Telenotarzt

Hallo Liebes Forum

In Deutschland gan/gibt es einige Versuche zum Thema Telenotarzt.
Pilotprojekt-Mit-Telenotaerzten-gegen-den-Notarztmangel
Was haltet ihr davon?
Wisst ihr ob so was bei uns in Planung ist?

Zuletzt hat die A1 verlautbart in einer 5G Werbung, dass der KAV daran arbeiten soll… und Aachen als Beispiel genommen (wo es über LTE auch schon geht) - ob das nur Marketing ist, oder was Wahres dran ist, bleibt offen. Ein Wunschtraum für die Journalärzte bzw altgediente NA die nicht mehr ausfahren wollen, ist es sicher.

Hier der A1 Werbesujet
a1.net/BusinessChange/pd/5g … edizin_v2/

Hier ein Werbebeitrag aus Aachen
youtu.be/yBJHSWqHtsY

Tatsächlich hat in Deutschland die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (NRW) die flächendeckende Einführung des Tele-Notarztes beschlossen.

Meine Meinung:

Mit einem landesweit einheitlichen GPS-basierten Ersthelfer-System sowie entsprechender Aus- und Fortbildung der Notfallsanitäter (de) könnte man mehr reißen.

Für gewisse Situationen (Narkoseeinleitung, chirurgischer Atemweg, Thoraxdrainage (nicht -entlastungspunktion!) o.ä.) brauche ich eh den Notarzt vor Ort. Und vieles weiteres könnten die NotSan auch selber einleiten.

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Braucht man es dafür tatsächlich?
Der nichtärztliche ungarische Rettungsoffizier macht all dies ganz ohne Arzt und seine Ausbildung ist zwar akademisch aber nicht sonderlich viel länger als die eines NotSan. Wobei auch das ungarische Rettungswesen Notärzte kennt, etwa für Notamputationen, Notkaiserschnitte, etc. - insbesondere aber für Intensivüberstellungen.

Solange bei uns die NotSans auf dem RTW dank zahlreicher NACA Score 1 und 2 Einsätze verheizt werden ist an sowas nicht zu denken.

Gesendet von meinem SM-G973F mit Tapatalk

Aber das ist doch in allen Ländern der ersten Welt wo es ein einigermaßen strukturiertes Rettungswesen gibt so. Die Menschen rufen halt „im Zweifel“ den Rettungsdienst, egal wie strukturiert und hochwertig die Abfrage ist, in vielen Fällen kommt raus „oooh mein Gott da ist die Kacke am Dampfen“, wenn man dann mal dort steht sieht die Welt meistens ganz anders aus. Die schwere Atemstörung mit Bewusstseinstrübung ist eine Panikattacke bei bereits bekannten Panikattacken, die Patienten ist bis zu unserem Eintreffen wieder wohlauf und will nur mehr nach Hause… Der schwerkranke Patient ist einfach nur alt und schwach und hätte nicht versuchen sollen öffentlich zur Routineuntersuchung zu fahren und sich besser einen Krankentransport bestellen… Die starke Blutung ist ein Schnitt in den Finger… Der Bewusstlose ist ein schlafender Unterstandsloser, der äußerst ungehalten auf den nicht bestellten Weckdienst des RD reagiert… Der andauernde Krampfanfall ist eine Person mit Fieber und Schüttelfrost… Die Schlaganfall-Sprach/Bewegungsstörungen stellen sich als ausgekugelte Schulter heraus… usw.

Auch mein Eindruck, dass das weltweit in industrialisierten Ländern so der Fall ist, wird immer Teil des Systems sein.

Da kann ein gut strukturiertes System aber schon weiterhelfen, indem es zu Einsätzen, bei denen keine Vitale Bedrohung vorliegt nicht die höchstwertigen Resourcen entsendet, sondern zu diesen Einsätzen (N)-KTW entsendet, oder gleich anderweitig Hilfe vermittelt (z.b. ÄFD)

Man kann es aber auch so wie in OÖ lösen und überall gleich schlechte Ressourcen hinschicken.

Weil die durchschnittlichen 2,5 Jahre, die ein Mitarbeiter in OÖ im Rettungsdienst verbringt, ja sehr für die Zufriedenheit mit dem Konzept sprechen :wink:

Gegen diese Aussage muss ich mich schon verwehren. Ich bewerte sie als unqualifiziertes blabla.

Es wird das nächstgelegene Rettungsmittel entsandt ohne Rücksicht auf Qualifikationen. Man fährt mit den KTW äh SEWs alles, vom KT bis zum Polytrauma. An vielen Bezirksstellen kann man die Anzahl der NFS an einer Hand abzählen. Wenn kein NEF verfügbar ist, fliegt der RTH zu irgendwelchen lächerlichen „Notarzteinsätzen“, weil sich das Team am BO nicht „gspiat“. Und die ITFs sind teilweise hochwertig besetzt, aber ausgestattet wie ein SEW…
Und von Fetzereien über Einsatzgebiete fang ich erst garnicht an

Ich würde das System dafür verwenden die rund 50% Fehlfahrten (NACA <4) der Notarztsysteme nach unten zu schrauben.
Nix ist frustrierender für alle Beteiligten (NA/RS/NFS/Patient/Angehörige) als ein NA der kommt, nix macht und wieder fährt.
Damit könnte sich der NA ein Bild machen was ihn erwartet und vor Ab/Anfahrt entscheiden ob er kommen möchte.

