Tätigkeitsbereich Fieldsupervisor [Wien]

Liebe Leute,
ich möchte mir kurz Zeit nehmen und nach wiederholten Unklarheiten zum Thema Fieldsupervisor euch ein bisschen über den Aufgaben- und Tätigkeitsbereich des FISU informieren.

Das FISU System so wie es dzt. existiert hat seinen Ursprung in den Jahren 2007 bis 2010 in denen die CIRC Studie stattfand. Damals hieß die FISU nach AKL (Akademieleitung) und wurde eingesetzt um die Durchführung der Studie zu überwachen und die Qualität zu gewährleisten.
Das System blieb bestehen und wurde auf die allgemeine Qualtitätssicherung ausgeweitet.
Mittlerweile heißen die AKL Fahrzeuge Fieldsupervisor, angelehnt an die Systeme aus dem angelamerikanischen Rettungsdiensten und unterliegen einen speziellen Ausrückeordnung. Die Anzahl der Fahrzeuge wurde auf 3 erweitert und setzt sich aus Zentrale-FISU, Penzing- FISU und Aspern-FISU zusammen. Stellt sich ein Arzt aus dem AKH (NFA) zur Verfügung, bezieht einer der drei FISU Standort im AKH und nennt sich AKH-FISU. Die Ausrückeordnung und Ausstattung ist die gleiche, das Fahrzeug ist lediglich zusätzlich mit Giften ausgestattet und einem Arzt besetzt.
Die Ausstattung der Fahrzeuge besteht aus LP-15, Einsatzrücksack zumindest mit Notfallkompetenz Medikamenten (meistens erweitertes Ampullarium), Videolaryngoskop McGrath, Lucas 2, O2, Stifnecktasche inkl. Beckengurt und Rettungsboa.

Die Einsatzzahlen der Fahrzeuge im Jahr 2017 reichen von ca. 1500 Einsätzen des ZTR-FISU und ca. 400 Einsätzen des AKH-FISU.

Es versehen dzt. 17 Sanitäter Dienst als FISU. Alle Sanitäter sind NFS-NKI, Lehrsanitäter und besuchen das Pilotprojekt zur Ausbildung zum Dipl. NFS. Ebenso haben die meisten Kollegen Ausbildungen wie ERC-ALS,PHTLS,AMLS, EPC. Einige FISU sind zusätzlich HEMS Crew Member.
Die Einschulung als Lehrsanitäter und FISU dauert 1 Jahr.

Am Einsatzort ist der Hauptaufgabenbereich des FISU die Supervision, für viele Kollegen und Ärzte sind die FISU aber willkommene kompetente Kollegen am Einsatzort. Ist ein NA Vorort kann man sich oftmals auf eine bloße Beobachtung beschränken, sich ev. um die Angehörigenbetreuung und das KH-AVISO kümmern. Gerade in Zeiten der 2 Mann/Frau-Besatzung werden aber immer öfters alle Hände benötigt.
Ist kein NA Vorort übernimmt je nach Qualifikation des RTW Teamleaders auch das Teamleading.
FISU haben eine eigene Digitale Dokumentationsmöglichkeit betreffend der Qualität der Arbeit des anwesenden Sanitätspersonals, parallel dazu werden die Einsätze am Toughbook dokumentiert.
Am Ende eines Einsatzes wird ein Feedbackgespräch geführt um Probleme, Unklarheiten oder auch gute Leistungen anzuprechen. War eine befreundete Organisation an dem Einsatz beteiligt, ist auch diese herzlich eingeladen an dem Feedbackgespräch teilzunehmen, aber leider nicht immer willig dazu.
Da kommen wir auch schon zu den Problemen. Befreundete Organisationen und auch so manche NAs sind nicht immer erfreut von unserer Anwesenheit. Zum einen wollen einige Kollegen sowie Ärzte nicht von uns beobachtet werden und man merkt dieses Unbehagen und zum anderen fühlen sich viele Ärzte in Ihrer in ihrem „Ärztedasein“ beschnitten. Diese Probleme gehen auch mit dem über das Ziel hinausschießen ein paar FISU einher. Für diese Tätigkeit braucht es ein gute Portion Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kollegen und Ärzten.

