Medizinischer Notfall in einem "Öffi" in Wien

Meine Beobachtung und auch gleich meine Frage …
Ich habe nun schon 2 mal erlebt, dass in einer Schnellbahn ein Fahrgast ein (moderates) gesundheitliches Problem hatte. Zug steht, Pat bleibt im Zug, RD kommt und macht die Anamnese und Diagnostik im Waggon weiter. Gibt es diesbezüglich in Wien eine Vorgabe? Weil ich würde speziell bei gemäßigten Temperaturen wie jetzt rasch aussteigen und am Tragesessel am Bahnsteig arbeiten.

Warum würdest du schnell aussteigen?

Damit 300 andere Leute pünktlich weiterkommen. :wink: Und die 300 im nächsten Zug und im übernächsten und im überübernächsten und…

Nachdem die öbb als Beispiel den Zug jetzt schon 10 Minuten warten hat lassen (unsere Alarmierung, ausrückezeit und Anfahrt) da kann es noch ein paar mi Uten dauern bis wir geschaut haben was der Patient hat und bis wir ihn schonend aus dem Fahrzeug gerettet haben.
Die paar Minuten sind dann auch egal.

Deine Gedanken sollten beim Patienten sein und nicht bei anderen Unbeteiligten…

Ja eh, das ist mir schon klar. Aber meine Gedanken können auch nach der ersten Minute Vollkonzentration auf meinen Patientin ergeben, dass ma uns jetzt einmal aufs Bankerl in der Station setzen und dort weiter drüber reden.

Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kolleginnen in Wien das genau so handhaben werden. Bestätigt sich der Ersteindruck, dass es sich um einen stabilen Patientin handelt, dann werden sie wohl die Auswirkungen auf die Welt rundherum in ihre Überlegungen miteinbeziehen.

Ich wollt nur meinen Senf dazugeben in die Richtung: es gibt Patientinnen, da muss ich mich voll darauf konzentrieren, ein lebensbedrohliches Problem zu beheben und es gibt Patientinnen, da darf ich die Auswirkungen meines Tuns auf andere auch in die Rechnung miteinbeziehen. Und die Grenzen sind wie immer fließend, weil Schwarz und Weiß gibt’s ned… :wink:

Ich habe in meiner Fragestellung extra auf einen „moderaten Notfall“ verwiesen.

Ich versuche immer die Patienten wenns geht schnell aus dem Zug zu bekommen. Geht eh meistens.

Verstehe es andersrum auch, da sind ja Laien am Werk. Stell dir vor du bugsierst einen Menschen dem schlecht ist jetzt raus auf ein Bankerl und der kippt um und ist kritischer. Primär deppert und es wird sich garantiert jemanden finden, der sagt es wäre alles ned passiert wenn der im Zug sitzen bleiben hätte können.

Wie mans macht is falsch, also ein Klassiker.

Bei mir ist sowas U.a. davon abhängig wie weit das Fahrzeug entfernt ist.

Wenn ich mit dem Patienten erstmal 200 Meter gehen müsste, bis wir diesen ins Fahrzeug einladen und dort die Diagnostik und Anamnese machen, mache ich es lieber noch im öffentlichen Verkehrsmittel.

Ich möchte ehrlich gesagt nicht riskieren, dass es heißt: Der Samariter hat den Patienten einfach aus dem Verkehrsmittel geholt und auf einmal geht es ihm schlechter! Der hat sicherlich grob fahrlässig gehandelt!!

Da bin ich lieber auf der sicheren Seite und lasse die Leute halt 2 Minuten warten.

Wenn ich aber zB das Fahrzeug direkt vor der Nase habe, bringe ich den Patienten ins Auto und mache dort die Diagnostik und Anamnese.

Also zuerst einmal, es gibt keine Vorgabe. Wäre auch irgendwie schwer.

Die Wr. Linien versuchen üblicherweise jeden bei dem es möglich ist ihn auf die Bank am Bahnsteig zu bringen. Diese Patienten treffen wir dann üblicherweise dort an.

Wie man in der Öffentlichkeit arbeitet ist letzten Endes jedem selbst überlassen. Ich persönlich mag meinen RTW für die genaue Untersuchung/Behandlung - denn dort habe ich alles da, der Patient ist schon auf der Trage wo er hingehört, die Privatsphäre des Patienten ist gesichert, ich werde nicht gestört, sämtliches Material ist griffbereit, etc.
Deshalb ist meine Herangehensweise üblicherweise ein schneller ABCDE Check vor Ort, wenn irgendwelche Probleme bestehen die eventuell einen kritischen Zustand verursachen können geht der Patient nicht selbst zum RTW sondern kommt auf die Trage und alles weitere wird im RTW gemacht. - Das sehen viele Kollegen aber auch anders, die machen halt gerne in der Öffentlichkeit alles und entscheiden dann ob der Patient gehen kann oder nicht…