Turnusarzt und Sanitäter

Hallo zusammen:
Weiß jemand von euch ob es von Ärztekammer oder sonst wo eine Publikation zu Turnusärzten als Sanitäter gibt?

Gibt es den ^Turnusarzt^ überhaupt noch so?

Jap: Per Gesetz ist jeder Arzt in Ausbildung (Assisstenzarzt) ein Turnusarzt
Praktische Bezeichnung: Turnusarzt ist ein Arzt in Ausbildung zum Allgemeinmediziner

ich dachte es sind nur noch die ärzte in der grundausbildung die turnusärzte?

Bei diesem Beispiel, hat der turnusarzt das jus pracdicandi oder nicht?
Davon hängt ab was er darf bzw. Was er nicht darf.

Ich glaube dass dieser Thread sehr ähnlich ist wie: viewtopic.php?f=39&t=474

Hat er nicht, sonst könnte er ja schon als Notarzt fahren und dann gibts auch kein Problem :slight_smile:

Variante (juridicum lässt grüßen): wie ist es dann mit den assistenzärzten die jetzt ab dem zweiten jahr notarzt fahren? dürfen die dann beides?

Du bist nur ausgenommen von der Aufsichtspflicht wenn du in einem der Klinik angeshlossenen Notarztsystem fährst.

halmich.at/wp/wp-content/up … dienst.pdf

Das ist von 2013. Weiß nicht ob das noch aktuell ist.

Wenn er es noch nicht hat dann darf er nur die Tätigkeiten laut SanG durchführen.

Jein. Mit 1. Juli tritt eine Novelle des ÄrzteG in Kraft, nach welchen auch Turnusärzte unter bestimmten Bedingungen notärztliche Tätigkeiten ohne direkte Aufsicht ausüben dürfen (allerdings sind es dann keine Notärzte, wobei sie allerdings während ihrer Tätigkeit als solche zu kennzeichnen sind). Siehe BGBl. I Nr. 20/2019.

Sie sind keine Notärzte aber als solche zu kennzeichnen? Verstehe ich nicht und finde ich absoluten Unsinn. Überhaupt das Turnusärzte als Notärzte arbeiten dürfen. Ich brauche einen hochqualifizierten Notfallmediziner und keinen Studenten am Einsatzort.

Naja der Turnusarzt hat auch die NA Ausbildung genossen und hat mindestens 33 Monate Innerklinische Erfahrung + Kompetenzkatalog zu erfüllen.
Der ist sicher weit weg von einem frischen Studenten

Die Notarztausbildung ist mehr eine Fortbildung. Die 33 Monate hab ich vergessen, muss ich zugeben, muss man schauen wie sich das bewährt.
Ich denke in Wien wird sich das nicht durchsetzen.
Und wie ist das mit der Uniformkennzeichnung?

Ich denke mal Wien ist jetzt nicht die Gegend wo dies primär wichtig ist, aber in Gegenden wo das nef bis zu 90 Minuten braucht dort wäre dies interessant.

Ich finde, dass durch die neue Regelung eher Ärzte ausgewählt werden, die regelmässig Kontakt mit Notfallpatienten zu haben und das auch entsprechend dokumentiert haben.
Der Kompetenzenkatalog (Mindestanzahl an Intubationen (glaube 50), versorgten kritschen Patienten, etc.) zielt aus meiner Sicht hauptlich auf Anästhesisten ab, was für mich eher eine gute Sache ist.
Ich hoffe, dass die Möglichkeit hauptsächlich von motivierten Jungärzten genutzt wird, deren Ziel es schon länger ist als Notarzt zu arbeiten. Alleine in meinem Umfeld sind einige Assistenzärte, die früher als NFS(/NKV/NKI) RTW gefahren sind, als Lehrsanis tätig waren etc. Bei denen würde ich mich wohler fühlen im Einsatz als bei vielen altgedienten Notärzten, die nur Dienst nach Vorschrift und Mindestmaß erfüllen.