Im Großen und Ganzen finde ich dieses Projekt ausgezeichnet und hat mit Sicherheit zur Qualitätssteigerung beigetragen. Es gibt auch in einigen österreicheschen und europäischen Rettungsdiensten Interesse dieses System, welches sich doch zum amerikanischen FISU System unterscheidet, zu übernehmen.
Obwohl wird derzeit unseren Platz im Wiener RD gefunden haben und nicht mehr wegzudenken sind, müssen wir unserer Daseinsberechtigung stätig unter Beweis stellen und am Ball bleiben. Ich persönlich freue mich auf die Zukunft und hoffe, dass das System so oder auch in Zukunft adaptiert lange bestehen bleibt.

Ich sehe das eigentlich völlig neutral und hör mir immer gerne externes Feedback an. Meistens sind da sehr gute Punkte dabei, manchmal weniger und manchmal kommen auch Punkte die wir bei der JUH ganz bewusst anders machen/gelernt haben. Da muss man darüber stehen, auch im Bewusstsein, dass das Feedback der FISUs ein Feedback ist und die „fachliche Aufsicht“ durch das ABZ der JUH (Respektive ASB, RK etc) erfolgt.

Meiner Beobachtung nach ziehen sich ein paar Issues durch die meisten FISUs: Zb bedingungslose Liebe zu Spineboard und LUCAS und das Begehren möglichst viele Patienten unter Reanimation ins Krankenhaus zu transportieren.

Vielen Dank für diesen Beitrag, sehr interessant zu lesen und schön, so etwas aus erster Hand zu hören.

Danke.
Wie kann man sich in etwa die Ausrückorder vorstellen?

@zeillerkommentar:
Das es ein Begehren gibt möglichst viele Pat. unter CPR ins KH zu bringen kann ich nicht unterschreiben, die bedingungslose Liebe zu Spineboard und Lucas teilw. schon. Wobei unsere Kollegen großteils sehr gut auf das Spineboard geschult sind und die Praktikabelizität erkannt haben und es auch bei Reanimationen sehr gerne verwenden. Situationsbedingt wird aber auch die Vakuummatratze regelmäßig verwendet. Der Lucas ist ebenso ein praktisches Tool vorallem kann ich so einen Mann/Frau frei spielen und den Pat. während des Transportes zB durchs Stiegenhaus reanimieren. Brauch ich dir wahrsch. nicht erklären. Wenn genug Leute am BO sind lasse ich aber auch gerne manuell reanimieren. Einge Fisu haben bestimmt eine Affinität zu dem Gerät.

@olfa: Der Fisu fährt zu jedem Eco Code, und zu einigen Delta Codes wie Stich/Schussverletzungen und Verkehrsunfällen.
Teilw entscheidet der Disponent spontan dass er den Fisu zu einem Einsatz dazu alarmiert.
Zudem kann ich mich zu jedem Einsatz dazu melden wenn ich möchte.

Hi!
Da ihr in der Qualitätssicherung tätig seit:
Welche Kriterien überprüft ihr und konntet ihr schon eine Qualitätssteigerung feststellen?
Gibt es irgendwo Berichte, Zahlen usw dazu?

Zahlen konnten wir bis dato keine liefern, abgesehen von Einsatzahlen und unseren subjektiven Eindrücken und der subj Qualitätssteigerung. Das würde auch kritisiert. Jetzt haben wir seit einem halben Jahr die Möglichkeit die Tätigkeit des Personals zu dokumentieren und nach einem Jahr odee länger zu evaluieren. Da ist der Umgang mit Bergematerial, Sicherheit am Einsatzort, Atemwegsmanagement und vieles weitere einzeln zu bewerten.
Wir sind mit Sicherheit keine Qualitätssicherung im Sinne eines großen Unternehmens, da fehlt uns das nötige geeignete Personal.

