"Luft draußen" der HA in OÖ?

Liebe Leute!

In OÖ scheint die Stimmung des hauptberuflichen RD-Personals am Tiefpunkt angekommen - viele fragwürdige KTs sowie viele Fernfahrten, etliche Zusatzaufgaben zum Fahrdienst, „Massenausbildung“ von neuen ZD, mangelnde Wertschätzung durch den Arbeitgeber werden von HAs als Gründe genannt (ich habe mit einigen gesprochen). Die Motivation liegt gefühlt seit vielen Monaten darnieder, es „geht nichts weiter“, Qualität ist in diesem System ohnehin ein Fremdwort geworden.
Ich kann hier natürlich nur für meinen Bezirk sprechen (diesen verrate ich hier nicht).

Gibt es hier oberösterreichische Sanitäter, denen ähnliches auffällt?
Wenn ja, was denkt ihr sind die Ursachen? Wie könnte man gegensteuern bzw. was müsste sich ändern (abgesehen von längst überfälliger Trennung RD und KT …)?

Freue mich auf eine interessante Diskussion.

MFG

Einer unserer HA hat mir mal gesagt:
„Wir (die HA) sind nur dafür da, die Zeit in denen die Freiwilligen keine Zeit zum Dienst machen zu überbrücken.“
Ich denke das spiegelt sehr gut die Stimmung wieder und dem ist nichts hinzuzufügen.

Diese Aussage kam auch schon 1 zu 1 vom Kommando meiner Bezirksstelle auf einer Mannschaftsbesprechung. Der denkt exakt genau so. Dementsprechend ist die Stimmung zwischen HA und EA.
Einfach nur traurig sowas.

In NÖ nichts anderes, nachdem jetzt einige EA merken dass doch Veränderungen im Gange sind und es eben auch solche sind welche das nicht gut heißen wird gerade bei uns ein Schuldiger für dieses Dilemma gesucht. Siehe da es ist der HB-NFS. Es wird gerade alles in Frage gestellt und Probleme gesucht wo keine sind und diese natürlich umgehend an Vorgesetzte gemeldet. Bei der Klärung kommt zwar meistens raus es war kein Fehler oder es ist einfach unwesentlich für den Dienstbetrieb und eigentlich peinlich für den der es meldet und sich über nichts aufregt aber es macht halt Stimmung in der EA Mannschaft und die ist bei vielen der, sorry für den Ausdruck, Mitläufer EA gerade total Kontra HB und es muss sich über alles und jenes beschwert werden und am besten schau ich dass ich auch wenn ich noch so unqualifiziert bin in eine „Führungsposition“ komme um anderen das Leben schwer zu machen. Dann gibt es Gottseidank noch die Gruppen der motivierten EA und HB welche probieren sich auf kommende Umstellungen und Anpassungen vorzubereiten und mit der Zeit zu gehen und dass auch noch mit einem guten Miteinander, aber leider macht die erste Gruppe dies derzeit fast unmöglich. Und dann gibt´s noch die alteingesessenen Führungskräfte egal ob HB oder EA (eher ersteres) die meinen es passt alles so wie es vor 30 Jahren war und wir warten jetzt mal ab und früher hat es ja auch funktioniert. Laut denen sollten wir ja eigentlich wieder auf T3 Flachdach und Rettungshelfer mit 16h Kurs zurück steigen :wink: . Im Gesamten macht das so für motivierte Mitarbeiter (egal ob HA oder EA) halt eher wenig Sinn und Spaß.

So etabliert wie dieses Verhalten ist, wundert es mich eig. dass es nicht schon längst als achter RK-Grundsatz aufgenommen wurde… Wäre wohl der einzige Grundsatz der in ganz Österreich auch wirklich gelebt wird.

Na ja. Ich vergleiche das mal mit der „Privatwirtschaft „ da haben angelernte Mitarbeiter auch oft ein Problem mit der Akzeptanz ihrer Arbeit, ihrer Veränderung bei der Dienstverrichtung etc. Der einzige Weg ist eine Abstimmung mit den Füßen. Da wie dort. Weil in den nächsten Dekaden, geschätzt, wird sich da beim Arbeitsplatz RD nichts ändern.

