Aufnahmespitäler Linz

In meinem Einsatzgebiet werden ca. 95% der Patienten nach Linz gefahren- egal ob Primäreisatz oder Nachkontrolle.
Trauma-Patienten kann ich entweder ins UKH oder in den Med Campus III (früher AKH) ,pädiatrische Trauma-Patienten in den MC IV (früher LFKK) fahren.
-soweit kein Problem. Der zeitliche Unterschied liegt bei unter einer Minute, somit sind alle 3 „das nächstgelegen, geeignete KH“

Habe ich jetzt einen Internistischen/neurologischen Patienten wird´s komplizierter.
Im Gegensatz zu Wien, wo die Manschaft über die LST das „nächstgelegen, geeignete KH“ anfragt, oder besser weiß (soweit mein Wissensstand über das Prozedere in Wien), gibt es in Linz ein Aufnahme-KH, welches Täglich wechselt (betrifft sowohl Ärztliche Einweisungen, als auch Primäreinsätze).
Das heißt: entweder
MC-III
BHS
BHB+ELIS
nehmen den Pat. auf, unabhängig davon, ob sie geeignet sind, der Pat. dort bereits bekannt ist oder nicht.

Wenn der MC-III Aufnahme hat, ist das auch noch kein Problem, ist ein KH mit Maximalversorgung.
Wenn BHB+ELIS Aufnahme haben, muss ich mir überlegen, wer welche Abteilungen hat- sollte auch kein Problem sein. Ist es aber, viele Kollegen (besonders die Älteren) sind noch immer der Ansicht, die Entscheidung wird mittels: Männer->BHB, Frauen-> ELIS getroffen, und nicht: neurologisch->BHB, kardiologisch->ELIS :astonished:
Wenn jetzt die BHS alleine Aufnahme haben, wirds richtig spannend:

  1. Sie sind völlig überlaufen. Sie haben nicht die Kapazitäten des MC-III und teilen sich die Aufnahme nicht mit einem anderen KH. Zu Stoßzeiten kann das dazu führen, dass auch Rettungsmannschaften 30-60min im KH verbringen bis sie den Pat. übergeben haben und wieder auf Status 6 ist. :angry:
  2. Sie haben bei weitem nicht alle Abteilungen. Zwar können sie etwa auf die Neurologie der BHB zugreifen, haben jedoch keine ernsthafte eigene Kardiologie. Führt dazu, dass ich einen Pat. mit Herzbeschwerden/Brustschmerzen in ein eigentlich ungeeignetes KH fahren muss (Ausnahme: NEF mit dabei- Diagnose STEMI, dann kann ich trotzdem die PCI der ELIS anfahren) :open_mouth:

Gibt es ein solches „Aufnahme System“ auch anderswo?
Wie genau Läuft das z.B. in Wien?
Ist ein solches System, angesichts ständig steigender Patientenzahlen, noch sinnvoll und tragbar?
Ist es um soviel billiger als andere Systeme, bei denen immer ALLE KH aufnehmen?

P.S: UKH, MC-IV und der NMC (Neuro-Med-Campus= Wagner-Jauregg) nehmen immer auf. (y)

Warum holst du dir kein NEF für Brustschmerzen? Braucht der Pat. eine PCI geht’s zu den Lieseln und sonst zu den Schwestern. Wo ist das Problem?
Gehe ich richtig der Annahme, dass du Krankenhäuser von RD-Seite kennst, aber nicht weißt was dort wirklich geleistet wird?

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NEF nachfordern ist eine Sache, ihn tatsächlich, in realistischer Zeit, zu bekommen eine andere…

Ob ich KH´s nur von RD-Seite kenne?
Jein. Bin persönlich nicht im KH tätig, habe aber viele Freunde und Bekannte in der Branche.
Ich weiß deren Arbeit überaus zu schätzen und weiß was dort wirklich geleistet wird.
Aber ich weiß auch, dass sie, genau wie wir, oft völlig überlaufen sind und das soll hier zur Diskussion stehen.

Also: Nein, du kennst KHs nicht von Innen sondern vom Hörensagen. Jeder RD-Mitarbeiter hat Freunde und Bekannte, die in KHs arbeiten, weil ja auch viele im RD tätig sind. Sudern tut natürlich auch jeder über seinen Job, weil ja soviel zu arbeiten ist. So sind wir Österreicher halt.