Vor ein paar Wochen hatte ich im Rahmen eines NKTW Diensts meine erste Reanimation. FISU und NEF waren relativ bald vor Ort. Aus meiner Sicht als SAN1 war der FISU eine große und sehr professionelle Unterstützung und zu keinem Zeitpunkt irgendwie ungut, wie ich das von KollegInnen schon mal gehört habe. Feedbackgespräch gab es für uns leider keines, wahrscheinlich weil wir gar nicht wussten, dass so etwas üblich/möglich ist.

Das System ansich ist ja ganz nett, wie es rechtlich gedeckt ist, dasss eine „Qualitätssicherung“ mit Sondersignal zufährt ist mir allerdings etwas schleierhaft.
Ebenso hat jemand der nicht im „Team“ ist auch kein „Teamleader“ zu sein, das führt zwangsweise zu Komplikationen wenn man sich nicht kennt beispielsweise.

Zumindest stelle ich mir als „auswärtiger RD“ so vor.

Und ganz ehrliche Meinung zum Feedback… man weis selbst was gut gelaufen ist und was nicht, das klärt man auf der Rückfahrt zur/auf der Dienststelle schon mit den Kollegen.

Also sei mir nicht böse, aber „man weiß selbst was gut und schlecht gelaufen ist“ ist doch ein bissl anmaßend. Einem erfahrenen Lehrsanitäter der sich noch dazu außerhalb des Szenarios aufhält hat einen viel Besseren Blick auf Fehler die passieren und Dinge die besser gemacht werden könnten. Das is btw. keine Ma70 Erfindung, das Pit-Stop Crew Model funktioniert sehr ähnlich. Ich geh noch einen Schritt weiter und hoffe dass es bald auch ein CIRS gibt, in dem wir Fehler dokumentieren können.

Sobald ich am Einsatzort eintreffe bin ich im Team und wenn ich die höchste Ausbildung habe, übernehme ich auch das Teamleading, im Sinne des SanG und in weitere Folge im Sinne des Patienten, egal ob die anwesenden Kollegen mich kennen oder nicht. Ich stelle mich eh vor. Und im übrigen kennt ihr das Nef Team sprich den Notarzt auch nicht immer …

Die rechtliche Grundlage bzgl. des Blaulichts kann ich dir nicht genau erklären, sollte aber nicht an so einem Blödsinn scheitern, wenn ich mir anschaue wer so mit Blaulicht durch die Gegend fährt.

Das war keine Kritik an dem System ansich, wie erwähnt stelle ich mir die genannten Dinge, als jemand der das System nicht kennt, so vor.
Ob das „gut“ oder „schlecht“ ist vermag ich nicht zu beurteilen.

Wieso das?

Bei uns gibts Leute die nicht mal einsehen sich vom RTW zu entfernen wenn sie keine Infusion zusammenbauen können. Also erzähl mir nochmal dass die selbst überhaupt irgendetwas mitbekommen.

Es muss „Gefahr in Verzug“ vorliegen. Es liegt also offenbar Gefahr in Verzug vor, wenn ein RTW (ggf +NEF) der Wiener Berufsrettung mit einem kritischen Patienten alleine ist.

Damit hast Du den Grund :wink:

—> ACHTUNG IRONIE

so ein ähnliches Problem kenne ich von meinen deutschen kollegen - lehrrettungswache;
wenn ein lehrrettungswagen zusätzlich zum einsatzort für lehrzwecke ausrückt.

in wien könnte man es mit dem Lukas2 und gegebenenfalls verbrauchsmaterial nachschub argumentieren;

Trotz Anwesenheit kann die Gefahr in Verzug Situation noch vorliegen.

