicht jeder die Selbe hat. Keine Sorge, wenn mich in der Arbeit etwas stört oder ich Verbesserungsvorschläge finde gebe ich meinem Arbeitgeber Bescheid.
  5. Auch hier verweise ich wieder auf noch zu schaffenden rechtlichen Raum. Und bei aller Kollegialität… Wer bei jeder Webseite alles akzeptiert, auf Facebook, Instagram, Google und Konsorten mit seinen Daten nur so um sich wirft und gerne mal seine Standortdaten für diverse Apps preisgibt braucht jetzt keinen auf Moralapostel machen wenn Brüssel uns zum „gläsernen Menschen“ macht.

Es würde mich freuen wenn wir jetzt wieder zu einem konstruktiveren Konsens zusammen finden könnten. Es liegt mir fern bei einer Meinungsumfrage irgendjemanden zu diffamieren bzw. mich diffamieren zu lassen. Dein Standpunkt ist klar, ich hoffe meiner kann jetzt auch auf sich belassen werden.

LG!

Das kann man nicht vergleichen.
Kaum einer wird wohl auf Facebook oder Instagram teilen, dass er wegen blutender Hamorrhoiden ins KH musste… Oder in einem psychischen Ausnahmezustand Helfer attackiert hat…
Medizinische Daten sind immernoch sehr persönlich. Ich kenne nicht viele Leute die wollen, dass da irgendwas auch nur irgendwie publik wird. Zurecht.

Im KH werden zumeist die Flure schon seit langem Videoüberwacht bei uns.

Der RD in England ist da etwas anders zu betrachten. London hat eine ENORM hohe Anzahl an Gewaltverbrechen in gewissen Gegenden. Messerstechereien vorrangig. Aber auch Schussverletzungen. Die Crews dort fahren zurecht mit Stichschutzwesten. Zumal auch die Polizei heilos überfordert ist und selten die Möglichkeit besteht einen Tatort sichern zu lassen bevor man den Pat. behandelt.

Wenn es bei uns auch mal in diese Richtung geht, werden die Kameras vmtl. auch kommen. Nützen mir im Ernstfall, wenn ich angegriffen werde, aber genau Pustekuchen.

Keine Sorge, ich halte das für sehr produktiv. Und deine Antwort für deutlich selbstreflektierter als ich nach deinem ersten Post vermutet hätte.

Interessant, dass du dich an 1) stößt, das ist der objektivste Punkt, aber ok.

Danke, dass du dem Admin hier erklärst, wie das heißt und worum es geht. Das erheitert mich. :smiley:
Aber auch hier: der Blick über den Tellerrand warads. Ich bringe hier einen Vergleich ein, der dir fehlt, einfach weil ich beide Jobs gelernt hab, du, nehm ich an, nicht. Und denk bitte nicht, ich wär so blöd, dass ich vergessen hab, wie das als Vollzeit-Sanitäter so war, nur weil ich jetzt einen anderen Job habe. Du kannst das jetzt als erweiterten Input sehen und das in dein Denken einfließen lassen oder dich dran stoßen, dass ich mittlerweile einen anderen Job habe und eine zusätzliche Perspektive einbringen kann. Deine Entscheidung. Mir ists eigentlich egal.

Äpfel und Birnen, der Unterschied sollte doch klar sein. Bei deinem Beispiel habe ich selbst die Wahl wieviele Daten ich mit welcher Firma teile. Auch wenn uns zugegeben, die Konsequenzen oft nicht bewusst sind. Aber es gibt durchaus auch Leute die diese Daten eben nicht teilen.

Wir bewegen uns immer noch im Rahmen einer Bodycam? Wäre mir neu, dass das Material vorrangig auf Social Media Plattformen geteilt wird aber man möge mich eines besseren belehren! Du vergleichst hier jedoch gerade mein Statement zum drohenden (?) Überwachungsstaat mit der Sinnhaftigkeit von Bodycams. Bitte nicht durcheinanderbringen. :slight_smile:

Ich stoße mich an keinem der Punkte, ich zweifle nur die Sinnhaftigkeit diverser Inputs in dieser Disskusion an aber das bleibt wohl der künstlerischen Freiheit überlassen.
Die Krankenpflegeschule habe ich vor dem Heimpflegepraktikum aus persönlichen Gründen beendet. Die Erfahrung aus den vorangegangenen Praktika lässt sich wohl nicht mit der Routinearbeit vergleichen, dennoch sehe ich den Rettungsdienst und die Pflege als grundsätzlich zu trennende Dienstleistungsunternehmen. Hat aber auch nur bedingt etwas mit dem hier bestehenden Konsens zu tun.