EDIT: Habe jetzt nochmal im Gesetzesblatt nachgeschaut und es ist doch keine Mindestanzahl an Intubationen vorgegeben. Das ist glaube ich eine interne Richtlinie vom AKH, wenn ich mich nicht irre.

Die gibts als Verordnung, aber ist definitiv für alle verpflichtend.

https://www.youtube.com/watch?v=d2z2g84IKRQ

Einmal alles von Dr. Prause von der AGN zusammengefasst, der dürfte da recht stark involviert gewesen sein.

Um hier die Verwirrung der letzten Beiträge etwas zu entwirren…

Die hier diskutierten Themen betreffen keine Turnusärzte - die gibt es - so wie wir sie bisher verstanden haben - in der (gar nicht mehr so) neuen Ärzteausbildung nämlich nicht mehr.

Jetziger Werdegang (verkürzt dargestellt): Studium → klinisch praktisches Jahr (KPJ, ein Jahr) → common trunk (9 Monate, gemeinsame Basisausbildung) → Facharztausbildung (entweder für Allgemeinmedizin oder spezielles Fach).

Bisher durfte jeder Arzt nach Abschluss von Turnus + Notarztkurs als Notarzt tätig werden, weil mit Abschluss des Turnus das ius practicandi (Recht zur selbstständigen Berufsausübung) erlangt hat.

In der neuen Ausbildungsordnung - so wie sie ursprünglich gedacht war - hat man das ius practicandi erst nach Abschluss des Facharztes. Was z.b. bedeutet, dass auch Assistenzärzte für Anästhesie in ihrer Ausbildung keinen einzigen NEF/NAW-Dienst alleine machen dürfen, weil sie kein ius haben.

Mit der neuen Regelung wird dieses Problem quasi wieder rückgängig gemacht. D.h. wer genug Zeit in der Ausbildung verbracht hat (common trunk + Teil der Facharztausbildung), den Notarztkurs hat und skills nachweisen kann (das gab es bisher nicht!) darf Notarzt fahren - auch wenn er rechtlich keiner ist, weil er kein Recht zur selbstständigen Berufsausübung hat. Damit sind diese jungen Notärzte sicher um nichts schlechter (eher besser) als die KollegInnen die bisher gleich nach dem Turnus am NEF gelandet sind.

lg

Das hat durchaus seinen Sinn, vom berufsrechtlichen Standpunkt. Im Prinzip bedeutet das, dass man nicht freiberuflich als Notarzt tätig werden kann. In der Praxis hat es bei einem Einsatz ob jemand tatsächlich die Bezeichnung Notarzt führen darf, oder nur dessen Funktion ausübt und somit als solcher zu kennzeichnen ist.

Ein Turnusarzt ist kein Student (der Humanmedizin). Die Voraussetzungen, dass ein Turnusarzt notärztliche Tätigkeiten ausüben darf, sind in Summe deutlich fordernder als es bisher im Ius-practicandi+Notarztkurs-System war. Bedenke bitte auch, die bisherigen Allgemeinmediziner-Notärzte in der Form kommen nicht mehr nach, aufgrund der Umstrukturierung des Ärzteausbildung. Das hat ja erst die Notwendigkeit eines solchen Systembruchs geschaffen. Es war dann schon irgendwie schwer einzusehen, warum Assistenzärzte Dienste auf Intensivstationen machen, aber nicht Notarzt fahren dürfen, weil sie in’s "neue System fallen. Dass das AKH Wien dann mit 2 NEFs plötzlich auch vor der Herausforderung stand, 2 Diensträder aus dem Boden zu stampfen, diese aber kaum mit Assistenten bespielen konnten (der Allgemeinmediziner-Anteil unter den Assistenzärzten war/ist relativ gering) Das hat sicher auch einiges an Motivation an entscheidenden Stellen beigetragen.

Generell muss ich sagen dass die Revision der Notarztausbildung (nicht nur was die Turnusärzte betrifft) durchaus theoretisch interessant klingt, ich bin gespannt wie das in der Praxis funktionieren wird. Als Patient muss man sich, denke ich, definitiv nicht mehr fürchten als vorher.