Ich würde es nicht als „Sudern“ bezeichnen, wenn ein SEW bis zu 60min im KH verbringt bis er wieder einsatzbereit ist, sondern als gravierenden Systemfehler.
Und da sehe ich weniger die KH´s in der Schuld, das Personal erst recht nicht, sondern ausschließlich die Politik.

Daher die eigentliche Fragestellung dieses Themas nochmal:
Wie sieht es anderorts aus?

Ich weiß in Wien relativ genau was ein Spital kann und was nicht. Im Fahrzeug haben wir ein Computer Terminal in dem wir die freien Spitalsbetten abrufen können (Intern M, Intern W, Unfall Allgemein, Unfall Schenkelhals, Gyn, HNO, Augen, etc). Für manche Betten (Stroke, Überwachung, Intensiv, Verbrennung, Schockraum) muss man den „Bettenmann“ in der Leitstelle anrufen.

Seit ein paar Monaten gibt es die „Pulkregelung“ für internistische Patienten - die ist ein bisschen kompliziert:

Jedes Spital hat ein bestimmtes Bettenkontingent, daneben gibt es ein Stundenmaximum. Das Bettenkontingent gilt für 24h, außer es alles voll, dann gilt wieder §1 (wenn alle zu sind sind alle offen) und alles ist auf 0 gestellt. Das Stundenmaximum beginnt mit der ersten Buchung und endet nach 60 Minuten oder wenn alle Betten vergeben sind. Das bedeutet, wenn zwischen 0:00 und 0:20 keine Buchung kommt, dann geht die erste Stunde von 0:20 bis 1:20. Die Stundenmaxima sind realtiv mager, zb das Willi hat derzeit 6, das DSP 4 und das AKH 2.

Daneben gibt es aber auch Stammpatienten (die zb grade ne Chemo haben) und die 72h Regelung (72h nach Entlassung aus stationärer Betreuung kommen sie jedenfalls wieder dorthin zurück wo sie waren, egal was dort grade los ist).

Diese Regelung führt dazu, dass man manchmal quer durch Wien fährt, weil es einfach keine Möglichkeit gibt ein anderes Bett zu bekommen bis ne neue Stunde angefangen hat. Ist dann halt einfach Pech.

Zur Wartezeit: Kommt drauf an: kritische Patienten werden sowieso avisiert und haben keine Wartezeit (unabhängig ob RTW solo oder mit NEF). Ansonsten geht es der Reihe nach, manchmal wartet man dann eben auch eine halbe Stunde. Mich stört das eigentlich nicht, wenn es ganz schlimm ist ruft man bei der Leitstelle an und der Diensthabende in der Ambulanz bekommt dann (evenutell) einen bösen Anruf (eber eher nur wenn sich die 70er RTW stauen :wink: ).

Vor der Pulkregelung war es teilweise arg, da haben sich durchaus 5-8 Rettungen zb im Willi gestaut, da hat man dann auch ne Stunde gewartet. Aber das ist ja logisch, jeder Patient muss triagiert und administriert werden.

In Wien sind die Wartezeiten außerdem egal, die RTW fahren dann halt Kreuz und Quer. Also man fährt so oder so quer durch Wien.

Aus Nö kenne ich es nur so, dass man die Patienten halt in „sein“ Spital bringt, dort geht es dann nach der Reihe. Von wirklich langen Wartezeiten hab ich noch ne gehört. Zentrale Aufnahmebereiche sind dort eh auch schon länger im kommen. Da seh ich kein gröberes Problem - die Leitstelle ist ja eigentlich auch recht gut. Die haben das schon im Griff!

