Ruhig bleiben im Einsatz

Liebes Forum,

Bin seit fast einem Jahr RS und fahre regelmässig Ehrenamtlich Dienste.
Ein guter Kollege mit dem ich regelmässigfahre tut sich bei EInsätze manchmal schwer ruhig zu bleiben bzw die ruhe zu bewahren um klar und fokusiert den Einsatz zu leiten.
Funktioniert alles gut aber er würde gerne mit etwas mehr Ruhe in Einsätze gehen um gut strukturiert arbeiten zu können.
Habt ihr irgendwelche Tricks ,GEdankentipps bzw Atemtechniken um nicht wärend den Einsätzen zu „huddeln“ und „fokusiert“. zu bleiben.
Ich tu mir schwer ihm tipps zu geben und hoffe das wir hier ein paar Tipps für evtl. „frische Sanis“ zusammenzutragen um die Situation zu erleichtern.

Vielen Dank!

Meine Meinung dazu ist, dass man es entweder kann oder eben nicht. Ich glaube nicht, dass das etwas ist das man lernen kann.

Klar ist man anfangs immer sehr aufgeregt bis man mal ein bisschen was gesehen und getan hat. Man darf am Anfang als dritter am Auto schon einfach nur „dabei sein“ und zusehen und lernen. Sich langsam steigern. Aber nach einer gewissen Zeit merkt man ob man in diesem Bereich arbeiten kann oder nicht.

Aber das ist nur meine Meinung zu dem Thema.

Meinen Azubis sage ich auch immer sie sollen sich ans ABCDE Schema halten. Das gibt Struktur und Sicherheit. Und man ist nie alleine vor Ort und kann sich auf die anderen verlassen.

Das einzige was meiner Meinung nach wirklich hilft ist Erfahrung, Erfahrung und noch mehr Erfahrung.
Die ist aber leider nicht so leicht zu sammeln, insbesondere in Ländlichen Gebieten mit einem KT/NFR Mischsystem sind die Möglichkeiten stark begrenzt.
Ich bin jetzt nach ein paar Jahren am RTW in Wien viel ruhiger und entspannter im Einsatz als ich es als Wald und Wiesen Sani war. Ich fahr ja auch in 1-2 Diensten das gesamte Jahres-Notfallaufkommen eines Kollegen daheim am Land :wink:

Da du dein eigenes Einsatzaufkommen außer durch mehr Dienste jetzt nicht wirklich steigern kannst, bleibt nur Fortbildung als Alternative ( auch wenn die Erfahrung nie ersetzen kann). Ich hab nach ein paar Jahren als RS und noch lange bevor ich nach Wien gegangen bin angefangen mich intensiv mit der Zeitschrift "Rettungsdienst " , dem Handbuch für RS und NFS und einigem mehr zu beschäftigen. Hat mich auch sehr viel weiter gebracht.

Suche im Internet nach Tactical Breathing.

Vor kurzem wurde in einem Vortrag vom Referenten darauf Bezug genommen, dieser hat anekdotisch davon erzählt, dass das im Einsatz gut funktioniert hat, als die Situation zu entgleisen drohte.

Danke für die Antwort , ja hab Tactical Breathing schonmal wo gehört wird anscheinend auch von Spezialeinheiten wie der Cobra oder WEGA verwendet.

Eine Erfahrung - wemm die Situation hektischer wird, sich zwingen langsamer zu arbeiten. Klingt paradox, hilft aber - da ein hetkischer Fehler mehr Zeit kostet als gezwungen langsam zu arbeiten. Außerdem gibt es dir die Zeit zum Denken wenn du langsamer arbeitest, was dir sonst durch die Hektik verloren geht.

Was mir, und vor allem auch meinen zum Teil unerfahrenen Kollegen, sehr geholfen hat war das Besprechen des Einsatzes auf der Anfahrt. Mit den wenigen Informationen die es gibt können verschiedenste Verdachtsdiagnosen und deren Arbeitsschema bereits im Voraus besprochen werden und das half bereits bei vielen Einsätzen.
Der Hinweis von Oxygen ist sehr gut, in der Hektik langsam zu arbeiten. CRM - 10for10. Nehmt euch etwas Zeit, redet während des Einsatzes miteinander. Das nimmt die Last von einem einzelnen.

…„Wenn du es eilig hast, geh langsam.“…dieses Zitat wird Konfuzius zugeschrieben.
Alles andere führt zu unnötigen Fehlern.

  1. voraussetzung, bevor man den dienst beginnt: eigene psychohygiene und eigene bedürfnisse berücksichtigen, bevor man anderen helfen will - psychotherapie und mit menschen reden, die einem nahestehen ist eine gute sache

  2. gute ausbildung und fortbildung, man lernt nie aus. am besten auch während des dienstes, wenn mal grad nichts zu tun ist usw

  3. gutes und regelmäßiges Training, insbesondere Simulationstrainings mit CRM, am besten mit denselben leuten, mit denen du dann auch Einsätze hast. was man nicht regelmäßig übt, das kann man auch nicht!

  4. wenn man selbst merkt, dass man nervös ist - kurz innehalten und 1x tief ein und ausatmen hilft mir oft. ich denke mir dann auch „ich kann das. das ist das, wofür ich so viel trainiert habe“.

  5. während des einsatzes CRM-regeln so gut es geht leben

  6. einsätze nachbesprechen und offene fehler- und feedbackkultur praktizieren

  7. aus fehlern und problemen lernen.

abgesehen davon - (präklinische) notfallmedizin gehört mit sicherheit zu den stressigsten berufsfeldern, in denen man unterwegs sein kann. ich mache absichtlich nur dienste mit sanis, denen ich auch als menschen sehr vertraue und mit denen ich mich wohlfühle - das hilft. hör nicht auf die helden, die als supersanis vom himmel gefallen sind und behaupten, man kann das nicht lernen. ich kann mich noch erinnern wie ich gezittert hat als ich das erste mal jemandem blutzucker gemessen hab. es wird mit der zeit und mit den (hoffentlich vielen) schönen momenten und erfolgserlebnissen besser!

Vielen Danke für die ausführliche Antwort!
Das das stimmt Fortbildungs und Simulationstraining ist echt wichtig, wird aber meiner Meinung nach viel zu wenig angeboten und sollte regelmässig gemacht werden.
Man hört oft von erfahrenen Sanis die durch die Routine schon sicherer sind, dass man für den Beruf/Tätigkeit einfach gemacht sein muss, was natürlich stimmt, aber ohne Erfahrung und Routine ist man halt unsicherer und muss diese erst über die Jahre sammeln.