Das schlimme ist, unsere HA-Kollegen sehen sich jetzt auch nicht als „Berufsretter“ sodern als Krankentaxler, was bei den Aufträgen unter der Woche kein Wunder ist.
Bei der Hälfte der Patienten würde in Wien selbst der Haller sagen: „gens, da vorn is die nächste Bim Station, mit der kommens auch ins Spital, wegen sowas brauchens uns nicht rufen.“

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Ich würde da jetzt nicht einen Stimmungsbericht von einer Dienststelle/einer Region auf ganz NÖ verallgemeinern. :wink: Es gibt auch Dienststellen, wo es eine ziemliche Aufbruchsstimmung gibt, weil sich endlich was tut.

Ich finde auch, dass die Spannungslinien nicht entlang der Achse HB/EA laufen, sondern eher „Retter“ vs. „Taxler“. Ich kenne auch erfahrene RS-HBs, die gerade ihre Felle davonschwimmen sehen und dementsprechend Stimmung gegen jede Art der Veränderung machen.

Das stimmt aber leider trifft es auf die Regionen im Norden (WV) und Westen (MV) verstärkt zu das kann man schon fast pauschal sagen :wink:- Beim letzten Absatz gebe ich dir auch völlig recht.

Du meinst die Trennung RD/KT würde die Sache entspannen? In dem die HB die für KT ausgebildet wurden nicht mehr den stressigen RD mitbedienen müssen?
Da wäre dann halt noch das Thema: wer fährt dann den RD?
(ja ich weiß, bewusst provokant)

In einem Bundesland das über Jahrzehnte gut damit gefahren ist das Niveau für EA wie HB auf dem RS Kurs einzufrieren - einfach dann ein paar davon in den RD zu schmeissen?
Klar gibt es da auch gute und erfahrene Leute, aber wieviele davon sind ausgebildete NFS (auf Minimalniveau vom Kurs oder mehr)?
Von den ganz wenigen Ausnahmen auf den NEF Stützpunkten wird ja nix frei werden…

In meinen Augen stellt sich die Frage einer vollständigen Trennung RD/KT grade im ländlichen Raum nicht.
Aber ein Fokus auf ein gutes RD-Niveau von bestimmten Fahrzeugen und des Personal drauf ist überfällig.
Da gehört ein Entwicklungsplan her über ein paar Jahre, in meinen Augen sollte jeder Hauptberufliche der im RD eingesetzt wird zumindest NFS sein - und besser mehr.
Das Programm wird nur einem Teil der Ehrenamtlichen verkaufbar sein, die können sich entscheiden als SAN1 mitzuziehen oder Fahrer bzw. SAN2 zu bleiben.

All das ist ein Aufbruch der rundum passiert, da gehört halt auch Stimmung dafür gemacht, und die KollegInnen müssen davon überzeugt werden.
Und es wird leider auch welche geben die sich nach Hinten gestellt fühlen werden, daran muss sorgsam und empathisch gearbeitet werden um jene dennoch die Wertschätzung zu geben und sie im Dienst zu behalten.

Privatisierung (RK) eines Grundpfeilers der gesundheitlichen Versorgung in einem Land im Spätkapitalismus, in dem die Lobbys und die Industriellenvereinigung der Regierung das Programm schreiben, sind die Ursache.

Gegensteuern kann einzig ein organisierter Zusammenschluss aller Arbeiter (ja, auch die freiwilligen) in Form von kämpferischen (!) Gewerkschaften, die sich endlich mal trauen wirklich was zu machen und groß angelegte landesweite Streiks machen.

Bis das passiert wird sich absolut nichts ändern.

  1. Die Quantität der ehrenamtlich erbrachten Dienststunden in Verbindung mit brav tun was die medizinisch ahnungslose Führung schwurbelt (freiwilliges Hobbyblaulichttaxi) zählt wesentlich mehr als Ausbildung und Erfahrung, die Rettungsdienst erst möglich machen würde.