In Niedrösterreich ist es tatsächlich oft sehr simpel. „unkomplzierte“ internistische und traumatologische Notfälle werden von allen Landeskrankenhäusern (jeweils eins pro Bezirk) aufgenommen. Benötigt man Fachabteilungen oder hat man was Gröberes abzuliefern, wird es schon anstrengender. Verdacht auf STEMI zB muss ein Schwerpunktkrankenaus mit Herzkathederlabor angefahren werden. Das gibt es in (bin mir nicht sicher) Krems, St. Pölten, Amstetten, Wiener Neustadt und Mistelbach. Ein paar davon machen am Abend zu (zB Krems) was dann eine erhebliche Erhöhung der Transportzeiten zur Folge hat (nördliches Waldviertel → St. Pölten). Das gilt immer auch für Augen, HNO, plastische Chirurgie, Neurochirurgie, etc.
Ist man im Zentralraum St. Pölten tätig, ist man bezüglich Zielspital tatsächlich im gelobten Land, weil jeder Patient ungeschaut sofort ins Uniklinikum (ja tatsächlich…).
Im Wiener Umland gilt dann entweder nach St. Pölten, oder Richtung Wien mit den oben genannten Modalitäten.

Stimmt nicht ganz - Amstetten gibt’s nicht, dafür Waidhofen/Ybbs. Wr. Neustadt ist ein Spezialfall - die teilen sich die Angio tageweise mit Mödling und Eisenstadt.

Aktuell würden lt. ESAPP in NÖ nur St.Pölten und Waidhofen + Eisenstadt aufnehmen können - das sind aus manchen Gegenden schon gewaltige Wege, für die außer bei sehr akuten Fällen aber meist der SNAW nach Grundversorgung im Stamm-KH ausrückt und transferiert.

Zu den STEMIs: Die aktuellen Guidelines empfehlen eine Door to Balloon Time von <90min (und eine Door to EKG Time von <10min, gilt imho auch für die Präklinik). Dazu gibt es auch tolle Studien, auch sehr aktuelle (vgl. ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27142567 - Impact of pre-hospital electrocardiograms on time to treatment and one year outcome in a rural regional ST-segment elevation myocardial infarction network. - Catheter & Cardiovascular Internvention, Mai 2016 (Volltext hätte ich bei der Hand)).

Dabei ist die Conclusio, dass ein präklinisches EKG und ein direktes zufahren zur PCI die „Door to Baloo time“ und in Summe auch das 1-Jahres Überleben verbessert (Natürlich mit paar Einschränkungen aufgrund des Studiendesigns, schreiben die Autoren eh selber auch).

Man könnte also meinen, man soll auch in NÖ als RTW direkt zur PCI fahren und nicht ins nächste Haus.

Ich sehe das kritisch, weil man muss schon den Unterschied sehen: Ein Brustschmerz-Patient wird in den USA mit hoher Wahrscheinlichkeit eine leitliniengerechte Therapie incl Schmerztherapie bekommen (Die eine Studie sagt dazu nur, dass die beiden verglichenen Gruppen gleich behandelt wurden, mit der Ausnahme, dass die „pre-hospital-ecg“ Gruppe früher Clopidogrel bekommen hat und Antikoagulation (nehme an sie nehmen ebenfalls Heparin) erst später).

Man kann also nicht unbedingt den Patienten der vom Nö-RTW mit RS die nix dürfen und den Patienten der vom RTW mit Paramedics die schon was dürfen vergleichen.

Am besten wäre sicherlich frühzeitige Telemetrie, das sofortige organisieren eines Sekundärtransportes und das primäre anfahren des nächsten Krankenhauses zur Erstversorgung (bei langen Transportwegen). Wenn man nämlich irgendwo in der Pampa ist, erstmal 20 min auf das NEF wartet, dann wieder 15min in ein KH fährt und dann amal ein SNAW bestellt wird der von St.Pölten ins W4tel fährt…ja dann schaut es sicherlich schlechter aus mit den Patienten.

P.S. Die AHA empfiehlt für den Interventionisten mindestens 75 Eingriffe im Jahr (davon 11 akut) und für das Spital mindestens 200 Eingriffe davon 36 akut. In Waidhofen hätte ich Angst (siehe auch: healthquanti.bplaced.net/wordpress/?p=2503) - die Kratzen glaub ich an den 200 Eingriffen/Jahr.

super Studie, danke zeillerkommentar!

zwei ergänzungen von meiner seite:
bitte nicht vergessen, dass es neben der pPCI auch laut aktuellsten guidelines noch eine zweite therapieoption für den STEMI gibt: die systemische lyse.
und diese ist vorzuziehen, wenn die geforderten zeiten für die pci nicht eingehalten werden können. das wäre für NÖ also sehr oft die richtige Option.

die 11 akut PCIs pro interventionist pro jahr erscheinen mir überraschend wenig. das schafft ein interventionist in wien in 1-2 akut-coro-diensten.