Also wo ich fahre wird es des öfteren so gehandhabt, dass man mit dem diensthabenden Notarzt mal kurz telefoniert und Rücksprache hält ob er es für nötig hält nachgefordert zu werden oder nicht.
Grad bei so Einsätzen wo es dem Pat. zwar gut geht, man aber aufgrund div. Parameter nachfordern müsste…

Letzthin bei einem Einsatz bei einem ca. 45 jahre alten Pat. der direkt nach dem Aufwachen über allgemeine Schwäche und Palpitationen geklagt hat. Im EKG war er tachykard und arrythmisch (Frequenzen zwischen 120 und 180). Zusätzlich polymorphe Extrasystolen. Soweit aber ABC komplett stabil und hat auch keinen „kranken“ Eindruck gemacht. Unsere Verdachtsdiagnose war tachykardes Vorhofflimmern.

Der Notarzt meinte nur, Leitung legen, Blut abnehmen und mit Monitoring ins KH. Wenn der Zustand sich verschlechtern sollte → nachfordern.
Das ganze dann im Protokoll so dokumentiert und alle waren zufrieden. (Auch der Chefarzt der alle Protokolle mit Notkompetenzanwendung validiert)

Grade in dem Fall hat es sich als sinnvoll erwiesen, weil der NA etwa 10 minuten nach dem Anruf für einen frischen Infarkt nachgefordert wurde.

Nur das Telefonat wird nicht auf gezeichnet und im Falle des Falles bezweifle ich, dass der Notarzt im Nachhinein nochmal alles genauso bestätigt.

Wir hatten einen NA der hat immer gesagt, „ich bin nicht vor Ort, ich sehe den Patienten nicht, ich kann über Telefon keine genaue Einschätzung machen, ihr seid Vorort, ihr seid ausgebildet, ihr müsst wissen ob ihr einen Arzt braucht oder nicht.“

Was auch genau richtig ist. Ob der Notarzt jetzt auf der Dienststelle sitzt oder den Patienten übergibt, ändert nichts an seinem Gehalt. Im Gegenteil, er wird fürs Arbeiten bezahlt.

Darum wirds auch ins Protokoll geschrieben :wink:

Stimmt. Definitiv. Ich hab auch kein schlechtes Gewissen wenn ich den Doc nachts um 3 aus dem Bett hole wenns ihn braucht.
Aber wir haben nicht unbegrenzt Ressourcen und man sollte so gut es geht damit haushalten.

Wenn WIR es schon selbst nicht richtig praktizieren, wie können wir es dann von anderen (Leitstelle, Bürger, etc…) verlangen?

Und der Notarzt unterschreibt es bzw fertigt sein eigenes an? Ansonsten ist es wertlos, weil er, wie bereits gesagt, es ganz anders darstellen wird.

Zu wenig Ressourcen ist aber nicht mein Problem. Da müssen sich die Herren weiter oben sich was überlegen ob es mehr Notärzte braucht, eine bessere Leitstelle oder eine bessere Ausbildung der Sanis :wink:

In Wien fährt man sowas als NFS alleine, ohne Rückfrage und ohne NEF Nachforderung. Bei gleichzeitig Alarmierung mit NEF wird storniert, spätestens sobald ein EKG vorliegt.

Es geht um eine nachvollziehbare Dokumentation. Wenn man sich das Protokoll durchliest und sich fragt warum eine Leitung gelegt wurde („ohne Indikation“ laut eines Algorithmus).
Und warum der Transport ohne Nachforderung geschehen ist, sieht man, dass eine Kommunikation stattgefunden hat und das so miteinander abgestimmt wurde.

Und FALLS es dann VIELLEICHT mal nach einiger Zeit zu einer Untersuchung kommen SOLLTE, wird sicherlich das direkt nach dem Einsatz dokumentierte mehr zählen als ein aktuelles Dementi.

:unamused:
Ich hab von begrenzten(!) Ressourcen geschrieben. Auf die eine oder andere Art werden Ressourcen IMMER begrenzt sein.
Sinnvolles und sparsames umgehen ist gefragt.

Und du würdest sehr wohl mehrere(!) Probleme sehen, wenn du auch nur ein bisschen nachdenken würdest und nicht immer nur so plakativ herumtrollen würdest…

Wer bezahlt denn das System, die Notärzte, die Autos und Stationen?
Woher sollen die ganzen Notärzte kommen?
Wer bezahlt schlussendlich die Kosten für immer professioneller ausgebildete Sanis (ich bin absolut für eine bessere Ausbildung ala Schweiz)?
Was wenn jemand den Notarzt wegen einer Lappalie blockiert, weil ihn die Ressourcenknappheit eh nix angeht und du ihn gleichzeitig wirklich brauchst, weil dein Patient stirbt?