Zurück zum Thema: Wie auch deinem Vorredner bereits mitgeteilt machst du aus meinem breit gefächerten Kommentar scheinbar eine Einzelaussage. Das haut nicht hin. Mein Statement zum selbstverursachten Datenschutzeklat hat nichts mit der Nutzung einer Bodycam zu tun, da der dafür nötige rechtliche Raum nach wie vor nicht vorhanden ist. Es wäre unprofessionell sich anzumaßen hier Empfehlungen „wie man es nicht machen könnte“ auszusprechen, dafür gibt es Menschen die dahingehend jahrelang studiert haben.

Was rechtlich geht, was nicht geht und was vielen Menschen aus persönlichen Gründen ein Dorn im Auge ist kann also meines Erachtens hier und heute nicht thematisiert werden. Es geht lediglich um die persönliche Meinung von Bodycams im Rettungsdienst.

Und ja, ich bin nicht blind, mir ist klar dass du Admin bist und obwohl das ein eher schlechter Indikator für das Verständnis einer Unterhaltung ist bin ich froh, dass wir es doch noch geschafft haben das Gespräch auf Augenhöhe zu bringen. Muss ja nicht immer gleich gegiftelt werden wenn verschiedene Geister aufeinander treffen…

Ja stimmt. Auf youtube findet sich ja kein einziger Eintrag mit Bodycam Aufzeichnungen ???

Was unter der Hand rumgeht (auch jetzt schon Handyvideos div. Sanis) brauch’ ich wohl keinem erzählen.

Aber ja, wie schon im ersten Post geschrieben. Sehe ich denn Sinn / Mehrwert dahinter nicht.
Vor allem nicht in Relation zum Misstrauen der Patienten der uns damit wohl entgegengebracht werden würde.

Ich glaub, das müss ma differenziert betrachten. :wink:

  1. Studienlage

Zur Telemedizin: Kameras werden überbewertet, diverse Studien aus DE zeigen, dass die telefonische kollegiale Fallberatung ausreicht und dass Videoaufnahmen selten eingesetzt werden und als nicht allzu wichtig bewertet werden. Da gab es Graz am AGN-Kongress einen Beitrag mit vielen Quellenangaben.

Zu der Sache mit der Gewaltprävention: hochinteressant die Diskussion um Bias und warum die Gewalt „ansteigt“ usw.

  1. Meine Meinung

-) In dem Setting, in dem ich aktuell arbeite, brauche ich das nicht. Ich habe in bald 20 Jahren einmal eine Watsche kassiert, die war angekündigt und in gewisser Weise… ja, ich hätt ja auch einfach Ruhe geben können. Ansonsten wollte mir noch keiner was Böses…

-) Es mag Settings geben, in denen „Gewalt gegen Personal“ oder „Wir werden ständig verklagt“ Faktoren sein mögen - ob die Bodycam die Lösung ist? Siehe Punkt 1 - da vertraue ich auf Studien.

Interessant, weil ich ganz andere Studien kenne und auch aus der Praxis weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Übergriffe sind weniger geworden und das einschalten entspannt sehr oft die Situation.

Auch kommt es durch den Einsatz von BWC‘s zu weniger Übergriffen durch Polizisten.

In den Staaten durch aus üblich. Gerade beim Vorwurf von Misshandlungen durch Polizisten. Da werden die BWC Aufnahmen professionell aufgearbeitet und den Bürgern präsentiert.

Weil? Ich seh da keinen Unterschied im Datenschutz.

Ich finde es eine gute Idee. Kann man dann auch zur Qualitätssicherung heranziehen oder wenn das verhalten einzelner Sanitäter diskutiert wird.
Da hat man dann einen objektiven Beobachter.