Des weiteren sehr lächerlich das ganze jetzt an der Blaufahrt zu kritisieren.

Was für eine Diskussion…

Also das bei einer Reanimation oder einem schweren Trauma keine dringende Hilfeleistung notwendig wäre steht wohl außer Frage. Auch ist nicht gesichert wer als erstes am BO ankommt: FISU, NEF oder RTW.

Aber wenn man sich schon über solche Kleinigkeiten anfängt Gedanken zu machen, warum fängt man dann nicht etwa bei der Feuerwehr an? Ist denn nach einem Brand oder bei einer Rauchentwicklung für ein Einsatzfahrzeug welches lediglich Material zur Lüftung bringt noch Gefahr in Verzug? Ist bei einer Fahrzeugbergung ohne eingeschlossene Personen Gefahr in Verzug? Oder warum nicht gleich zur Polizei: Ist zum Abtransport eines Gefangenen noch Gefahr in Verzug? Ist für das Verkehrsunfallkommando noch Gefahr in Verzug, wo der Einsatzort ja längst durch Streifenwagen abgesichert ist?
…falls sich darüber wer Gedanken machen will, ein paar Inputs habe ich geliefert, mit etwas Nachdenken findet man sicher noch mehr Möglichkeiten wie man irgendwem das Leben schwer machen kann.

Zurück zum Thema:

Die Idee ist eine Gute. Das System bewährt sich auch seit langem.
Der teilweise leider verbreitete schlechte Ruf bei einigen Sanis/Ärzten resultiert an schlechten Erfahrungen einiger Sanis/Ärzte mit gewissen einzelnen Fisus - die daraus resultierenden Geschichten verbreiten sich halt leider und schaden dem Image. Die meisten und mittlerweile fast alle Fisus sehen ihre Aufgabe so wie sie hier schon beschrieben wurde: Beobachten, Unterstützen und Feedbackgabe mit entsprechender Feedbackkultur.
Bei allen die bereits gute Erfahrungen gemacht haben, sind sie auch immer sehr gerne gesehen und man freut sich über ihr kommen. Das es auch dort mal jemanden gibt, dem die notwendige menschlich&pädagogische Kompetenz etwas mangelt - tja, wenn man die Nadel im Heuhaufen nur lange genug sucht, wird man sie auch finden.

Hab vor kurzem mit einem FISU geplaudert, seiner Aussage nach wird das System mittlerweile sehr gut aufgenommen, schwarze Schafe werden seltener.

Ich oute mich hier als absolutes Fangirl von dem System, sehe es als zukunftsträchtig, vor allem auch am Land, ähnlich dem BEL in St. Pölten

Ich empfinde das FISU System ebenfalls als sehr wertvolle und wichtige Bereicherung und würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen:
Es ist absolut notwendig und gut, dass es das gibt - WENN man als Mensch dazu in der Lage ist, Feedback anzunehmen und sich bewusst zu machen, worum es geht.
Es geht nämlich NICHT darum, bei einem Sani unbedingt Fehler zu finden, sondern letztendlich darum, dem Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Und wenn ich da als Sani nicht ideal gearbeitet habe, dann freue ich mich darüber, wenn man mir das sagt (solang es positiv/zielorientiert ist und nicht drum geht, jemanden zur Sau zu machen).

Ausnahmslos alle Berührungspunkte mit FISUs, die ich bisher im Rahmen der RTW Dienste hatte, waren positiv. Ich war sogar jemand, der das aktiv einforderte „Hey, kannst Du mir/uns Feedback geben?“.
Es war auch völlig egal, ob es nun Kritik gab oder nicht → Dankbar war ich in jedem Fall dafür.

Nur, weil man XYZ Ausbildung und XYZ Dienststunden hat, heißt das noch lange nicht, dass man alles richtig macht… das muss man einfach so akzeptieren.

System FISU → Top! (y)