  2. Arbeitsmaterial steht nicht zur Verfügung.

  3. Der HA NKI wird im Zweifel im CoV-KTP eingesetzt, damit sich der frische EA RS im „Rettungsdienst“ aufgeilen kann.

  4. Es gibt nur eine Fahrzeuggattung („SEW“). Mittlerweile wird zwar - zumindest von „meiner“ Leitstelle für manche Indikationen ein NFS-SEW vorrangig disponiert. Bei allem anderen wird dieser aber nicht zurückgehalten (2 NFS-SEW sind mit Fernfahrten beschäftigt, die RS bedienen zuhause die Notfälle)

Ja, die Luft ist draußen. Und die Luft ist umso mehr draußen, je besser ausgebildet.
Ich helfe mir momentan damit, das auf die CoV-Situation zu schieben und zu hoffen dass es besser wird.

Die Gewerkschaft ist so viel wert wie ihre Mitglieder…
Die Betriebsräte/Personalvertreter im RD müssten da die Schnittstelle sein. Tatsache ist, sie sind es nicht, obwohl es deren nur wenige gibt sind sie untereinander nicht vernetzt, arbeiten nicht zusammen und nützen entsprechende Gelegenheiten leider auch nicht. Gerade die Initiative „Offensive Gesundheit“ auf Gewerkschaftsebene in der quasi alle anderen Gesundheits- und Sozialberufe beteiligt sind, wäre für die ArbeitnehmervertreterInnen im Rettungsdienst DIE Gelegenheit sich zu beteiligen und endlich eine Lobby aufzubauen. Leider passiert diesbezüglich gar nichts.

– 1 Blöd ist wenn die Führung gegen diese Änderung ist und Qualität im Rettungsdienst was böses ist, mit dem man die heilige Quantität vertreibt.
– 2 Da hast du recht, aber leider steht dies oft so im Vordergrund dass die persönlichen Befindlichkeiten der RTW-Lenkraddreher weitaus wichtiger sind als jegliche Veränderung.

Vielen Dank für eure vielen Antworten.
Sehr spannend dass es alle doch ähnlich sehen … nur leider ist es und bleibt es wohl ein Trauerspiel.

Ich denke die größte behebbare Ursache ist das mehrzwecksystem. Regelmäßig höre ich von den NFS Kollegen aus OÖ, dass sie wieder mal auf Dialysefahrt waren und über Funk hören, wie der zivibomber zur Reanimation/VU/MCI/Geburt/etc. fährt.

Man muss den Leuten (HA und EA) einen Grund geben sich fortzubilden. Dann müssen die EA eben auch mehr Ausbildung machen, um auf dem primären Notfallrettungsmittel zu sitzen.

Da fängt das Problem ja früher an. Es gibt genügend fortbildungswillige Kollegen, aber die NFS-Ausbildung bleibt auch geeigneten Kollegen weitgehend verwährt. Externe Fortbildungen leiden an geringer Akzeptanz und kosten, bzw. setzen sie als Grundlage NFS voraus.

Mittlerweile wird* ein mit NFS besetztes Fahrzeug bei Einsätzen ab Prio3 (Anfahrt mit Blaulicht) vorgezogen.

*ABER:
Kein Dispo-Algorithmus, wir fahren sehr wenig mit Blaulicht an.
Dieses Vorziehen gilt nicht, wenn ein Arzt (welcher auch immer) mitverständigt ist
Bei allem anderen werden die NFS dezidiert nicht zurückgehalten (es funktioniert also nur WENN bei Alarmierung zufällig ein NFS-SEW und ein RS-SEW auf der Dienststelle stehen.
UND das ganze ist nur eine Empfehlung an die Leitstellen.

Will noch jemand was zum Thema Systemtrennung in OÖ wissen? Davon sind wir weit weg.

Ich sehe da jetzt nicht viel Unterschied zur Steiermark.

Fake News.
In oÖ haben wir Datenfunk und Tetra. Da bekommen die anderen Manschaften vom Einsatz nichts mitt. Maximal hören sie was von einer Lagemeldung oder bei der Hubschrauberalarmierung an einem Stützpunkt der keinen Datenfunk hat.

Wird bei euch absolut nichts gefunkt in OÖ? Ansonsten bekommt man sehrwohl mit was los ist.