Ob für den Herzkatheter in Waidhofen an der Ybbs der richtige Standort gewählt wurde, darüber kann man sicher diskutieren. Pro und Contra werden sich hier die Waage halten. Das man in Waidhofen deswegen Angst haben muss ist völliger Schwachsinn. In Waidhofen sind u.A. einige der erfahrendsten Interventionisten des gesamten Landes tätig. Mit deren Erfahrungsschatz können z.T. größere Zentren nicht mithalten. Davon profitieren nicht nur Patienten, sondern auch angehende Kardiologen, die witzigerweise von den Uni Kliniken nach Waidhofen geschickt werden um dort zu lernen und sich weiterzubilden. Das steht interessanterweise nie in den einschlägigen Artikeln und Taferln von „Gesundheitsökonomen“.
Das an einem neuen PTCI Standort die Herz-Kreislauf Sterblichkeit um einiges ansteigt ist wohl klar !..nun wer beim Lesen des Artikels vielleicht etwas nachdenkt und nicht nur blind auf eine Tabelle schaut kommt vielleicht selbst dahinter warum das eigentlich völlig logisch ist. :unamused: Nicht jeder Patient überlebt eben einen akuten Infarkt der vorher vielleicht garnicht in diesem Krankenhaus aufgenommen worden wäre und nun eben in der Statistik aufscheint.
Ja, auch Komplikationen gibt´s in einem Herzkatheterlabor. Das ist so. In Waidhofen genauso wie in St. Pölten, Krems, Graz, Wien, Linz, Horn,… etc… Das Argument, dass in den großen Kliniken schwerwiegende Komplikationen ohne langen, komplizierten Transport sofort durch die Herzchirurgie behandelt werden können kann man vielleicht gelten lassen impliziert wiederum, dass in Niederösterreich somit nur ein einziger Herzkatheter seine Berechtigung hätte : Nämlich in St. Pölten. Na Halleluja, den Aufschrei der St. Pöltner würde man noch am Nordpol hören.
Die Alternative für die Versorgung des Mostviertels + angrenzend Steiermark+angrenzend Oberösterreich wäre Amstetten gewesen. Da gab´s aber keinen interventionellen Kardiologen der ein solches Labor aufbauen hätte können. Dort ist man schon am Aufbau einer Urologie kläglich gescheitert. (Personalbedingt) . Die Alternative Steyr in Oberösterreich spielte für NÖ keine Rolle, das liegt in einem anderen (fremdes :laughing: ) Land, mit denen spricht man grundsätzlich nicht… :astonished:

Sorry, aber das quantitative Argument kannst du nicht entkräften!

Na, schau ma mal… bevor ich hier falsche Zahlen schreibe werd ich mich nochmal direkt an der Quelle erkundigen, aber die 200/jahr stimmen mal schon sicher nicht.

So: Die Anzahl der durchgeführten Behandlungen liegt in Waidhofen/Ybbs zw. 1500 u. 2000/Jahr. Das inkludiert alle Interventionen (Dehnungen, Stents, Rotablationen, Klappensprengungen etc,…)
Die Anzahl der akuten Interventionen kann ich nä. Woche herausfinden. Mehr als die geforderten sinds bestimmt.

2000/jahr sind 10 pro arbeitstag, das kommt mir recht viel vor für einen tisch. da würds ja de facto keine rein diagnostischen katheter dort geben…
sind das cases, oder zählen da 3 stents hintereinander als 3 Interventionen? (oder gar 6, wenn auch gedehnt wurde)

Katheterlabor Waidhofen/Ybbs :
z.b. 2014
Gesamt 1207 Untersuchungen
davon 408 mit Intervention (Dilatation, Stent -wobei die Anzahl der Stents nicht in die Gesamtsumme fließt) und 138 akute Interventionen.
2015 ein ähnliches Bild mit GesamtAnzahl von 1338
2016 steht man momentan bei 750.

Anm.: Das Herzkatheterlabor ist im 12h Betrieb.